Kurzfristig wirksame Chancen und Risiken

Entwicklung der Nachfrage

Zu den größten Chancen und Risiken gehört die Entwicklung unserer Absatzmärkte. Unsere Annahmen bezüglich der kurzfristigen Wachstumsraten der Weltwirtschaft, der Regionen und wichtiger Abnehmerindustrien, wie etwa der Chemie-, Automobil- und Baubranche, legen wir detailliert im Abschnitt „Wirtschaftliche Rahmenbedingungen im Jahr 2019“ dar.

Darüber hinaus betrachten wir Risiken aus abweichenden Annahmen. Ein bedeutendes makroökonomisches Risiko sehen wir nach wie vor in einer weiteren Eskalation der Handelskonflikte zwischen den USA und ihren Handelspartnern sowie einer stärkeren Abschwächung des chinesischen Wirtschaftswachstums, was erhebliche Auswirkungen auf die Nachfrage nach Vorleistungsgütern für die Industrieproduktion und nach Investitionsgütern hätte. Sowohl die rohstoffexportierenden Schwellenländer als auch die auf Technologiegüter spezialisierten fortgeschrittenen Volkswirtschaften wären davon betroffen. Risiken für die Weltwirtschaft sehen wir außerdem in einer möglichen Eskalation geopolitischer Konflikte.

Falls sich das makroökonomische Umfeld schwächer entwickelt als von uns erwartet, rechnen wir zum einen mit einem niedrigeren Ölpreis. Zum anderen erwarten wir in diesem Fall mittelfristig eine schwächere Entwicklung des Euro gegenüber dem US-Dollar im Vergleich zu unseren Planungsannahmen, da die Wirtschaft im Euroraum eine hohe Abhängigkeit vom Export aufweist und der US-Dollar in Phasen weltwirtschaftlicher Schwäche von Portfolioinvestoren als „sicherer Hafen“ bevorzugt wird.

Aus Witterungseinflüssen können sich positive wie auch negative Effekte insbesondere auf unser Pflanzenschutzgeschäft ergeben.

Margenvolatilität

Margenrisiken resultieren für die BASF-Gruppe zum einen aus einem weiteren Rückgang der Margen im Segment Chemicals sowie bei den Isocyanaten. Darüber hinaus könnten bei einigen Produkten und Wertschöpfungsketten neue Kapazitäten und Rohstoffknappheiten den Margendruck erhöhen. Dies würde sich negativ auf unser EBIT auswirken. Zudem wird erst mit dem Abschluss des von BASF und LetterOne vereinbarten Zusammenschlusses ihrer jeweiligen Öl-und-Gas-Geschäfte der hieraus BASF zustehende Beitrag wieder im Ergebnis der Betriebstätigkeit (EBIT) berücksichtigt werden. Daraus ergäbe sich im Falle steigender Öl- und Gaspreise ein kompensatorischer Effekt zum Margendruck auf das Chemiegeschäft. Der Rohölpreis der Sorte Brent betrug 71 US$/Barrel im Jahresdurchschnitt 2018, verglichen zu 54 US$/Barrel im Vorjahr. Für 2019 erwarten wir einen durchschnittlichen Ölpreis von 70 US$/Barrel. Wir rechnen daher bei den für uns wesentlichen Rohstoffen und petrochemischen Grundprodukten mit einem konstanten bis leicht fallenden Preisniveau.

Wettbewerb

Unsere Produkte und Lösungen entwickeln wir fortlaufend weiter, um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten. Wir beobachten den Markt sowie den Wettbewerb und versuchen gezielt, Opportunitäten zu nutzen sowie aufkommenden Risiken mit geeigneten Maßnahmen entgegenzuwirken. Wesentliche Bestandteile unserer Wettbewerbsfähigkeit sind neben der Innovation auch unser permanentes Kostenmanagement und unsere kontinuierliche Prozessoptimierung.

Regulierung und politische Risiken

Risiken können für uns durch eine Verschärfung geopolitischer Spannungen, neue Handelsbarrieren sowie durch schärfere Emissionsgrenzwerte für Anlagen und die Energie- und Klimagesetzgebung entstehen. Daneben ergeben sich für die BASF-Gruppe Risiken aus weiteren Regulierungen im Bereich wesentlicher Kundenindustrien sowie für die Verwendung oder Registrierung von Agro- und anderen Chemikalien.

