Energie und Klimaschutz
Als energieintensives Unternehmen übernehmen wir Verantwortung für den effizienten Umgang mit Energie und den globalen Klimaschutz. Wir bekennen uns zum Pariser Klimaschutzabkommen. Unsere Produkte und Lösungen ermöglichen in vielen Bereichen eine Minderung von Treibhausgasemissionen. Gleichzeitig arbeiten wir daran, unseren eigenen CO2-Fußabdruck deutlich zu reduzieren.
Auf einen Blick
18,4 Mio. Tonnen
Treibhausgasemissionen 1
2,3 TWh
Strom aus erneuerbaren Energien
- Transparenz durch CO2-Bilanz und Product Carbon Footprint
- Ambitionierte Ziele zur Emissionsreduktion
- Einheit „Net Zero Accelerator“ bündelt und forciert Maßnahmen
- „Supplier-CO2-Management-Program“ für Lieferanten
Strategie und Governance
Klimaschutz ist uns ein zentrales Anliegen und wichtiger Bestandteil unserer Unternehmensstrategie. Wir verfolgen ambitionierte Ziele zum Klimaschutz (siehe Abschnitt „Globale Ziele“), die wir mit einem umfassenden Carbon Management-Programm erreichen möchten. Es umfasst fünf Hebel zur Verringerung unserer Treibhausgasemissionen und unseres Bedarfs an fossilen Rohstoffen:
- Grey-to-green: Wir decken unseren Strombedarf zunehmend aus erneuerbaren Quellen (siehe Abschnitt „Energieversorgung“).
- Power-to-steam: Wir setzen bei der Dampferzeugung künftig verstärkt auf Elektrifizierung und erschließen damit auch bisher ungenutzte Abwärmepotenziale (siehe Abschnitt „Energieversorgung“).
- New technologies: Wir entwickeln grundlegend neue CO2-freie und CO2-arme Prozesse und Technologien für eine klimafreundlichere Chemie (siehe Box am Ende dieser Seite).
- Bio-based feedstocks: Wir ersetzen fossile Rohstoffe vermehrt durch alternative Rohstoffe (siehe Kapitel „Rohstoffe“).
- Continuous opex: Im Rahmen unserer Operational Excellence-Aktivitäten steigern wir fortlaufend die Energie- und Prozesseffizienz unserer Anlagen (siehe Abschnitt „Energieeffizienz“).
Externe Kompensationsmaßnahmen ziehen wir nur zur vorübergehenden Überbrückung in Betracht, falls unsere Aktivitäten nicht den gewünschten Beitrag zur Emissionsreduktion leisten.
Bis zum Jahr 2030 planen wir Investitionen von bis zu 4 Milliarden €, um unsere Klimaschutzziele zu erreichen.
Wir haben organisatorische Strukturen geschaffen, um unsere Klimaschutzziele und Maßnahmen zum Carbon Management noch fokussierter und zügiger umzusetzen: Die Corporate-Center-Einheit „Environmental Protection, Health, Safety and Quality“ entwickelt gruppenweit gültige Richtlinien und Vorgaben zur Erfassung von Emissions- und Energiedaten sowie zum Energiemanagement. Im Rahmen von regelmäßigen Audits überprüft sie die Umsetzung und Einhaltung der internen Richtlinien sowie gesetzlicher Vorgaben durch unsere Standorte und Gruppengesellschaften. Die Einheit „Corporate Strategy & Sustainability“ entwickelt und verfolgt auf Basis der Emissionsbilanz die Klimaziele der BASF-Gruppe sowie strategische Hebel zur Zielerreichung. Die zu Jahresbeginn 2022 gegründete Einheit „Net Zero Accelerator“ fokussiert sich auf die beschleunigte Umsetzung bereits laufender und neuer bereichsübergreifender Projekte zur Emissionsreduktion. Im Zentrum stehen dabei CO2-freie und CO2-arme Produktionstechnologien, Kreislaufwirtschaft und erneuerbare Energien (siehe Abschnitt „Energieversorgung“). Sowohl „Corporate Strategy & Sustainability“ als auch „Net Zero Accelerator“ berichten an den Vorstandsvorsitzenden. Hierdurch werden klimaschutzrelevante Aspekte in strategische Entscheidungsprozesse sowie in die Kerngeschäftstätigkeiten integriert. Parallel arbeiten unsere Unternehmensbereiche an bereichsspezifischen Projekten zur Emissionsreduktion. Dabei werden sie von den globalen Serviceeinheiten unterstützt.
