E5 Ressourcennutzung und Kreislaufwirtschaft
Die Inhalte dieses Abschnitts sind nicht Bestandteil der gesetzlichen Jahresabschlussprüfung, sondern wurden einer gesonderten betriebswirtschaftlichen Prüfung mit begrenzter Sicherheit durch unseren Abschlussprüfer unterzogen.
Die Inhalte dieses Abschnitts sind ungeprüfte freiwillige Inhalte, die vom Abschlussprüfer kritisch gelesen wurden.
Die Weltbevölkerung wächst, ebenso die Nachfrage nach begrenzt verfügbaren Rohstoffen. Gleichzeitig landen viele Wertstoffe auf Deponien oder in der Müllverbrennung. Der verantwortungsvolle Umgang mit Ressourcen und das Schließen von Kreisläufen sind wesentlich für unsere Geschäftstätigkeit und für das Erreichen unserer Nachhaltigkeitsziele.
Im Rahmen unserer doppelten Wesentlichkeitsanalyse wurde der Themenkomplex Ressourcennutzung und Kreislaufwirtschaft als wesentlich bewertet. Angaben zur Durchführung der Analyse wie beispielsweise zu den dafür genutzten Werkzeugen machen wir im Kapitel Doppelte Wesentlichkeitsanalyse. Als Ergebnis der Analyse sehen wir fünf wesentliche Auswirkungen für BASF (siehe folgende Tabelle). Durch die Beschaffung sowie den Einsatz fossiler Rohstoffe ergeben sich negative Auswirkungen auf die Umwelt durch Emissionen, Landnutzung und Umweltverschmutzung. Abfälle, die sich am Ende der Lebensdauer von Materialien ergeben, die auch aus unseren Produkten hergestellt worden sind, können sich bei ihrer Entsorgung negativ auf die Umwelt auswirken. Gleichzeitig stellen sie aber auch ein Potenzial für die Wiederverwertung von Rohstoffen und das Schließen von Materialkreisläufen dar. Chancen und Risiken erfassen wir systematisch im Rahmen unseres allgemeinen Chancen- und Risikomanagements (ergänzende Informationen siehe Chancen und Risiken).
Um kritische Fragen zu erörtern und bei Bedarf gemeinsame Lösungswege zu entwickeln, suchen wir den Dialog mit unseren Stakeholdern. Wir engagieren uns zudem in zahlreichen Nachhaltigkeitsinitiativen, um Themen sowohl allgemein als auch spezifisch mit Bezug auf unsere Wertschöpfungskette voranzubringen. Wir bringen uns in Netzwerke, Interessenvertretungen und Verbände ein, um gemeinsam Nachhaltigkeitsthemen voranzutreiben.
Wir kooperieren mit Partnern entlang der Wertschöpfungskette, etwa im Rahmen der Chemieinitiative Together for Sustainability, und engagieren uns in zahlreichen Netzwerken, etwa der Ellen MacArthur Foundation (EMF), dem World Business Council for Sustainable Development (WBCSD), der Global Battery Alliance (GBA) oder der Alliance to End Plastic Waste (AEPW). Hierdurch wollen wir unter anderem Anforderungen, Trends und Wachstumschancen besser verstehen und Standards mitgestalten.
Im Rahmen eines unternehmensweiten Programms bewerten und entwickeln wir neue Projekte zur Förderung der Kreislaufwirtschaft. Auswirkungen sowie Risiken und Chancen betrachten wir auch durch die regelmäßige Auswertung externer, unabhängiger Berichte wie beispielsweise des Circularity Gap Report, der jährlich von einer Initiative der Circle Economy Foundation veröffentlicht wird. Zusammen mit dem WBCSD und weiteren Chemieunternehmen haben wir eine Roadmap für die grüne Transformation der Chemiebranche erarbeitet, die am 1. Oktober 2024 auf der WBCSD-Website veröffentlicht wurde.
Auswirkung |
Bewertung |
Verortung in der Wertschöpfungskette |
Beschreibung |
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Beschaffung und Nutzung fossiler oder nachwachsender Rohstoffe |
Negativ |
Vorgelagerte Wertschöpfungskette |
Durch die Beschaffung und Nutzung fossiler oder nachwachsender Rohstoffe haben wir negative Auswirkungen auf die Überschreitung der Belastungsgrenzen der Erde, zum Beispiel durch Emissionen, Landnutzung und Umweltverschmutzung. |
Abfallmanagement in der vorgelagerten Wertschöpfungskette |
Negativ |
Vorgelagerte Wertschöpfungskette |
Durch den Abfall, der in unserer vorgelagerten Wertschöpfungskette durch die Beschaffung, Veredelung und Verarbeitung entsteht, haben wir negative Auswirkungen auf die Belastungsgrenzen der Erde. |
Einsatz fossiler oder nachwachsender Rohstoffe |
Negativ |
Eigene Geschäftstätigkeit; vor- und nachgelagerte Wertschöpfungskette |
Durch die Nutzung, Verarbeitung und das Verbrennen fossiler oder nachwachsender Rohstoffe haben wir negative Auswirkungen auf die Überschreitung der Belastungsgrenzen der Erde, zum Beispiel durch Emissionen, Landnutzung und Umweltverschmutzung. |
Abfallmanagement in der eigenen Produktion |
Negativ |
Eigene Geschäftstätigkeit |
Durch den Abfall, der in unserer eigenen Produktion anfällt, haben wir negative Auswirkungen auf die Belastungsgrenzen der Erde. |
Abfallmanagement in der nachgelagerten Wertschöpfungskette |
Negativ |
Nachgelagerte Wertschöpfungskette |
Durch den Abfall, der bei unseren Kunden anfällt, haben wir negative Auswirkungen auf die Belastungsgrenzen der Erde. |
Strategie und Governance
Wir verfolgen eine ganzheitliche Strategie, um eine Kreislaufwirtschaft zu etablieren und gleichzeitig den ökologischen Fußabdruck unseres Unternehmens zu reduzieren. Wir möchten unseren Kunden innovative Produkte und Lösungen anbieten, um deren grüne Transformation zu unterstützen. Daher stehen unsere Geschäftseinheiten im engen Austausch mit unseren Kunden, um ihre Nachhaltigkeitsbedürfnisse besser zu verstehen und passgenaue BASF-Lösungen anzubieten. Die Erkenntnisse aus diesem Dialog werden auch in unseren Forschungsprojekten sowie in Innovationsprozessen berücksichtigt.
