Kurzfristig wirksame Chancen und Risiken

Marktwachstum

Zu den größten Chancen und Risiken gehört die Entwicklung unserer Absatzmärkte. Unsere Annahmen bezüglich der kurzfristigen Wachstumsraten der Weltwirtschaft, der Regionen und wichtiger Abnehmerindustrien, wie etwa der Chemie-, Automobil- und Baubranche, legen wir detailliert im Abschnitt „Wirtschaftliche Rahmenbedingungen im Jahr 2021“.

Darüber hinaus betrachten wir Chancen und Risiken aufgrund von abweichenden Annahmen. Makroökonomische Chancen ergeben sich aus einer stärkeren Nachfrage durch beschleunigte Aufhebung der umfangreichen Lockdowns, zum Beispiel infolge einer hohen Wirksamkeit und Akzeptanz von Impfstoffen gegen das Coronavirus. Ein bedeutendes makroökonomisches Risiko ergibt sich daraus, dass Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus über längere Zeit beibehalten oder ausgebaut werden und sich infolgedessen das globale Wirtschaftswachstum abschwächt. Zusätzliche makroökonomische Risiken ergeben sich aus einer Eskalation geopolitischer Konflikte sowie eines anhaltenden Handelskonflikts zwischen den USA und China. Beides kann zu erheblichen Auswirkungen auf die weltweite Nachfrage nach Vorleistungsgütern für die Industrieproduktion und nach Investitionsgütern führen.

Aus Witterungseinflüssen können sich positive wie auch negative Effekte auf unser Geschäft, insbesondere bei Agricultural Solutions, ergeben.

Margenvolatilität

Chancen und Risiken resultieren für die BASF-Gruppe im Wesentlichen aus der Ausweitung oder einem Rückgang der Margen in den Segmenten Chemicals und Materials. Chancen ergeben sich diesbezüglich, wenn die angebotsbedingt gute Margenentwicklung länger als erwartet andauert. Jedoch könnten bei einigen Produkten und Wertschöpfungsketten neue Kapazitäten und Rohstoffknappheiten den Margendruck erhöhen. Dies würde sich negativ auf unser EBIT auswirken.

Zudem entfällt bei steigenden Öl- und Gaspreisen der kompensierende Effekt im EBIT der BASF-Gruppe durch Wintershall Dea, da diese Beteiligung nicht mehr im EBIT, sondern im Beteiligungsergebnis ausgewiesen wird.

Der Rohölpreis der Sorte Brent betrug 42 US$/Barrel im Jahresdurchschnitt 2020, verglichen zu 64 US$/Barrel im Vorjahr. Für 2021 erwarten wir einen durchschnittlichen Ölpreis von 50 US$/Barrel. Wir rechnen daher mit einem leicht steigenden Preisniveau von für uns wesentlichen Rohstoffen und petrochemischen Grundprodukten.

Wettbewerb

Unsere Produkte und Lösungen entwickeln wir fortlaufend weiter, um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten. Wir beobachten den Markt sowie den Wettbewerb und versuchen gezielt, Chancen zu nutzen sowie aufkommenden Risiken mit geeigneten Maßnahmen entgegenzuwirken. Wesentliche Bestandteile unserer Wettbewerbsfähigkeit sind neben der Innovation auch unser permanentes Kostenmanagement und unsere kontinuierliche Prozessoptimierung.

Regulierung und politische Risiken

Risiken können für uns durch eine Verschärfung geopolitischer Spannungen, neue Handelsbarrieren sowie durch schärfere Emissionsgrenzwerte für Anlagen, Anpassungen von Chemikalienregulierungen und die Energie- und Klimagesetzgebung entstehen.

Daneben ergeben sich für die BASF-Gruppe Risiken aus weiteren Regulierungen im Bereich wesentlicher Kundenindustrien sowie für die Verwendung oder Registrierung von Agro- und anderen Chemikalien.

Aus politischen Maßnahmen können aber auch Chancen entstehen. So sehen wir in den weltweiten Maßnahmen zur Erhöhung der Energieeffizienz und Reduktion von Treibhausgasemissionen die Chance auf eine höhere Nachfrage nach unseren Produkten, wie beispielsweise unseren Dämmstoffen für Gebäude, Katalysatoren, Batteriematerialien für die Elektromobilität oder unseren Lösungen für Windkraftanlagen. Sowohl bei Restriktionen im Zusammenhang mit der Chemikalienverordnung REACH und der daraus erforderlichen Entwicklung neuer Chemikalien als auch bei neuen Standards in unseren Kundenindustrien können wir durch unser breites Produktportfolio Alternativen anbieten.

Einkauf und Lieferkette

Beschaffungsrisiken mindern wir durch ein breites Portfolio, weltweite Einkaufsaktivitäten sowie durch den Kauf von Rohstoffen auch auf den Spotmärkten. Wir vermeiden es, soweit möglich, Rohstoffe von einem einzigen Lieferanten zu beziehen. Sofern dies nicht möglich ist, versuchen wir Wettbewerb zu schaffen oder gehen diese Beziehung bewusst ein und bewerten die Auswirkung möglicher Ausfälle. Wir beobachten kontinuierlich die Bonität wichtiger Geschäftspartner.