Wir berichten Treibhausgasemissionen nach dem Greenhouse-Gas-Protocol-Standard sowie dem sektorenspezifischen Standard für die Chemieindustrie. Basierend auf der umfassenden Analyse unserer Emissionen richten wir unser Handeln konsequent an unseren Klimaschutzzielen aus. Die gruppenweiten CO2-Emissionen haben wir als bedeutsamsten nichtfinanziellen Leistungsindikator in den Steuerungs- und Vergütungssystemen der BASF-Gruppe verankert und ihnen damit noch mehr Gewicht gegeben. Die Steuerung umfasst auch die Beurteilung von Investitionen und Akquisitionen hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf unsere Klimaschutzziele.
Unsere Lieferanten binden wir schrittweise in die Steuerung der Treibhausgasemissionen entlang der Wertschöpfungskette ein. Hierzu haben wir im Jahr 2021 das „Supplier-CO2-Management-Program“ gestartet (siehe Abschnitt „CO2-Fußabdruck unserer Produkte“).
Unseren Kunden bieten wir Lösungen an, die zur Vermeidung von Treibhausgasemissionen sowie zur Steigerung von Energie- und Ressourceneffizienz beitragen. Um die Transparenz für unsere Kunden zu erhöhen und CO2-Minderungsmaßnahmen gezielt dort umzusetzen, wo sie den höchsten Mehrwert bringen, ermitteln wir fortlaufend den CO2-Fußabdruck für rund 45.000 Verkaufsprodukte (siehe Abschnitt „CO2-Fußabdruck unserer Produkte“).
Mögliche Risiken, die sich aus den Themen Energie und Klimaschutz für unsere Geschäftstätigkeit ergeben, analysieren wir kontinuierlich und leiten entsprechende Maßnahmen ab. Wir unterstützen die Empfehlungen der Task Force on Climate-related Financial Disclosures (TCFD). Im jährlich veröffentlichten BASF-Bericht stellen wir seit dem Berichtsjahr 2019 mit einer Indextabelle dar, welche Kapitel und Unterkapitel TCFD-relevante Themen enthalten. Bereits seit 2004 nehmen wir zudem am Programm zur Berichterstattung klimaschutzrelevanter Daten der internationalen Non-Profit-Organisation CDP teil. In der CDP-Bewertung zum Klimaschutz erreichte BASF auch im Jahr 2022 die Note A– und somit erneut Leadership-Status. Unternehmen auf Leadership-Niveau zeichnen sich unter anderem durch Vollständigkeit und Transparenz in der Berichterstattung aus. Zudem liegen umfassende Ansätze zum Management der mit dem Klimawandel verbundenen Chancen und Risiken sowie Strategien zur Erreichung unternehmensweiter Emissionsreduktionsziele vor.
Für einen effektiven Klimaschutz braucht es das Zusammenspiel aller gesellschaftlichen Akteure. Daher unterstützen wir auf nationaler und internationaler Ebene zahlreiche Initiativen und bringen uns in Partnerschaften ein. Zum Beispiel haben wir im Jahr 2022 mit einer finanziellen Unterstützung dazu beigetragen, dass die „Science-based targets“-Initiative (SBTi) ein Projekt zur Herleitung wissenschaftsbasierter Klimaschutzziele für den Chemiesektor beginnen konnte, an dem wir auch als Mitglied einer Beratergruppe mitwirken. Im Rahmen von „Together for Sustainability“ beteiligten wir uns im Jahr 2022 an der Erstellung eines Leitfadens zur einheitlichen Berechnung des CO2-Fußabdrucks von Produkten in der chemischen Industrie (siehe Abschnitt „CO2-Fußabdruck unserer Produkte“).
