BASF-Bericht 2023

Operativ wirksame Chancen und Risiken

Marktwachstum

Zu den größten Chancen und Risiken gehört die Entwicklung unserer Absatzmärkte. Unsere Annahmen bezüglich der kurzfristigen Wachstumsraten der Weltwirtschaft, der Regionen und wichtiger Abnehmerindustrien, wie etwa der Chemie-, Automobil- und Baubranche, legen wir detailliert im Abschnitt „Wirtschaftliche Rahmenbedingungen 2024“ dar.

Darüber hinaus betrachten wir Chancen und Risiken aufgrund von abweichenden Annahmen. Makroökonomische Chancen könnten sich infolge einer Beruhigung geopolitischer Konflikte und damit verbunden einer Verbreiterung des Angebots von Energie, Industrie­rohstoffen sowie anderen Vorleistungsgütern ergeben.

Steigende Energiepreise, zum Beispiel infolge der Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten, und daraus resultierende noch höhere Inflationsraten der Produzenten- und Konsumentenpreise stellen ebenfalls ein konjunkturelles Risiko dar. Zusätzliche makroökono­mische Risiken ergeben sich aus einer Eskalation geopolitischer Konflikte, einer weiteren Verschärfung des Handelskonflikts zwischen den USA und in Ansätzen auch der EU und China.

Aus Witterungseinflüssen können sich positive wie auch negative Effekte auf unser Geschäft ergeben, insbesondere im Segment Agricultural Solutions.

Margen

Chancen und Risiken resultieren für die BASF-Gruppe im Wesent­lichen aus der Ausweitung oder einem Rückgang der Margen, insbesondere in den Segmenten Chemicals und Materials. Weiter sinkende Margen bei einigen Produkten und Wertschöpfungsketten können den Margendruck weiter erhöhen. Zusätzliche Rohstoffknappheiten können die Margen negativ wie auch positiv beeinflussen. Dies würde sich entsprechend auf unser EBITDA auswirken.

Der Rohölpreis der Sorte Brent betrug 82 US$/Barrel im Jahresdurchschnitt 2023, verglichen zu 101 US$/Barrel im Vorjahr. Für 2024 erwarten wir einen durchschnittlichen Ölpreis von 80 US$/Barrel.

Wettbewerb

Unsere Produkte und Lösungen entwickeln wir fortlaufend weiter, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Wir beobachten den Markt sowie den Wettbewerb und versuchen gezielt, Chancen zu nutzen. Steigende Wettbewerbsrisiken, insbesondere im Bereich Agricultural Solutions, mitigieren wir soweit wie möglich mit geeigneten Maßnahmen, wie beispielsweise die Erhöhung unserer Wettbewerbs­fähigkeit durch die gezielte Förderung von Innovationen, etwa im Bereich der Nachhaltigkeit, permanentes Kosten management und kontinuierliche Prozessoptimierung.

Regulierung/Politik

Risiken können für uns entstehen durch eine Verschärfung geopolitischer Spannungen, neue Handelsbarrieren, eine fehlende globale Koordinierung bei der Verschärfung von Emissionsgrenzwerten für Produktionsanlagen sowie durch eine verschärfte Energie- und Chemikalien­gesetzgebung und eine fehlende Akzeptanz für neue Technologien in der EU. Risiken können sich zudem aus regulatorisch begründeten Verzögerungen beim Ausbau der Kapazitäten und Infrastruktur für Strom aus erneuerbaren Quellen, CO2- armen Wasserstoff sowie bei der notwendigen CO2-Infrastruktur ergeben.

Aus politischen Maßnahmen können sich aber auch Chancen ergeben. So sehen wir in den weltweiten Maßnahmen zur Erhöhung der Energieeffizienz und Reduktion von Treibhausgasemissionen die strategische Chance auf eine höhere Nachfrage nach Produkten, wie etwa unseren Dämmstoffen für Gebäude, Katalysatoren, Batterie­materialien für die Elektromobilität oder unseren Lösungen für Windkraftanlagen.

