Geschäfts- und Wettbewerbsumfeld
Durch ihre weltweite Aufstellung wirtschaftet BASF im Kontext lokaler, regionaler und globaler Entwicklungen sowie unterschiedlichster Rahmenbedingungen. Dazu gehören unter anderem
- weltwirtschaftliche und politische Rahmenbedingungen,
- rechtliche und politische Regelwerke,
- internationale Handelsabkommen,
- Industriestandards,
- ökologische Vereinbarungen (beispielsweise das EU-Emissionshandelssystem) und
- soziale Aspekte (zum Beispiel die UN-Menschenrechtscharta).
BASF nimmt in rund 80 % der Geschäftsfelder, in denen sie aktiv ist, eine der ersten drei Marktpositionen ein. Zu unseren wichtigsten globalen Wettbewerbern zählen Arkema, Bayer, Clariant, Corteva, Covestro, Dow, Dupont, DSM, Evonik, Huntsman, Lanxess, SABIC, Sinopec, Solvay, Sumitomo Chemical, Syngenta und Wanhua – neben vielen hundert lokalen und regionalen Wettbewerbern. Wir erwarten, dass Wettbewerber vor allem aus Asien und dem Nahen Osten in den kommenden Jahren noch weiter an Bedeutung gewinnen werden.
Herausfordernde Marktbedingungen in Europa
Am 24. Februar 2022 begann Russland einen Krieg gegen die Ukraine. BASF verurteilt den russischen Angriff auf die Ukraine auf das Schärfste. Daher gab das Unternehmen am 27. April 2022 bekannt, seine bestehenden Geschäftsaktivitäten in Russland in Einklang mit internationalem Recht einzustellen. Eine Ausnahme bildet dabei das Geschäft zur Unterstützung der Nahrungsmittelproduktion, da mit dem Krieg das Risiko einer weltweiten Nahrungsmittelkrise einhergeht. Die Entscheidung, sich aus Russland zurückzuziehen, führte zu Sonderaufwendungen im EBIT in Höhe von 72 Millionen € einschließlich Wertminderungen auf Sachanlagen in Höhe von 14 Millionen €. Im Jahr 2021 belief sich der Anteil von Russland und Belarus am Gesamtumsatz der BASF-Gruppe auf rund 1 %.
Mit dem Krieg in der Ukraine veränderten sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Europa signifikant. Vor allem die reduzierten Gaslieferungen aus Russland führten zu deutlich höheren und volatilen Rohstoff- und Energiepreisen sowie außergewöhnlich hohen Unsicherheiten, speziell im Hinblick auf die Gasversorgung. Infolgedessen erreichte der europäische Gaspreis im Monatsdurchschnitt August 2022 seinen Höchststand mit 235,94 €/MWh (69,84 US$/mmBtu). Im Dezember 2022 lag er mit durchschnittlich 118,25 €/MWh (36,74 US$/mmBtu) zwar deutlich darunter, betrug jedoch nach wie vor mehr als das Fünffache des amerikanischen Gaspreises (Henry Hub). Die europäischen Gaspreise beliefen sich im Jahresdurchschnitt auf 124,16 €/MWh (38,01 US$/mmBtu). Damit waren sie mehr als doppelt so hoch wie im Vorjahr und mehr als zehnmal so hoch wie im Jahr 2020. Die Preissteigerung für Gas hat vielschichtige Folgen: Neben starkem Kostendruck treibt sie die Inflation, schwächt die Konjunktur und bremst damit die Nachfrage aus unseren Kundenindustrien. Diese Entwicklung erforderte entsprechende Produktionsanpassungen in den energieintensiven Industrien in Europa. BASF ergriff in diesem Kontext verschiedene Maßnahmen. Zum Beispiel wurde die Ammoniakproduktion phasenweise zurückgefahren und teilweise durch höhere Anlagenauslastungen an außereuropäischen Standorten sowie Zukäufe ausgeglichen. Außerdem reduzierte BASF ihren Erdgasverbrauch in der europäischen Produktion durch den Einsatz alternativer Brennstoffe, soweit dies technisch möglich und wirtschaftlich sinnvoll war. Auch wenn die europäischen Gaspreise bereits vor Ausbruch des Kriegs in der Ukraine über dem US-amerikanischen Preis lagen, so wird erwartet, dass sie im Zuge der angestrebten Substitution und Diversifikation von Gasbezugsquellen und der Umstellung auf andere Energieträger zwar wieder sinken, jedoch deutlich über dem Vorkrisenniveau verbleiben werden.
Ein weiterer Faktor, der zu insgesamt herausfordernden Rahmenbedingungen für die europäische Chemieindustrie führt, sind geplante Regularien im Rahmen des „European Green Deal“. Dieser wird tiefgreifende Änderungen in der Regulierung von Chemikalien in Europa zur Folge haben. All diese Belastungen schwächen derzeit die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Chemieproduktion.
Vor diesem Hintergrund und angesichts des deutlichen Ergebnisrückgangs in unserem europäischen Absatzmarkt haben wir ein Kosteneinsparungsprogramm mit Fokus auf Europa und vor allem Deutschland angekündigt. Konkrete Maßnahmen befinden sich zurzeit in der Ausarbeitung. Das Programm wird in den Jahren 2023 und 2024 umgesetzt und soll nach Abschluss jährliche Einsparungen von 500 Millionen € außerhalb der Produktion erbringen. Parallel entwickeln wir weitere Maßnahmen zur strukturellen Anpassung des Produktionsverbunds von BASF in Europa.