BASF-Bericht 2022

Entwicklung wichtiger Abnehmerbranchen

Im Jahr 2022 schwächten sich die Störungen in den globalen Lieferketten allmählich ab. Aufgrund der Null-Covid-Politik in China und den dortigen Lockdowns im zweiten Quartal 2022 blieben aber Angebotsengpässe in den globalen Lieferketten bestehen, zum Beispiel in der Automobil- und Elektronikindustrie. Zugleich schwä­chte sich die Nachfrage vor allem nach dauerhaften Konsumgütern im Jahresverlauf ab. Hier war es im Zuge der Corona-Pandemie in den vergangenen Jahren zu Vorzieheffekten gekommen, zum Beispiel in der Möbelindustrie. Zudem schmälerte die inflationsbedingt sinkende Kaufkraft die Nachfrage der Endverbraucher. Im Bausektor machten sich die weiter dynamisch zunehmenden Baukosten und die steigenden Zinsen negativ bemerkbar.

Die globale Industrieproduktion nahm 2022 nur um 2,5 % zu (2021: +6,2 %). In den fortgeschrittenen Volkswirtschaften war das Wachstum mit 0,9 % deutlich schwächer als in den Schwellen­ländern, die einen Zuwachs von 3,8 % verzeichneten. Trotz der insgesamt gedämpften Konjunktur in Asien wurden dort mehr als 60 % des Wachstums der globalen industriellen Wertschöpfung erwirtschaftet. Mehr als 40 % des Zuwachses kamen 2022 aus China. Das Industriewachstum betrug in Asien insgesamt 3,2 %, in den asiatischen Schwellenländern lag es bei 3,8 %. In der EU war das Industriewachstum mit 2,0 % (2021: +7,0 %) dagegen etwas geringer als im globalen Durchschnitt, in Nordamerika lag es vor allem aufgrund der schwachen Baukonjunktur mit 1,2 % (2021: +2,1 %) sogar erheblich darunter.

Wachstum wichtiger Abnehmerbranchen (reale Veränderung gegenüber Vorjahr)

 

2022

2021

Industrie gesamt

2,5 %

6,2 %

Transport

5,7 %

3,8 %

darunter: Automobilindustrie

6,2 %

3,5 %

Energie und Rohstoffe

3,7 %

3,6 %

Bauindustrie

2,2 %

2,4 %

Konsumgüter

3,1 %

8,8 %

Elektronik

5,9 %

12,4 %

Gesundheit und Ernährung

2,3 %

5,9 %

Landwirtschaft

2,3 %

3,5 %

Die globale Automobilproduktion war auch 2022 noch durch Lieferengpässe bei Halbleitern beeinträchtigt. Insgesamt wuchs die Automobilproduktion im Jahr 2022 aber um rund 4,8 Millionen auf 82 Millionen (+6,2 %) hergestellte Personenwagen und leichte Nutzfahrzeuge. Mit Ausnahme von Osteuropa (rund 700.000 Fahrzeuge weniger produziert) konnten in allen Märkten Zuwächse erzielt werden. Das stärkste Volumenwachstum kam aus dem weltweit größten Fahrzeugmarkt Asien mit +3,3 Millionen Fahrzeugen, was einem Anstieg von +7,7 % entsprach. Davon entfielen rund 1,5 Millionen Fahrzeuge auf China und über 900.000 Fahr­zeuge auf Indien. In China wurden die Verkäufe durch eine Senkung der Verkaufs­steuern gefördert. In der EU wurden knapp 700.000 Fahrzeuge (+5,7 %) und in Nordamerika rund 1,3 Millionen Fahrzeuge (+9,7 %) mehr produziert als im Vorjahr. In Südamerika betrug der Zuwachs circa 200.000 Fahr­zeuge (+8,5 %). Rund 75 % des gesamten Marktwachstums von 4,8 Millionen Fahrzeugen entfielen auf rein batterieelektrische Fahrzeuge. Der Anteil dieser Fahrzeuge an allen produzierten Fahrzeugen stieg damit von rund 6 % im Jahr 2021 auf rund 10 %.

Die Produktion in der Bauindustrie wurde durch steigende Zinsen und Baukosten beeinträchtigt. Das Wachstum war insgesamt mit 2,2 % schwächer als im Vorjahr (+2,4 %). Das Infrastruktursegment wuchs deutlich stärker als der Wohnungsbau und der sonstige Hochbau. In China gingen die Wohnungsbauinvestitionen zurück, während die Infrastrukturinvestitionen weiterhin deutlich zulegten. In der EU war die Wohnungsbaukonjunktur dagegen noch vergleichsweise kräftig, auch wenn sich die Nachfrage im Jahresverlauf aufgrund der steigenden Zinsen abzukühlen begann. In den USA waren aufgrund der hohen Zinsen und eingeschränkter öffentlicher Budgets alle Bausegmente rückläufig.

Die Produktion von Konsumgütern wuchs mit 3,1 % deutlich schwächer als im Vorjahr (+8,8 %). Insbesondere bei den dauer­haften Konsum­gütern schwächte sich die Nachfrage ab. In der Möbel- und Textilindustrie ging die Produktion zurück, nachdem sie im Vorjahr noch mit mehr als 8 % beziehungsweise rund 5 % gewachsen war. Die Produktion von Chemikalien zur Herstellung von Pflegeprodukten konnte ungefähr so stark wie das globale BIP wachsen.

In der Elektronikindustrie schwächte sich das Wachstum ebenfalls deutlich ab (2022: 5,9 %, 2021: 12,4 %). Bei elektronischen Komponenten, Computern und Peripheriegeräten, in der Kommunikationselektronik und Konsumelektronik nahm das Wachstum gegenüber dem Jahr 2021 stark ab. Im Vorjahr wurden zweistellige Wachstumsraten in allen Segmenten verzeichnet.

Die Produktion im Sektor Energie und Rohstoffe stieg 2022 um rund 3,7 % und damit etwas stärker als das Bruttoinlandsprodukt. Ein schwächeres Wachstum in Russland konnte durch eine stärkere Produktion im Mittleren Osten und in den USA kompensiert werden. Während das Wachstum im Bereich der Öl- und Gasförderung nach einer Stagnation im Vorjahr wieder deutlich zunahm, wuchs die Förderung anderer Rohstoffe etwas langsamer als im Vorjahr.

Das Wachstum im Bereich Gesundheit und Ernährung schwächte sich im Jahr 2022 deutlich von 5,9 % auf 2,3 % ab. Die Produktion in der Nahrungsmittelindustrie wuchs mit 1,9 % etwas langsamer als im längerfristigen Durchschnitt und deutlich schwächer als im durch Aufholeffekte geprägten Vorjahr. In der Pharmaindustrie nahm das Wachstum nach dem Impfstoffboom 2021 (+12,9 %) stark ab, war aber mit 1,9 % immer noch positiv.

In der Landwirtschaft verringerte sich das Wachstum von 3,5 % im Vorjahr auf 2,3 % im Jahr 2022. Wesentliche Ursachen für die Abschwächung waren der Krieg in der Ukraine und eine lange Trocken­periode in einigen Regionen im Sommer. Aufgrund des Kriegs ging die Produktion in der Ukraine um geschätzte 35 % und in Osteuropa insgesamt um 4,5 % zurück. Auch in Westeuropa, Nord- und Südamerika war die Produktion leicht rück­läufig. In Asien wuchs die Agrarproduktion dagegen um 3,7 %.

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