Lieferantenmanagement

Unser Anspruch ist es, mit einer professionellen Einkaufsorganisation Wettbewerbsvorteile für BASF zu sichern. Unsere Lieferanten sind ein wichtiger Teil unserer Wertschöpfungskette. Gemeinsam mit ihnen wollen wir Wert schaffen und Risiken minimieren.

Die Grafik stellt die verschiedenen Stationen entlang der Wertschöpfungskette dar. Das jeweils dunkelblau hervorgehobene Feld zeigt an, welche Station im jeweiligen Kapitel thematisiert wird. (hier: Lieferanten) (Grafik)

Strategie

  • Nachhaltigkeitsorientiertes Management der Lieferkette
  • Neues Ziel zur Nachhaltigkeitsbewertung des relevanten Einkaufsvolumens

Neben einer zuverlässigen Versorgung mit Rohstoffen, technischen Gütern und Dienstleistungen zu wettbewerbsfähigen Preisen steht die gemeinsame Wertschöpfung im Vordergrund unserer Zusammenarbeit mit Lieferanten. Wir arbeiten offen und transparent zusammen, um langfristig Vorteile für beide Seiten zu generieren. Damit schaffen wir einen Mehrwert, der über die reine Beschaffung hinausgeht, indem wir beispielsweise mit unseren Lieferanten Lösungen entwickeln, um auf marktspezifische Anforderungen der Kunden einzugehen. Mit unserem nachhaltigkeitsorientierten Management der Lieferkette tragen wir zum Risikomanagement bei, indem wir bei unseren Lieferanten Klarheit über unsere Erwartungen und Standards schaffen und sie bei der Umsetzung unserer Anforderungen unterstützen. Wir setzen auf verlässliche Lieferbeziehungen und wollen den Beitrag unserer Lieferanten zur nachhaltigen Entwicklung für uns transparent machen. Daher haben wir uns das Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2020 die Nachhaltigkeitsleistung von 70 % der relevanten Lieferanten 1 der BASF-Gruppe zu bewerten und Aktionspläne bei Verbesserungsbedarf zu entwickeln. Der Anteil der bewerteten relevanten Lieferanten lag Ende 2018 bei 60 %. Aufgrund des Umfangs unseres Lieferantenportfolios erfolgt die Bewertung unserer Lieferanten risikobasiert und beinhaltet sowohl Länder- als auch industriespezifische Risiken.

Im Jahr 2018 haben wir im Rahmen der weiterentwickelten Unternehmensstrategie beschlossen, uns in Zukunft noch stärker auf die Verbesserung der Nachhaltigkeitsleistung entlang der Lieferkette zu konzentrieren. Dafür haben wir unsere Nachhaltigkeitsbewertung relevanter Lieferanten in ein neues Ziel zur Steigerung der Nachhaltigkeitsleistung im Einkauf integriert und ausgeweitet: Bis 2025 wollen wir 90 % des relevanten Einkaufsvolumens 2 der BASF-Gruppe hinsichtlich Nachhaltigkeit bewertet haben und bei Verbesserungsbedarf Aktionspläne entwickeln. Wir werden darauf hinwirken, dass 80 % der Lieferanten ihre Nachhaltigkeitsleistung bei einer Folgebewertung verbessert haben.

1 Als relevante Lieferanten definieren wir solche Tier-1-Lieferanten, bei denen wir mithilfe unserer Risikomatrizen sowie durch Einschätzungen unserer Einkäufer ein hohes Nachhaltigkeitsrisiko identifiziert haben. Zudem nutzen wir zur Identifikation relevanter Lieferanten weitere Informationsquellen, wie zum Beispiel Bewertungen von „Together for Sustainability“ (TfS), einer Gemeinschaftsinitiative von Chemieunternehmen für nachhaltige Lieferketten.

2 Unter relevantem Einkaufsvolumen verstehen wir das Einkaufsvolumen, das wir mit den als relevant definierten Lieferanten umsetzen.

Weltweiter Einkauf

Unsere über 70.000 Tier-1-Lieferanten leisten einen erheblichen Beitrag zur Wertschöpfung in unserem Unternehmen. Wir arbeiten weltweit mit Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen langfristig und partnerschaftlich zusammen. Sie beliefern uns mit wichtigen Rohstoffen, Chemikalien, Investitionsgütern sowie Verbrauchsmaterialien, erbringen eine Vielzahl von Dienstleistungen und sind Innovationspartner. Insgesamt hat BASF im Jahr 2018 Rohstoffe, Güter oder Dienstleistungen für die eigene Produktion im Wert von circa 38,5 Milliarden € bezogen. Im Jahr 2018 ergaben sich bezüglich unserer Lieferantenstruktur keine wesentlichen Änderungen.

