Brief des Vorstandsvorsitzenden

Kurt Bock, Vorsitzender des Vorstands der BASF SE (Foto)

Sehr geehrte Aktionärin, sehr geehrter Aktionär,

im Jahr 2016 haben wir die uns gesetzten Wachstums- und Ertragsziele erreicht. Im Chemiegeschäft sind wir erfolgreich gewachsen und konnten die Ertragskraft weiter verbessern. Absehbar war, dass die Erträge von Öl und Gas erneut unter Vorjahr liegen würden. Der Ölpreis fiel weiter – um rund 15 % auf durchschnittlich 44 US$ je Barrel Brent im Jahr 2016. Zudem hatten wir im dritten Quartal 2015 unser Gashandels- und Gasspeichergeschäft verkauft. Deshalb lag das EBIT vor Sondereinflüssen der BASF-Gruppe mit 6,3 Milliarden € insgesamt leicht, um 6 %, unter Vorjahr. Der Umsatz ging wie erwartet deutlich zurück, nämlich um 18 % auf 57,6 Milliarden €.

2016 hat uns auch schmerzlich vor Augen geführt, dass Risiken in der Chemie trotz aller Umsicht und Vorsichtsmaßnahmen nicht auszuschließen sind. Im Oktober kam es im Werk Ludwigshafen bei Wartungsarbeiten an einer Pipeline zu einem Unfall. In Folge einer Explosion starben vier Menschen. Wir alle fühlen mit ihren Familien und Angehörigen. Wir tun alles, um das Unglück vollständig aufzuklären und werden weiterhin offen und transparent darüber berichten. Sollte es Möglichkeiten geben, unsere Sicherheit weiter zu verbessern, werden wir diese nutzen.

Die BASF-Mannschaft konnte mit größtem Einsatz und in kürzester Zeit Lösungen für die anfangs stark beeinträchtigte logistische Versorgung des Werks umsetzen. Deshalb sind die wirtschaftlichen Folgen des Unglücks deutlich geringer, als unter dem unmittelbaren Eindruck des Unfalls zu erwarten war. Dies zeigt eindrucksvoll, welche Kraft im BASF-Team steckt. Auch dafür danke ich allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Namen des Vorstands sehr herzlich, zumal 2016 auch geschäftlich ein herausforderndes Jahr war.

2016 begann schwach, der Ölpreis lag zeitweise unter 30 US$ je Barrel Brent. Unsere Kunden waren verunsichert und zögerten mit Bestellungen. Im ersten Quartal erreichten wir kein Mengenwachstum. Im weiteren Jahresverlauf haben unsere strikten Maßnahmen zur Ausgaben- und Kostendisziplin zunehmend Wirkung entfaltet. Auch unser Exzellenzprogramm DrivE hat die erwarteten Beiträge geliefert. Beides trug zu einer positiven Ertragsdynamik bei.

Im Laufe des Jahres ist es uns gelungen, das Wachstum der BASF zu steigern. Wir erhöhten die Verkaufsmengen von Quartal zu Quartal. Insbesondere in Asien haben wir den Absatz im Chemiegeschäft kontinuierlich gesteigert und sind kräftig gewachsen. Damit zahlen sich die hohen Investitionen der vergangenen Jahre in Forschung und Entwicklung sowie in neue Produktionskapazitäten aus. Vor allem die Segmente Performance Products und Functional Materials & Solutions, in denen wir den Kunden maßgeschneiderte Lösungen für ihre Anwendungen anbieten können, haben dazu beigetragen. In beiden Segmenten haben wir die Ertragskraft deutlich, und damit stärker als noch vor einem Jahr erwartet, steigern können. Im Segment Chemicals lag das Ergebnis fast auf Vorjahreshöhe und damit etwas besser als erwartet. Trotz deutlichem Preisverfall vieler Produkte in Folge gesunkener Rohstoffpreise konnten wir die Margen in vielen Fällen stabil halten.

Unser Pflanzenschutzgeschäft entwickelte sich in einem schwierigen Marktumfeld verhalten. Die Mengen lagen unter Vorjahr. Das EBIT vor Sondereinflüssen konnten wir durch striktes Kostenmanagement stabil halten – ein aus unserer Sicht im Branchenvergleich solides Ergebnis.

