Biodiversität

Biodiversität beschreibt die Vielfalt von Lebensformen auf der Erde. Tiere und Pflanzen erfüllen vielfältige Aufgaben und gewährleisten die Widerstandsfähigkeit ihres Ökosystems gegenüber Veränderungen, etwa durch den Klimawandel. Als Chemieunternehmen sind wir auf Ökosystemleistungen wie etwa die Verfügbarkeit von nachwachsenden Rohstoffen oder die Luft-, Wasser- und Bodenqualität angewiesen und nehmen gleichzeitig Einfluss darauf. Der Schutz von Biodiversität ist daher ein wichtiger Teil unseres Nachhaltigkeitsbekenntnisses.

Die Grafik stellt die verschiedenen Stationen entlang der Wertschöpfungskette dar. Das jeweils hellblau hervorgehobene Feld zeigt an, welche Station im jeweiligen Kapitel thematisiert wird. (hier: Lieferanten, BASF, Kunden) (Grafik)

Mit einem verantwortungsvollen Einkauf, dem effizienten Einsatz von Rohstoffen, unseren Produktlösungen sowie unserem Engagement in zahlreichen Initiativen tragen wir dazu bei, dass unser wirtschaftliches Handeln im Einklang mit den nachhaltigen Entwicklungszielen der Vereinten Nationen erfolgt und wir unsere negativen Auswirkungen auf Artenvielfalt reduzieren. Zum jetzigen Zeitpunkt sind Auswirkungen auf Biodiversität und damit auch die Auswirkungen von BASF nur schwer vollumfänglich zu erfassen. Gleichzeitig tragen wir etwa mit unserer Value-to-Society-Methode dazu bei, wesentliche Auswirkungen in den einzelnen Stufen der Wertschöpfungskette auf Landnutzung zu erfassen. Zudem haben wir im Jahr 2020 ein Pilotprojekt zur besseren methodischen Erfassung von Biodiversitätsauswirkungen einzelner Produktanwendungen angestoßen.

Unsere Verantwortung für unsere Lieferketten

Die Geschäftstätigkeiten unserer Rohstofflieferanten gehen häufig mit Landnutzung und damit verbundenen Auswirkungen auf Artenvielfalt einher, sei es bei der Gewinnung von Erdgas und Erdöl, beim Abbau von Mineralien oder beim Anbau von Nutzpflanzen wie Ölpalmen oder Rizinus. Unsere Erwartungen hinsichtlich Umwelt-, Arbeits- und Sozialstandards in der Lieferkette haben wir im Verhaltenskodex für Lieferanten festgeschrieben.

Im Juni 2020 haben wir unsere Position zum Schutz der Wälder veröffentlicht. Darin verpflichten wir uns, Gebiete mit hohem Naturschutzwert, Waldgebiete mit kohlenstoffreichem Bestand sowie Torfgebiete beim Einkauf nachwachsender Rohstoffe zu erhalten. Wir wollen darauf hinwirken, dass solche Gebiete nicht für eine intensive wirtschaftliche Nutzung entwickelt werden und dass die Rechte indigener und lokaler Gemeinschaften bei Entwicklungsmaßnahmen zur Landnutzung respektiert werden. Hierzu arbeiten wir mit Partnern zusammen, um die Nachhaltigkeit in der Lieferkette zu erhöhen, etwa bei unserer Lieferkette für palmbasierte Rohstoffe mit dem Roundtable on Sustainable Palm Oil (RSPO).

BASF bezieht eine Reihe von nachwachsenden Rohstoffen. Insbesondere Palmöl und Palmkernöl, Sojaöl und seine Derivate sowie Ligninsulfonate, die aus Holz gewonnen werden, sind mit einem hohen Entwaldungsrisiko bewertet. Gemessen am Einkaufsvolumen sind Palmölprodukte die relevantesten nachwachsenden Rohstoffe für BASF. Für mehr Nachhaltigkeit in dieser Lieferkette ist seit 2011 die detaillierte Palm-Verpflichtung in Kraft getreten, die 2015 verlängert wurde und durch unsere Palm Sourcing Policy entsprechend umgesetzt wird. Darüber hinaus engagieren wir uns mit verschiedenen Projekten in weiteren Lieferketten für den verantwortungsvollen Umgang mit natürlichen Ressourcen und Biodiversität. Im Jahr 2020 wurde BASF von der gemeinnützigen Organisation CDP erstmals im Rahmen des CDP-Forest-Ratings eingestuft (Note: A-). Hierbei werden Unternehmen hinsichtlich ihres Umgangs mit Umweltrisiken und Chancen bewertet. Dies basiert auf detaillierten Einblicken in unsere Palm-Wertschöpfungskette und die Auswirkungen unserer Aktivitäten auf Ökosysteme und Lebensräume.