Globale Ziele
Schematische Darstellung: Entwicklung der Treibhausgasemissionen der BASF-Gruppe (Scope 1 und 2) 1
Millionen Tonnen CO2-Äquivalente
Ausgehend vom Basisjahr 2018 wollen wir die Treibhausgasemissionen unserer Produktionsstandorte und unseres Energieeinkaufs bis 2030 um 25 % senken. 1 Trotz unserer Wachstumspläne und der Errichtung eines neuen Verbundstandorts in Südchina streben wir damit eine Verringerung der Treibhausgasemissionen von 21,9 Millionen Tonnen auf 16,4 Millionen Tonnen an. Verglichen mit dem Jahr 1990 entspricht dies einem Rückgang um rund 60 %. Unser langfristiges Ziel sind Netto-Null-Treibhausgasemissionen bis 2050. 1
Ziele 2030 und 2050
–25 %
Reduktion unserer absoluten Treibhausgasemissionen bis 2030 gegenüber 2018 (Scope 1 und 2) a
Netto-Null
Treibhausgasemissionen bis 2050 (Scope 1 und 2) a
a BASF-Geschäft ohne Verkauf von Energie an Dritte, inklusive Kompensation
Im Jahr 2022 betrugen die im Rahmen der Zielsetzung betrachteten Emissionen der BASF-Gruppe 18,4 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente (2021: 20,2 Millionen Tonnen). Die Verteuerung von Erdgas in Europa infolge des Kriegs in der Ukraine sowie Nachfragerückgänge infolge einer im Jahresverlauf nachlassenden Konjunktur und mehrerer Lockdowns in China haben im Jahr 2022 zu einer signifikanten Reduktion der Produktionsmengen und damit auch der Emissionen geführt. Hiervon war insbesondere die emissionsintensive Ammoniak-Wertschöpfungskette betroffen. Der Anteil von Strom aus erneuerbaren Quellen konnte im Vergleich zum Vorjahr in etwa konstant gehalten werden und zusammen mit Maßnahmen zur Erhöhung der Energie- und Prozesseffizienz einen relevanten emissionsmindernden Beitrag leisten.
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- Eine Prognose zu Treibhausgasemissionen im Jahr 2023 findet sich im Prognosebericht
1 Scope 1 und Scope 2 (ohne den Verkauf von Energie an Dritte, inklusive Kompensation). Das Ziel umfasst Treibhausgase gemäß Greenhouse Gas Protocol, die in CO2-Äquivalente (CO2e) umgerechnet werden.
Energieversorgung
Unser Gesamtenergieverbrauch betrug im Jahr 2022 52,9 Millionen MWh (2021: 58,8 Millionen MWh) und lag, bedingt durch das geringere Produktionsniveau, signifikant unter dem Vorjahreswert. Im Gesamtenergieverbrauch enthalten sind der Brennstoffbedarf für eigene zentrale Strom- und Dampferzeugungsanlagen, der Primärenergiebedarf in unseren Prozessanlagen sowie der Netto-Strom- und Dampfimport.
In den zentralen Strom- und Dampferzeugungsanlagen der BASF-Gruppe eingesetzte fossile Brennstoffe und Restbrennstoffe
77,4 %
Erdgas
26,1 Mio. MWh
2,4 %
Heizöl
0,8 Mio. MWh
2,7 %
Kohle
0,9 Mio. MWh
17,5 %
Ersatzbrennstoffe
5,9 Mio. MWh
Insgesamt:
33,7 Mio. MWh
Zur Eigenerzeugung von Strom und Dampf nutzen wir überwiegend Erdgas (77,4 %) und Ersatzbrennstoffe (17,5 %). Bei letzteren handelt es sich um Rückstände aus chemischen Produktionsanlagen, die nicht stofflich im BASF-Verbund genutzt werden können. Mit Gas- und Dampfturbinen in eigenen hocheffizienten Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen haben wir im Jahr 2022 54 % unseres Strombedarfs gedeckt. Die kombinierte Strom- und Dampferzeugung verringert den CO2-Fußabdruck unserer Energieerzeugung und sorgt zugleich für eine möglichst effiziente Nutzung der eingesetzten Brennstoffe: So haben wir im Jahr 2022 gegenüber der separaten Strom- und Dampferzeugung 12,0 Millionen MWh an fossilen Brennstoffen eingespart und 2,4 Millionen Tonnen CO2-Emissionen vermieden. Für eine möglichst hohe Energieausbeute bei möglichst geringen Treibhausgasemissionen investieren wir kontinuierlich in unsere Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen. Der eigenerzeugte Strom in der BASF-Gruppe wies 2022 einen CO2-Fußabdruck von rund 0,25 Tonnen CO2/MWh Strom auf und lag an den meisten BASF-Standorten unterhalb des jeweiligen nationalen Netzfaktors.
Von großer Bedeutung für die CO2-optimierte Energieversorgung unserer Standorte ist zudem das Verbundsystem. Es hilft uns, Synergien zu realisieren und Wertschöpfungsketten ressourceneffizient zu steuern. So dient etwa die bei der Produktion entstehende Wärme eines Betriebs anderen Betrieben als Energie. 2022 haben wir durch den Verbund rund 19,0 Millionen MWh eingespart. Dies entspricht einer Umweltentlastung von 3,8 Millionen Tonnen CO2. Durch die kombinierte Strom- und Dampferzeugung sowie den kontinuierlich optimierten Energieverbund konnten wir 2022 somit in Summe 6,2 Millionen Tonnen CO2-Emissionen vermeiden. Daher werden wir weiterhin in den Aufbau und die Weiterentwicklung von Verbundstrukturen investieren und die Konsolidierung der Produktion an hocheffizienten Standorten vorantreiben.
