Rohstoffe Im Jahr 2020 hat BASF insgesamt etwa 30.000 verschiedene Rohstoffe von über 6.500 Lieferanten bezogen. Der möglichst effiziente und verantwortungsvolle Einsatz von Ressourcen und das Konzept der Kreislaufwirtschaft sind durch unsere Verbundstruktur sowie den Einsatz von nachwachsenden und recycelten Rohstoffen fest in unserer Strategie und unserem Handeln verankert. Von unseren Lieferanten erwarten wir, dass sie bei der Gewinnung und Produktion von Rohstoffen verantwortungsvoll agieren. Bei der Suche nach alternativen Rohstoffen nutzen wir Lösungen, die auch einen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten. Strategie Unsere Strategie deckt die gesamte Wertschöpfungskette ab – von der verantwortungsvollen Beschaffung über die effiziente Nutzung und Wiederverwertung von Rohstoffen in unseren eigenen Prozessen bis zur Entwicklung von ressourcenschonenden Produkten und Technologien für unsere Kunden. Mit Prozess- und Produktinnovationen wollen wir Wachstum und Ressourcenverbrauch entkoppeln und so den Wandel hin zu einem System der geschlossenen Wertschöpfungskreisläufe beschleunigen. Bei der Auswahl der Rohstoffe für unsere Produktionsprozesse berücksichtigen wir neben ökonomischen, ökologischen und sozialen Kriterien auch Aspekte wie Produkt- und Versorgungssicherheit. Die Erwartungen an unsere Lieferanten haben wir im Verhaltenskodex für Lieferanten festgeschrieben. Lieferanten in kritischen Lieferketten, zum Beispiel für mineralische Rohstoffe, nachwachsende Rohstoffe wie Palmkernöl, für einige Pigmente oder stark toxische Substanzen, unterziehen wir einer tieferen Betrachtung. Dabei werden vorgelagerte Wertschöpfungsstufen auf schwerwiegende Nachhaltigkeitsrisiken untersucht und, wenn notwendig, geeignete Abhilfemaßnahmen identifiziert. In gemeinsamen Initiativen mit Lieferanten und weiteren Partnern entwickeln und erproben wir zudem Ansätze für eine nachhaltigere Rohstoffversorgung. Beispiele sind unsere Kooperationen zum Recycling von Batteriematerialien oder unsere gemeinsamen Aktivitäten für zertifiziert nachhaltige Lieferketten bei nachwachsenden Rohstoffen wie Palm-, Palmkern- und Rizinusöl. Für den möglichst effizienten Einsatz von Rohstoffen in unseren eigenen Prozessen ist das BASF-Verbundkonzept von zentraler Bedeutung: Durch die intelligente Verknüpfung und Steuerung unserer Anlagen und Prozesse entstehen effiziente Wertschöpfungsketten. Nebenprodukte einer Fabrik werden an anderen Stellen als Einsatzstoffe genutzt. Dadurch sparen wir Rohstoffe und Energie. Zugleich eröffnet der Verbund zahlreiche Möglichkeiten zum Einsatz nachwachsender und recycelter Rohstoffe. Dieses Potenzial wollen wir künftig stärker nutzen. So treiben wir zum Beispiel im Projekt ChemCycling™ das chemische Recycling von gemischten Kunststoffabfällen und Altreifen voran. Die Themen Ressourceneffizienz und verantwortungsvoller Umgang mit Rohstoffen gewinnen auch bei unseren Kunden an Bedeutung. Wir arbeiten daher kontinuierlich daran, den Rohstoffverbrauch bei der Herstellung unserer Produkte zu verringern, zum Beispiel durch effizientere Verfahren oder den Einsatz von nachwachsenden und recycelten Rohstoffen. Dadurch können wir unseren Kunden Lösungen mit einem höheren Beitrag zur Nachhaltigkeit, etwa einem geringeren CO2-Fußabdruck, anbieten. Zudem verbessern unsere Produkte an vielen Stellen die Ressourceneffizienz und Nachhaltigkeit unserer Kunden. So ist zum Beispiel der Materialbedarf bei unserem innovativen Oxsilan®-Dünnschicht-Verfahren zur Metallvorbehandlung im Vergleich zu konventionellen Verfahren deutlich geringer. Gleichzeitig lassen sich bis zu 50 % Wasser