Einkauf und Lieferkette

Operative Risiken im Einkauf sind ein zentrales Thema für BASF, da sie Auswirkungen auf die Lieferfähigkeit und damit auf die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens haben können. Zu den operativen Risiken im Einkauf zählen unter anderem Unterbrechungen und Verzögerungen bei der Lieferung von Rohstoffen durch zum Beispiel Unwetter, Lieferanteninsolvenzen, Qualitätsprobleme oder geopolitische Ereignisse. Um diesen Risiken entgegenzuwirken, setzt BASF auf eine umfassende Risikobewertung und -kontrolle entlang der gesamten Lieferkette, auf globalen Wettbewerb sowie auf eine enge Zusammenarbeit mit den Lieferanten. Wir treffen weitreichende Maßnahmen, um solche Risiken zu vermeiden oder deren Auswirkungen zu minimieren.

Investitionen/Produktion

Ungeplante Anlagenabstellungen versuchen wir durch die Einhaltung hoher technischer Standards und eine kontinuierliche Verbesserung unserer Anlagen zu vermeiden. Die Auswirkungen einer ungeplanten Abstellung auf die Versorgung mit Zwischen- und Endprodukten reduzieren wir durch die Diversifikation im Rahmen unseres weltweiten Produktionsverbunds.

Im Falle einer Produktionsunterbrechung, zum Beispiel infolge eines Unfallereignisses, greifen abhängig vom Umfang der Auswirkungen unsere globalen, regionalen oder lokalen Notfallkonzepte und Krisen­management-Strukturen. In allen Regionen gibt es Krisen­management-Teams auf lokaler und regionaler Ebene. Diese koordinieren nicht nur die erforderlichen Notfallmaßnahmen, sondern leiten auch die Sofortmaßnahmen zur Schadensbegrenzung und zur schnellstmöglichen Wiederherstellung des normalen Betriebs­zustands ein.

Das Krisenmanagement umfasst auch den Umgang mit extremen Wetterlagen wie etwa tropischen Wirbelstürmen (beispielsweise an den Standorten in Freeport und Geismar im Golf von Mexiko) oder stark erhöhten Wassertemperaturen in Flüssen infolge von langen Hitzewellen, welche die verfügbare Kühlkapazität einschränken. Bei einem sich potenziell verändernden Risiko im Zuge des Klimawandels werden entsprechende Anpassungen an den Standorten vorgenommen. Beispielsweise haben wir an den Verbundstand­orten Ludwigshafen sowie Geismar/Louisiana in den vergangenen Jahren aufgrund einer Zunahme von Hitzewellen mehrere Maß­nahmen zur Erhöhung der Kühlkapazität, wie etwa Ausbau und Optimierung der zentralen Rückkühlanlagen und Optimierung der Kühlwasserströme, umgesetzt. Diese Optimierungen dienen dazu, Produk­tionsunterbrechungen aufgrund von extremen Hitzewellen zu verhindern.

Kurzfristige Risiken aus Investitionen können zum Beispiel aus technischen Störungen sowie Kosten- und Terminüberschreitungen entstehen. Diesen begegnen wir durch ein konsequentes Projektmanagement und -controlling.

Akquisitionen/Devestitionen/Kooperationen

Wir beobachten stetig den Markt, um mögliche Akquisitionsziele zu identifizieren und so unser Portfolio sinnvoll weiterzuentwickeln. Zudem arbeiten wir mit Kunden und Partnern im Rahmen von Koop­erationen zusammen, um gemeinsam neue wettbewerbs­fähige Produkte und Anwendungen zu entwickeln.

Akquisitionen und Devestitionen bergen sowohl Chancen als auch Risiken. Diese ergeben sich aus dem Zustandekommen oder einem früher beziehungsweise später als erwartet vollzogenen Abschluss einer Transaktion. Sie betreffen den An- oder Wegfall von regelmäßigen Ergebnisbeiträgen sowie die Realisierung von Veräußerungsergebnissen, sofern sie von unseren Planungsannahmen abweichen.