Ein zentraler Baustein zur Reduktion unserer Treibhausgasemissionen ist die schrittweise Umstellung der Energieversorgung von fossilen Quellen auf erneuerbare Energien im Rahmen unseres Carbon Managements. Dies betrifft insbesondere unsere Versorgung mit Strom (Hebel „Grey-to-green“). Im Jahr 2022 konnte der Anteil von Strom aus erneuerbaren Quellen am Gesamtstromverbrauch mit 16 % konstant gehalten werden (2021: 16 %). Durch die geplante zunehmende Elektrifizierung unserer Dampferzeugung und den schrittweisen Umstieg von gasbasierten auf strombasierte, CO2-arme Produktionsverfahren, beispielsweise in unseren Steamcrackern, wird unser Strombedarf in den kommenden Jahren signifikant steigen. Wir streben an, bis 2030 mehr als 60 % unseres Strombedarfs aus erneuerbaren Quellen zu beziehen. Basierend auf unserer Wachstumsprognose entspricht dies in etwa dem gesamten Strombedarf des Jahres 2021.
Bei der Transformation unserer Stromversorgung verfolgen wir einen „Make & Buy“-Ansatz. Zum einen investiert BASF in eigene Erzeugungsanlagen für Grünstrom, insbesondere Offshore-Windkraftanlagen. Zum anderen setzt BASF auf den Zukauf von Grünstrom am Markt. Je nach Region und Marktregulierung werden hierfür langfristige Lieferverträge mit Anlagenbetreibern, Grünstromverträge oder Grünstromzertifikate genutzt. Ein zentrales Einkaufskriterium ist die „Zusätzlichkeit“ des bezogenen Stroms. Das heißt, es erfolgt primär ein Strombezug aus neuen Erzeugungsanlagen für erneuerbare Energien.
Im Jahr 2022 haben wir den Umbau unserer Stromversorgung erfolgreich vorangetrieben. Die Arbeiten am Offshore-Windpark Hollandse Kust Zuid, einem Gemeinschaftsprojekt mit Vattenfall und Allianz, laufen planmäßig. 2023 soll der Offshore-Windpark vollständig in Betrieb gehen. Mit 140 Turbinen und einer Leistung von 1,5 Gigawatt wird Hollandse Kust Zuid dann einer der größten subventionsfreien Offshore-Windparks der Welt sein. Am Standort Schwarzheide ging Ende August 2022 unser neues Solarkraftwerk ans Netz. Wir betreiben es gemeinsam mit der envia Mitteldeutsche Energie AG (enviaM). Der Großteil des erzeugten Stroms (erwartete Stromproduktion: 25 GWh pro Jahr) soll für die Versorgung des Standorts Schwarzheide genutzt werden und dort im Jahresmittel etwa 10 % des heutigen Strombedarfs decken.
Ergänzend zu diesen Kooperationsprojekten konnten wir im Jahr 2022 weitere langfristige Energielieferverträge für Strom aus erneuerbaren Quellen abschließen. In Nordamerika haben wir uns beispielsweise über virtuelle Stromabnahmeverträge mit Dawn Solar und EDF Energy Services Erzeugungskapazitäten von rund 250 Megawatt aus Wind- und Solarenergie gesichert. Mit X-ELIO hat BASF zudem einen Liefervertrag mit einer Kapazität von 48 Megawatt Solarstrom und einer Laufzeit von 12 Jahren zur Versorgung des Standorts Freeport/Texas unterzeichnet. In China haben wir unter anderem für unseren neuen, im Bau befindlichen Verbundstandort Zhanjiang weitere langfristige Liefervereinbarungen für Grünstrom mit der State Power Investment Corporation und Brookfield angestoßen. Unser Ziel ist es, den Standort bereits ab der Start-up-Phase der Großanlagen im Jahr 2025 – und damit deutlich früher als ursprünglich geplant – vollständig mit Strom aus erneuerbaren Quellen zu versorgen.
In einigen Regionen haben wir zudem Grünstromzertifikate erworben. Diese temporären Maßnahmen sollen schrittweise durch eigene Erzeugungsanlagen beziehungsweise langfristige Lieferverträge abgelöst werden.
Insgesamt wurden Ende 2022 weltweit 108 Standorte bereits anteilig oder vollständig mit Strom aus erneuerbaren Energien versorgt (2021: 88). Der CO2-Fußabdruck für zugekauften Strom lag 2022 bei rund 0,24 Tonnen CO2/MWh (marktbasierter Ansatz) und damit leicht über Vorjahresniveau (0,21 Tonnen CO2/MWh).