und 40 % Energiekosten einsparen. Das Massenbilanz-Prinzip Viele BASF-Wertschöpfungsketten nehmen ihren Anfang in Synthesegas-Anlagen und Steamcrackern. Dort werden fossile Rohstoffe, größtenteils Erdgas und Naphtha, zu Wasserstoff und Kohlenmonoxid umgesetzt oder in wichtige Grundprodukte wie Ethylen und Propylen aufgespalten. Hieraus entstehen im BASF-Verbund viele tausend Produkte. Zusätzlich zu fossilen Rohstoffen können biobasierte und recycelte Rohstoffe eingespeist werden, etwa Biomethan, Bionaphtha oder Pyrolyseöl. Durch die gleichzeitige Verarbeitung von fossilen, biobasierten und recycelten Rohstoffen in unseren Anlagen ist eine physikalisch-chemische Zuordnung des Ausgangsmaterials zu den Folgeprodukten nicht möglich. Mithilfe des von unabhängigen Dritten überwachten Massenbilanz-Prinzips und einer Zertifizierung (zum Beispiel REDcert2-Standard für die chemische Industrie) kann der Anteil an biobasierten oder recycelten Rohstoffen bestimmten Produkten rechnerisch zugeordnet werden (Allokation) – ähnlich dem seit Jahren etablierten Ökostrom-Prinzip, bei dem Energie aus erneuerbaren Quellen in das Netz eingespeist und anschließend an einzelne Abnehmer weiterverrechnet wird. Die massenbilanzierten Produkte unterscheiden sich in ihrer Qualität nicht von konventionell hergestellten Produkten, leisten aber aufgrund des Anteils von biobasierten oder recycelten Rohstoffen einen substanziellen Beitrag zur Nachhaltigkeit. Das Verfahren wird bereits bei über 200 BASF-Produkten (2019: ~ 80 Produkte) angewendet – beispielsweise bei technischen Kunststoffen, Superabsorbern, Dispersionen oder Zwischenprodukten. Um verschiedene Allokationsmethoden und Zertifizierungen für massenbilanzierte Produkte zu harmonisieren und standardisieren, bringen wir unsere Expertise in verschiedene Stakeholder-Plattformen ein. So hat BASF im Jahr 2020 etwa am Positionspapier zur Massenbilanzierung des Branchenverbands Plastics Europe mitgearbeitet. Mehr zur Massenbilanz Fossile und petrochemische Rohstoffe Gas und erdölbasierte petrochemische Grundstoffe wie Naphtha und Benzol zählen, bezogen auf das Volumen, zu den wesentlichen Ausgangsstoffen für BASF. Flüssiggas und Erdgas nutzen wir größtenteils zur Erzeugung von Energie und Dampf sowie zur Herstellung wichtiger Basischemikalien wie Ammoniak oder Acetylen. Naphtha speisen wir größtenteils in unsere Steamcracker ein. Dort wird es unter anderem in Ethylen und Propylen aufgespalten – beides wichtige Ausgangsstoffe für zahlreiche Wertschöpfungsketten. Aromaten wie Benzol oder Toluol setzen wir unter anderem zur Herstellung von Hochleistungskunststoffen ein. Durch einen hohen Grad an Vorwärts- und Rückwärtsintegration können wir viele Ausgangsstoffe für unsere Wertschöpfungsketten effizient und ressourcenschonend innerhalb des BASF-Verbunds herstellen. Dies erhöht die Versorgungssicherheit und verringert die Abhängigkeit von externen Bezugsquellen auf einige wenige Schlüsselrohstoffe. Diese beziehen wir zur Minimierung von Versorgungsrisiken von unterschiedlichen Lieferanten. Im Zuge unserer Aktivitäten für mehr Nachhaltigkeit prüfen wir fortlaufend, ob wir fossile und petrochemische Rohstoffe durch nicht-fossile Alternativen ersetzen können. Hierbei wägen wir ökonomische, ökologische und soziale Aspekte, aber auch wichtige Kriterien wie Versorgungs- und Produktsicherheit sorgfältig gegeneinander ab. Wir streben an, den Anteil von erneuerbaren und recycelten Rohstoffen in unseren Wertschöpfungsketten zu erhöhen. Dies ist sowohl bei der Energieversorgung als auch bei der Rohstoffversorgung der kohlenstoffbasierten organischen Chemie mit