BASF-Bericht 2024

Operativ wirksame Chancen und Risiken

Die Inhalte dieses Abschnitts sind nicht Bestandteil der gesetzlichen Jahresabschlussprüfung, sondern wurden einer gesonderten betriebswirtschaftlichen Prüfung mit begrenzter Sicherheit durch unseren Abschlussprüfer unterzogen.

Die Inhalte dieses Abschnitts sind ungeprüfte freiwillige Inhalte, die vom Abschlussprüfer kritisch gelesen wurden.

Marktwachstum

Chancen und Risiken ergeben sich aus der Entwicklung unserer Absatzmärkte. Unsere Annahmen bezüglich der kurzfristigen Wachstumsraten der Weltwirtschaft, der Regionen und wichtiger Abnehmerindustrien, wie etwa der Chemie-, Automobil- und Baubranche, legen wir detailliert im Abschnitt Wirtschaftliche Rahmenbedingungen 2025 dar.

Darüber hinaus betrachten wir Chancen und Risiken aufgrund von abweichenden Annahmen. Makroökonomische Chancen könnten sich infolge einer Beruhigung geopolitischer Konflikte und damit verbunden einer Verbreiterung des Angebots von Energie, Industrierohstoffen sowie anderen Vorleistungsgütern ergeben.

Steigende Energiepreise, zum Beispiel infolge der Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten, und daraus resultierende höhere Inflationsraten der Produzenten- und Konsumentenpreise stellen ein konjunkturelles Risiko dar. Zusätzliche makroökonomische Risiken ergeben sich aus einer Eskalation geopolitischer Konflikte und einer weiteren Verschärfung globaler Handelskonflikte, insbesondere zwischen den USA und ihren Handelspartnern. Diese Risiken beobachten wir stetig und mitigieren diese so weit wie möglich durch unser diversifiziertes Kunden- und Produktportfolio.

Aus Witterungseinflüssen können sich positive wie auch negative Effekte auf unser Geschäft ergeben, insbesondere im Segment Agricultural Solutions.

Im Vergleich zum Vorjahr sehen wir niedrigere Marktwachstumschancen.

Margen

Die größten Chancen und Risiken für die BASF-Gruppe resultieren im Wesentlichen aus der Ausweitung oder einem Rückgang der Margen in allen Segmenten, insbesondere in Chemicals und Agricultural Solutions. Weiter sinkende Margen bei einigen Produkten und Wertschöpfungsketten können den Margendruck erhöhen. Zusätzliche Rohstoffknappheiten können die Margen negativ wie auch positiv beeinflussen. Dies würde sich entsprechend auf unser EBITDA auswirken. Margenrisiken begegnen wir mit permanentem Kosten- und Preismanagement sowie Prozessoptimierungen.

Der Rohölpreis der Sorte Brent betrug 81 US$/Barrel im Jahresdurchschnitt 2024, verglichen zu 82 US$/Barrel im Vorjahr. Für 2025 erwarten wir einen durchschnittlichen Ölpreis von 75 US$/Barrel.

Im Vergleich zum Vorjahr sehen wir höhere Margenchancen.

Wettbewerb

Unsere Produkte und Lösungen entwickeln wir fortlaufend weiter, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Der Markteintritt neuer Wettbewerber sowie erhöhter Preisdruck können zu niedrigeren Margen und Mengen führen, insbesondere in den Segmenten Agricultural Solutions und Industrial Solutions. Diesen Risiken begegnen wir durch unser Margenmanagement sowie weitere Maßnahmen, beispielsweise durch die gezielte Förderung von Innovationen, etwa im Bereich der Nachhaltigkeit.

Im Vergleich zum Vorjahr sehen wir niedrigere Wettbewerbsrisiken.

Regulierung/Politik

Risiken können für uns entstehen durch eine Verschärfung geopolitischer Spannungen, neue Handelsbarrieren, eine fehlende globale Koordinierung bei der Verschärfung von Emissionsgrenzwerten für Produktionsanlagen sowie durch eine verschärfte Energie- und Chemikaliengesetzgebung und eine fehlende Akzeptanz für neue Technologien in der EU. Risiken können sich zudem ergeben aus regulatorisch begründeten Verzögerungen beim Ausbau der Kapazitäten und Infrastruktur für Strom aus erneuerbaren Quellen, bei der notwendigen CO2-Infrastruktur oder durch eine verzögerte Zulassung von Produkten.