Der zweite Hebel zur Senkung der Treibhausgasemissionen im Bereich der Energieversorgung setzt bei der Produktion von Dampf an (Hebel „Power-to-steam“). Hier sollen neue Technologien künftig einen signifikanten Beitrag zur CO2-Minderung leisten, zum Beispiel durch Energierückgewinnung aus der Abwärme unserer Produktions- und Infrastrukturanlagen. Um das Potenzial der verschiedenen Technologien auszuloten, haben wir im Jahr 2022 beispielsweise mit MAN Energy Solutions eine gemeinsame Machbarkeitsstudie für den Bau einer industriellen Großwärmepumpe am Standort Ludwigshafen angestoßen. Aus bislang ungenutzter Wärme im Abwasser könnte diese bis zu 150 Tonnen Dampf pro Stunde erzeugen und dadurch die CO2-Emissionen des Standorts um bis zu 390.000 Tonnen pro Jahr verringern.
1 Die Verkaufsproduktmenge beinhaltet Verkäufe zwischen BASF-Gruppengesellschaften, Handelsprodukte werden nicht berücksichtigt.
2 Die Auswahl der relevanten Standorte ist bestimmt durch die Höhe des Primärenergiebedarfs und der lokalen Energiepreise.
Energieeffizienz und spezifische Treibhausgasemissionen
Der Energieeinsatz und die Höhe der Treibhausgasemissionen sind eng verknüpft mit der Auslastung unserer Anlagen sowie dem Produktionsportfolio. Im Jahr 2022 betrugen die spezifischen Treibhausgasemissionen 0,577 Tonnen CO2-Äquivalente je Tonne Verkaufsprodukt 1 und sind im Vorjahresvergleich um 2,3 % gestiegen (2021: 0,564 Tonnen CO2-Äquivalente je Tonne Verkaufsprodukt). Dies ist im Wesentlichen auf eine niedrigere und ungleichmäßigere Auslastung unserer Anlagen im Vergleich zum Vorjahr zurückzuführen, die eine Verschlechterung der Anlageneffizienz zur Folge hatte. Im Gegenzug wirkte sich der Einsatz von Strom aus erneuerbaren Quellen positiv auf die spezifischen Treibhausgasemissionen aus.
Insgesamt konnten wir unsere Treibhausgasemissionen im BASF-Geschäft seit 1990 um 54,1 % und spezifisch, das heißt bezogen auf die Tonne Verkaufsprodukt, sogar um 74,8 % reduzieren.
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2022 |
2021 |
2018 (Basisjahr) |
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Spezifische Treibhausgasemissionen a (Tonnen |
0,577 |
0,564 |
0,577 |
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Primärenergiebedarf c (Millionen MWh) |
54,206 |
57,627 |
60,586 |
|||||||||||
Energieeffizienz (Kilogramm Verkaufsprodukt b / MWh) |
589 |
621 |
626 |
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Im Rahmen unseres Carbon Managements wollen wir unsere Anlagen noch effizienter betreiben und unsere Prozesse noch ressourcenschonender gestalten (Hebel „Continuous opex“). Von besonderer Bedeutung sind in diesem Zusammenhang zertifizierte Energiemanagementsysteme nach DIN EN ISO 50001 an allen relevanten Produktionsstandorten 2. Sie helfen uns, weitere Verbesserungsmöglichkeiten bei der Energieeffizienz zu identifizieren und umzusetzen. Dies reduziert nicht nur Treibhausgasemissionen und spart wertvolle Energieressourcen ein, sondern erhöht zugleich unsere Wettbewerbsfähigkeit. Im Jahr 2022 verfügten weltweit 76 Produktionsstandorte über zertifizierte Energiemanagementsysteme. Damit decken wir 87,7 % unseres Primärenergiebedarfs ab.
Eine globale Arbeitsgruppe unterstützt die Standorte und Gruppengesellschaften bei der dauerhaften Umsetzung der zertifizierten Energiemanagementsysteme. Alle Energieeffizienzmaßnahmen werden in einer globalen Datenbank erfasst, analysiert und den BASF-Standorten als Erfolgsbeispiele zugänglich gemacht.
