Kurzfristig wirksame Chancen und Risiken
Entwicklung der Nachfrage
- Entwicklung unserer Absatzmärkte zählt zu den größten Chancen und Risiken
- Negative Einflüsse durch nachlassendes Wirtschaftswachstum in China und Eskalation geopolitischer Konflikte möglich
Zu den größten Chancen und Risiken gehört die Entwicklung unserer Absatzmärkte. Unsere Annahmen bezüglich der kurzfristigen Wachstumsraten der Weltwirtschaft, der Regionen und wichtiger Abnehmerindustrien, wie etwa der Chemie-, Automobil- und Baubranche, legen wir detailliert im Abschnitt Wirtschaftliche Rahmenbedingungen dar. Auf der Grundlage dieses Szenarios planen wir ohne Berücksichtigung von Akquisitionen und Devestitionen in allen Segmenten ein Mengenwachstum zu erzielen.
Über dieses Szenario hinaus betrachten wir auch Risiken aus abweichenden Annahmen. Ein bedeutendes makroökonomisches Risiko sehen wir nach wie vor in einer stärkeren Abschwächung des chinesischen Wirtschaftswachstums, das erhebliche Auswirkungen auf die Nachfrage nach Vorleistungsgütern für die Industrieproduktion und nach Investitionsgütern hätte. Sowohl die rohstoffexportierenden Schwellenländer als auch die auf Technologiegüter spezialisierten fortgeschrittenen Volkswirtschaften wären davon betroffen. Risiken für die Weltwirtschaft sehen wir außerdem in einer möglichen Eskalation geopolitischer Konflikte.
Falls sich das makroökonomische Umfeld schwächer entwickelt als von uns erwartet, rechnen wir zum einen mit einem weiteren Rückgang des Ölpreises. Zum anderen erwarten wir in diesem Fall eine Abwertung des Euro gegenüber dem US-Dollar im Vergleich zu unseren Planungsannahmen, da die Wirtschaft im Euroraum eine hohe Abhängigkeit vom Export aufweist und der US-Dollar in Phasen weltwirtschaftlicher Schwäche von Portfolioinvestoren als sicherer Hafen bevorzugt wird.
Aus Witterungseinflüssen können sich positive wie auch negative Effekte auf unser Pflanzenschutzgeschäft ergeben.
Margenvolatilität
- In einigen Wertschöpfungsketten Überangebot und in der Folge sinkende Margen möglich
- Chancen und Risiken durch sinkende Rohstoffkosten
Für 2016 gehen wir weitgehend von stabilen Margen aus. Bei einigen Produkten und Wertschöpfungsketten könnten zum Beispiel neue Kapazitäten den Margendruck erhöhen. Dies würde sich negativ auf unser EBIT auswirken.
Der Ölpreis der Sorte Brent betrug im Jahresdurchschnitt 2015 rund 52 US$/Barrel und war damit wesentlich niedriger als im Vorjahr. Für 2016 erwarten wir einen durchschnittlichen Ölpreis von 40 US$/Barrel. Wir rechnen daher auch bei den für uns wesentlichen Rohstoffen und petrochemischen Grundprodukten weiterhin mit einem niedrigen Preisniveau. Aus einem Ölpreisniveau, das unter dem erwarteten durchschnittlichen Ölpreis liegt, ergeben sich jedoch Risiken für unser Öl-und-Gas-Geschäft, dessen EBIT mit einem Rückgang des Jahresdurchschnittsölpreises (Brent) um 1 US$ pro Barrel um circa 20 Millionen € sinkt.
Regulierung und politische Risiken
- Risiken unter anderem durch die Regulierung der Verwendung von Chemikalien
- Energiepolitik birgt Risiken und Chancen
Durch die 2007 in Kraft getretene europäische Chemikalienverordnung REACH besteht das Risiko, dass unsere europäischen Kunden und wir durch die kostenintensiven Test- und Registrierungsverfahren gegenüber außereuropäischen Wettbewerbern benachteiligt werden.
