Wirtschaftliche Rahmenbedingungen 2021 1 Wir erwarten, dass sich die Weltwirtschaft im Jahr 2021 von ihrem starken Einbruch infolge der Corona-Pandemie allmählich erholen wird. Das globale Bruttoinlandsprodukt (BIP) wird das Vorkrisenniveau in etwa wieder erreichen. Wir nehmen an, dass das globale BIP um 4,3 % (2020: –3,7 %) wachsen wird. In vielen Ländern bleibt die Handlungsfreiheit von Verbrauchern und Unternehmen durch Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung zunächst beschränkt. Im weiteren Jahresverlauf dürften sich zunächst positive saisonale Impulse bemerkbar machen. Wir gehen davon aus, dass eine zunehmende Immunisierung der Bevölkerung, insbesondere der Risikogruppen, die wirtschaftliche Erholung im zweiten Halbjahr 2021 zunehmend stützen wird. Die regionalen Unterschiede bleiben vermutlich beträchtlich: Während wir für die asiatischen Schwellenländer von einem hohen Wachstum ausgehen, wird die Dynamik in Europa, den USA und in Japan voraussichtlich zunächst gedämpft bleiben. Die Unsicherheiten über die weitere Entwicklung sind außergewöhnlich hoch. Der weitere Verlauf der Corona-Pandemie ist nur schwer vorhersehbar, darüber hinaus werden die Folgewirkungen des starken wirtschaftlichen Rückgangs im Vorjahr im Unternehmenssektor und an den Arbeitsmärkten deutlicher zutage treten. Entwicklung der Weltwirtschaft im Jahr 2021 Moderates Wachstum in Europa und den USA erwartet Voraussichtlich hohes Wachstum in Asien Für die Europäische Union (EU) gehen wir insgesamt von einem moderaten Wachstum des BIP um 3,0 % (2020: –6,4 %) aus. Wir unterstellen, dass Basiseffekte die Wachstumsdynamik in den Ländern stützen werden, die von der Pandemie besonders stark betroffen waren. Dazu zählen die südeuropäischen Länder mit einem hohen Tourismusanteil, aber auch die nordwest- und osteuropäischen Volkswirtschaften, deren Industrie auf Investitionsgüter und die Automobilproduktion spezialisiert ist. Das Wirtschaftswachstum wird aber voraussichtlich noch deutlich von den Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie beeinflusst bleiben, die in den einzelnen Mitgliedsländern der EU unterschiedlich stark ausgeprägt sind. Darüber hinaus rechnen wir damit, dass die Folgen des Brexits die Konjunktur in der EU dämpfen werden. Für das Vereinigte Königreich gehen wir aufgrund des Brexits und sehr hoher Infektionszahlen zu Jahresbeginn nur von einem schwachen Wachstum des BIP von 2,4 % nach dem erheblichen Rückgang im Vorjahr aus (2020: –9,9 %). Für die USA erwarten wir ein Wachstum des BIP von 4,0 %. Ein weiteres staatliches Ausgabenprogramm wird die Konjunktur voraussichtlich in erheblichem Maße stützen. Verglichen mit der EU war der Konjunkturrückgang im Jahr 2020 allerdings nur etwa halb so groß, weshalb sich Basiseffekte in geringerem Maße auswirken dürften. Insbesondere der private Konsum wurde durch staatliche Unterstützungszahlungen im Jahr 2020 erheblich gefördert, so dass keine starken Aufholeffekte für den Güterkonsum im Jahr 2021 mehr zu erwarten sind. Darüber hinaus gehen wir davon aus, dass die weitere Erholung des Arbeitsmarktes langsamer verlaufen wird als im Vorjahr. Während die Exporte vom schwächeren US-Dollar profitieren dürften, sollten die Importpreise im Vergleich zum Vorjahr steigen. Wir unterstellen, dass die Strafzölle für Importe von Vorleistungen und Konsumgütern aus China vorerst nicht sinken, so dass sich daraus kein entlastender Effekt für die Importpreise ergeben dürfte. In den asiatischen Schwellenländern rechnen wir mit deutlich höheren Wachstumsraten. In China wird der private Verbrauch das Wachstum zunehmend unterstützen. Von der Erholung der Weltwirtschaft sollten zudem positive Impulse auf das Exportgeschäft ausgehen. Insgesamt wird sich das Wachstum im Jahresverlauf wahrscheinlich verlangsamen. Gegenüber dem Vorjahr wird die Wachstumsrate mit über 7 % aber wohl vergleichsweise hoch ausfallen und damit über dem Durchschnitt der Vorjahre liegen. Wir gehen davon aus, dass sich in Indien die im zweiten Halbjahr 2020 begonnene dynamische Erholung fortsetzt. In den anderen asiatischen Schwellenländern rechnen wir insgesamt mit einem Wachstum in Höhe des langjährigen Durchschnitts vor der Krise von etwas mehr als 4 %. In Japan erwarten wir ein moderates Wachstum des BIP von nur etwas mehr als 2 %. Zwar konnte das Land die Pandemie bislang besser kontrollieren als andere fortgeschrittene Volkswirtschaften, dennoch dürfte sich die einheimische Konsum- und Investitionsgüternachfrage nur langsam von ihrem starken Rückgang im Vorjahr erholen. Die Exporte werden sich voraussichtlich deutlich stärker beleben, insbesondere durch eine steigende Nachfrage aus China. In Südamerika bleiben die Wachstumsaussichten vermutlich verhalten. Insgesamt prognostizieren wir ein Wachstum des BIP in der Region von etwas über 4 %. In Brasilien werden sich die fiskalischen Impulse im Laufe des Jahres wahrscheinlich abschwächen und die weitere konjunkturelle Erholung bremsen (2021: +3,5 %, 2020: –4,6 %). Die makroökonomischen Ungleichgewichte, vor allem steigende Inflationsraten bei anhaltend niedrigen Zinsen und die zunehmende Staatsverschuldung, werden die brasilianische Währung voraussichtlich weiterhin belasten. Auch in Argentinien dürfte die Staatsschulden- und Währungskrise die wirtschaftliche Erholung nach dem starken Einbruch im Vorjahr dämpfen (2021: +5,0 %, 2020: –10,4 %). Für die übrigen Länder Südamerikas gehen wir von einem moderaten Wachstum der einheimischen Nachfrage und positiven Impulsen der sich erholenden Weltkonjunktur auf die Nachfrage nach Industrie- und Agrarrohstoffen aus. 1 Unsere Annahmen berücksichtigen aktuelle Einschätzungen externer Institutionen; dazu zählen Wirtschaftsforschungsinstitute, Banken, multinationale Organisationen und Beratungsunternehmen. Ausblick zum Bruttoinlandsprodukt 2021 reale Veränderung gegenüber Vorjahr Trends Bruttoinlandsprodukt 2021 – 2023 reale jährliche Veränderung im Durchschnitt zurück weiter