Unsere Strategie deckt die gesamte Wertschöpfungskette ab – von der verantwortungsvollen Beschaffung über die effiziente Nutzung von Rohstoffen in unseren eigenen Prozessen und die Wiederverwertung von Nebenprodukten bis hin zur Entwicklung von ressourcenschonenden Lösungen für unsere Kunden. Erläuterungen zu unseren Policies bezüglich des Anwendungsbereichs, der Verantwortlichkeit, der Wirkung in der Wertschöpfungskette, der globalen Gültigkeit, der Zugänglichkeit für Stakeholder sowie deren Einbeziehung finden sich in der Nachhaltigkeitserklärung im Kapitel Allgemeine Angaben.
Beschaffung von Rohstoffen
Bei der Auswahl von Lieferanten und Rohstoffen berücksichtigen wir neben ökonomischen, ökologischen und sozialen Kriterien auch Aspekte wie Produkt- und Versorgungssicherheit. Für unsere vorgelagerte Wertschöpfungskette hat unsere Einkaufsorganisation Vorgaben in einem globalen risikobasierten Managementsystem etabliert. Entsprechende Standards haben wir in einer globalen Einkaufsrichtlinie definiert. Mit der Richtlinie regelt die BASF-Gruppe, dass Beschaffungsprozesse konform mit unseren Standards sowie gesetzlichen Anforderungen erfolgen. Teil der Richtlinie ist unter anderem eine Risikobetrachtung unserer Lieferanten auch hinsichtlich ihrer Leistung im Bereich der Nachhaltigkeit. Damit wollen wir unter anderem den negativen Auswirkungen, die sich bei der Beschaffung von fossilen oder nachwachsenden Rohstoffen für die Umwelt ergeben, begegnen. Wir streben an, die Einhaltung der Vorgaben durch einen mehrstufigen Kontrollprozess sicherzustellen. Dabei werden die einheitsspezifischen Risikomanagementsysteme unserer Geschäftseinheiten durch Mindeststandards der Einheiten des Corporate Centers in der Umsetzung unterstützt und überwacht. Die Einheit „Corporate Audit“ überprüft als dritte Instanz die Wirksamkeit und Einhaltung des Risikomanagements. Von Lieferanten fordern wir, dass sie international anerkannte Umweltstandards einhalten. Unsere Erwartungen haben wir in unserem Verhaltenskodex für Lieferanten (siehe S2 Strategie und Governance) festgeschrieben, der Teil unserer Einkaufsbedingungen ist. Der Verhaltenskodex, mit dem wir ebenfalls unsere negativen Auswirkungen durch die Beschaffung fossiler und nachwachsender Rohstoffe adressieren wollen, umfasst unter anderem den Schutz von Menschenrechten, die Einhaltung geltender Umweltvorschriften und den effizienten Einsatz von Ressourcen.
Die globale Einkaufsrichtlinie wird ergänzt durch spezifische interne Vorgaben, etwa zur Beschaffung von palmbasierten oder bestimmten mineralischen Rohstoffen. Dabei wird die Beschaffung der Rohstoffe generell geregelt, die Reduzierung der Nutzung von fossilen Rohstoffen ist nicht Bestandteil dieser Richtlinien. Im Zuge unserer neuen Unternehmensstrategie treibt innerhalb von „Global Procurement“ die Einheit „BASF Renewable Carbon“ die Beschaffung von nachwachsenden Rohstoffen und Biomasse für die BASF-Unternehmensbereiche weiter voran.
Einsatz fossiler Rohstoffe
Wir setzen auf Maßnahmen und auf unser Kreislaufziel, um verstärkt fossile Rohstoffe durch recycelte oder nachwachsende zu ersetzen. Zur Sicherstellung eines effizienten Rohstoffeinsatzes verfolgen wir bereits seit vielen Jahren das BASF-Verbundkonzept1. Durch die intelligente Verknüpfung und Steuerung unserer Anlagen und Prozesse nach diesem Konzept entstehen effiziente Wertschöpfungsketten. Nebenprodukte einer Anlage werden an anderen Stellen als Einsatzstoffe genutzt. Dadurch sparen wir Rohstoffe und Energie. Zugleich eröffnet der Verbund zahlreiche Möglichkeiten für den Einsatz nachwachsender und recycelter Rohstoffe. Dieses Potenzial wollen wir künftig stärker nutzen.
Umgang mit Abfall in der Wertschöpfungskette
Für das Abfallmanagement in unserer vorgelagerten Wertschöpfungskette setzen wir auf unsere Einkaufsrichtlinien sowie den Verhaltenskodex für Lieferanten. Der verantwortungsvolle Umgang mit Ressourcen und Abfällen in unserer Produktion sowie den negativen Auswirkungen, die sich daraus ergeben, ist ein wesentliches Element unseres Responsible-Care-Management-Systems. Mit diesem System wollen wir unserem Unternehmenszweck gerecht werden, Chemie für eine nachhaltige Zukunft zu schaffen. Konkret streben wir damit an, unsere Prozesse hinsichtlich Sicherheit, Umweltschutz und Ressourcennutzung kontinuierlich zu verbessern. Unsere globalen Standards und Vorgaben rund um das Thema Abfall sind in der gruppenweit gültigen Richtlinie für Umweltschutz „Corporate Requirement Environmental Protection“ definiert. Dies schließt die Einhaltung der Hierarchie des Abfallmanagements ein: Vermeidung, Wiederverwendung, Recycling, energetische Verwertung, Verbrennung, Entsorgung. Für die Umsetzung dieser Richtlinie sind die Standorte und Gruppengesellschaften verantwortlich. Die Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben und internen Richtlinien überprüft die Corporate-Center-Einheit „Corporate Environmental Protection, Health, Safety & Quality“ regelmäßig im Rahmen von Audits. Informationen, Erfahrungen und Praxisbeispiele tauschen wir kontinuierlich im globalen BASF-Expertennetzwerk aus. Die fortlaufende Überwachung, Dokumentation und Kontrolle von Abfallströmen und Altlasten sowie die Umsetzung von Verbesserungsmaßnahmen sind fester Bestandteil unseres Umweltmanagements.