Im Öl-und-Gas-Geschäft haben wir Kosten und Ausgaben drastisch an das veränderte Umfeld angepasst. Umsatz und Ergebnis des Segments lagen erwartungsgemäß deutlich unter Vorjahr. Wichtig ist, dass wir die Produktion von Öl und Gas 2016 steigern konnten. Mit dem Verkauf des Gashandelsgeschäfts konzentrieren wir uns auf die Exploration und Produktion von Öl und Gas.

„Zum deutlich verbesserten EBIT nach Kapitalkosten haben das Chemie- und unser Pflanzenschutzgeschäft erfolgreich beigetragen.“

Wir wollen Wert schaffen für unsere Aktionäre. Maßstab hierfür ist ein positives EBIT nach Kapitalkosten. Die deutliche Verbesserung im Jahr 2016 ist besonders erfreulich, weil das Chemie und unser Pflanzenschutzgeschäft erfolgreich dazu beigetragen haben. So ist es uns gelungen, den preisbedingt negativen Beitrag unseres Öl-und-Gas-Geschäfts mehr als auszugleichen.

Sie als Aktionär sollen an dieser Entwicklung wiederum angemessen teilhaben. Wir setzen unsere Dividendenpolitik fort und schlagen Ihnen vor, die Dividende erneut zu erhöhen, um 10 Cent auf 3,00 € je Aktie. Die BASF-Aktie bietet damit eine hohe Dividendenrendite von 3,4 % auf Basis des Jahresschlusskurses 2016.

Der Kursverlauf der BASF-Aktie im Jahr 2016 spiegelt die Ertragsdynamik und auch künftige Erwartungen wider. In einem volatilen Marktumfeld entwickelte sich unser Aktienkurs positiv. Er lag Ende des Jahres mit 88,31 € rund 25 % über dem Schlusskurs des Vorjahres. Auch die Wertentwicklung unserer Aktie kann sich sehen lassen: Bei Wiederanlage der Dividende betrug sie im vergangenen Jahr 30 % und lag damit deutlich über der von DAX 30 (7 %), Dow Jones Euro Stoxx 50 (4 %) und MSCI World Chemicals (11 %).

Vor gut fünf Jahren haben wir unsere „We create chemistry“-Stategie vorgestellt. Sie basiert auf Wachstum aus Investitionen, Innovation und einer Weiterentwicklung unseres Portfolios.

In den vergangenen Jahren haben wir weltweit verstärkt in neue Anlagen investiert. Damit haben wir die Voraussetzungen für organisches Wachstum geschaffen. Nach einer Phase hoher Investitionen, vor allem in den Schwellenländern, haben wir diese 2016 wie angekündigt zurückgefahren und wollen in den kommenden Jahren auf vergleichbarem Niveau investieren. Wir füllen nun die vorhandenen Kapazitäten unserer Anlagen und wollen beim Mengenwachstum an die Dynamik des Vorjahres anknüpfen.

Innovation und – damit eng verknüpft – Nachhaltigkeit sind wichtige Säulen unserer Strategie. Um unseren Kunden in den verschiedenen Regionen und Märkten spezifische Lösungen anzubieten, haben wir unsere globale Forschung und Entwicklung kontinuierlich ausgebaut. 2016 haben wir unseren Innovationsansatz weiterentwickelt. Unsere Forscher arbeiten daran, digitale Technologien noch stärker zu nutzen. Wir integrieren digitale Technologien in unsere Forschungsabläufe und nutzen Daten für neue Fragestellungen. Auch die Eigenschaften chemischer Strukturen wollen wir verstärkt mit wissenschaftlichen Modellen vorhersagen. Mit diesen Maßnahmen stärken wir langfristig unsere Wettbewerbsfähigkeit und nutzen neue Wachstumschancen.

„Mit BASF 4.0 haben wir unsere Aktivitäten zur Digitalisierung gebündelt, fokussiert und beschleunigt.“

Die Digitalisierung wird BASF auch in anderen Bereichen verändern. Mit BASF 4.0 haben wir unsere Aktivitäten zur Digitalisierung gebündelt, fokussiert und beschleunigt. Der digitale Wandel betrifft die Art und Weise, wie wir künftig unsere Fabriken steuern, wie wir mit Lieferanten und Kunden nahtlos zusammenarbeiten und wie wir neue Geschäftsmöglichkeiten und Märkte erschließen und entwickeln. In diesem Bericht finden Sie dazu Beispiele. Digitalisierung begreifen wir als eine Chance für BASF und für unsere Mitarbeiter – wir werden sie aktiv gestalten.