Gemeinsam mit Partnern entwickeln wir zudem innovative Lösungen, die den Druck für eine wirtschaftliche Nutzung der Wälder verringern. Der Unternehmensbereich Nutrition & Health und Isobionics® haben mit Isobionics® Santalol im Jahr 2020 beispielsweise einen biotechnologisch hergestellten Riechstoff auf den Markt gebracht, der eine überzeugende Alternative zu natürlichem Sandelholzöl ist. Dieses Öl wird aus dem Holz und den Wurzeln des Sandelholzbaums gewonnen, der auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion (International Union for Conservation of Nature, IUCN) steht und häufig von Raubbau betroffen ist. Mit dem neuentwickelten Duftstoff gehen wir auf die Bedürfnisse der Kunden nach einer zuverlässigen Rohstoffversorgung ein und schonen gleichzeitig die natürlichen Ressourcen.

Unsere Verantwortung für unsere Standorte und unsere Produktion

Auch beim Management unserer Standorte und Anlagen achten wir auf den Erhalt der Artenvielfalt. An allen unseren Produktionsstätten respektieren wir die natürlichen Ressourcen und haben uns zu folgenden Maßnahmen verpflichtet: Wir betreiben unsere Einrichtungen auf verantwortungsvolle Weise und minimieren negative Auswirkungen auf die Umwelt einschließlich der Wälder, indem wir die Emissionen in Luft, Wasser und Boden möglichst gering halten und Abfälle vermeiden und verringern. Außerdem führen wir bei Investitionsentscheidungen zum Bau neuer Standorte oder zur Erweiterung bestehender Standorte systematische Bewertungen von Nachhaltigkeitsaspekten durch, unter anderem zu potenziellen Auswirkungen auf Wälder und Biodiversität. Mit unserem Wassermanagement und unserem Engagement in Organisationen wie der Alliance to End Plastic Waste (AEPW) tragen wir zum Erhalt der Biodiversität in Gewässern bei.

Unser Umgang mit den Auswirkungen unserer Produkte

Wir wollen sicherstellen, dass unsere Produkte den Qualitätsanforderungen unserer Kunden gerecht werden und bei sachgerechter Anwendung keine Gefahr für Mensch, Tier und Umwelt darstellen. Mit unserem Bekenntnis zu den Zielen der Responsible Care®-Initiative des International Council of Chemical Associations verpflichten wir uns, negative Auswirkungen unserer Produkte auf Sicherheit, Gesundheit und Umwelt kontinuierlich zu verringern und unsere Produkte stetig weiterzuentwickeln. So prüfen wir zum Beispiel unsere Produkte und Lösungen in den Bereichen Pflanzenschutz und Saatgut im gesamten Forschungs-, Entwicklungs- und Registrierungsprozess wie auch fortlaufend nach erfolgreicher Marktzulassung auf mögliche Risiken und Auswirkungen auf Ökosysteme, in denen sie angewendet werden. Um einer unsachgerechten Anwendung vorzubeugen, haben wir unter anderem verschiedene Projekte ins Leben gerufen und bieten Weiterbildungen an.

Jede Art von ländlicher Bewirtschaftung, zum Beispiel Land- und Forstwirtschaft, trägt zu Veränderungen in der biologischen Vielfalt bei. Tätigkeiten wie die Bodenbearbeitung, Entwässerung, Düngung und der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln können Auswirkungen auf Flora und Fauna haben, indem sie deren Nahrungsquellen beeinflussen.

Im Jahr 2020 haben wir unser Bekenntnis zu nachhaltiger Landwirtschaft verstärkt. Wir konzentrieren uns dabei auf vier Bereiche, um Landwirte zu unterstützen, die richtige Balance zu finden: klimafreundliche Landwirtschaft, nachhaltige Lösungen, digitale Landwirtschaft und intelligente Produktverantwortung. In diesem Zusammenhang arbeiten wir mit Landwirten zusammen, um ausgewogene Agrarsysteme zu schaffen, die einen produktiven und effizienten Anbau hochwertiger Lebensmittel ermöglichen und gleichzeitig die Biodiversität auf dem Feld fördern. Hierzu beraten wir beispielsweise bei der Bodenbearbeitung oder ermitteln geeignete Maßnahmen zur Verbesserung der biologischen Vielfalt in Agrarlandschaften. Dabei kommt unsere langjährige Erfahrung bei der Messung und Bewertung von Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft zum Tragen. Mit unserer AgBalance®-Methode und dem seit 2020 verfügbaren Biodiversitätsrechner können die Auswirkungen der landwirtschaftlichen Praxis auf die biologische Vielfalt wissenschaftlich fundiert bestimmt werden. Entsprechend dieser Bewertung empfehlen wir Maßnahmen, wie etwa das Anlegen von Blühstreifen oder Nistmöglichkeiten, die Bestäubern, wie Wildbienen, oder Ackerlandvögeln zugutekommen. Unsere modernen Saatgutlösungen ermöglichen zudem bessere Erträge auf bestehendem Ackerland und leisten somit einen Beitrag, natürlichen Lebensraum zu erhalten.