1 Das Verbundkonzept ist keine Policy oder Richtlinie von BASF und daher nicht als Konzept (Policy) im Sinne der ESRS zu verstehen.
Maßnahmen
Im Zuge unserer Aktivitäten für mehr Nachhaltigkeit setzen wir auf recycelte und nachwachsende Rohstoffe, um fossile Rohstoffe zu ersetzen und die Emissionen entlang der Wertschöpfungskette zu verringern. Wir prüfen fortlaufend, ob wir fossile und petrochemische Rohstoffe durch nachwachsende oder Rezyklat-basierte Alternativen ersetzen können. Wir streben den Übergang zu einer kreislauforientierteren Wirtschaft an, indem wir uns darauf konzentrieren, verstärkt zirkuläre Rohstoffe (recycelte und nachwachsende) einzusetzen, neue Materialkreisläufe zu gestalten und neue Geschäftsmodelle zu etablieren.
Wir setzen dabei schwerpunktmäßig auf die folgenden Maßnahmen:
- verantwortungsvolle Beschaffung nachwachsender Rohstoffe,
- Einsatz des Massenbilanz-Prinzips,
- Partnerschaften, um chemisches Recycling voranzutreiben, sowie
- Steuerung unseres Produktportfolios hin zu mehr Nachhaltigkeit durch TripleS.
Für eine erfolgreiche Transformation hin zu einer Kreislaufwirtschaft bedarf es geeigneter Rahmenbedingungen. Aktuell steigt die Nachfrage nach zirkulären Produkten global langsamer als erwartet. Zudem stehen derzeit nicht ausreichend geeignete Abfälle auf dem Markt zur Verfügung und das Recycling der Rohstoffe im großen Maßstab wird technisch noch weiterentwickelt. Wir sehen zudem Unsicherheiten im regulatorischen Umfeld, welche die Transformation erschweren.
Im Rahmen eines unternehmensweiten Programms zur Kreislaufwirtschaft haben BASF-Teams seit 2019 in über 50 Initiativen neue Ansätze zu den zentralen Handlungsfeldern entwickelt, verstärkt zirkuläre Rohstoffe einzusetzen, neue Materialkreisläufe zu gestalten und neue Geschäftsmodelle zu etablieren. Ab dem Jahr 2025 wird die Implementierung dieser Initiativen in den jeweiligen Geschäftseinheiten langfristig weiter vorangetrieben.
Wir tragen dazu bei, Kreisläufe zu schließen und zu erweitern, indem wir Kreislauflösungen für die von uns bezogenen Stoffe entwickeln und umsetzen, unseren Betrieb weiter optimieren und ressourceneffiziente Produkte und Dienstleistungen anbieten, die die Kreislaufprozesse unserer Kunden unterstützen. Zudem entwickeln wir produktspezifische Recyclingtechnologien und engagieren uns in branchenübergreifenden Netzwerken und Initiativen zur Vermeidung von Kunststoffabfällen und zur Stärkung der Kreislaufwirtschaft.
Beschaffung und Einsatz von Rohstoffen
Fossile Rohstoffe sind nach wie vor unsere wesentlichen Ausgangsstoffe und verursachen in ihrer Gewinnung und Verarbeitung Treibhausgasemissionen, die zum Klimawandel beitragen. Diese Emissionen versuchen wir zu verringern, indem wir alternative Rohstoffe nutzen. Aber auch diese Alternativen können Nachhaltigkeitsherausforderungen mit sich bringen, wie etwa Risiken in der Lieferkette. Eine Lösung sehen wir in einem Wandel hin zu einer Kreislaufwirtschaft, bei der wir mit Prozess- und Produktinnovationen Wachstum und Ressourcenverbrauch voneinander entkoppeln.
Bei der verantwortungsvollen Beschaffung nachwachsender Rohstoffe nehmen wir global entsprechend unseren Einkaufsrichtlinien Rücksicht auf den Schutz von Biodiversität und Ökosystemen. In den Risikoanalysen, die wir hinsichtlich unserer Beschaffungsprozesse durchführen, betrachten wir langfristig auch soziale Faktoren wie Arbeitsbedingungen und Ernährungssicherheit. Vor- und Nachteile wägen wir sorgfältig ab, zum Beispiel mithilfe von Lebenszyklusanalysen. Zugleich suchen wir den Dialog mit unseren Stakeholdern, um Zielkonflikte zu identifizieren. Damit wollen wir unter anderem den negativen Auswirkungen, die sich bei der Beschaffung von fossilen oder nachwachsenden Rohstoffen für die Umwelt ergeben, begegnen. Darüber hinaus beziehen wir kontinuierlich bei unseren Entscheidungen anerkannte Zertifizierungsstandards, etwa die des Roundtable on Sustainable Palm Oil (RSPO), ein. Für unser Biomassenbilanz-Portfolio beziehen wir langfristig ausschließlich nachwachsende Rohstoffe, die nach anerkannten Standards wie der International Sustainability and Carbon Certification (ISCC) oder REDcert von der Gesellschaft für nachhaltig erzeugte Biomasse zertifiziert sind (siehe Ressourcenzuflüsse).
Wir arbeiten kontinuierlich daran, auf nachhaltigere Rohstoffalternativen umzustellen und den Rohstoffverbrauch bei der Herstellung unserer Produkte zu verringern, zum Beispiel durch effizientere Verfahren und innovative Technologien. In gemeinsamen lokalen Initiativen mit Lieferanten und weiteren Partnern entwickeln und erproben wir langfristig Ansätze für eine nachhaltigere Rohstoffversorgung. So haben wir beispielsweise im April 2024 eine Prototyp-Metallraffinerie am Standort Schwarzheide in Betrieb genommen. In der Anlage sollen zukünftig Lithium-Ionen-Batterien und Abfälle aus der Batterieproduktion für Elektrofahrzeuge recycelt werden.