Dem Risiko von Lieferunterbrechungen auf der Beschaffungs- und Absatzseite durch extreme Wetterlagen (zum Beispiel Hoch-/Niedrigwasser von Flüssen, Wirbelstürme), deren Häufigkeit und Intensität global einer Veränderung durch den Klimawandel unterliegen, begegnen wir mit dem Wechsel auf alternative Verkehrsträger sowie der Möglichkeit, innerhalb unseres globalen Verbunds auf nicht betroffene Standorte ausweichen zu können.

An unserem Verbundstandort Ludwigshafen haben wir in den Jahren 2019/2020 ein Bündel an Klimaresilienz-Maßnahmen erarbeitet: Wir haben ein Frühwarnsystem für Niedrigwasser entwickelt, multimodale Verkehrskonzepte erstellt, vermehrt niedrigwassergeeignete Schiffe gechartert und entwickeln derzeit mit Partnern einen BASF-eigenen Schiffstyp, der für extreme Niedrigwasser-Situationen ausgelegt ist. Dadurch sind bereits heute lange Niedrigwasserphasen des Rheins, wie im Jahr 2018, besser beherrschbar.

Investitionen und Produktion

Ungeplante Anlagenabstellungen versuchen wir durch die Einhaltung hoher technischer Standards und eine kontinuierliche Verbesserung unserer Anlagen zu vermeiden. Die Auswirkungen einer ungeplanten Abstellung auf die Versorgung mit Zwischen- und Endprodukten werden durch die Diversifikation im Rahmen unseres weltweiten Produktionsverbunds reduziert.

Im Falle einer Produktionsunterbrechung, zum Beispiel infolge eines Unfallereignisses, greifen abhängig vom Umfang der Auswirkungen unsere globalen, regionalen oder lokalen Notfallkonzepte und Krisenmanagement-Strukturen. In allen Regionen gibt es Krisenmanagement-Teams auf lokaler und regionaler Ebene. Diese koordinieren nicht nur die erforderlichen Notfallmaßnahmen, sondern leiten auch die Sofortmaßnahmen zur Schadensbegrenzung und zur schnellstmöglichen Wiederherstellung des normalen Betriebszustands ein.

Das Krisenmanagement umfasst auch den Umgang mit extremen Wetterlagen wie zum Beispiel tropischen Wirbelstürmen (beispielsweise an den Standorten in Freeport und Geismar im Golf von Mexiko) oder stark erhöhten Wassertemperaturen in Flüssen aufgrund langer Hitzewellen, welche die verfügbare Kühlkapazität einschränken (zum Beispiel am Standort Ludwigshafen). Bei einem sich potenziell verändernden Risiko im Zuge des Klimawandels werden entsprechende Anpassungen an den Standorten vorgenommen. Beispielsweise wurde am Verbundstandort Ludwigshafen aufgrund einer Zunahme von Hitzewellen in den vergangenen Jahren ein Bündel an Maßnahmen zur Erhöhung der Kühlkapazität, wie etwa Ausbau und Optimierung der zentralen Rückkühlanlagen und Optimierung der Kühlwasserströme, umgesetzt, welche geeignet sind, Produktionsunterbrechungen aufgrund von extremen Hitzewellen wie im Jahr 2018 zu verhindern.

Kurzfristige Risiken aus Investitionen können zum Beispiel aus technischen Störungen sowie Kosten- und Terminüberschreitungen entstehen. Diesen begegnen wir durch ein bewährtes Projektmanagement und -controlling.

Akquisitionen, Devestitionen und Kooperationen

Wir beobachten stetig den Markt, um mögliche Akquisitionsziele zu identifizieren und so unser Portfolio sinnvoll weiterzuentwickeln. Zudem arbeiten wir mit Kunden und Partnern im Rahmen von Kooperationen zusammen, um gemeinsam neue wettbewerbsfähige Produkte und Anwendungen zu entwickeln.

Chancen beziehungsweise Risiken ergeben sich bei Akquisitionen und Devestitionen aus dem Zustandekommen oder einem früher beziehungsweise später als erwartet vollzogenen Abschluss einer Transaktion. Sie betreffen den An- beziehungsweise Wegfall von regelmäßigen Ergebnisbeiträgen sowie die Realisierung von Veräußerungsergebnissen, sofern sie von unseren Planungsannahmen abweichen.