Unsere Initiativen für Biodiversität

Der stetige Dialog mit verschiedenen Interessengruppen ist für BASF äußerst wichtig. Aus diesem Grund werden wir weiterhin den Austausch mit Partnern in der Wertschöpfungskette, Regierungen und der Zivilgesellschaft suchen, um Lebensräume für Wildtiere und -pflanzen zu erhalten und damit unseren Beitrag zur Biodiversität zu leisten. Wir arbeiten mit einer Vielzahl von Organisationen zusammen, unter anderem mit dem Roundtable on Sustainable Palm Oil (RSPO), dem Forum Nachhaltiges Palmöl, der Brazilian Coalition on Climate, Forests and Agriculture und der High Carbon Stock Approach Steering Group. Wir suchen die Zusammenarbeit mit weiteren relevanten Interessengruppen und Organisationen, um das Bewusstsein zu schärfen und zu erhöhen, die notwendige Markttransformation voranzutreiben und vor Ort Wirkung zu erzielen. Zur Förderung der Biodiversität treiben wir verschiedene Initiativen voran, etwa das „BASF FarmNetzwerk Nachhaltigkeit“, die Initiative Mata Viva® und das Projekt „Lerchenbrot“ (siehe Kasten unten).

Das „BASF FarmNetzwerk Nachhaltigkeit“ wurde 2013 mit dem Ziel gegründet, praktikable Maßnahmen zu erarbeiten, um eine flächendeckende Steigerung der Biodiversität in intensiv genutzten Agrarlandschaften zu erreichen. Das Netzwerk umfasst landwirtschaftliche Betriebe in Europa, etwa in Deutschland, England, Frankreich, Italien und Polen. Auf einigen dieser Betriebe erfassen externe, unabhängige Fachleute aus Natur- und Umweltschutz die Entwicklung der Artenvielfalt vor Ort.

Die Initiative Mata Viva® in Brasilien ist eine Kooperation von BASF mit der Organisation Fundação Espaço ECO® und Partnern aus vielen Bereichen der Gesellschaft. Sie wurde 1984 gegründet, um die Wasserqualität und den Boden zu erhalten und Lebensraum für einheimische Tier- und Pflanzenarten zu schaffen. Bis heute wurden insgesamt 730 Hektar Wald wiederaufgeforstet und 1,2 Millionen Setzlinge gepflanzt. Ein 2020 gegründetes Programm dient der Wiederaufforstung des Reservats Mata do Barreiro Rico. Das Reservat ist eine der letzten Zufluchtsregionen der Muriqui-do-sul-Affenart (Brachyteles arachnoides), die von der IUCN als kritisch gefährdet eingestuft wird.

Projekt „Lerchenbrot“ zur Förderung der Artenvielfalt

In Deutschland zeigt BASF mit diesem Projekt, dass die Balance zwischen produktiver Landwirtschaft und der Förderung der Artenvielfalt möglich ist. In einem Pilotprojekt mit einer regionalen Bäckereikette und einer Mühle haben vier Landwirte des „BASF FarmNetzwerk Nachhaltigkeit“ auf insgesamt 40 Hektar Winterweizen sogenannte „Lerchenfenster“ angelegt. Diese circa 20 Quadratmeter großen Freiflächen im Feld nutzen Feldlerchen als Start- und Landefläche, während sie auf den Feldern brüten und nach Nahrung suchen. Der Ertrag der Weizenfelder wird zu „Lerchenbrot“ verarbeitet und mit einem Aufpreis verkauft, der die Landwirte für den Aufwand und Ertragsausfall entschädigt und der Unterstützung weiterer Maßnahmen zum Erhalt der Biodiversität dient.

Projekt „Lerchenbrot“ zur Förderung der Artenvielfalt (Foto)