Erwartungen an unsere Lieferanten

  • Globaler Verhaltenskodex für Lieferanten

Bei der Auswahl unserer Lieferanten sowie der Beurteilung neuer und bestehender Lieferbeziehungen sind für uns neben wirtschaftlichen Kriterien auch Umwelt-, Sozial- und Corporate-Governance-Standards relevant. Unser Verhaltenskodex für Lieferanten basiert auf international anerkannten Richtlinien, wie den Prinzipien des UN Global Compact, den UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte, den Konventionen der internationalen Arbeitsorganisation (ILO) sowie den Themenfeldern der Responsible-Care-Initiative. Der Verhaltenskodex umfasst die Einhaltung von Menschenrechten, Arbeits- und Sozialstandards sowie Antidiskriminierungs- und Antikorruptionsvorgaben und den Schutz der Umwelt. Im Jahr 2018 haben wir unseren Verhaltenskodex für Lieferanten aufgrund gestiegener Anforderungen überarbeitet und an neue Entwicklungen hinsichtlich der UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte sowie der internationalen Arbeitsorganisation angepasst. Wir haben Themen wie moderne Sklaverei sowie Menschenhandel aufgenommen und fordern von unseren Lieferanten die Umsetzung eines Beschwerdemechanismus für deren Mitarbeiter und Stakeholder. Aufgenommen haben wir auch den Verweis auf unseren eigenen Beschwerdemechanismus in Form unserer Compliance-Hotline, an die sich unsere Lieferanten sowie deren Mitarbeiter bei Fragen oder Beschwerden wenden können. Wir informieren unsere bestehenden Lieferanten über den angepassten Kodex.

Im Jahr 2018 haben wir mit der schrittweisen Einführung eines neuen Registrierungsportals für Lieferanten begonnen, in dem unser Verhaltenskodex bereits integriert ist. Damit müssen sich die Lieferanten schon bei der Registrierung zu dessen Werten bekennen. Dies haben im Jahr 2018 4.866 Lieferanten gemacht und sich so registriert. Grundlage unseres Auswahlverfahrens für neue Lieferanten ist eine länderbasierte Risikoanalyse. Aufgrund der identifizierten Länderrisiken haben wir im Jahr 2018 Lieferanten insbesondere in Südamerika und Asien gezielt dazu aufgefordert, sich zu den Werten unseres Verhaltenskodex zu bekennen. Nur die Unternehmen, die sich zu unserem Verhaltenskodex bekannt haben, wurden auch als neue Lieferanten aufgenommen.

Schulungen und Zusammenarbeit

Unsere Kooperationen zur Schulung von Lieferanten zu Nachhaltigkeitsstandards haben wir 2018 in relevanten Beschaffungsmärkten wie zum Beispiel China fortgeführt. So wurden im Rahmen einer lokalen Kooperation mit der East China University of Science and Technology in Schanghai im Jahr 2018 116 Lieferanten weitergebildet. Zudem haben wir 962 BASF-Mitarbeiter zum Thema nachhaltigkeitsorientiertes Lieferantenmanagement und verantwortungsvolle Beschaffung geschult. Mögliche Risiken in der Lieferkette können so gemeinsam mit unseren Lieferanten identifiziert und minimiert werden.

BASF ist eines von elf Gründungsmitgliedern der vom deutschen Nachhaltigkeitsnetzwerk econsense und dem Wittenberg-Zentrum für Globale Ethik (WZGE) gestarteten „Initiative der Deutschen Wirtschaft für nachhaltige Wertschöpfungsketten“. Im Rahmen dieser Initiative unterstützen wir unsere Lieferanten beispielsweise mit Schulungen dabei, ihre Nachhaltigkeitsleistung zu verbessern. Erste Lieferantentrainings der Initiative fanden 2018 in China und Mexiko statt.

In Brasilien arbeiten wir mit der Nichtregierungsorganisation Integrare zusammen, die sich für Vielfalt in der Lieferkette einsetzt. Integrare unterstützt kleine und mittlere Unternehmen, die von Menschen mit Behinderung oder gesellschaftlich benachteiligten Minderheiten geführt werden. Dabei werden unter anderem spezielle Schulungen angeboten und Kooperationen mit großen Unternehmen gezielt gefördert.