Risiken gehen für uns ferner aus von einer weiteren Regulierung beispielsweise der Verwendung von Chemikalien, der Verschärfung geopolitischer Spannungen, einer Destabilisierung politischer Systeme und der Errichtung von Handelsbarrieren, wie zum Beispiel Sanktionen in der Ukraine-Krise oder OPEC-Quoten für die Ölförderung. Weiterhin beobachten wir aufmerksam die politische Lage in Argentinien, wo wirtschaftspolitische Reformen das Geschäftsumfeld beleben können.
Im Jahr 2016 soll das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) reformiert werden. Es regelt den Ausbau der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien und die Weitergabe der Kosten über die EEG-Umlage an die Stromkunden. Derzeit werden Bestandsanlagen zur Eigenstromerzeugung nicht mit der EEG-Umlage belastet. Für Strom, den BASF in bestehenden Kraftwerken erzeugt, ergibt sich somit derzeit keine zusätzliche finanzielle Belastung. Im Rahmen der anstehenden EEG-Novelle muss die Bundesregierung jedoch auf Vorgabe der EU-Kommission diesen Sachverhalt überprüfen und gegebenenfalls anpassen. Es besteht die Möglichkeit, dass diese Anlagen zukünftig anteilig EEG-Umlage entrichten müssen, was die Wettbewerbsfähigkeit der betroffenen Produktionsstandorte negativ beeinträchtigen würde. Eine anteilige EEG-Umlage in Höhe von 20 % würde zu zusätzlichen Belastungen von 75 Millionen € pro Jahr (vor Steuern), die volle EEG-Umlage zu Belastungen von rund 400 Millionen € jährlich führen. Es ist wichtig, dass im Rahmen der Verhandlungen zwischen der Bundesregierung und der EU-Kommission eine Lösung gefunden wird, welche die Wettbewerbsfähigkeit der betroffenen Unternehmen nicht wesentlich beeinträchtigt.
In der weltweiten Förderung des Ausbaus der regenerativen Energien sowie den Maßnahmen zur Erhöhung der Energieeffizienz sehen wir die Chance auf eine höhere Nachfrage nach unseren Produkten. Beispielsweise bieten wir neben Dämmstoffen für Gebäude auch vielfältige Lösungen für Windkraftanlagen an. Von Verschärfungen der Emissionsrichtlinien für Automobile profitiert unser Katalysatorgeschäft.
Produktion und Lieferengpässe
Ungeplante Anlagenabstellungen versuchen wir durch die Einhaltung hoher technischer Standards und eine kontinuierliche Verbesserung unserer Anlagen zu vermeiden. Die Auswirkungen einer ungeplanten Abstellung werden durch die Diversifikation im Rahmen unseres weltweiten Produktionsverbunds reduziert.
Beschaffungsrisiken mindern wir durch ein breites Portfolio, weltweite Einkaufsaktivitäten sowie durch den Kauf von Rohstoffen auch auf den Spotmärkten. Wir vermeiden es, soweit möglich, Rohstoffe von einem einzigen Lieferanten zu beziehen. Sofern dies nicht möglich ist, versuchen wir, Wettbewerb zu schaffen oder gehen diese Beziehung bewusst ein und bewerten die Auswirkung möglicher Ausfälle. Wir beobachten kontinuierlich die Bonität wichtiger Geschäftspartner.