Durch den Brexit können wirtschaftliche und politische Unsicherheiten entstehen. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt besteht noch keine Klarheit darüber, wie die zukünftige Beziehung der Europäischen Union zum Vereinigten Königreich nach dem Brexit aussehen und welche konkreten Konsequenzen dies für unsere Standorte, unsere Lieferketten und das regulatorische Umfeld haben wird. Um die BASF-Organisation auf verschiedene Austrittsszenarien vorzubereiten und auf politische Entscheidungen unverzüglich reagieren zu können, wurde ein bereichsübergreifendes Brexit-Team gebildet. Gemeinsam mit operativen Einheiten, Lieferanten, Kunden und Logistikpartnern wurden Probleme insbesondere für den Fall eines harten Brexits ohne Austrittsvereinbarung und Übergangsphase identifiziert und Maßnahmen zur Vermeidung von Störungen in der Lieferkette erarbeitet. Alternative Logistikkonzepte beinhalten zum Beispiel die Anmietung zusätzlicher Lagerflächen, den Aufbau von Konsignationslagern oder technische Erweiterungen in unseren ERP-Systemen, um auf erweiterte Zollanforderungen auch systemseitig reagieren zu können.

Aus politischen Maßnahmen können aber auch Chancen entstehen. So sehen wir im weltweiten Ausbau der regenerativen Energien sowie in den Maßnahmen zur Erhöhung der Energieeffizienz die Chance auf eine höhere Nachfrage nach unseren Produkten, wie beispielsweise unseren Dämmstoffen für Gebäude oder unseren Lösungen für Windkraftanlagen. Sowohl bei Restriktionen im Zusammenhang mit der Chemikalienverordnung REACH und der daraus erforderlichen Substitution von Chemikalien als auch bei neuen Standards in unseren Kundenindustrien können wir durch unser breites Produktportfolio Alternativen anbieten.

Einkauf und Lieferkette

Beschaffungsrisiken mindern wir durch ein breites Portfolio, weltweite Einkaufsaktivitäten sowie durch den Kauf von Rohstoffen auch auf den Spotmärkten. Wir vermeiden es, soweit möglich, Rohstoffe von einem einzigen Lieferanten zu beziehen. Sofern dies nicht möglich ist, versuchen wir, Wettbewerb zu schaffen oder gehen diese Beziehung bewusst ein und bewerten die Auswirkung möglicher Ausfälle. Wir beobachten kontinuierlich die Bonität wichtiger Geschäftspartner. Dem Risiko von Lieferunterbrechungen auf der Beschaffungs- und Absatzseite durch extreme Wetterlagen (zum Beispiel Hoch-/Niedrigwasser von Flüssen, Wirbelstürme) begegnen wir mit dem Wechsel auf nicht betroffene Logistikträger sowie der Möglichkeit, innerhalb unseres globalen Verbunds auf nicht betroffene Standorte ausweichen zu können.

Produktion und Investitionen

Ungeplante Anlagenabstellungen versuchen wir durch die Einhaltung hoher technischer Standards und eine kontinuierliche Verbesserung unserer Anlagen zu vermeiden. Die Auswirkungen ungeplanter Abstellungen auf die Versorgung mit Zwischen- und Endprodukten werden durch die Diversifikation im Rahmen unseres weltweiten Produktionsverbunds reduziert.

Im Falle einer Produktionsunterbrechung, zum Beispiel infolge eines Unfallereignisses, greifen abhängig vom Umfang der Auswirkungen unsere globalen, regionalen oder lokalen Notfallkonzepte und Krisenmanagement-Strukturen. In allen Regionen gibt es Krisenmanagement-Teams auf lokaler und regionaler Ebene. Diese koordinieren nicht nur die erforderlichen Notfallmaßnahmen, sondern leiten auch die Sofortmaßnahmen zur Schadensbegrenzung und zur schnellstmöglichen Wiederherstellung des normalen Betriebszustands ein.

Kurzfristige Risiken aus Investitionen können zum Beispiel aus technischen Störungen sowie Kosten- und Terminüberschreitungen entstehen. Diesen begegnen wir durch ein erfahrenes Projektmanagement und -controlling.

Akquisitionen, Devestitionen und Kooperationen

Wir beobachten stetig das Umfeld, um mögliche Ziele zu identifizieren und so unser Portfolio sinnvoll weiterzuentwickeln. Zudem arbeiten wir mit Kunden und Partnern im Rahmen von Kooperationen zusammen, um gemeinsam neue wettbewerbsfähige Produkte und Anwendungen zu entwickeln.

Chancen beziehungsweise Risiken ergeben sich bei Akquisitionen und Devestitionen aus dem Zustandekommen oder einem früher beziehungsweise später als erwartet vollzogenen Abschluss einer Transaktion. Sie betreffen den An- beziehungsweise Wegfall von regelmäßigen Ergebnisbeiträgen sowie die Realisierung von Veräußerungsergebnissen, sofern sie von unseren Planungsannahmen abweichen. Bei Transaktionen, in deren Verlauf wir Geschäfte in eine at-Equity-bilanzierte Beteiligung einbringen, kann sich ein Wertminderungsrisiko hinsichtlich dieser Beteiligungen ergeben. Das Ausmaß dieses Risikos hängt unter anderem davon ab, in welcher Höhe im Rahmen der Erstbewertung der at-Equity-bilanzierten Beteiligung stille Reserven aufgedeckt werden.

