Lieferantenmanagement

Unser Anspruch ist es, mit einer professionellen Einkaufsorganisation Wettbewerbsvorteile für BASF zu sichern. Unsere Lieferanten sind ein wichtiger Teil unserer Wertschöpfungskette. Gemeinsam mit ihnen wollen wir Wert schaffen und Risiken minimieren.

Die Grafik stellt die verschiedenen Stationen entlang der Wertschöpfungskette dar. Das jeweils hellblau hervorgehobene Feld zeigt an, welche Station im jeweiligen Kapitel thematisiert wird. (hier: Lieferanten) (Grafik)

Strategie

  • Nachhaltigkeitsorientiertes Management der Lieferkette
  • Neue Ziele zur Nachhaltigkeitsbewertung des relevanten Einkaufsvolumens

Neben einer zuverlässigen Versorgung mit Rohstoffen, technischen Gütern und Dienstleistungen zu wettbewerbsfähigen Preisen steht die gemeinsame Wertschöpfung im Vordergrund unserer Zusammenarbeit mit Lieferanten 1. Wir arbeiten offen und transparent zusammen, um langfristig Vorteile für beide Seiten zu generieren. Damit schaffen wir einen Mehrwert, der über die reine Beschaffung hinausgeht. Wir entwickeln mit unseren Lieferanten Lösungen, um beispielsweise auf marktspezifische Anforderungen unserer Kunden einzugehen. Mit unserem nachhaltigkeitsorientierten Management der Lieferkette tragen wir zum Risikomanagement bei, indem wir bei unseren Lieferanten Klarheit über unsere Erwartungen und Standards schaffen und sie bei der Umsetzung unserer Anforderungen unterstützen. Wir setzen auf verlässliche Lieferbeziehungen und wollen den Beitrag unserer Lieferanten zur nachhaltigen Entwicklung für uns transparent machen.

Aufgrund des Umfangs unseres Lieferantenportfolios erfolgt die Bewertung unserer Lieferanten risikobasiert und beinhaltet sowohl Länder- als auch industriespezifische Risiken. Wir treiben Nachhaltigkeit in der Lieferkette aktiv voran und haben uns dafür ambitionierte Ziele gesetzt: Bis 2025 wollen wir 90 % des relevanten Einkaufsvolumens 2 der BASF-Gruppe hinsichtlich Nachhaltigkeit bewertet haben und bei Verbesserungsbedarf Aktionspläne entwickeln. Wir werden darauf hinwirken, dass 80 % der Lieferanten ihre Nachhaltigkeitsleistung bei einer Folgebewertung verbessert haben. 2019 waren 81 % des relevanten Einkaufsvolumens bewertet. Von den 2019 wiederbewerteten Lieferanten haben sich 52 % verbessert. Die globalen Ziele sind in den Zielen der für den Einkauf Verantwortlichen verankert.

1 BASF betrachtet alle direkten Zulieferer, die im jeweiligen Geschäftsjahr Leistungen für die BASF-Gruppe erbringen, als ihre Tier-1-Lieferanten. Das sind Lieferanten, die uns mit Rohstoffen, Investitionsgütern, Verbrauchsmaterialien sowie Dienstleistungen beliefern. Als Lieferanten kommen natürliche Personen, Unternehmen oder juristische Personen des öffentlichen Rechts in Frage.

2 Unter relevantem Einkaufsvolumen verstehen wir das Einkaufsvolumen, das wir mit den als relevant definierten Lieferanten umsetzen. Als solche definieren wir Tier-1-Lieferanten, bei denen wir mithilfe unserer Risikomatrizen sowie durch Einschätzungen unserer Einkäufer ein hohes Nachhaltigkeitsrisiko identifiziert haben. Zudem nutzen wir zur Identifikation relevanter Lieferanten weitere Informationsquellen, wie zum Beispiel Bewertungen von „Together for Sustainability“ (TfS), einer Gemeinschaftsinitiative von Chemieunternehmen für nachhaltige Lieferketten.

Ziel 2025

Anteil des hinsichtlich Nachhaltigkeit bewerteten relevanten Einkaufsvolumens der BASF-Gruppe

90 %

Ziel 2025

Anteil der Lieferanten, die ihre Nachhaltigkeitsleistung bei einer Folgebewertung verbessert haben

80 %

Weltweiter Einkauf

Unsere über 75.000 Tier-1-Lieferanten leisten einen erheblichen Beitrag zur Wertschöpfung in unserem Unternehmen. Wir arbeiten weltweit mit Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen langfristig und partnerschaftlich zusammen. Sie beliefern uns mit Rohstoffen, Chemikalien, Investitionsgütern sowie Verbrauchsmaterialien, erbringen eine Vielzahl von Dienstleistungen und sind Innovationspartner. Im Jahr 2019 haben wir Rohstoffe, Güter oder Dienstleistungen für die eigene Produktion im Wert von circa 34,5 Milliarden € bezogen. Es ergaben sich bezüglich unserer Lieferantenstruktur keine wesentlichen Änderungen.