Im Jahr 2022 haben wir mehr als 500 Maßnahmen zur Reduzierung des Energie- und Rohstoffverbrauchs sowie zur Erhöhung unserer Wettbewerbsfähigkeit umgesetzt. Am Standort Chongqing/China können wir beispielsweise durch Modifikationen bei der Abwasserbehandlung den Wärmebedarf und die damit verbundenen Emissionen um mehr als 2.500 Tonnen CO2 pro Jahr verringern. In einer Anlage am Standort Kuantan/Malaysia können wir durch eine optimierte Regelung den vorhandenen Entspannungsdampf vollständig nutzen und dadurch den zusätzlichen Dampfbedarf reduzieren. Dies ermöglicht eine Emissionsreduktion um über 1.500 Tonnen CO2 pro Jahr. Am Standort Ludwigshafen ermöglicht die innovative Bauweise einer neuen Linie der zentralen Rückstandsverbrennung die effizientere Nutzung von Verbrennungswärme zur Erzeugung von Dampf. Hierdurch vermeiden wir jährlich mehr als 5.000 Tonnen CO2-Emissionen.
Eine wichtige Quelle für Optimierungen sind die Ideen unserer Mitarbeitenden. So können wir durch prämierte und im Jahr 2022 umgesetzte Verbesserungsvorschläge allein am Standort Ludwigshafen rund 9.000 Tonnen CO2 jährlich vermeiden.
CO2-Bilanz
BASF veröffentlicht bereits seit 2008 jährlich eine umfassende CO2-Bilanz. Darin berichten wir alle Emissionen entlang der Wertschöpfungskette – von der Rohstoffgewinnung über die Produktion bis hin zur Entsorgung. Wir arbeiten sowohl in unserer eigenen Produktion als auch entlang der Wertschöpfungskette gemeinsam mit unseren Partnern kontinuierlich daran, die Treibhausgasemissionen zu reduzieren (siehe Abschnitt „Strategie und Governance“).
BASF-Geschäft |
2022 |
2021 |
2018 (Basisjahr) |
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Scope 1 b |
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CO2 (Kohlendioxid) |
15,434 |
17,234 |
17,025 |
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N2O (Lachgas) |
0,306 |
0,418 |
0,677 |
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CH4 (Methan) |
0,025 |
0,032 c |
0,027 |
|||||||||||||||||
HFC (Fluorkohlenwasserstoffe) |
0,031 |
0,035 c |
0,091 |
|||||||||||||||||
SF6 (Schwefelhexafluorid) |
0,001 |
0,001 |
0 |
|||||||||||||||||
Scope 2 d |
|
|
|
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CO2 |
2,629 |
2,464 |
4,067 |
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Summe |
18,426 |
20,184 c |
21,887 |
|||||||||||||||||
Kompensation |
0 |
0 |
0 |
|||||||||||||||||
Summe nach Kompensation |
18,426 |
20,184 c |
21,887 |
|||||||||||||||||
Verkauf von Energie an Dritte (Scope 1) e |
|
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|||||||||||||||||
CO2 |
0,759 |
0,947 |
0,773 |
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Summe |
19,185 |
21,131 c |
22,660 |
|||||||||||||||||
Einsatz von Biomasse f |
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|||||||||||||||||
CO2 |
0,084 |
0,091 |
n.a. |
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Im Jahr 2022 betrugen unsere Treibhausgasemissionen nach Greenhouse Gas Protocol unter Berücksichtigung von Scope 1 und Scope 2 (marktbasierter Ansatz, inklusive Verkauf von Energie an Dritte) 19,185 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente (2021: 21,131 Millionen Tonnen). Davon entfielen 86 % auf Scope 1 (2021: 88 %) und 14 % auf Scope 2 (2021: 12 %). Kohlendioxid war mit einem Anteil von 98 % (2021: 98 %) der mit Abstand größte Bestandteil der Emissionen.
Die Berechnung der Scope-3-Treibhausgasemissionen, die vor und nach unserer Geschäftstätigkeit in der Wertschöpfungskette entstehen, folgt dem Corporate Value Chain (Scope 3) Accounting and Reporting Standard gemäß Greenhouse Gas Protocol und der WBCSD Guidance for Accounting and Reporting Corporate GHG Emissions in the Chemical Sector Value Chain (WBCSD Chemicals). Beide Regelwerke beinhalten die Verwendung von allgemeinen Datenbankwerten. Für das Jahr 2022 haben wir Scope-3-Emissionen von rund 92 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten ermittelt (2021: 101 Millionen Tonnen). Bedingt durch das geringere Produktionsvolumen kam es im Jahr 2022 zu einer deutlichen Reduktion der Gesamtemissionen entlang der BASF-Wertschöpfungskette.