Zudem setzen wir beispielsweise in unserer Produktion langfristig auf das Massenbilanz-Prinzip: Viele BASF-Wertschöpfungsketten nehmen ihren Anfang in Synthesegas-Anlagen und Steamcrackern. Dort werden fossile Rohstoffe, größtenteils Naphtha und Erdgas, zu Wasserstoff und Kohlenmonoxid umgesetzt oder in wichtige Grundprodukte wie Ethylen und Propylen aufgespalten. Aus deren Weiterverwertung entstehen im BASF-Verbund viele tausend Produkte. Zusätzlich zu fossilen Rohstoffen speisen wir an Produktionsstandorten in Europa, Nordamerika und Asien-Pazifik auch langfristig alternative Rohstoffe in unseren Verbund ein, die aus biobasierten und chemisch recycelten Quellen stammen, wie Bionaphtha, Biomethan und Pyrolyseöl. Für unsere Produkte nach dem Massenbilanz-Verfahren werden die benötigten fossilen Rohstoffe durch alternative Rohstoffe ersetzt. Aufgrund der gleichzeitigen Verarbeitung von fossilen, biobasierten und recycelten Rohstoffen können die Ausgangsmaterialien nicht unmittelbar physisch den daraus hergestellten Folgeprodukten zugeordnet werden. Mithilfe der Überwachung durch unabhängige Dritte wie TÜV Nord auf Basis anerkannter Zertifizierungssysteme wie REDcert2 oder ISCC PLUS kann jedoch nachverfolgt werden, dass für eine bestimmte Menge an massenbilanziertem Verkaufsprodukt eine adäquate Menge alternativer Rohstoffe eingesetzt wurde. Somit ist gewährleistet, dass für diese zertifizierten Produkte mit jedem Verkauf fossile Rohstoffe eingespart werden. Durch das Massenbilanz-Prinzip wollen wir unsere Kunden dabei unterstützen, ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Dies kann dazu beitragen, dass BASF weniger fossile Rohstoffe einkauft und die gesetzten Nachhaltigkeitsziele erreicht.
Die massenbilanzierten Produkte unterscheiden sich qualitativ nicht von konventionell hergestellten Produkten, leisten aber aufgrund der eingesetzten alternativen Rohstoffe einen Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit, etwa über geringere CO2-Emissionen und einen geringeren fossilen Rohstoffbedarf. Unser massenbilanziertes Portfolio konnten wir 2024 in vielen Bereichen ausbauen, beispielsweise mit Ccycled®-Autoreparaturlacken, biomassenbilanzierten Produkten für Kunden aus der Wasch- und Reinigungsmittelindustrie sowie Produkten für ausgewählte chemische Zwischenprodukte.
Im Bereich zirkulärer Rohstoffe liegt ein Schwerpunkt unserer Aktivitäten auf dem chemischen Recycling von Kunststoffen. Mit dieser Komplementärtechnologie zum mechanischen Recycling wollen wir langfristig dazu beitragen, dass weniger Kunststoffabfälle deponiert oder thermisch verwertet werden. Beim chemischen Recycling werden Kunststoffe in ihre Grundbausteine zerlegt oder in Basischemikalien umgewandelt. Hierfür kommen verschiedene Verfahren zum Einsatz, zum Beispiel Depolymerisation oder Pyrolyse. Das chemische Recycling hat Auswirkungen auf die gesamte Wertschöpfungskette – von der Beschaffung von Rohstoffen über den Einsatz von recycelten Rohstoffen bei der Herstellung von Produkten bis zu der nachgelagerten Wertschöpfungskette, in der Abfälle nicht entsorgt, sondern als Rohstoff verwendet werden können. Beim chemischen Recycling nutzen unsere Technologiepartner beispielsweise das Verfahren der Pyrolyse, um aus bislang nicht mechanisch recycelten gemischten Kunststoffabfällen oder Altreifen Pyrolyseöl zu gewinnen. Das Pyrolyseöl speisen wir im Rahmen von ChemCycling® als Ersatz für fossile Rohstoffe in den BASF-Verbund an Produktionsstandorten in Europa, Nordamerika und Asien-Pazifik ein und stellen unter Anwendung des Massenbilanz-Prinzips Ccycled®-Produkte her. 2024 haben wir eine langfristige Partnerschaft mit der Encina Development Group vereinbart, um Benzol zu beziehen, das aus Kunststoffabfällen chemisch recycelt wurde. Diesen Rohstoff planen wir ebenfalls für die Herstellung unseres Ccycled®-Produktportfolios zu nutzen.
Die digitale Lösung xarvio® HEALTHY FIELDS unseres Unternehmensbereichs Agricultural Solutions ist ein gutes Beispiel für ein Geschäftsmodell, das den Ressourceneinsatz reduziert und so zu einer Kreislaufwirtschaft beiträgt. Die Lösung schafft Anreize für unsere Kunden, Ressourcen beim Anbau von Winterweizen und Gerste möglichst effizient zu nutzen. Sie bietet eine maßgeschneiderte, feldspezifische Fungizidstrategie, die die Blattgesundheit am Ende der Saison garantiert. Wird das garantierte Blattgesundheitsniveau nicht erreicht, zahlt BASF dem Kunden eine Kompensation. 2024 hat der Landmaschinenhersteller Stara eine Pflanzenschutzspritze in Lateinamerika auf den Markt gebracht, die Unkräuter in Echtzeit erkennen und behandeln kann. Die Technologie nutzt die agronomische Intelligenz von xarvio® Digital Farming Solutions in Kombination mit Hightech-Kameras und Software, um den Einsatz von Herbiziden zu optimieren.
Wir verfolgen auch das Ziel, Produktkreisläufe zu schließen. Ein Beispiel dafür ist loopamid®. Diese innovative Lösung wurde von BASF entwickelt, um die Kreislaufwirtschaft in der Modeindustrie zu unterstützen und Textilabfälle aus Polyamid 6 (PA6) zu recyceln. Aufgrund ihrer Fähigkeit, alle Gewebemischungen wie PA6 und Elasthan zu tolerieren, ermöglicht die Technologie hinter loopamid® das Textil-zu-Textil-Recycling von Industrietextilabfällen und Altkleidern aus der nachgelagerten Wertschöpfungskette. Die Fasern und Materialien können über mehrere Kreisläufe recycelt werden. Gleichzeitig sind die Materialeigenschaften identisch mit denen von herkömmlichem Polyamid.