Personal

Die Entwicklung des Personalaufwands hängt aufgrund globaler BASF-Vergütungsprinzipien auch von der Höhe der variablen Vergütung ab, die unter anderem an den Unternehmenserfolg geknüpft ist. Die Korrelation von variabler Vergütung und Unternehmenserfolg wirkt dabei risikominimierend. Ein weiterer Einflussfaktor besteht in der Entwicklung der Zinssätze für die Abzinsung der Pensionsverpflichtungen. Darüber hinaus können auch Änderungen von rechtlichen Rahmenbedingungen auf Länderebene Einfluss auf die Entwicklung des Personalaufwands der BASF-Gruppe nehmen. Für Länder, in denen BASF tätig ist, werden relevante Entwicklungen daher kontinuierlich beobachtet, um mögliche Risiken frühzeitig zu erkennen und das Ergreifen von adäquaten Maßnahmen zu ermöglichen.

Informationstechnische Risiken

BASF ist auf eine Vielzahl von IT-Systemen angewiesen. Deren Nichtverfügbarkeit, die Verletzung der Vertraulichkeit oder die Manipulation von Daten bei kritischen IT-Systemen und -Anwendungen können eine direkte Auswirkung auf die Produktion oder die Abwicklung in der Lieferkette haben. Die Bedrohungslage hat sich in den vergangenen Jahren dahingehend verändert, dass Angreifer sich besser organisieren, ausgereiftere Techniken verwenden und über weit mehr Ressourcen verfügen. Sollten Daten verloren gehen oder manipuliert werden, kann dies beispielsweise die Anlagensicherheit und die Richtigkeit unserer Finanzberichterstattung beeinträchtigen. Unbefugter Zugriff auf sensible Daten, wie zum Beispiel Personalstammdaten, wettbewerbsrechtlich relevante Informationen oder Forschungsergebnisse, kann haftungsrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen oder unsere Wettbewerbsposition gefährden. Hinzu kommt der damit verbundene Reputationsverlust.

Um derartige Risiken zu minimieren, verfügt BASF über weltweit einheitlich angewandte Verfahren und Systeme zur Gewährleistung der IT-Sicherheit. Dazu gehören stabile und redundant ausgelegte IT-Systeme, Back-up-Verfahren, Viren- und Zugangsschutz, Verschlüsselungssysteme sowie integrierte, gruppenweit standardisierte IT-Infrastrukturen und -Anwendungen. Die im Einsatz befindlichen Systeme zur Informationssicherheit werden permanent geprüft, fortlaufend aktualisiert und bei Bedarf erweitert. Zudem werden unsere Mitarbeiter regelmäßig im Informations- und Datenschutz geschult. Das IT-Risikomanagement erfolgt über einheitliche Regeln für Organisation und Anwendung sowie ein darauf aufbauendes internes Kontrollsystem. Zusätzlich hat BASF 2015 das Cyber Defense Center etabliert, ist Mitglied im Cyber Security Sharing and Analytics e. V. (CSSA) sowie Gründungsmitglied der Deutschen Cyber-Sicherheitsorganisation (DCSO) zusammen mit der Allianz SE, der Bayer AG und der Volkswagen AG.

Rechtsstreitigkeiten und -verfahren

Laufende und drohende Rechtsstreitigkeiten und -verfahren werden kontinuierlich überwacht, und dem Vorstand sowie dem Aufsichtsrat wird hierüber regelmäßig Bericht erstattet. Zur Beurteilung von Risiken aus laufenden Rechtsstreitigkeiten und -verfahren sowie eines etwaigen Rückstellungsbedarfs erstellen wir eigene Analysen und Bewertungen der Sachverhalte und geltend gemachter Ansprüche und ziehen im Einzelfall die Ergebnisse vergleichbarer Verfahren sowie bei Bedarf unabhängige Rechtsgutachten heran. Die Risikobewertung basiert insbesondere auf der Einschätzung der Eintrittswahrscheinlichkeiten und Bandbreiten möglicher Inanspruchnahmen. Diese Einschätzungen werden in enger Abstimmung zwischen den relevanten operativen und funktionalen Einheiten unter Einbeziehung der Einheiten Legal und Finance getroffen. Bei entsprechender Eintrittswahrscheinlichkeit wird für das jeweilige Verfahren eine Rückstellung gebildet. Ist eine Rückstellungsbildung nicht erforderlich, wird im Rahmen des allgemeinen Risikomanagements weitergehend überprüft, ob aus diesen Rechtsstreitigkeiten gleichwohl ein Risiko für das EBIT der BASF-Gruppe entsteht.

Risiken aus möglichen Rechts- oder Gesetzesverletzungen begrenzen wir durch unser internes Kontrollsystem. Beispielsweise versuchen wir durch umfangreiche Abgrenzungsrecherchen Patent- und Lizenzkonflikte weitgehend zu vermeiden. Im Rahmen unseres konzernweiten Compliance-Programms werden unsere Mitarbeiter regelmäßig geschult.