Der größte Beitrag zu Scope 3 entstand im Jahr 2022 mit 54 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten (2021: 59 Millionen Tonnen) in unserer Lieferkette. Für die Berechnung dieser vorgelagerten Treibhausgasemissionen haben wir Informationen zum CO2-Fußabdruck der Rohstoffe herangezogen, die vorrangig aus externen Datenbanken stammen und schrittweise durch Daten aus unserem „Supplier-CO2-Management-Program“ ersetzt werden sollen. Im Rahmen von „Together for Sustainability“ (TfS) haben wir im Jahr 2022 an der Erstellung neuer Empfehlungen für die Ableitung der Emissionen in der Lieferkette mitgewirkt, um die Transparenz und Einheitlichkeit der Berichterstattung branchenweit zu verbessern.
Auf die Entsorgung unserer Produkte entfiel mit 26 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten (2021: 28 Millionen Tonnen) der zweitgrößte Anteil unserer Scope-3-Emissionen. Der Wert beruht auf Annahmen über die Entsorgung der Produkte am Ende der Wertschöpfungskette.
CO2-Fußabdruck unserer Produkte
Um die Transparenz über unsere produktspezifischen Treibhausgasemissionen zu erhöhen, haben wir im Jahr 2020 eine digitale Lösung entwickelt und seither die CO2-Fußabdrücke von rund 45.000 Verkaufsprodukten ermittelt. Diese sogenannten Product Carbon Footprints (PCF) umfassen sämtliche Treibhausgasemissionen von der Rohstofferschließung bis das fertige Produkt die Werkstore verlässt („cradle-to-gate“). Die PCFs liefern uns wichtige Informationen zur Bewertung der Klimaauswirkungen unserer Produkte und Hinweise für die Umsetzung von Minderungsmaßnahmen, so dass unsere Kunden von einem verringerten CO2-Ausstoß in der Wertschöpfungskette profitieren können.
Im Jahr 2022 konnten wir unser Portfolio von Produkten mit einem zertifiziert reduzierten CO2-Fußabdruck weiter ausbauen, etwa bei technischen Kunststoffen und Polyurethanen, Zwischenprodukten sowie Aroma-Inhaltsstoffen. Einige unserer Produkte, darunter die Zwischenprodukte Neopentylglykol und Propionsäure sowie das Isocyanat MDI, bieten wir bereits mit einem CO2-Fußabdruck von netto-null an. Möglich werden die verringerten PCFs insbesondere durch die Substitution von fossilen Rohstoffen. So verwenden wir für die Herstellung der LowPCF- und ZeroPCF-Produkte zum einen klimaneutralen Strom aus erneuerbaren Quellen anstelle von Strom aus fossilen Energieträgern. Zum anderen setzen wir anteilig oder vollständig nachwachsende, abfallbasierte oder recycelte Rohstoffe ein. Hierzu zählen beispielsweise Palmöl, Rizinusöl, Biomethan oder Pyrolyseöl aus Kunststoffabfällen. Diese alternativen Rohstoffe verfügen im Vergleich zu fossilen Rohstoffen über eine bessere CO2-Bilanz. Die Zuordnung der alternativen Rohstoffe zum Endprodukt erfolgt über das Massenbilanz-Prinzip.
Die von uns entwickelte digitale Methode zur PCF-Berechnung entspricht den allgemeinen Standards für Lebenszyklus-Analysen wie ISO 14040, ISO 14044 und ISO 14067 sowie dem Greenhouse-Gas-Protocol-Product-Standard und wurde vom TÜV Rheinland zertifiziert. Unseren automatisierten PCF-Berechnungsansatz stellen wir interessierten Industrieakteuren über Partnerschaften zur Verfügung. Gleichzeitig bringen wir uns in verschiedene Initiativen ein, um die Transparenz, Harmonisierung und Standardisierung branchenweit voranzutreiben. Ein Beispiel ist „Together for Sustainability“. Im September 2022 haben sich die Mitglieder der Initiative auf einen weltweit einheitlichen Leitfaden zur Berechnung von „cradle-to-gate“-PCFs in der Chemieindustrie geeinigt. Hierdurch können die Klimaauswirkungen von Produkten künftig auf Basis einer standardisierten Vorgehensweise direkt verglichen und bewertet werden. Eine technische Lösung zum Austausch von PCF-Daten zwischen Unternehmen ist in Entwicklung und soll Ende 2023 implementiert werden.
Die Harmonisierung der methodischen Ansätze zur PCF-Berechnung leistet zudem einen wichtigen Beitrag zur genaueren Bestimmung der Treibhausgasemissionen, die in der Lieferkette zum Beispiel bei der Gewinnung von Rohstoffen oder der Herstellung von Vorprodukten entstehen. Sie machen als vorgelagerte Scope-3-Emissionen den größten Teil unserer CO2-Bilanz aus.