Aus politischen Maßnahmen können sich aber auch Chancen ergeben. So sehen wir in den weltweiten Maßnahmen zur Erhöhung der Energieeffizienz und Reduktion von Treibhausgasemissionen die strategische Chance auf eine höhere Nachfrage nach Produkten, wie etwa unseren Dämmstoffen für Gebäude, Katalysatoren, Batteriematerialien für die Elektromobilität oder unseren Lösungen für Windkraftanlagen. Mehr zu diesbezüglichen Maßnahmen, wie etwa Gespräche mit politischen Entscheidungsträgern und gesellschaftlichen Akteuren.

Einkauf und Lieferkette

Operative Risiken im Einkauf sind ein zentrales Thema für BASF, da sie Auswirkungen auf die Lieferfähigkeit und damit auf die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens haben können. Zu den operativen Risiken im Einkauf zählen unter anderem Unterbrechungen und Verzögerungen bei der Lieferung von Rohstoffen durch zum Beispiel Lieferanteninsolvenzen, Qualitätsprobleme, Extremwetter oder geopolitische Ereignisse. Um diesen Risiken entgegenzuwirken, setzt BASF auf eine umfassende Risikobewertung und -kontrolle entlang der gesamten Lieferkette sowie globale Diversifizierung und auf eine enge Zusammenarbeit mit den Lieferanten (mehr dazu unter S2 Arbeitskräfte in der Wertschöpfungskette).

Investitionen/Produktion

Ungeplante Anlagenabstellungen versuchen wir durch die Einhaltung hoher technischer Standards und eine kontinuierliche Verbesserung unserer Anlagen zu vermeiden. Die Auswirkungen einer ungeplanten Abstellung auf die Versorgung mit Zwischen- und Endprodukten reduzieren wir durch die Diversifikation im Rahmen unseres weltweiten Produktionsverbunds.

Im Falle einer Produktionsunterbrechung, zum Beispiel infolge eines Unfallereignisses, greifen abhängig vom Umfang der Auswirkungen unsere globalen, regionalen oder lokalen Notfallkonzepte und Krisenmanagementstrukturen. In allen Ländern gibt es Krisenmanagementteams, die nicht nur die erforderlichen Notfallmaßnahmen koordinieren, sondern auch die Sofortmaßnahmen zur Schadensbegrenzung und zur schnellstmöglichen Wiederherstellung des normalen Betriebszustands einleiten.

Das Krisenmanagement umfasst auch den Umgang mit extremen Wetterlagen wie etwa tropischen Wirbelstürmen (beispielsweise an den Standorten in Freeport/Texas und Geismar/Louisiana) oder stark erhöhten Wassertemperaturen in Flüssen infolge von langen Hitzewellen, die die verfügbare Kühlkapazität einschränken. Bei einem sich verändernden Risiko im Zuge des Klimawandels werden entsprechende Anpassungen an den Standorten vorgenommen. Beispielsweise haben wir an den Verbundstandorten Ludwigshafen sowie Geismar in den vergangenen Jahren aufgrund einer Zunahme von Hitzewellen mehrere Maßnahmen zur Erhöhung der Kühlkapazität umgesetzt, wie etwa Ausbau und Optimierung der zentralen Rückkühlanlagen und Optimierung der Kühlwasserströme. Diese Optimierungen dienen dazu, Produktionsunterbrechungen aufgrund von extremen Hitzewellen zu verhindern.

Kurzfristige Risiken aus Investitionen können zum Beispiel aus technischen Störungen sowie Kosten- und Terminüberschreitungen entstehen. Diesen begegnen wir durch ein konsequentes Projektmanagement und -controlling.

Personal

Die Entwicklung des Personalaufwands hängt aufgrund globaler BASF-Vergütungsprinzipien auch von der Höhe der variablen Vergütung ab, die unter anderem an den Unternehmenserfolg geknüpft ist. Die Korrelation von variabler Vergütung und Unternehmenserfolg wirkt dabei risikominimierend. Ein weiterer Einflussfaktor besteht in der Entwicklung der Zinssätze für die Abzinsung der Pensionsverpflichtungen. Darüber hinaus können auch Änderungen von rechtlichen Rahmenbedingungen auf Länderebene Einfluss auf die Entwicklung des Personalaufwands der BASF-Gruppe nehmen. Für Länder, in denen BASF tätig ist, beobachten wir daher kontinuierlich die relevanten Entwicklungen, um mögliche Risiken frühzeitig zu erkennen und das Ergreifen von adäquaten Maßnahmen zu ermöglichen (mehr dazu unter Operativ wirksame Chancen und Risiken und S1 Arbeitskräfte des Unternehmens).