Personal

Die Entwicklung des Personalaufwands hängt aufgrund globaler BASF-Vergütungsprinzipien auch von der Höhe der variablen Vergütung ab, die unter anderem an den Unternehmenserfolg geknüpft ist. Die Korrelation von variabler Vergütung und Unternehmenserfolg wirkt dabei risikominimierend. Ein weiterer Einflussfaktor besteht in der Entwicklung der Zinssätze für die Abzinsung der Pensionsverpflichtungen. Darüber hinaus können auch Änderungen von rechtlichen Rahmenbedingungen auf Länderebene Einfluss auf die Entwicklung des Personalaufwands der BASF-Gruppe nehmen. Für Länder, in denen BASF tätig ist, werden relevante Entwicklungen daher kontinuierlich beobachtet, um mögliche Risiken frühzeitig zu erkennen und das Ergreifen von adäquaten Maßnahmen zu ermöglichen.

Informationstechnische Risiken

BASF ist auf eine Vielzahl von IT-Systemen angewiesen. Deren Nichtverfügbarkeit, die Verletzung der Vertraulichkeit oder die Manipulation von Daten bei kritischen IT-Systemen und -Anwendungen können eine direkte Auswirkung auf die Produktion oder die Abwicklung in der Lieferkette haben. Die Bedrohungslage hat sich in den vergangenen Jahren dahingehend verändert, dass Angreifer sich besser organisieren, ausgereiftere Techniken verwenden und über weit mehr Ressourcen verfügen. Sollten Daten verlorengehen oder manipuliert werden, kann dies beispielsweise die Anlagenverfügbarkeit, die Lieferqualität oder die Richtigkeit unserer Finanzberichterstattung beeinträchtigen. Unbefugter Zugriff auf sensible Daten, wie zum Beispiel Personal- oder Kundenstammdaten, wettbewerbsrechtlich relevante Informationen oder Forschungsergebnisse, kann haftungsrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen oder unsere Wettbewerbsposition gefährden. Hinzu kommt der damit verbundene Reputationsverlust.

Um derartige Risiken zu minimieren, verfügt BASF über weltweit einheitlich angewandte Verfahren und Systeme zur Gewährleistung der IT-Verfügbarkeit und IT-Sicherheit. Dazu gehören stabile und redundant ausgelegte IT-Systeme, Back-up-Verfahren, Viren- und Zugangsschutz, Verschlüsselungssysteme sowie integrierte, gruppenweit standardisierte IT-Infrastrukturen und -Anwendungen. Die im Einsatz befindlichen Systeme zur Informationssicherheit werden permanent geprüft, fortlaufend aktualisiert und bei Bedarf erweitert. Zudem werden unsere Mitarbeitenden regelmäßig im Informations- und Datenschutz geschult. Das IT-Risikomanagement erfolgt über einheitliche Regeln für Organisation und Anwendung sowie ein darauf aufbauendes internes Kontrollsystem.

Zusätzlich hat BASF 2015 das Cyber Defense Center etabliert, ist Mitglied im Cyber Security Sharing and Analytics e.V. (CSSA) sowie Gründungsmitglied der Deutschen Cyber-Sicherheitsorganisation (DCSO) zusammen mit der Allianz SE, der Bayer AG und der Volkswagen AG. Darüber hinaus hat BASF ein Informationssicherheits-Management-System etabliert und ist nach Standard ISO/IEC 27001:2013 zertifiziert.

Rechtsstreitigkeiten und -verfahren

Laufende und drohende Rechtsstreitigkeiten und -verfahren werden kontinuierlich überwacht, und dem Vorstand sowie dem Aufsichtsrat wird hierüber regelmäßig Bericht erstattet. Zur Beurteilung von Risiken aus laufenden Rechtsstreitigkeiten und -verfahren sowie eines etwaigen Rückstellungsbedarfs erstellen wir eigene Analysen und Bewertungen der Sachverhalte und geltend gemachter Ansprüche und ziehen im Einzelfall die Ergebnisse vergleichbarer Verfahren sowie bei Bedarf unabhängige Rechtsgutachten heran. Die Risikobewertung basiert insbesondere auf der Einschätzung der Eintrittswahrscheinlichkeiten und Bandbreiten möglicher Inanspruchnahmen. Diese Einschätzungen werden in enger Abstimmung zwischen den betroffenen operativen Einheiten und Serviceeinheiten unter Einbeziehung von Corporate Legal und Corporate Finance getroffen. Bei entsprechender Eintrittswahrscheinlichkeit wird für das jeweilige Verfahren eine Rückstellung gebildet. Ist eine Rückstellungsbildung nicht erforderlich, wird im Rahmen des allgemeinen Risikomanagements weitergehend überprüft, ob aus diesen Rechtsstreitigkeiten gleichwohl ein Risiko für das EBIT der BASF-Gruppe besteht.

Risiken aus möglichen Rechts- oder Gesetzesverletzungen begrenzen wir durch unser internes Kontrollsystem. Beispielsweise versuchen wir, durch umfangreiche Abgrenzungsrecherchen Patent- und Lizenzkonflikte weitgehend zu vermeiden. Im Rahmen unseres konzernweiten Compliance-Programms werden unsere Mitarbeitenden regelmäßig geschult.