Informationstechnische Risiken
- Weltweit gültige Verfahren und Systeme für IT-Sicherheit
- Regelmäßige Schulungen der Mitarbeiter
- Cyber Defense Center etabliert
BASF ist auf eine Vielzahl von IT-Systemen angewiesen. Deren Nichtverfügbarkeit, die Verletzung der Vertraulichkeit oder die Manipulation von Daten bei kritischen IT-Systemen und -Anwendungen können eine direkte Auswirkung auf die Produktion oder die Abwicklung in der Lieferkette haben. Die Bedrohungslage hat sich in den vergangenen Jahren dahingehend verändert, dass Angreifer sich besser organisieren, ausgereiftere Tools verwenden und über weit mehr Ressourcen verfügen. Sollten Daten verlorengehen oder manipuliert werden, kann dies beispielsweise die Anlagensicherheit und die Richtigkeit unserer Finanzberichterstattung beeinträchtigen. Unbefugter Zugriff auf sensible Daten, wie zum Beispiel Personalstammdaten, wettbewerbsrechtlich relevante Informationen oder Forschungsergebnisse, kann haftungsrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen oder unsere Wettbewerbsposition gefährden. Hinzu kommt der damit verbundene Reputationsverlust.
Um derartige Risiken zu minimieren, verfügt BASF über weltweit gültige Verfahren und Systeme zur Gewährleistung der IT-Sicherheit. Dazu gehören stabile und redundant ausgelegte IT-Systeme, Back-up-Verfahren, Viren- und Zugangsschutz, Verschlüsselungssysteme sowie integrierte, gruppenweit standardisierte IT-Infrastrukturen und -Anwendungen. Die im Einsatz befindlichen Systeme zur Informationssicherheit werden permanent geprüft, fortlaufend aktualisiert und bei Bedarf erweitert. Zudem werden unsere Mitarbeiter regelmäßig im Informations- und Datenschutz geschult. Das IT-Risikomanagement erfolgt über einheitliche Regeln für Organisation und Anwendung sowie ein darauf aufbauendes internes Kontrollsystem.
Zusätzlich hat BASF 2015 ein Cyber Defense Center etabliert, ist Mitglied im Cyber Security Sharing and Analytics e.V. (CSSA) sowie Gründungsmitglied der Deutschen Cyber-Sicherheitsorganisation (DCSO) zusammen mit Allianz SE, Bayer AG und Volkswagen AG.
Rechtsstreitigkeiten und -verfahren
- Regelmäßige Berichterstattung über Risiken aus Rechtsstreitigkeiten
- Eintrittswahrscheinlichkeit als Basis für Risikobewertung
Laufende und drohende Rechtsstreitigkeiten und -verfahren werden kontinuierlich überwacht, und dem Vorstand sowie dem Aufsichtsrat wird hierüber regelmäßig Bericht erstattet. Zur Beurteilung von Risiken aus laufenden Rechtsstreitigkeiten und -verfahren sowie eines etwaigen Rückstellungsbedarfs erstellen wir eigene Analysen und Bewertungen der Sachverhalte und geltend gemachter Ansprüche und ziehen im Einzelfall die Ergebnisse vergleichbarer Verfahren sowie bei Bedarf unabhängige Rechtsgutachten heran. Die Risikobewertung basiert insbesondere auf der Einschätzung der Eintrittswahrscheinlichkeiten und Bandbreiten möglicher Inanspruchnahmen. Diese Einschätzungen werden in enger Abstimmung zwischen den betroffenen operativen und funktionalen Einheiten unter Einbeziehung der Einheiten Recht und Finanzen getroffen. Bei entsprechender Eintrittswahrscheinlichkeit wird für das jeweilige Verfahren eine Rückstellung gebildet. Ist danach eine Rückstellungsbildung nicht erforderlich, wird im Rahmen des allgemeinen Risikomanagements weitergehend überprüft, ob aus diesen Rechtsstreitigkeiten gleichwohl ein Risiko für das EBIT der BASF-Gruppe besteht.
Risiken aus möglichen Rechts- oder Gesetzesverletzungen begrenzen wir durch unser internes Kontrollsystem. Beispielsweise versuchen wir durch umfangreiche Abgrenzungsrecherchen, Patent- und Lizenzkonflikte weitgehend zu vermeiden. Im Rahmen unseres konzernweiten Compliance-Programms werden unsere Mitarbeiter regelmäßig geschult.