Personal

Die Entwicklung des Personalaufwands hängt aufgrund globaler BASF-Vergütungsprinzipien auch von der Höhe der variablen Vergütung ab, die unter anderem an den Unternehmenserfolg geknüpft ist. Die Korrelation von variabler Vergütung und Unternehmens­erfolg wirkt dabei risikominimierend. Ein weiterer Einflussfaktor besteht in der Entwicklung der Zinssätze für die Abzinsung der Pensions­verpflichtungen. Darüber hinaus können auch Änderungen von rechtlichen Rahmenbedingungen auf Länderebene Einfluss auf die Entwicklung des Personalaufwands der BASF-Gruppe nehmen. Für Länder, in denen BASF tätig ist, beobachten wir daher kontinuierlich die relevanten Entwicklungen, um mögliche Risiken frühzeitig zu erkennen und das Ergreifen von adäquaten Maßnahmen zu ermöglichen.

Informationstechnologie

BASF nutzt eine Vielzahl von IT-Systemen. Technologien wie künstliche Intelligenz, Big Data oder Internet of Things setzen wir ein, um neue Geschäftsmodelle, Unternehmenskonzepte und -strategien zu entwickeln und auf ein verändertes Kundenverhalten angemessen zu reagieren. Die Aufgabe des globalen Cyber-Security-Teams besteht darin, diese IT-Systeme und damit die dort verarbeiteten Daten und Geschäftsprozesse zu schützen. In einer vernetzten, sich ständig weiterentwickelnden Welt wird die Herausforderung, BASF vor Angreifern zu schützen, immer größer und komplexer.

Die Bedrohungslage hat sich in den vergangenen Jahren dahin­gehend verändert, dass Angreifer sich besser organisieren, ausgereiftere Techniken verwenden und über weit mehr Ressourcen verfügen. Diese Entwicklung ergibt sich aus der Tatsache, dass Cyberangriffe über das Internet äußerst lukrativ sind, da eine Vielzahl von Schwachstellen in Soft- und Hardwareprodukten ständig neue Anreize für die Entwicklung von Angriffssoftware bieten und die Möglichkeiten der Anonymisierung die Rückverfolgbarkeit und Bestrafung von Angriffen nahezu unmöglich machen.

Eine erfolgreiche Attacke kann beispielsweise die Anlagenverfüg­barkeit, die Lieferqualität oder die Richtigkeit unserer Finanzberichterstattung beeinträchtigen. Unbefugter Zugriff auf sensible Daten, wie zum Beispiel Personal- oder Kundenstammdaten, wettbewerbs­rechtlich relevante Informationen oder Forschungsergebnisse, kann haftungsrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen oder unsere Wettbewerbsposition gefährden. Hinzu kämen monetäre Einbußen, ein möglicher Reputationsverlust bis hin zu einem Vertrauensverlust unserer Kunden und Partner in die Sicherheit unserer Produkte und Dienstleistungen.

Um derartige Risiken zu minimieren, verfügt BASF über weltweit einheitlich angewandte Verfahren und Systeme zur Gewährleistung der IT-Verfügbarkeit und IT-Sicherheit, welche auf den anerkannten Standard ISO 27001 aufbauen. Dazu gehören stabile und redundant ausgelegte IT-Systeme, Back-up-Verfahren, Viren- und Zugangs­schutz, Verschlüsselungssysteme sowie integrierte und standar­disierte IT-Infrastrukturen, -Anwendungen und -Prozesse. Die im Einsatz befindlichen Systeme zur Informationssicherheit werden permanent geprüft, fortlaufend aktualisiert und bei Bedarf erweitert. Zudem werden unsere Mitarbeitenden regelmäßig im Informations- und Datenschutz geschult. Das IT-Risikomanagement erfolgt über einheitliche Regeln für Organisation und Anwendung sowie ein darauf aufbauendes internes Kontrollsystem.