Herausforderungen und Zielkonflikten verbunden, zum Beispiel im Spannungsfeld Wettbewerbsfähigkeit versus Mehrkosten durch den Einsatz erneuerbarer Energien oder Rohstoffe aus nachwachsenden Quellen versus Flächenverbrauch. Durch einen intensiven Dialog und unser Engagement in Nachhaltigkeitsinitiativen sensibilisieren wir unsere Stakeholder für diese Zielkonflikte und tragen zur Lösung bei. Nachwachsende Rohstoffe Zahlreiche Projekte und Kooperationen zur Verbesserung der Nachhaltigkeit entlang der Wertschöpfungskette Neben fossilen Rohstoffen setzen wir nachwachsende Rohstoffe ein, hauptsächlich basierend auf pflanzlichen Ölen, Fetten, Getreide, Zucker und Holz. Im Jahr 2020 haben wir rund 1,2 Millionen Tonnen nachwachsende Rohstoffe beschafft. Wir nutzen diese beispielsweise zur Herstellung von Inhaltsstoffen für die Wasch- und Reinigungsmittelindustrie oder zur Gewinnung von natürlichen Wirkstoffen für die Kosmetikindustrie. Darüber hinaus speisen wir nachwachsende Rohstoffe wie Biomethan oder Bionaphtha als Ersatz für fossile Rohstoffe in unseren Verbund ein. Über den sogenannten Massenbilanz-Ansatz lässt sich die eingesetzte Menge an nachwachsenden Rohstoffen rechnerisch einer Vielzahl von Endprodukten zuordnen. Beispiele sind das biomassenbilanzierte Polyisobuten OPPANOL® BMBCert™ oder die biomassenbilanzierten Varianten unserer Dämmmaterialien Styropor®, Neopor® und Styrodur®. Wie beim Einsatz fossiler Rohstoffe betrachten wir auch bei nachwachsenden Rohstoffen deren Auswirkungen auf Nachhaltigkeitsthemen in der Wertschöpfungskette. Neben positiven Effekten, wie einer Einsparung von Treibhausgasemissionen, können sich – je nach Rohstoff – auch negative Effekte ergeben, zum Beispiel in den Bereichen Biodiversität, Landnutzung oder Arbeitsbedingungen. Daher wägen wir beim Einsatz nachwachsender Rohstoffe positive und negative Auswirkungen sorgfältig gegeneinander ab, zum Beispiel mithilfe von Ökoeffizienz-Analysen. Darüber hinaus berücksichtigen wir bei unseren Entscheidungen anerkannte Zertifizierungsstandards, etwa des Roundtable on Sustainable Palm Oil. Durch Maßnahmen, Projekte und ein gezieltes Engagement in Initiativen wollen wir rohstoffspezifische Risiken minimieren und die Nachhaltigkeit steigern. Dabei konzentrieren wir unser Engagement auf Wertschöpfungsketten, die mengenmäßig relevant sind, etwa für palmbasierte Rohstoffe, oder in denen es bislang an Zertifizierungsstandards fehlt, zum Beispiel Rizinusöl. Zudem arbeiten wir an Produktinnovationen sowie an der Weiterentwicklung der Herstellungsprozesse, um die Wirtschaftlichkeit und Wettbewerbsfähigkeit nachwachsender Rohstoffe zu verbessern. Zu unseren wichtigsten nachwachsenden Rohstoffen zählen Palmöl und Palmkernöl sowie deren Derivate. Wir nutzen diese Rohstoffe hauptsächlich zur Herstellung von Inhaltsstoffen für die Kosmetik-, Wasch-, Reinigungs- und Nahrungsmittelindustrie. Wir wollen sicherstellen, dass palmbasierte Rohstoffe aus zertifiziert nachhaltigen Quellen stammen. Dafür unterstützen wir seit 2004 aktiv den Roundtable on Sustainable Palm Oil (RSPO). Basierend auf dem gruppenweit gültigen Verhaltenskodex für Lieferanten, haben wir unsere Erwartungen an Lieferanten in der palmbasierten Wertschöpfungskette in einer ergänzenden Beschaffungsrichtlinie festgeschrieben. Darin werden Aspekte wie der Schutz von Wäldern und Torfland, die Wahrung von Menschen- und Arbeitnehmerrechten, die Einbeziehung von kleinbäuerlichen Strukturen oder Standards bei Zertifizierung und Rückverfolgbarkeit adressiert. Im „BASF Palm Progress Report“ berichten wir jährlich über unsere Maßnahmen und Fortschritte für mehr