Erwartungen an unsere Lieferanten

  • Globaler Verhaltenskodex für Lieferanten

Bei der Auswahl unserer Lieferanten sowie der Beurteilung neuer und bestehender Lieferbeziehungen sind für uns neben wirtschaftlichen Kriterien auch Umwelt-, Sozial- und Corporate-Governance-Standards relevant. Unser Verhaltenskodex für Lieferanten basiert auf international anerkannten Richtlinien, wie den Prinzipien des UN Global Compact, den UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte, den Konventionen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) sowie den Themenfeldern der Responsible-Care-Initiative. Der Verhaltenskodex umfasst die Einhaltung von Menschenrechten, Arbeits- und Sozialstandards sowie Antidiskriminierungs- und Antikorruptionsvorgaben und den Schutz der Umwelt.

Für alle Lieferanten von technischen Gütern, Dienstleistungen und Investitionsgütern wurde 2019 ein Registrierungsportal eingeführt, in dem unser Verhaltenskodex integriert ist. 2019 haben sich darüber 1.596 neue Lieferanten zu unseren Werten bekannt.

Wir fordern gezielt neue Rohstofflieferanten auf, sich zu den Werten unseres Verhaltenskodex zu bekennen. Unternehmen, die unsere Werte ablehnen, werden nicht als neue Lieferanten aufgenommen.

Schulungen und Zusammenarbeit

Wir haben Mitarbeiter von 81 Lieferanten in Brasilien beispielsweise darin geschult, wie die nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen (SDGs) umgesetzt werden können. Im Rahmen einer lokalen Kooperation mit der East China University of Science and Technology in Schanghai haben wir im Jahr 2019 Mitarbeiter von 49 Lieferanten weitergebildet.

BASF ist eines von elf Gründungsmitgliedern der vom deutschen Nachhaltigkeitsnetzwerk econsense koordinierten Initiative „econchain – German Business Initiative for Sustainable Value Chains“. Im Rahmen dieser Initiative unterstützen wir unsere Lieferanten mit Schulungen dabei, ihre Nachhaltigkeitsleistung zu verbessern. Nach erfolgreichen Pilot-Lieferantentrainings, die wir 2018 in China und Mexiko starteten und 2019 beendeten, wurde das Konzept weiterentwickelt, um die Trainings 2020 verstärkt auszurollen.

Zudem haben wir 229 BASF-Mitarbeiter mit Einkaufsverantwortung zum Thema nachhaltigkeitsorientiertes Lieferantenmanagement und verantwortungsvolle Beschaffung geschult. So sensibilisieren wir unsere Mitarbeiter, mögliche Risken in der Lieferkette zu identifizieren und zu minimieren.

Bewertung unserer Lieferanten

  • Initiative „Together for Sustainability“ zur Vereinheitlichung von Lieferantenbewertungen und -audits
  • Risikobasierter Ansatz mit klar definierten internen Folgeprozessen

BASF ist Gründungsmitglied der Initiative führender Chemieunternehmen „Together for Sustainability“ (TfS) zur weltweiten Vereinheitlichung von Bewertungen und Audits von Lieferanten. Mithilfe von TfS fördern wir Nachhaltigkeit in der Lieferkette. Ziel der Initiative ist die Entwicklung und Umsetzung eines globalen Programms zur verantwortungsvollen Beschaffung von Gütern und Leistungen sowie zur Verbesserung der Umwelt- und Sozialstandards bei Lieferanten. Der Bewertungsprozess wird durch einen global einheitlichen Fragenkatalog vereinfacht – sowohl für Lieferanten als auch für TfS-Mitgliedsunternehmen. Die 22 Mitglieder der Initiative haben 2019 insgesamt 4.197 Nachhaltigkeitsbewertungen – darunter sowohl Erst- als auch Folgebewertungen – und 309 Audits durchgeführt. Es wurde ein Training für Lieferanten konzipiert, die bereits eine Nachhaltigkeitsbewertung haben und bei denen Verbesserungspotenzial im Bereich Umwelt, Soziales und Corporate Governance vorhanden ist. Im Jahr 2019 wurde dazu eine Schulung mit mehr als 200 Teilnehmern in China durchgeführt.