Ein wesentliches Instrument zur langfristigen, globalen Steuerung des Produktportfolios, basierend auf der Nachhaltigkeitsleistung unserer Produkte, ist unsere TripleS-Methode (Sustainable Solution Steering). Wir bewerten unser relevantes Produktportfolio2 anhand dieser Methode und kategorisieren Produkte hinsichtlich ihrer Anwendungen und regionaler Aspekte unter anderem auch bezüglich Ressourceneffizienz und Kreislaufwirtschaft. Mit dieser Steuerungsmethode können wir unser Portfolio auch hinsichtlich der Aspekte der Kreislaufwirtschaft und der Ressourceneffizienz weiterentwickeln. Damit wollen wir positiv dazu beitragen, die Beschaffung fossiler Rohstoffe zu reduzieren, indem wir den Einsatz recycelter Rohstoffe sowie geschlossener Produktkreisläufe unterstützen. Durch Letzteres könnte der Abfall entlang der gesamten Wertschöpfungskette weiter reduziert werden. Werden im Rahmen von TripleS Produkte mit Nachhaltigkeitsherausforderungen identifiziert, klassifizieren wir sie entweder als Monitored oder, im Fall erheblicher Herausforderungen, als Challenged. Für beide Kategorien ist eine Beschreibung möglicher Maßnahmen verpflichtend. Im Fall von Challenged-Produkten entwickeln wir eigene Aktionspläne. Diese umfassen etwa Forschungsprojekte und Reformulierungen zur Produktoptimierung oder zu alternativen Produkten. Um unser Portfolio konsequent nachhaltiger auszurichten, stellen wir die Vermarktung aller Challenged-Produkte grundsätzlich innerhalb von fünf Jahren nach deren Erstbewertung ein. Weitere Angaben zur TripleS-Methode machen wir unter Nachhaltige Steuerung unseres Produktportfolios im Kapitel Allgemeine Angaben.
Abfallmanagement
Wir engagieren uns entlang unserer Wertschöpfungskette, um die Materialverbräuche möglichst gering zu halten. Von Lieferanten fordern wir, dass sie international anerkannte Umweltstandards einhalten. Wir unterstützen unsere Lieferanten dabei, Verbesserungsmaßnahmen zu entwickeln und umzusetzen, etwa beim Umgang mit Abfällen.
Durch ein zielgerichtetes Abfallmanagement, das im Corporate Requirement „Environmental Protection“ festgelegt ist, wollen wir Materialien wiederverwerten, beispielsweise durch Recycling, und Entsorgungsmengen auf einem möglichst geringen Niveau halten. Bei diesem kontinuierlichen Prozess erfassen wir systematisch unsere Stoffströme und folgen einer klaren Hierarchie: Wir wollen Abfälle weitestgehend vermeiden, etwa indem wir unsere Prozesse immer weiter optimieren oder neue Produktionsverfahren entwickeln. Hier greift unsere Verbundstruktur mit ihren vernetzten Anlagen und Wertschöpfungsketten: Nebenprodukte einer Anlage dienen an anderen Stellen im BASF-Verbund als Rohstoffe, wodurch wir Abfälle vermeiden und die eingesetzten Ausgangsmaterialien möglichst effizient nutzen. Kommt eine Nutzung innerhalb der Verbundstrukturen nicht infrage, prüfen wir Möglichkeiten für eine stoffliche oder thermische Verwertung. Für Materialien, die wir nicht verwerten können oder aufgrund gesetzlicher Vorgaben nicht verwerten dürfen, haben wir Prozesse zur sicheren, sach- und umweltgerechten Entsorgung etabliert. Greifen wir hierfür auf externe Entsorgungsbetriebe zurück, führen wir regelmäßig Audits durch und überprüfen so die fachgerechte Entsorgung. Damit leisten wir auch einen Beitrag zum vorsorgenden Bodenschutz und verhindern, dass Abfälle von heute zu Altlasten von morgen werden.
2 Die Definition des relevanten Portfolios und weiterführende Informationen finden Sie im TripleS-Handbuch unter
basf.com/de/sustainable-solution-steering.
Globale Ziele
Wir kategorisieren im Rahmen unserer TripleS-Methode unser relevantes Produktportfolio3 in fünf Segmente: Pioneer, Contributor, Standard, Monitored und Challenged. Die Summe der Pioneer- und Contributor-Produkte fassen wir als Sustainable-Future Solutions zusammen. Produkte aus diesen Kategorien leisten einen positiven Beitrag zur Nachhaltigkeit in der Wertschöpfungskette, etwa Körperpflegeprodukte aus biobasierten und biologisch abbaubaren Polymeren oder Dämmstoffe, die Energie beim Kunden einsparen. Mit Sustainable-Future Solutions leisten wir einen positiven Beitrag durch unser Produktportfolio. Dazu gehören auch die Aspekte der Ressourcennutzung und der Kreislaufwirtschaft. Es werden bei diesen Produkten beispielsweise vermehrt recycelte Rohstoffe eingesetzt. Wir haben uns das Ziel gesetzt, dass mehr als 50 % des BASF-Umsatzes, der für TripleS relevant ist, bis 2030 auf Sustainable-Future Solutions entfallen sollen (2024: 46,3 %). Mit TripleS steuern wir unser Produktportfolio sowie die Arbeit unserer Forschungs- und Entwicklungseinheiten in Richtung nachhaltiger Lösungen. Indem wir unter anderem vermehrt recycelte Rohstoffe einsetzen und durch zirkuläre Lösungen Rohstoffe effizienter nutzen, wollen wir negative Auswirkungen durch die Beschaffung und den Einsatz fossiler Rohstoffe reduzieren. Dies kann auch den Abfall entlang der Wertschöpfungskette reduzieren. Weitere Angaben zur Methodik dieses Ziels erläutern wir unter Nachhaltige Steuerung unseres Produktportfolios im Kapitel Allgemeine Angaben.