Bewertung unserer Lieferanten

  • Initiative „Together for Sustainability“ zur Vereinheit- lichung von Lieferantenbewertungen und -audits

BASF ist Gründungsmitglied der Initiative führender Chemieunternehmen „Together for Sustainability“ (TfS) zur weltweiten Vereinheitlichung von Bewertungen und Audits von Lieferanten. Mithilfe von TfS fördern wir Nachhaltigkeit in der Lieferkette. Ziel der Initiative ist die Entwicklung und Umsetzung eines globalen Programms zur verantwortungsvollen Beschaffung von Gütern und Leistungen sowie zur Verbesserung der Umwelt- und Sozialstandards bei Lieferanten. Der Bewertungsprozess wird durch einen global einheitlichen Fragenkatalog vereinfacht – sowohl für Lieferanten als auch für TfS-Mitgliedsunternehmen. Die 22 Mitglieder der Initiative haben 2018 insgesamt 3.767 Nachhaltigkeitsbewertungen – darunter sowohl Erst- als auch Folgebewertungen – und 358 Audits durchgeführt. Bei einem Lieferantentraining in Schanghai wurden 2018 im Rahmen der TfS-Initiative mehr als 200 Lieferanten zum Thema Nachhaltigkeit geschult. Im September 2018 wurde die Initiative vom globalen „Chartered Institute of Procurement Supply“ als „Best Third-Sector/Non-for-Profit Procurement Project“ ausgezeichnet.

Mit der TfS-Bewertung verfolgen wir einen risikoorientierten Ansatz mit klar definierten BASF-spezifischen Folgeprozessen. Im Jahr 2018 wurden insgesamt 100 Standorte von Rohstofflieferanten zu Nachhaltigkeitsstandards auditiert, und von 546 Lieferanten haben wir eine Nachhaltigkeitsbewertung durch einen externen Dienstleister erhalten. Wir unterstützen Lieferanten, bei denen wir Verbesserungsbedarf feststellen, bei der Erarbeitung von Maßnahmen, um unsere Standards zu erfüllen. Nach einem definierten Zeitraster, das sich an dem bewerteten Nachhaltigkeitsrisiko orientiert, führen wir eine erneute Überprüfung durch. Waren die gefundenen Schwächen besonders schwerwiegend und können wir keine Verbesserung feststellen, behalten wir uns vor, die Zusammenarbeit zu beenden. Im Jahr 2018 geschah dies in keinem Fall. Wir bewerten die Lieferanten mit einem hohen Nachhaltigkeitsrisiko nach diesem Ansatz mindestens alle fünf Jahre. Den Ansatz selbst überprüfen wir regelmäßig auf mögliche Optimierungen.

Ergebnis der Prüfungen

Bei den über die vergangenen Jahre durchgeführten Prüfungen haben wir in den Bereichen Umwelt, Soziales und Corporate Governance Abweichungen identifiziert. Dazu gehörten beispielsweise der Umgang mit Abfällen und Abwässern sowie Abweichungen in den Bereichen Arbeitssicherheit, Arbeitszeit und Mindestlohn. Bei Folgeüberprüfungen im Jahr 2018 konnten wir in allen Bereichen Verbesserungen feststellen. Kinderarbeit haben wir in keiner unserer Prüfungen 2018 festgestellt. Personen unter 18 Jahren waren bei den von uns überprüften Lieferanten von Überstunden und gefährlichen Arbeiten ausgenommen. Fälle von Zwangsarbeit wurden 2018 in keinem Audit festgestellt.

Bei dem Platinlieferanten Lonmin Plc, London/Großbritannien, hat BASF im Kontext der Ereignisse in Marikana/Südafrika 3 eine sorgfältige Bewertung der Sachverhalte vorgenommen. Wir haben den regelmäßigen Austausch sowohl mit Lonmin als auch mit Stakeholdern vor Ort, wie führenden Industrie- und Menschenrechtsvertretern, im Jahr 2018 fortgeführt. Thema des Dialogs mit Lonmin war unter anderem das Ergebnis des Folgeaudits, das wir von einer international anerkannten Auditierungsgesellschaft im Jahr 2017 haben durchführen lassen. Bei diesem Audit wurden neben positiven Ergebnissen in mehreren Bereichen, wie beispielsweise den Arbeitsstandards, auch einige Lücken identifiziert, wie zum Beispiel die fehlende Implementierung eines lokalen und anonymen Beschwerdemechanismus. Diesen hat Lonmin im Jahr 2018 eingeführt. Wir werden den Auditprozess weiterhin nachverfolgen und den Dialog mit Lonmin fortführen. BASF hat 2018 eine aktive Rolle bei der Gründung einer Sektor-Initiative durch mehrere edelmetallverarbeitende Unternehmen eingenommen. Diese hat das Ziel, die Situation im südafrikanischen Platingürtel dauerhaft zu verbessern und Herausforderungen gemeinsam anzugehen.

3 Im Jahr 2012 endete ein länger andauernder Streik in einer Mine von Lonmin Plc, London/Großbritannien, in Marikana/Südafrika in einer gewaltsamen Auseinandersetzung zwischen Minenarbeitern und der bewaffneten südafrikanischen Polizei. Dabei kamen auch Mitarbeiter des Platinlieferanten Lonmin zu Tode. Mehr zur Lieferantenbeziehung mit Lonmin finden Sie unter basf.com/bewertungen-lonmin.