Mit der TfS-Bewertung verfolgen wir einen risikoorientierten Ansatz mit klar definierten BASF-spezifischen Folgeprozessen. Im Jahr 2019 wurden in unserem Auftrag insgesamt 81 Standorte von Rohstofflieferanten zu Nachhaltigkeitsstandards auditiert, und von 537 Lieferanten haben wir eine Nachhaltigkeitsbewertung durch einen externen Dienstleister erhalten. Wir unterstützen Lieferanten, bei denen wir Verbesserungsbedarf feststellen, bei der Erarbeitung von Maßnahmen, um unsere Standards zu erfüllen. Ein Beispiel hierfür ist die Durchführung von Trainings in den Bereichen Umwelt, Soziales und Corporate Governance. Nach einem definierten Zeitraster, das sich an dem bewerteten Nachhaltigkeitsrisiko orientiert, führen wir eine erneute Überprüfung durch. BASF behält sich das Recht vor, jegliche Geschäftsbeziehung abzubrechen, wenn gegen die internationalen Prinzipien verstoßen wird, keine Maßnahmen ergriffen werden, um derartige Verstöße zu beheben oder systematische Verstöße erkennbar sind. Im Jahr 2019 geschah dies in keinem Fall. Wir bewerten die Lieferanten mit einem potenziellen Nachhaltigkeitsrisiko nach diesem Ansatz mindestens alle fünf Jahre. Den Ansatz selbst überprüfen wir regelmäßig auf mögliche Optimierungen.

Ergebnis der Prüfungen

Bei in den vergangenen Jahren durchgeführten Prüfungen haben wir in den Bereichen Umwelt, Soziales und Corporate Governance Abweichungen identifiziert. Dazu gehören beispielsweise der Umgang mit Abfällen und Abwässern, Abweichungen bei Arbeitssicherheitsmaßnahmen sowie arbeitsrechtlichen Vorgaben. Bei Folgebewertungen im Jahr 2019 konnte beispielsweise festgestellt werden, dass gefährliche Stoffe richtig gelagert wurden, Abwässer ordnungsgemäß behandelt wurden, es genügend Notausgänge gab und geschulte Notfallteams vorhanden waren sowie arbeitsrechtliche Vorgaben eingehalten wurden. Kinderarbeit sowie gefährliche Arbeit und Überstunden, geleistet von Personen unter 18 Jahren, haben wir 2019 in keinem Fall unserer Prüfungen vorgefunden. Bei zwei Lieferanten werden wegen fehlender Dokumente weitere Prüfungen erfolgen.

Bei dem Platinlieferanten Lonmin Plc 3, London/Großbritannien, hat BASF im Kontext der Ereignisse in Marikana/Südafrika die Sachverhalte geprüft und bewertet. Lonmin wurde am 10. Juni 2019 von Sibanye-Stillwater übernommen. BASF hat frühzeitig den Dialog mit Sibanye-Stillwater über die Ergebnisse der beiden Audits von Lonmin im Jahr 2015 und 2017 und die daraus abzuleitenden Maßnahmen aufgenommen. Im Januar 2020 fand eine vollständige bergbauspezifische Re-Auditierung gemäß den Standards der Initiative „Together for Sustainability“ (TfS) der chemischen Industrie statt, um die Situation erneut zu bewerten und den aktuellen Handlungsbedarf zu identifizieren. Sibanye-Stillwater ist Mitglied und Unterstützer der von BASF mitinitiierten Nachhaltigkeitsinitiative der International Platinum Group Metals Association (IPA). In dieser Initiative engagieren sich die wichtigsten lokalen Platinminen und -verarbeiter und deren Kunden wie BASF für die Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen vor Ort. Hierzu zählen die Durchführung umfassender Nachhaltigkeitsaudits im südafrikanischen Platingruppenmetallsektor und der Austausch über Erfolgsfaktoren. BASF hat den regelmäßigen Dialog mit lokalen Stakeholdern im Jahr 2019 fortgesetzt.

3 Im Jahr 2012 endete ein länger andauernder Streik in einer Mine von damals Lonmin Plc, London/Großbritannien, in Marikana/Südafrika in einer gewaltsamen Auseinandersetzung zwischen Minenarbeitern und der bewaffneten südafrikanischen Polizei. Dabei kamen auch Mitarbeiter des Platinlieferanten Lonmin zu Tode. Mit der Übernahme von Lonmin durch Sibanye-Stillwater ist die Marikana-Mine in den Besitz von Sibanye-Stillwater übergegangen.