Neben diesem Ziel, mit dem wir den Anteil unserer nachhaltigeren Produkte steigern wollen, haben wir uns 2024 ein neues Ziel für die Kreislaufwirtschaft gesetzt. Das Ziel wurde 2024 vom BASF-Vorstand auf Basis der TripleS-Methode beschlossen. Diese Methode und das damit verbundene Ziel basieren auf klar definierten und im Methodenhandbuch nachvollziehbaren Kriterien in den jeweiligen ESG-Themenfeldern. Zur geschäftsbezogenen, nachhaltigeren Steuerung des Produktportfolios liegt aktuell kein allgemein-quantitativer, wissenschaftlicher Rahmen vor, an dem Unternehmen sich bei einer Zielsetzung orientieren könnten. Bei der Zielsetzung wurden unter anderem regionale Gesetzgebungen hinsichtlich Kreislaufwirtschaft und die darin beschriebenen zu erwartenden Anforderungen an unsere Kunden berücksichtigt. Wir streben an, bis 2030 einen Umsatz von 10 Milliarden € aus Loop Solutions für unsere Kunden zu erzielen (2024: 5,7 Milliarden €). Unter Loop Solutions verstehen wir Produkte, die entsprechend TripleS als Pioneer oder Contributor einen positiven Beitrag zur Kategorie Kreislaufwirtschaft leisten. Die Summe der absoluten Umsätze dieser Produkte fassen wir als Loop Solutions zusammen. Dies sind Produkte, die vollständig oder teilweise auf erneuerbaren oder recycelten Rohstoffen basieren, Recyclingprozesse unterstützen, die Haltbarkeit von Materialien erhöhen oder deren Lebensdauer verlängern. Zum Beispiel lassen sich Mehrschichtverpackungen, die mit unseren wasserbasierten Epotal®-Klebstoffen hergestellt wurden, beim Recycling wieder einfach in ihre einzelnen Wertstoffe trennen und weiterverwerten. Mit diesem Ziel wollen wir Abfall entlang der Wertschöpfungskette reduzieren und einen positiven Beitrag leisten, um Rohstoffe effizienter einzusetzen. Im Rahmen der jährlichen Überprüfung des TripleS-Ziels werden auch die Produkte überprüft, die einen Beitrag zu dem Ziel für die Kreislaufwirtschaft leisten, um unseren Fortschritt auf dem Weg zur Erreichung unseres Ziels zu messen und zu evaluieren.
BASF verfolgt damit eine ganzheitliche Strategie, um eine Kreislaufwirtschaft zu unterstützen und gleichzeitig unsere Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Um diese zwei produktspezifischen Ziele zu erreichen, werden wir unsere Rohstoffbasis nachhaltiger weiterentwickeln – hin zu mehr Kreislaufwirtschaft. Dafür haben wir sowohl Policies als auch Maßnahmen aufgesetzt. Mit unseren Zielen wollen wir entsprechend überprüfen, ob unsere Strategien und Maßnahmen greifen und wir zur Kreislaufwirtschaft beitragen.
Ein dediziertes Ziel für unser Abfallmanagement ist nicht geplant. Unser Fokus liegt auf dem effizienten Einsatz unserer Rohstoffe in unseren Anlagen. Wir erreichen eine ständige Steigerung der Effizienz mit zielgerichteten Maßnahmen (siehe Abfallmanagement) und verringern dadurch auch das Abfallaufkommen unserer Produktion.
3 Die Definition des relevanten Portfolios und weiterführende Informationen finden Sie im TripleS-Handbuch unter
basf.com/de/sustainable-solution-steering.
Parameter
Ressourcenzuflüsse
Gas und erdölbasierte petrochemische Grundstoffe wie Naphtha und Benzol zählen, bezogen auf das Volumen, zu den wesentlichen Ausgangsstoffen für BASF. Flüssiggas und Erdgas nutzen wir als Brennstoffe zur Erzeugung von Energie und Dampf sowie als Rohstoffe zur Herstellung wichtiger Basischemikalien wie Ammoniak oder Acetylen. Naphtha speisen wir vor allem in unsere Steamcracker ein. Dort wird es unter anderem in Olefine und Aromaten aufgespalten. Die Olefine wie Ethylen, Propylen und Butene sind wichtige Ausgangsstoffe für zahlreiche BASF-Wertschöpfungsketten. Aromaten wie Benzol oder Toluol setzen wir unter anderem zur Herstellung von technischen Kunststoffen ein. Wasser als Ressource wird im Kapitel E3 Wasser erläutert. Investitionen in Sachanlagen wie der Aufbau neuer oder die Erweiterung von Kapazitäten bestehender Produktionsanlagen sind für uns als Chemieunternehmen von entscheidender Bedeutung. Diese werden im Lagebericht im Kapitel Wesentliche Investitionen und Portfoliomaßnahmen behandelt. Durch einen hohen Grad an Vorwärts- und Rückwärtsintegration können wir Ausgangsstoffe für unsere Wertschöpfungsketten effizient und ressourcenschonend innerhalb des BASF-Verbunds herstellen. Wir prüfen fortlaufend, ob wir fossile und petrochemische Rohstoffe durch nachwachsende oder Rezyklat-basierte Alternativen ersetzen können.
Unsere nachwachsenden Rohstoffe basieren hauptsächlich auf pflanzlichen Ölen, Fetten, Getreide, Zucker und Ethanol. Wir nutzen diese etwa zur Herstellung von Inhaltsstoffen für die Wasch- und Reinigungsmittelindustrie oder zur Gewinnung natürlicher Wirkstoffe für die Kosmetikindustrie. Darüber hinaus speisen wir nachwachsende Rohstoffe wie Biomethan oder Bionaphtha als Ersatz für fossile Rohstoffe in unseren Verbund ein (siehe Beschaffung und Einsatz von Rohstoffen).
Wir erfassen die Menge unserer bezogenen Rohstoffe durch die Ermittlung und Aufsummierung ihrer Gewichte, wobei Feststoffe gewogen werden. Bei Flüssigkeiten und Gasen wird das Volumen gemessen und über die Dichte das Gewicht berechnet. Bei der Beschaffung der Rohstoffe folgen wir unseren globalen, verbindlichen Einkaufsrichtlinien und erwarten die Einhaltung unseres Verhaltenskodex für Lieferanten.
Beim Einsatz fossiler und nachwachsender Rohstoffe betrachten wir ökonomische Kriterien, Aspekte der Versorgungs-, Prozess- und Produktsicherheit, die Verfügbarkeit verschiedener Rohstoffe sowie mögliche Auswirkungen auf die Nachhaltigkeit in der Wertschöpfungskette. Insgesamt haben wir 2024 30,4 Millionen Tonnen Rohstoffe eingekauft, die wir in der Regel auch im gleichen Jahr einsetzen. Davon waren 1,2 Millionen Tonnen nachwachsende Rohstoffe, hauptsächlich basierend auf pflanzlichen Ölen, Fetten, Getreide und Zucker.
