BASF-Bericht 2023

Wesentliche Themen im Fokus: Kreislaufwirtschaft und Ressourceneffizienz

Anfang 2024 hat Zara eine Jacke auf dem Markt gebracht, die vollständig aus recyceltem Polyamid besteht, vom Stoff über das Futter bis hin zu Klett- und Reiß­verschluss. Dank der BASF-Lösung loopamid® besteht das Kleidungsstück nicht nur zu 100 % aus recycelten Textilabfällen, es ist auch zu 100 % recycelbar.

Die Weltbevölkerung wächst, ebenso die Nachfrage nach begrenzt verfügbaren Rohstoffen. Gleichzeitig landen viele Wertstoffe auf Deponien oder in der Müllverbrennung. Der verantwortungsvolle Umgang mit Ressourcen und das Schließen von Kreisläufen sind wesentlich für unsere Geschäftstätigkeit und für das Erreichen unserer Klimaziele.

   

Bei BASF denken wir Zirkularität in zwei Dimensionen: Um unsere Klimaziele zu erreichen, müssen wir unseren eigenen CO2-Fußabdruck sowie den unserer Produkte weiter verringern. Dabei setzen wir auf nachwachsende Rohstoffe und recycelte Rohstoffquellen. Gleichzeitig entwickeln wir Produkte und Technologien, um unseren Kunden zu helfen, Kreisläufe zu schließen, Wert für die Gesellschaft zu schaffen und die Umwelt zu schonen.

Die BASF-Verbundstruktur bietet bereits zahlreiche Möglichkeiten im Sinne der Kreislaufwirtschaft: Durch die intelligente Vernetzung unserer Anlagen können wir Nebenprodukte einer Anlage an anderer Stelle als Rohstoff oder Energie verwenden und so Ressourcen effizient nutzen (siehe Energie und Klimaschutz und Im Fokus: Luftemissionen, Abfall und Altlasten). Zusätzlich richten wir unsere Rohstoffbasis noch stärker auf nicht-fossile zirkuläre Alternativen aus. Wir beschaffen diese Rohstoffe auf verantwortungsvolle Weise, um negative Umweltauswirkungen (zum Beispiel Biodiversitätsverlust) zu verringern (siehe Im Fokus: Biodiversität und Ökosysteme).

Derzeit werden weniger als 10 % der weltweit jährlich rund 350 Millionen Tonnen 1 Kunststoffabfälle wiederverwertet, doch der globale Bedarf an zirkulären Rohstoffen steigt. Die Kunststoffe in unserem Produktportfolio kommen größtenteils in langlebigen und anspruchsvollen Anwendungen, etwa im Fahrzeugbau oder Dämmstoffen, zum Einsatz. Als verantwortungsvoller Akteur in der Wertschöpfungskette arbeiten wir daran, den nachhaltigen Umgang mit Kunststoffen über den gesamten Lebenszyklus hinweg weiter zu verbessern. Daher entwickeln und vermarkten wir Lösungen für ein verbessertes mechanisches Recycling. Wo dies nicht möglich ist, treiben wir als komplementäre Technologie das chemische Recycling von Kunststoffen voran und erweitern damit unsere Versorgungsbasis: Die Kunststoffe werden in ihre Grundbausteine zerlegt, die wir wiederum als recycelte Rohstoffe in der Produktion nutzen können. Wir entwickeln hierfür, häufig mit Partnern, geeignete Recyclingverfahren. In einem herausfordernden Umfeld mit begrenzter Verfügbarkeit alternativer Rohstoffe verfolgen wir noch das Ziel, ab 2025 jährlich 250.000 Tonnen recycelte und abfallbasierte Rohstoffe in unserer Produktion zu verarbeiten, zum Beispiel Pyrolyseöl aus gemischten Kunststoffabfällen oder Altreifen.

Kreislaufwirtschaft bedeutet für BASF, nicht nur Materialien und Produktionsprozesse neu zu denken, sondern auch die eigene Rolle in der Wertschöpfungskette.

Talke Schaffrannek
Circular Economy

Zahlreiche Produkte und Technologien von BASF helfen bereits heute an vielen Stellen entlang der Wertschöpfungskette, Kreisläufe zu schließen. Gemeinsam mit unseren Kunden und weiteren Stakeholdern wollen wir die Transformation von linearen hin zu zirkulären Geschäftsmodellen weiter beschleunigen. Unser Ziel: Bis 2030 wollen wir unseren Umsatz mit Lösungen für die Kreislauf­wirtschaft auf 17 Milliarden € verdoppeln (Basisjahr: 2020). Da seit 2023 die nachhaltigen Eigenschaften unserer Produkte mithilfe der aktualisierten Methode TripleS neu bewertet werden, wird dieses Ziel im Laufe des Jahres 2024 angepasst.