Nachhaltigkeit und Transparenz in der Wertschöpfungskette. Im Jahr 2020 haben wir 227.213 Tonnen zertifiziertes Palmöl und Palmkernöl eingekauft. Damit haben wir unser Ziel erreicht, bis zum Jahr 2020 ausschließlich durch den RSPO zertifiziertes Palmöl und Palmkernöl zu beziehen. Bis 2025 wollen wir dies auch für die wesentlichen Zwischenprodukte auf Basis von Palmöl und Palmkernöl erreichen. Dazu gehören Fraktionen und primäre oleochemische Derivate sowie pflanzliche Esteröle. Ende 2020 konnten wir 96 % unserer Gesamtmenge an palmbasierten Rohstoffen bis zur Ölmühle zurückverfolgen. Darüber hinaus haben wir die RSPO-Lieferkettenzertifizierung unserer Standorte für kosmetische Inhaltsstoffe weiter vorangetrieben. Ende 2020 waren weltweit 25 Produktionsstandorte RSPO-zertifiziert. Bei unseren Kunden verzeichnen wir weiterhin eine steigende Nachfrage nach zertifizierten palmbasierten Produkten. Der Absatz stieg im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 30 %. Unser Angebot an zertifiziert nachhaltigen Produkten erweitern wir entsprechend dem Massenbilanz-Lieferkettenmodell des RSPO. Mit diesem Ansatz bieten wir unseren Kunden die Möglichkeit, ihren Verpflichtungen gegenüber Kunden, Verbrauchern und Interessengruppen nachzukommen. Wir beziehen unsere palmbasierten Rohstoffe größtenteils aus Malaysia und Indonesien. Rund ein Drittel der dort produzierten Gesamtmenge stammt aus kleinbäuerlichen Strukturen. Um kleinbäuerliche Strukturen und nachhaltige Produktionsweisen vor Ort zu stärken, arbeiten wir in Indonesien seit 2019 mit The Estée Lauder Companies, dem RSPO sowie Solidaridad zusammen. Das Projekt in der Provinz Lampung unterstützt rund 1.000 unabhängige Kleinbauern bei der Verbesserung ihrer Existenzgrundlage und einer nachhaltigen Produktion von Palmöl und Palmkernöl. Der Fokus liegt auf effizienten und nachhaltigen Anbaumethoden, Gesundheit und Sicherheitsstandards. Ziel ist es, dass mindestens ein Drittel der am Programm Teilnehmenden nach drei Jahren gemäß dem Smallholder Standard von RSPO zertifiziert wird. Ebenfalls für BASF von Bedeutung, wenngleich mengenmäßig in deutlich geringerem Umfang, ist Rizinusöl. Wir verwenden es unter anderem zur Herstellung von Kunststoffen, von Inhaltsstoffen für Farben und Lacke sowie für Produkte für die Kosmetik- und Pharmaindustrie. Da es bislang an weltweit definierten und anerkannten Standards zur Zertifizierung fehlt, haben wir im Jahr 2016 gemeinsam mit Arkema, Jayant Agro und Solidaridad die „Sustainable Castor Initiative – Pragati“ ins Leben gerufen. Ziel ist es, die wirtschaftliche Situation von Rizinusbauern in Indien zu verbessern und gleichzeitig das Bewusstsein für nachhaltige Anbaumethoden zu stärken. Indien steht für rund 80 % der weltweit angebauten Rizinusbohnen, größtenteils in kleinbäuerlichen Strukturen. Im Rahmen des Projekts werden kleinbäuerliche Betriebe basierend auf einem eigens entwickelten Nachhaltigkeitskodex unter anderem zu Anbaumethoden, effizientem Wassereinsatz, Gesundheit oder dem sicheren Einsatz von Pflanzenschutzmitteln geschult. Seit Beginn des Projekts wurden mehr als 4.500 Kleinbauern und über 8.700 Hektar Land für den nachhaltigen Rizinusanbau zertifiziert. Die Erträge auf diesen Flächen sind im Vergleich zum Basisjahr 2016 um mindestens 50 % gestiegen. Im Jahr 2021 werden wir erstmals zertifiziert nachhaltiges Rizinusöl aus dem Programm beziehen. Langfristig wollen wir den Anteil dieses Öls an dem von uns benötigten Gesamtvolumen erhöhen. Unsere Rohstoffe für kosmetische Wirkstoffe stammen hauptsächlich aus Pflanzen. Zwei Beispiele, bei denen die verschiedenen Aspekte der Nachhaltigkeit