Wir kaufen nachwachsende Rohstoffe nach unseren Grundsätzen für eine nachhaltige Beschaffung ein. Die Erwartungen an unsere Lieferanten haben wir in unserem Verhaltenskodex für Lieferanten festgeschrieben. In gemeinsamen Initiativen mit Lieferanten und weiteren Partnern entwickeln und erproben wir Ansätze für eine nachhaltigere Rohstoffversorgung. Unsere Grundsätze zur verantwortungsvollen Beschaffung nachwachsender Rohstoffe umfassen sowohl ökologische als auch soziale Kriterien.
Von den von uns im Jahr 2024 eingekauften nachwachsenden Rohstoffen waren 24 % zertifiziert, beispielsweise durch RSPO, REDcert-EU, ISCC-EU oder ISCC PLUS. Nicht für alle nachwachsenden Rohstoffe ist ein Zertifizierungsstandard vorhanden. Im Rahmen unseres Engagements für mehr Nachhaltigkeit engagieren wir uns dort, wo ein solcher derzeit noch fehlt.
Zu unseren wichtigsten nachwachsenden Rohstoffen zählen Palmöl und Palmkernöl sowie deren Derivate. Wir nutzen diese hauptsächlich zur Herstellung von Inhaltsstoffen für die Kosmetik-, Wasch-, Reinigungs- und Nahrungsmittelindustrie. Wir wollen sicherstellen, dass palmbasierte Rohstoffe aus zertifiziert nachhaltigen Quellen stammen. Seit 2004 sind wir Mitglied des RSPO und bringen uns in weitere nationale und internationale Initiativen ein, zum Beispiel in das deutsche Forum Nachhaltiges Palmöl (FONAP) oder die Organisation High Carbon Stock Approach (HCSA). Basierend auf unserem gruppenweit gültigen Verhaltenskodex für Lieferanten haben wir unsere Erwartungen an Lieferanten in der palmbasierten Wertschöpfungskette in einer ergänzenden Beschaffungsrichtlinie festgeschrieben (BASF Palm Sourcing Policy). Darin werden Aspekte wie der Schutz von Wäldern und Torfland, die Wahrung von Arbeitnehmerrechten und den Rechten indigener Bevölkerung sowie die Einbeziehung von kleinbäuerlichen Strukturen oder Standards bei Zertifizierung und Rückverfolgbarkeit behandelt. Damit wollen wir negative Auswirkungen, die durch unsere Beschaffung von nachwachsenden Rohstoffen entstehen können, für palmbasierte Rohstoffe adressieren. Als Teil unseres Lieferanten- und Risikomanagements nutzen wir die Internetplattform Palmoil.io des Technologieunternehmens MapHubs für ein Monitoring potenzieller Abholzungsaktivitäten, die unsere Palm Sourcing Policy verletzen. Unser Unternehmensbereich Care Chemicals veröffentlicht seit 2023 jährlich einen umfassenden Responsible Sourcing Report. In diesem berichten wir über unsere Maßnahmen und Fortschritte für mehr Nachhaltigkeit und Transparenz in der Palm-Wertschöpfungskette sowie den Wertschöpfungsketten weiterer erneuerbarer Rohstoffe.
Im Jahr 2024 haben wir 11,3 Kilotonnen recycelte Rohstoffe bezogen. Dies entspricht 0,04 % unserer Rohstoffe. Dazu gehörte unter anderem Pyrolyseöl, das mithilfe chemischen Recyclings aus Kunststoffabfällen oder Altreifen gewonnen wurde (siehe Beschaffung und Einsatz von Rohstoffen).
Über langjährige Erfahrung und einen hohen Spezialisierungsgrad verfügen wir beim Recycling von Edelmetallen wie Platin, Palladium oder Rhodium. Diese kommen etwa in Fahrzeug- und Chemiekatalysatoren zum Einsatz. Wir nutzen die von uns zurückgewonnenen Edelmetalle größtenteils als Rohstoffe bei der Herstellung neuer Produkte für die Automobil-, Spezialchemie-, Halbleiter- und Grüne-Wasserstoff-Industrie.
Ein weiterer Schwerpunkt ist das Recycling mineralischer Rohstoffe. So treiben wir beispielsweise innovative Technologien und Lösungen zur Rückgewinnung von Metallen wie Lithium, Nickel, Kobalt und Mangan aus ausgedienten Lithium-Ionen-Batterien voran. Mit dem wachsenden Markt für Elektrofahrzeuge steigt zudem der Bedarf für das Recycling von Lithium-Ionen-Batterien. Als ein führender Hersteller von Batteriematerialien mit lokalen Produktionskapazitäten in den drei Hauptmärkten Asien, Europa und Nordamerika verfügt BASF über umfassendes Know-how in der Batteriechemie und Verfahrenstechnik. Diese Kompetenzen nutzen wir, um gemeinsam mit Partnern entlang der Wertschöpfungskette auch das Batterierecycling als zusätzliches Wachstumsfeld zu erschließen.
Ressourcenabflüsse
Die Produktion und Veredelung von Chemikalien sind Kern unseres Geschäfts. Unser umfangreiches Produktportfolio reicht von Chemikalien und Materialien über Industrielösungen, Oberflächentechnologien, Ernährung und Pflege bis hin zu landwirtschaftlichen Lösungen. Wir liefern Produkte und Dienstleistungen an rund 74.000 Kunden4 aus den verschiedensten Branchen in nahezu alle Länder der Welt. Unser Kundenportfolio besteht größtenteils aus globalen Großkunden und mittelständischen Unternehmen, die unsere Produkte weiterverarbeiten. Nur einzelne Produkte, beispielsweise im Bereich der Landwirtschaft, werden auch direkt an Endverbraucher vermarktet. Deshalb folgen wir der Annahme, dass unsere Produkte keine signifikant hohe Materialnutzungsrate oder rezyklierbaren Anteile aufweisen.