Informationstechnologie

BASF nutzt eine Vielzahl von IT-Systemen. Technologien wie künstliche Intelligenz, Big Data oder Internet of Things setzen wir ein, um neue Geschäftsmodelle sowie Unternehmenskonzepte und -strategien zu entwickeln und auf ein verändertes Kundenverhalten angemessen zu reagieren. Die Aufgabe des globalen Cyber-Security-Teams besteht darin, diese IT-Systeme und die dort verarbeiteten Daten und Geschäftsprozesse zu schützen. In einer vernetzten, sich ständig weiterentwickelnden Welt wird die Herausforderung, BASF vor Angreifern zu schützen, immer anspruchsvoller.

Die Bedrohungslage hat sich in den vergangenen Jahren dahingehend verändert, dass Angreifer sich besser organisieren, ausgereiftere Techniken verwenden und über weit mehr Ressourcen verfügen. Diese Entwicklung ergibt sich aus der Tatsache, dass eine Vielzahl von Schwachstellen in Soft- und Hardwareprodukten ständig neue Anreize für die Entwicklung von Angriffssoftware bieten und die Möglichkeiten der Anonymisierung die Rückverfolgbarkeit und Bestrafung von Angriffen nahezu unmöglich machen.

Eine erfolgreiche Attacke kann beispielsweise die Anlagenverfügbarkeit, die Lieferqualität oder die Richtigkeit unserer Finanzberichterstattung beeinträchtigen. Unbefugter Zugriff auf sensible Daten, wie zum Beispiel Personal- oder Kundenstammdaten, wettbewerbsrechtlich relevante Informationen oder Forschungsergebnisse, kann haftungsrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen oder unsere Wettbewerbsposition gefährden. Hinzu kämen monetäre Einbußen, ein möglicher Reputationsverlust bis hin zu einem Vertrauensverlust unserer Kunden und Partner in die Sicherheit unserer Produkte und Dienstleistungen.

Um derartige Risiken zu minimieren, verfügt BASF über weltweit einheitlich angewandte Verfahren und Systeme zur Gewährleistung der IT-Verfügbarkeit und IT-Sicherheit, die auf dem anerkannten Standard ISO 27001 aufbauen. Dazu gehören stabile und redundant ausgelegte IT-Systeme, Back-up-Verfahren, Viren- und Zugangsschutz, Verschlüsselungssysteme sowie integrierte und standardisierte IT-Infrastrukturen, -Anwendungen und -Prozesse. Die im Einsatz befindlichen Systeme zur Informationssicherheit werden permanent geprüft, fortlaufend aktualisiert und bei Bedarf erweitert. Zudem werden unsere Mitarbeitenden regelmäßig im Informations- und Datenschutz geschult. Das Cybersicherheits-Risikomanagement erfolgt über einheitliche Regeln für Organisation und Anwendung sowie ein darauf aufbauendes internes Kontrollsystem.

Unsere modernen Schutzkonzepte reichen von einer effizienten Erkennung über die professionelle Reaktion bis hin zur Abwehr von Angriffen und zur Minimierung möglicher Auswirkungen. Außerdem sind starke Allianzen im Bereich der Cybersicherheit unerlässlich. So arbeitet BASF eng mit Sicherheitsbehörden und -verbänden zusammen, zum Beispiel als Gründungsmitglied der Deutschen Cyber-Sicherheitsorganisation (DCSO) und der Cyber-Security-Sharing-and-Analytics(CSSA)-Plattform in Berlin. Darüber hinaus hat BASF ein Informationssicherheits-Management-System etabliert und besitzt eine Zertifizierung nach der internationalen Norm DIN EN ISO/IEC 27001:2017.

Im Hinblick auf den Ausblick für das Geschäftsjahr 2025 wurden kurzfristige Chancen oder Risiken identifiziert, aber mögliche Auswirkungen auf das EBITDA nicht quantifiziert.