in ganzheitlichen Programmen berücksichtigt werden, sind unsere Produkte auf Basis von Rambutan und Argan. Der Rambutan-Baum gehört zur Gruppe der Seifenbaumgewächse. Seine Früchte werden vorwiegend als Obst verkauft. Im Rahmen unserer Forschungs- und Entwicklungsarbeiten haben wir einen Weg gefunden, die in Schale, Blättern und Samen enthaltenen Bioaktivstoffe zu extrahieren. Die wirtschaftliche Nutzung der bislang als Abfall entsorgten Nebenprodukte des Rambutan-Baums eröffnet zusätzliche Einkommensmöglichkeiten für Bauern und stärkt zugleich unser Produktportfolio an natürlichen Wirkstoffen. In der vietnamesischen Provinz Dong Nai arbeiten wir im Rahmen unseres Rambutan-Programms seit 2014 eng mit zwei Kleinplantagen zusammen, die uns mit nachhaltig produzierten und biozertifizierten Rohstoffen versorgen. Im Fokus der Partnerschaft stehen insbesondere verantwortungsvolle Anbaupraktiken und soziale Inklusion, unter anderem durch Gleichstellung der Geschlechter, sichere Arbeitsbedingungen und faire Einkommen. Bereits seit 2005 kooperieren wir in der Region Agadir in Marokko mit Targanine. Das Netzwerk aus sechs Arganöl-Kooperativen liefert 16 Produkte – darunter Arganöl, ätherische Öle sowie Bienenprodukte – unter Fairtrade-Bedingungen an BASF. Inzwischen arbeiten rund 2.000 Frauen aus ländlichen Gebieten in den Kooperativen. Die wirtschaftliche Nutzung trägt zum Erhalt des Arganwalds bei und stärkt zugleich die lokalen Gemeinschaften, unter anderem durch zusätzliche Einkommen sowie Alphabetisierungsprogramme und Gesundheitsinitiativen. Die Nachhaltigkeit in der Lieferkette für unseren kosmetischen Wirkstoff Lipofructyl™ Argan bestätigte die Zertifizierungsorganisation Ecocert im Jahr 2020 bereits zum vierten Mal in Folge mit dem Siegel „Fair for Life“. Mehr zu nachwachsenden RohstoffenMehr zu unserer Selbstverpflichtung bezüglich Palmölprodukten und dem Palm Progress Report Recycelte Rohstoffe Die Wiederverwertung von Reststoffen gewinnt aufgrund begrenzter Ressourcen, steigender Nachhaltigkeitsanforderungen in den Märkten und regulatorischer Entwicklungen an Bedeutung. Mit unserem Programm zur Kreislaufwirtschaft wollen wir den Einsatz von recycelten Rohstoffen stärken. So haben wir uns das Ziel gesetzt, ab 2025 weltweit jährlich rund 250.000 Tonnen recycelte und abfallbasierte Rohstoffe anstelle von fossilen Rohstoffen zu verarbeiten. Einen Schwerpunkt bildet hierbei das chemische Recycling von Kunststoffabfällen. Als Komplementärtechnologie zum mechanischen Recycling kann es dazu beitragen, dass weniger Kunststoffabfälle auf Deponien entsorgt oder thermisch verwertet werden. Beim chemischen Recycling werden Kunststoffe in ihre Grundbausteine zerlegt oder in Basischemikalien umgewandelt. Hierfür kommen verschiedene Verfahren zum Einsatz. Im Rahmen unseres ChemCycling™-Projekts nutzen unsere Technologiepartner das thermochemische Verfahren der Pyrolyse, um aus bislang nicht recycelten gemischten Kunststoffabfällen oder Altreifen Pyrolyseöl zu gewinnen. Das Pyrolyseöl können wir als Ersatz für fossile Rohstoffe in unsere Verbundstruktur einspeisen und daraus neue Produkte herstellen. Diese entsprechen in ihren Eigenschaften den aus fossilen Rohstoffen hergestellten Produkten. Für die Zuordnung des Recycling-Anteils zum Endprodukt verwenden wir einen zertifizierten Massenbilanz-Ansatz. Seit 2020 können wir unseren Kunden erste kommerzielle Produkte mit dem Namenszusatz „Ccycled™“ anbieten. Nach der Beteiligung an Quantafuel AS im Jahr 2019 haben wir im Jahr 2020 durch eine Partnerschaft mit New Energy und eine Investition in die Pyrum Innovations AG unsere Versorgungsbasis