Unsere Produkte werden häufig dafür verwendet, langlebige und leistungsstarke Lösungen herzustellen, beispielsweise Elektromotoren für Fahrzeuge oder Dämmstoffe für die Bauindustrie. Wir setzen bei der Herstellung verstärkt auf alternative Rohstoffe und Prozesse, um Materialkreisläufe zu schließen und Abfälle zu reduzieren (siehe Maßnahmen). Dazu gehören insbesondere unsere Ccycled®-Produkte, denen wir über das Massenbilanz-Prinzip Pyrolyseöl zuordnen, das wir als Ersatz für fossile Rohstoffe in den BASF-Verbund eingespeist haben. Wir leisten unseren Beitrag zur Stärkung der Kreislaufwirtschaft und zur Erhöhung der Ressourcennutzung, indem wir unseren Kunden Produkte anbieten, die den Recyclingprozess unterstützen, die Haltbarkeit von Materialien erhöhen oder deren Lebensdauer verlängern. Wir haben die TripleS-Methode in die Bewertung unserer Forschungs- und Entwicklungsprozesse (F&E) eingebettet, um unter anderem auch die Anforderungen der EU-Kommission zu „Safe and Sustainable by Design“ zu berücksichtigen. Mit TripleS schaffen wir Transparenz hinsichtlich des Nachhaltigkeitsbeitrags unseres Produktportfolios sowie zukünftiger Produkte, die im Rahmen von F&E entwickelt werden, auch unter Berücksichtigung zirkulärer Designprinzipien. Wir überprüfen, welche Herausforderungen unsere Produkte in Bezug auf Nachhaltigkeit haben, und steuern unser Portfolio in Richtung nachhaltigerer Lösungen. Im Rahmen unseres Programms zur Kreislaufwirtschaft untersuchen wir unter anderem auch die Recyclingfähigkeit unserer eigenen Produkte. Ein Beispiel dafür ist das Produkt loopamid®, welches das Textil-zu-Textil-Recycling von Industrietextilabfällen und Altkleidern ermöglicht (siehe loopamid®).
Wir können den Einsatz fossiler Rohstoffe verringern, indem wir beispielsweise anteilig oder vollständig nachwachsende oder recycelte Rohstoffe bei der Produktherstellung einsetzen. Hierzu werden bei der Herstellung bestimmter BASF-Produkte recycelte oder biobasierte Rohstoffe in die Produktion eingespeist und rechnerisch den Endprodukten zugeordnet. Wir nutzen hierfür das Massenbilanz-Prinzip. Aufgrund der gleichzeitigen Verarbeitung von fossilen, biobasierten und recycelten Rohstoffen können die Ausgangsmaterialien nicht unmittelbar physisch den daraus hergestellten Folgeprodukten zugeordnet werden. Diese Zuordnung wird durch unabhängige Dritte wie TÜV Nord auf Basis anerkannter Zertifizierungssysteme wie REDcert2 oder ISCC PLUS überwacht. Dadurch kann BASF nachverfolgen, dass für eine bestimmte Menge an massenbilanziertem Verkaufsprodukt eine adäquate Menge alternativer Rohstoffe eingesetzt wurde. Somit ist gewährleistet, dass für diese zertifizierten Produkte mit jedem Verkauf fossile Rohstoffe eingespart werden.
Im Jahr 2024 fielen bei BASF 2,18 Millionen Tonnen Abfall an. Wie in der Chemiebranche üblich gehören dazu beispielsweise Metalle, Kunststoffabfälle sowie Reaktions- und Destillationsrückstände. Davon wurden 1,09 Millionen Tonnen beseitigt. Dem Konzept der Kreislaufwirtschaft folgend prüfen wir bei allen Abfällen fortlaufend Möglichkeiten der stofflichen oder thermischen Verwertung. 2024 konnten wir somit 1,09 Millionen Tonnen unserer Abfälle einer neuen Nutzung zuführen. 1,70 Millionen Tonnen (77,8 %) unserer Abfälle konnten nicht recycelt werden. Für nicht verwertbare Abfälle ermitteln und evaluieren wir kontinuierlich die sichersten und umweltverträglichsten Entsorgungswege. Bei den auf Deponien entsorgten gefährlichen Abfällen handelt es sich primär um belasteten Bauschutt, der aufgrund rechtlicher Vorgaben nicht recycelt werden darf. Abfälle werden von BASF vor ihrer Entsorgung nach der geltenden Gesetzgebung klassifiziert und ihr Umfang durch Wiegen beim Entsorger ermittelt. Die durch Wägung ermittelten Daten sind die Grundlage der abzurechnenden Behandlungs- beziehungsweise Entsorgungskosten. Eine generelle Beschreibung unserer Messmethoden und eine Darstellung des Datenerhebungsverfahrens für Umweltdaten, zu denen auch die Abfallmengen gehören, sowie allgemeine Informationen zur Schätzung oder Rundung einzelner Nachhaltigkeitsparameter finden sich im Kapitel Allgemeine Angaben in der Nachhaltigkeitserklärung.
Millionen Tonnen |
Gefährlicher Abfall |
Nicht gefährlicher Abfall |
---|---|---|
|
2024 |
2024 |
Verwertung |
|
|
Stofflich verwertet (recycelt) |
0,16 |
0,32 |
Thermisch verwertet |
0,47 |
0,14 |
Verwerteter Abfall |
0,63 |
0,46 |
|
|
|
|
|
|
Beseitigung |
|
|
Durch Verbrennen (ohne Energiegewinnung) |
0,63 |
0,05 |
Auf Übertagedeponie |
0,09 |
0,18 |
Andere |
0,11 |
0,04 |
Beseitigter Abfall |
0,83 |
0,26 |
|
|
|
|
|
|
Gesamtes Abfallaufkommen |
1,46 |
0,73 |
4 Die Zahl der Kunden bezieht sich auf alle externen Gesellschaften (sold-to parties), die im jeweiligen Geschäftsjahr Verträge mit der BASF-Gruppe hatten, aus denen Umsätze generiert wurden.
Eine umfassende Übersicht der in den ESRS vorkommenden Abkürzungen und Begriffsbestimmungen finden Sie unter https://data.consilium.europa.eu/doc/document/ST-12481-2023-ADD-2/de/pdf
Diese Inhalte erfüllen Angabepflichten der European Sustainability Reporting Standards (ESRS). Eine Gesamtübersicht der ESRS-Verweise in diesem Bericht gibt der ESRS-Index.