Profitabel wachsen möchten wir auch weiterhin durch Akquisitionen. 2016 haben wir Chemetall erworben, einen weltweit führenden Anbieter von Oberflächentechnologie. Produkte von Chemetall schützen zum Beispiel Metalle vor Korrosion oder erleichtern ihre Bearbeitung. Unter anderem setzen Automobil- und Luftfahrtindustrie sie ein. Das sehr kundennahe Geschäft ergänzt optimal unsere Lack-Aktivitäten. Wir haben uns gleichzeitig auch von Aktivitäten getrennt, die nicht mehr optimal zu unserem Portfolio passen, beispielsweise die Industrielacke und die Polyolefinkatalysatoren, die wir erfolgreich verkauft haben.

Der Strukturwandel der Chemieindustrie setzt sich weiter fort, dabei durchaus auch scheinbaren Trends und Moden folgend. Für BASF gelten einfache Grundsätze: Jedes Geschäft soll möglichst eine führende Marktposition erreichen und als solches erfolgreich sein – gerade im Vergleich mit den direkten Wettbewerbern. Und es profitiert von der BASF und unserem Verbund, nicht nur in der Produktion und Logistik, sondern auch in der Forschung und Entwicklung sowie beim Kunden. Dieser Verbund ist und bleibt auch künftig Kern der BASF, er fordert und fördert Exzellenz.

„2017 wollen wir weiter wachsen, wozu alle Segmente beitragen sollen.“

2017 wollen wir weiter wachsen, wozu alle Segmente beitragen sollen. Wichtiger, auch unser Ergebnis soll wieder ansteigen, auch im Öl-und-Gas-Geschäft, für das wir im Jahresdurchschnitt 2017 einen Ölpreis von 55 US$ je Barrel Brent annehmen. Bisher bestätigt der Geschäftsverlauf unsere Erwartungen. Sie basieren auch auf der Annahme, dass sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ähnlich wie 2016 entwickeln werden und die Chemieproduktion weltweit wiederum mit rund 3,4 % zunehmen wird.

Allerdings sind vor allem die politischen Unsicherheiten so hoch wie selten zuvor. Die Auswirkungen des Brexit sind weiterhin nicht absehbar; er betrifft unsere Wettbewerbsfähigkeit sowie die der Kunden in unserem Heimatmarkt Europa, wo zudem wichtige Wahlen anstehen. Protektionismus ist ein süßes Gift. Weltweit beobachten wir den Trend, das eigene Wohl in der Abschottung, nicht in der Zusammenarbeit zu suchen. Auch deshalb ist unsere Strategie, so viel wie möglich in den jeweiligen Märkten zu produzieren, nach wie vor richtig.

„Vor allem in den Wachstumsmärkten haben wir systematisch in Produktion, Forschung und Vertrieb investiert.“

Asien bleibt auf lange Sicht der Wachstumsmotor für den weltweiten Chemiemarkt. Dabei ist China mit Abstand der größte Markt. Vor allem in den Wachstumsmärkten haben wir systematisch in Produktion, Forschung und Vertrieb investiert. So können wir unseren Kunden vor Ort maßgeschneiderte Lösungen anbieten und erfolgreich an dem Wachstum teilnehmen.

Wir sind verhalten optimistisch für 2017. Angesichts der großen Unsicherheiten werden wir unsere strenge Ausgaben- und Kapitaldisziplin fortsetzen. Daueraufgabe bleibt die Weiterentwicklung unseres Portfolios. Die digitale Transformation treiben wir weiter voran in unserer Forschung und Entwicklung, in der Produktion sowie bei der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle, die uns noch stärker mit unseren Kunden vernetzen. Ich versichere Ihnen: Das BASF-Team steckt voller Tatkraft. Das werden wir auch in diesem Jahr wieder beweisen.

Ihr
Kurt Bock