um Pyrolyseöl aus Altreifen erweitert. Einen entscheidenden Schritt haben wir im Jahr 2020 auch beim chemischen Recycling gebrauchter Schaumstoff-Matratzen aus Polyurethan gemacht: Mit einem von BASF entwickelten nasschemischen Verfahren kann Polyurethan-Weichschaum so zerlegt werden, dass das ursprünglich verwendete Polyol rückgewonnen wird und zur Produktion von neuem Polyurethan-Schaum eingesetzt werden kann. Erste Schaumversuche zeigen vielversprechende Ergebnisse. BASF setzt weiter auf das Recycling von Edelmetallen, die in Autokatalysatoren sowie Prozess- und Chemiekatalysatoren zum Einsatz kommen. Diese enthalten unter anderem wertvolle Platinmetalle wie Platin, Palladium und Rhodium. Die Aufbereitung und Rückgewinnung von Rohstoffen aus verbrauchten Katalysatoren ist ein komplexer Prozess. Die von uns auf diesem Weg zurückgewonnenen Edelmetalle setzen wir erneut als Rohstoff bei der Herstellung von Katalysatoren ein. Mit der zunehmenden Nachfrage nach Elektromobilität steigt zudem der Bedarf für das Recycling von Lithium-Ionen-Batterien. Als führender Hersteller für Batteriematerialien mit künftig lokalen Produktionskapazitäten in den drei Hauptmärkten Asien, Europa und USA verfügt BASF über umfassendes Know-how in der Batteriechemie und Verfahrenstechnik. Diese Kompetenz nutzen wir, um gemeinsam mit Partnern ein geschlossenes Kreislaufsystem für Rohstoffe der Kathodenmaterialien wie Nickel, Kobalt, Mangan und Lithium zu entwickeln. Damit wollen wir die Nachhaltigkeit in der Wertschöpfungskette für Batterien weiter erhöhen. So haben wir im Jahr 2020 mit den Unternehmen Eramet und Suez das Projekt „Recycling von Lithium-Ionen-Batterien für Elektrofahrzeuge“, kurz „ReLieVe“, gestartet. Es wird mit 4,7 Millionen € von der Europäischen Union gefördert. Ziel ist es, ein innovatives großtechnisches Verfahren zum Batterierecycling zu entwickeln, das die gesamte Wertschöpfungskette abdeckt – angefangen bei der Sammlung von Altbatterien über die Rückgewinnung mineralischer Rohstoffe bis hin zu deren Einsatz bei der Herstellung neuer Batteriematerialien. Mehr zum Kreislaufwirtschaftsprogramm von BASFMehr zu recycelten Rohstoffen Mineralische Rohstoffe Wir beziehen eine Vielzahl mineralischer Rohstoffe, die wir zum Beispiel für die Herstellung von Fahrzeug- und Prozesskatalysatoren oder zur Produktion von Batteriematerialien nutzen. Wir entwickeln unsere Produkte und Prozesse stetig weiter, um den Verbrauch mineralischer Primärrohstoffe so gering wie möglich zu halten. Gleichzeitig treiben wir das Recycling mineralischer Rohstoffe voran, zum Beispiel, indem wir Platinmetalle aus Fahrzeug- und Prozesskatalysatoren zurückgewinnen und als Sekundärrohstoffe wiederverwenden (siehe Abschnitt „Recycelte Rohstoffe“). BASF ist die verantwortungsvolle Beschaffung mineralischer Rohstoffe wichtig. So lassen wir uns von ausgewählten Lieferanten bestätigen, dass sie Mineralien, die gemäß dem Dodd-Frank-Act definiert sind, nicht aus der Demokratischen Republik Kongo oder deren Nachbarländern beziehen. In Verdachtsfällen behalten wir uns das Recht vor, Lieferanten zu auditieren und gegebenenfalls die Geschäftsbeziehung zu beenden. Die EU-Verordnung zu Konfliktrohstoffen haben wir fristgerecht Anfang 2021 umgesetzt. Sie regelt die Sorgfaltspflicht in der Lieferkette für Importeure und Verarbeiter von bestimmten mineralischen Rohstoffen aus Konfliktregionen und Hochrisikogebieten. Neben der verantwortungsvollen Beschaffung der sogenannten „Konfliktmineralien“ engagiert sich BASF bei weiteren mineralischen Rohstoffen für verantwortungsvolle und nachhaltige globale Lieferketten. Hierzu zählt