Unter BASF-Lösungen für die Kreislaufwirtschaft verstehen wir:

  • Produkte, die auf erneuerbaren oder recycelten Rohstoffen basieren: Hierzu zählen Produkte, bei deren Herstellung wir fossile Rohstoffe anteilig oder vollständig durch nachwachsende oder recycelte Rohstoffe ersetzen. Die Zuordnung der alternativen Rohstoffe zum Endprodukt erfolgt teilweise über das sogenannte Massenbilanz-Prinzip und wird von unabhängigen Dritten überprüft und zertifiziert. Wir nutzen diese Vorgehensweise etwa bei ausgewählten Inhaltsstoffen für die Automobil-, Kosmetik-, Wasch-, Reinigungs- und Nahrungsmittelindustrie. Weitere Beispiele sind Produkte, denen Pyrolyseöl aus dem chemischen Recycling von Kunststoffabfällen über den Massenbilanz-Ansatz zugeordnet wird („Ccycled®-Produkte“), oder Produkte, die mechanisch recycelte Rohstoffe enthalten („Mcycled®“).
  • Produkte, die Materialkreisläufe schließen („close the loop“): Hierzu zählen Produkte, die das Recycling von Wertstoffen ermöglichen und verbessern. Zum einen konzentrieren wir uns hierbei auf die Wertschöpfungskette für Kunststoffe. Zum Beispiel können Mehrschichtverpackungen, die mit unseren wasser­basierten Epotal®-Klebstoffen hergestellt wurden, beim Recycling wieder einfach in ihre einzelnen Wertstoffe getrennt und diese weiterverwertet werden. Unser ecovio®-Kunststoff-Portfolio haben wir erweitert und bieten nun auch für den Heimgebrauch kompostierbare Lebensmittelverpackungen an. Zweiter Schwerpunkt ist das Recycling mineralischer Rohstoffe. So treiben wir beispielsweise innovative Tech­nologien und Lösungen zur Rückgewinnung von Metallen wie Lithium, Nickel, Kobalt und Mangan aus ausgedienten Lithium-Ionen-Batterien voran.
  • Produkte, die Ressourceneffizienz beziehungsweise Lang­lebigkeit von Materialien erhöhen („extend the loop“): Hierzu zählen zum einen Produkte, die den Ressourcenbedarf und die Umweltauswirkungen entlang der Wertschöpfungskette verringern. Ein Beispiel ist die innovative Dünnschicht-Technologie Oxsilan® zur Korrosionsschutzbehandlung von Metallen, etwa vor einer Lackierung. Das Verfahren ermöglicht bei niedrigerem Materialeinsatz nicht nur eine höhere Produktivität, sondern verfügt im Vergleich zu herkömmlichen Phosphatierverfahren auch über ein vorteilhaftes Sicherheits-, Gesundheits- und Umweltprofil. Zum anderen fallen in diese Kategorie Produkte, die die Nutzungsphase verlängern und/oder Wartungsintervalle verringern. Ein Beispiel hierfür sind Tinuvin®-Lichtstabilisatoren. Sie erhöhen die Lebensdauer unter anderem von Agrarfolien, indem sie zuverlässig vor UV-Strahlung, Hitze und Agrochemikalien schützen.

Um unsere Ziele zu erreichen und die Transformation zu beschleunigen, haben wir unter anderem ein unternehmensweites Programm zur Kreislaufwirtschaft etabliert. Im Rahmen dieses Programms entwickeln BASF-Teams derzeit in über 50 Initiativen neue Ansätze zu den drei zentralen Handlungsfeldern: alternative Rohstoffpfade, innovative Materialzyklen und neue Geschäfts­modelle für die Kreislaufwirtschaft – zu denen auch digitale und service­basierte Konzepte zählen. Darüber hinaus kooperieren wir mit Partnern entlang der Wertschöpfungskette und engagieren uns in zahlreichen Netzwerken, etwa der Ellen MacArthur Foundation, des World Business Council for Sustainable Development, der Global Battery Alliance oder der Alliance to End Plastic Waste. Hierdurch wollen wir unter anderem Anforderungen, Trends und Wachstums­chancen besser verstehen und Standards mitgestalten.

1 Bruna Alves, Statista (2023). Lifecycle of plastic waste worldwide in 2019 (Infografik). Verfügbar unter: https://www.statista.com/statistics/1357641/plastic-waste-lifecycle-worldwide/

Fallbeispiel

Von der Altkleidersammlung auf den Laufsteg

Jedes Jahr fallen weltweit fast 100 Millionen Tonnen textiler Abfall an, davon werden 87 % verbrannt oder in Deponien entsorgt. Mit loopamid® hat BASF Anfang 2024 eine innovative und nachhaltige Lösung auf den Markt gebracht, um Zirkularität in der Textilindustrie zu fördern. Mit einem neuen chemischen Recyclingverfahren werden Textilabfälle aus Polyamid–6 (Nylon 6) in ihre chemischen Ausgangsstoffe umgewandelt (Depolymer­isation) und diese anschließend aufgereinigt. Die dadurch entstandenen Monomere werden im Anschluss durch Polymerisation wieder in reines Polyamid 6 (PA6) umgewandelt. Dieses recycelte PA6, loopamid®, dient als Ausgangs­material für komplett neuwertige und damit zirkulär produzierte Kleidung.

BASF bietet damit eine Lösung an, um den Kreislauf für Polyamid 6 in Kleidung ausschließlich mit Textilabfällen zu schließen. Textiler Abfall kann als wertvoller Rohstoff weiter genutzt werden, was unter anderem den Verbrauch fossiler Rohstoffe senkt. loopamid® sorgt dafür, dass Textilien in ihrem eigenen Kreislauf bleiben und PA6-haltige Kleidungsstücke ohne Einschränkungen recycelt werden können. Wir möchten die Branche dazu inspirieren, auf eine nachhaltige textile Produktion zu setzen und neue Geschäftsmodelle einzuführen, durch die Kreisläufe in der Textil­produktion geschlossen werden. Zu diesem Zweck arbeiten wir eng mit unseren Partnern entlang der Wertschöpfungskette zusammen.

Wertschöpfungskette
Als Wertschöpfungskette wird die Aufeinanderfolge von Veredlungsschritten im Produktionsprozess bezeichnet, angefangen bei den Rohstoffen über verschiedene Zwischenstufen wie Transport und Produktion bis zum fertigen Endprodukt.

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