Um mit fortschrittlichen Angreifern Schritt zu halten, nutzen wir moderne Schutzkonzepte. Diese reichen von einer effizienten Erkennung über die professionelle Reaktion bis hin zur Abwehr von Angriffen und zur Minimierung möglicher Auswirkungen. Außerdem sind starke Allianzen im Bereich der Cybersicherheit unerlässlich. So arbeitet BASF eng mit Sicherheitsbehörden und Sicherheits­verbänden zusammen, zum Beispiel als Gründungsmitglied der Deutschen Cyber Sicherheits-Organisation (DCSO) und der Cyber Security Sharing and Analytics (CSSA) Plattform in Berlin.

Darüber hinaus hat BASF ein Informationssicherheits-Management-System etabliert und besitzt eine Zertifizierung nach der internationalen Norm DIN EN ISO/IEC 27001:2017.

Recht

Laufende und drohende Rechtsstreitigkeiten und -verfahren überwachen wir kontinuierlich. Dem Vorstand und dem Aufsichtsrat wird hierüber regelmäßig Bericht erstattet. Zur Beurteilung von Risiken aus laufenden Rechtsstreitigkeiten und -verfahren sowie eines etwaigen Rückstellungsbedarfs erstellen wir eigene Analysen und Bewer­tungen der Sachverhalte und geltend gemachter Ansprüche und ziehen im Einzelfall die Ergebnisse vergleichbarer Verfahren sowie bei Bedarf unabhängige Rechtsgutachten heran. Die Risikobewertung basiert insbesondere auf der Einschätzung der Eintrittswahrscheinlichkeiten und Bandbreiten möglicher Inanspruch­nahmen. Diese Einschätzungen werden in enger Abstimmung zwischen den betroffenen operativen Einheiten und Serviceein­heiten unter Einbeziehung von „Corporate Legal“ und „Corporate Finance“ getroffen. Bei entsprechender Eintrittswahrscheinlichkeit bilden wir für das jeweilige Verfahren eine Rückstellung. Ist eine Rückstellungsbildung nicht erforderlich, prüfen wir im Rahmen des allgemeinen Risikomanagements weitergehend, ob aus diesen Rechtsstreitig­keiten gleichwohl ein Risiko für das EBITDA der BASF-Gruppe besteht.

Risiken aus möglichen Rechts- oder Gesetzesverletzungen begrenzen wir durch unser internes Kontrollsystem. Beispielsweise ver­suchen wir, durch umfangreiche Abgrenzungsrecherchen Patent- und Lizenzkonflikte weitgehend zu vermeiden. Im Rahmen unseres konzernweiten Compliance-Programms werden unsere Mitarbeitenden regelmäßig geschult.

Steuern

Die berücksichtigten steuerlichen Chancen und Risiken betreffen nur Steuern, die sich auf das EBITDA der BASF-Gruppe kurzfristig auswirken. Diese entstehen, wenn BASF eine abweichende Posi­tion zu der Auffassung einer zuständigen Verwaltungsbehörde eingenommen hat. Soweit bereits eine Steuerzahlung erfolgte und die Möglichkeit einer Rückforderung besteht, zeigen wir dies als Chance. Wenn hingegen noch eine potenzielle Zahlung entsprechend der Verwaltungsauffassung aussteht, entspricht dies einem Risiko. Die Chancen und Risken bewerten wir insbesondere hinsichtlich deren Eintrittswahrscheinlichkeit und soweit geboten bilden wir für den jeweiligen Risikofall eine Rückstellung. Ist eine Rückstellungsbildung nicht erforderlich, berücksichtigen wir dies im Rahmen der Ermittlung der EBITDA-relevanten Risiken der BASF-Gruppe.

Wertschöpfungskette
Als Wertschöpfungskette wird die Aufeinanderfolge von Veredlungsschritten im Produktionsprozess bezeichnet, angefangen bei den Rohstoffen über verschiedene Zwischenstufen wie Transport und Produktion bis zum fertigen Endprodukt.

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