Kobalt, eine Schlüsselkomponente bei der Herstellung von Batteriematerialien unter anderem für Elektrofahrzeuge. Unsere Kobalt-Lieferketten für Batteriematerialien organisieren wir nach speziellen Nachhaltigkeitsrichtlinien für den Kobalteinkauf. Hierzu gehört, dass wir kein Kobalt aus Kleinstminen beziehen und dies über unser Lieferantenmanagement auch in den Lieferketten ausschließen wollen, solange keine verantwortungsvolle Kleinstproduktion nachgewiesen werden kann. Darüber hinaus haben wir mit Nornickel einen langfristigen Liefervertrag für die Rohstoffe Nickel und Kobalt aus einer Metallraffinerie in Finnland abgeschlossen. Diese Vereinbarung sorgt für ein zuverlässiges Angebot an lokal geförderten Rohstoffen für die Batterieproduktion in Europa. Gemeinsam mit BMW, Samsung SDI, Samsung Electronics, Volkswagen und der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) beteiligen wir uns seit 2018 an „Cobalt for Development“. Die branchenübergreifende Initiative soll aufzeigen, wie sich die Arbeits- und Lebensbedingungen im Kleinstbergbau in der Demokratischen Republik Kongo verbessern lassen. Hierzu setzt die Initiative unter anderem auf Schulungen, die wichtige Umwelt-, Sozial- und Governance-Aspekte für verantwortungsvolle Bergbaupraktiken vermitteln. Im Oktober 2020 startete dieses Angebot für zwölf Minenkooperativen in Kolwezi. Bis Mitte 2021 sollen mehr als 1.500 im Bergbau Beschäftigte von Kleinstminen zu Themen wie Arbeitssicherheit und Umweltmanagement geschult werden. Darüber hinaus arbeitet „Cobalt for Development“ eng mit lokalen Nichtregierungsorganisationen sowie der Bon Pasteur/Good Shepherd International Foundation zusammen, um Einkommensmöglichkeiten für Familien zu erweitern und Bildungsmöglichkeiten zu verbessern. So wurden zum Beispiel ein neues Gebäude für die öffentliche Grund- und Sekundarschule von Kisote errichtet und Schulungen unter anderem zum landwirtschaftlichen Anbau durchgeführt. Um Nachhaltigkeit und Innovationen in der Wertschöpfungskette für Batterien zu stärken, bringen wir uns darüber hinaus in verschiedene internationale Initiativen ein. Hierzu zählt die Global Battery Alliance (GBA), die wir 2017 mitgegründet haben. Sie bringt Unternehmen, Regierungen und Zivilgesellschaft zusammen und entwickelt Standards und Instrumente, um die Wertschöpfungskette für Batterien sozial verantwortlich, ökologisch und wirtschaftlich nachhaltig sowie innovativ zu gestalten. So arbeitet BASF mit der GBA zum Beispiel an einem Batteriepass. Als „digitaler Zwilling“ soll dieser künftig Informationen zur Nachhaltigkeit einer Batterie enthalten und so die Transparenz in der Wertschöpfungskette steigern. Im Jahr 2021 soll eine erste Testversion entwickelt werden, und bis Ende 2022 soll der Batteriepass einsatzbereit sein. Darüber hinaus engagiert sich BASF als Mitglied der Responsible Minerals Initiative (RMI). Ein weiterer mineralischer Rohstoff, der bei BASF verarbeitet wird, ist Mica. Wir verwenden Mica zur Herstellung von Pigmenten, die unter anderem in Lacken zum Einsatz kommen. Für unseren überwiegenden Bedarf nutzen wir Mica aus unserer eigenen Mine in Hartwell/Georgia. Einige Geschäftseinheiten der BASF verwenden ausschließlich Mica aus dieser Mine. Von unseren Mica-Lieferanten verlangen wir die Einhaltung international anerkannter Standards, zu denen auch der Ausschluss von Kinderarbeit gehört. Als Mitglied der branchenübergreifenden Responsible Mica Initiative trägt BASF aktiv dazu bei, Kinderarbeit und inakzeptable Arbeitsbedingungen in der indischen Lieferkette von Mica zu beseitigen. Mehr zum Projekt „Cobalt for Development“ zurück weiter