Als Basis für die Berechnung der vorgelagerten Scope-3-Emissionen verwenden wir derzeit industrielle Durchschnittswerte und Werte aus kommerziellen Datenbanken. Um eine genauere Datengrundlage zu erhalten und Emissionen in der Lieferkette besser steuern und langfristig verringern zu können, haben wir im Jahr 2021 unser globales „Supplier-CO2-Management-Program“ gestartet. Im ersten Schritt erfragen wir seither die PCFs unserer Rohstoffe und unterstützen unsere Lieferanten bei der Ermittlung, indem wir beispielsweise unser Wissen über Bewertungs- und Berechnungsmethoden mit ihnen teilen. Seit Start des Programms haben wir mehr als 1.300 Lieferanten angefragt, die rund 60 % unserer rohstoffbezogenen Treibhausgasemissionen abdecken. Im zweiten Schritt wollen wir zusammen mit unseren Lieferanten an Lösungen arbeiten, um produktbezogene Emissionen zu senken, und den PCF als Kriterium für Einkaufsentscheidungen festlegen.
Gut zu wissen
CO2-arme und CO2-freie Verfahren für eine klimafreundlichere Chemie
Im Rahmen unseres Carbon Managements entwickeln wir auch grundlegend neue Technologien für eine CO2-freie und CO2-arme Produktion (Hebel „New technologies“). Im Fokus stehen dabei vor allem Basischemikalien, deren Herstellung häufig noch emissionsintensiv ist. Dies gilt etwa für die Dampfreformation, das gängigste Verfahren zur Gewinnung von Wasserstoff. Mit der Methanpyrolyse erproben wir in Ludwigshafen bereits ein Alternativverfahren, das beim Einsatz erneuerbarer Energien nahezu CO2-frei und im Vergleich zu anderen Verfahren sehr energieeffizient ist. Mit Siemens Energy und abhängig von einer finanziellen Förderung durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) planen wir in Ludwigshafen zudem den Bau eines PEM-Wasserelektrolyseurs (Proton Exchange Membrane) mit einer Leistung von 54 Megawatt zur CO2-freien Herstellung von Wasserstoff.
Ein weiteres Beispiel sind Steamcracker. Diese Anlagen werden benötigt, um Rohbenzin zur Weiterverarbeitung in Olefine und Aromaten aufzuspalten – beides wichtige Stoffgruppen für zahlreiche chemische Wertschöpfungsketten. Für die Spaltungsreaktion braucht es hohe Temperaturen von rund 850 Grad Celsius, die in konventionellen Anlagen durch die Verbrennung von Methan erreicht werden. Mit einem Beheizungskonzept, das stattdessen Strom aus erneuerbaren Quellen nutzt, könnten künftig mindestens 90 % der prozessbezogenen Emissionen vermieden werden. Um die Machbarkeit dieses neuen Verfahrens und zwei unterschiedliche Heizkonzepte zu testen, haben wir im September 2022 gemeinsam mit unseren Partnern SABIC und Linde mit dem Bau einer entsprechenden Demonstrationsanlage am Standort Ludwigshafen begonnen. Das Projekt wird vom BMWK im Rahmen des Programms „Dekarbonisierung in der Industrie“ mit 14,8 Millionen € gefördert. Die Inbetriebnahme ist für 2023 geplant.
Neue Wege wollen wir zudem bei der Versorgung mit Dampf gehen, den wir für viele chemische Prozesse benötigen und bislang hauptsächlich in unseren zentralen gasbetriebenen Kraftwerken herstellen. Grünstrombasierte Technologien wie Wärmepumpen oder E-Heizkessel eröffnen auch hier ein enormes Potenzial. So wollen wir künftig beispielweise die Wärmeenergie unserer Produktions- und Infrastrukturanlagen rückgewinnen und zur CO2-optimierten Dampferzeugung nutzen. In diesem Kontext haben wir mit MAN Energy Solutions im Juli 2022 eine Machbarkeitsstudie für den Bau einer industriellen Großwärmepumpe am Standort Ludwigshafen angestoßen.
Ein weiteres Augenmerk gilt der Speicherung von CO2 (Carbon Capture and Storage, CCS). So beteiligen wir uns derzeit zum Beispiel an einem industriellen CCS-Projekt am Standort Antwerpen („Kairos@C“) als erste Phase des „Antwerp@C“-Vorhabens, mit dem BASF produktionsbedingte Emissionen von bis zu 1 Million Tonnen CO2 pro Jahr in die Atmosphäre vermeiden könnte.