Recht

Laufende und drohende Rechtsstreitigkeiten und -verfahren überwachen wir kontinuierlich. Dem Vorstand und dem Aufsichtsrat wird hierüber regelmäßig Bericht erstattet. Zur Beurteilung von Risiken aus laufenden Rechtsstreitigkeiten und -verfahren sowie eines etwaigen Rückstellungsbedarfs erstellen wir eigene Analysen und Bewertungen der Sachverhalte und geltend gemachter Ansprüche und ziehen im Einzelfall die Ergebnisse vergleichbarer Verfahren sowie bei Bedarf unabhängige Rechtsgutachten heran. Die Risikobewertung basiert insbesondere auf der Einschätzung der Eintrittswahrscheinlichkeiten und Bandbreiten möglicher Inanspruchnahmen. Diese Einschätzungen werden in enger Abstimmung zwischen den betroffenen operativen Einheiten und Serviceeinheiten unter Einbeziehung von „Corporate Legal“ und „Corporate Finance“ getroffen. Bei entsprechender Eintrittswahrscheinlichkeit bilden wir für das jeweilige Verfahren eine Rückstellung. Ist eine Rückstellungsbildung nicht erforderlich, prüfen wir im Rahmen des allgemeinen Risikomanagements weitergehend, ob aus diesen Rechtsstreitigkeiten gleichwohl ein Risiko für das EBITDA der BASF-Gruppe besteht (mehr dazu unter Risiken aus Rechtsstreitigkeiten).

Risiken aus möglichen Rechts- oder Gesetzesverletzungen begrenzen wir durch unser internes Kontrollsystem. Beispielsweise versuchen wir, durch umfangreiche Abgrenzungsrecherchen Patent- und Lizenzkonflikte weitgehend zu vermeiden. Im Rahmen unseres konzernweiten Compliance-Programms werden unsere Mitarbeitenden regelmäßig geschult.

Steuern

Die berücksichtigten steuerlichen Chancen und Risiken betreffen nur Steuern, die sich kurzfristig auf das EBITDA der BASF-Gruppe auswirken. Diese entstehen, wenn BASF eine abweichende Position zu der Auffassung einer zuständigen Verwaltungsbehörde eingenommen hat. Soweit bereits eine Steuerzahlung erfolgte und die Möglichkeit einer Rückforderung besteht, zeigen wir dies als Chance. Wenn hingegen noch eine potenzielle Zahlung entsprechend der Verwaltungsauffassung aussteht, entspricht dies einem Risiko. Die Chancen und Risiken bewerten wir insbesondere hinsichtlich deren Eintrittswahrscheinlichkeit und soweit geboten bilden wir für den jeweiligen Risikofall eine Rückstellung. Ist eine Rückstellungsbildung nicht erforderlich, berücksichtigen wir dies im Rahmen der Ermittlung der EBITDA-relevanten Risiken der BASF-Gruppe.

Wechselkursvolatilität

Unsere Wettbewerbsfähigkeit auf den globalen Märkten wird durch die Veränderung der Wechselkurse beeinflusst. Für BASF entstehen Chancen und Risiken auf der Abnehmerseite vor allem bei Kursbewegungen des US-Dollar. Auf der Produktionsseite begegnen wir Wechselkursrisiken durch unsere Produktion in den jeweiligen Währungsräumen.

Finanzwirtschaftliche Währungsrisiken resultieren aus der Umrechnung zum Stichtagskurs in die funktionale Währung der jeweiligen Gruppengesellschaft bei Forderungen, Verbindlichkeiten und sonstigen monetären Posten im Sinne von IAS 21. Diese Risiken sichern wir bei Bedarf durch derivative Instrumente ab.

Basierend auf Markterwartungen sehen wir im Vergleich zum Vorjahr höhere Währungsrisiken, aufgrund einer höheren Volatilität des US-Dollar-Kurses.

Sonstige finanzwirtschaftliche Chancen und Risiken

Finanzielle Risiken ergeben sich aus ungeplanten Kostenanstiegen, beispielsweise durch eine höhere Inflation als angenommen. Im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine ergeben sich weitere finanzielle Risiken durch potenzielle Vermögensverluste.

Wertschöpfungskette
Als Wertschöpfungskette wird die Aufeinanderfolge von Veredlungsschritten im Produktionsprozess bezeichnet, angefangen bei den Rohstoffen über verschiedene Zwischenstufen wie Transport und Produktion bis zum fertigen Endprodukt.

Diese Inhalte erfüllen Angabepflichten der European Sustainability Reporting Standards (ESRS). Eine Gesamtübersicht der ESRS-Verweise in diesem Bericht gibt der ESRS-Index.

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