BASF-Bericht 2022

Wesentliche Themen im Fokus: Produktverantwortung für Pflanzenschutz und Saatgut

Mit Drohnen lässt sich die Sicherheit und Produktivität in der Landwirtschaft erhöhen. Die größten Vorteile im Vergleich zur traditionellen Rückenspritze sind ein optimierter Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, ein verringertes Kontaktrisiko sowie eine hohe Effizienz bei der Anwendung und der Erfassung von Informationen zu den Feldern.

Die Grafik stellt die verschiedenen Stationen entlang der Wertschöpfungskette dar. Das jeweils hellblau hervorgehobene Feld zeigt an, welche Station im jeweiligen Kapitel thematisiert wird. (hier: BASF, Kunden) (Grafik)

Landwirte stehen weltweit vor enormen Herausforderungen: Unter veränderten klimatischen Bedingungen sollen sie gesunde und bezahlbare Lebensmittel für eine wachsende Weltbevölkerung produzieren und dabei CO2-Emissionen reduzieren, den Landverbrauch verringern und die Biodiversität bewahren. Unsere Produkte und Technologien helfen ihnen dabei, diese komplexe Aufgabe zu meistern.

Mit der weltweit steigenden Nachfrage nach Agrarprodukten und -lösungen wächst auch der Druck auf die Landwirte. Sie müssen mehr produzieren und sollen gleichzeitig ihren ökologischen Fußabdruck verringern. Mit unserem integrierten Angebot unterstützen wir Landwirte dabei, die richtige Balance zu finden zwischen ökonomischen, ökologischen und gesellschaftlichen Anforderungen. Leistungsfähiges Saatgut von BASF bringt beispielsweise mehr Erträge, bessere Qualität und verfügt über eine höhere Widerstandsfähigkeit etwa gegen Umwelteinflüsse wie Trockenheit. Unsere innovativen Pflanzenschutzmittel verringern Ernteverluste durch Schadinsekten, Unkräuter oder Pilzbefall. Unsere digitalen Lösungen ermöglichen unter anderem ein besseres Bodenmanagement oder einen gezielteren Einsatz von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln, indem wichtige Parameter wie Pflanzengesundheit, Unkrautdichte oder Wetterdaten unmittelbar bei der Ausbringung berücksichtigt werden.

Im Jahr 2022 haben wir im Segment Agricultural Solutions 944 Millionen € in Forschung und Entwicklung investiert, was rund 9 % des Segmentumsatzes entspricht. Unsere gut gefüllte Innovations­pipeline hat ein Spitzenumsatzpotenzial von mehr als 7,5 Milliarden € für Produkte, die bis 2032 auf den Markt kommen. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf dem Thema Nachhaltigkeit mit vier Schwerpunkten: klimafreundliche Landwirtschaft, nachhaltige Lösungen, digitale Landwirtschaft und Smart Stewardship.

Strategie

Wir verbessern unsere Lösungen für die Landwirtschaft kontinuierlich. Neben Aspekten wie Wirksamkeit und Produktivität umfasst dies auch die sichere Anwendung durch unsere Kunden sowie Auswirkungen auf die Umwelt.

Die Bereiche Pflanzenschutz und Saatgut sind international und national stark reguliert, was hohe Anforderungen bei der Neu- und Wiederzulassung von Wirkstoffen und Anbausystemen mit sich bringt. Eine behördliche Zulassung wird nur erteilt, wenn der umfangreiche Nachweis erbracht ist, dass unsere Produkte bei sachgerechter Anwendung unbedenklich für Mensch, Tier und Umwelt sind.

Als Mitglied des Branchenverbands „Crop Life International“ haben wir uns dazu verpflichtet, die Standards des International Code of Conduct on Pesticide Management der Welt­ernährungs­organisation (FAO) zu Forschung, Registrierung und Vertrieb von Pflanzenschutzmitteln einzuhalten. Bei der Nutzung biotechnologischer Verfahren richten wir uns nach dem Verhaltenskodex des Europäischen Biotechnologieverbands „EuropaBio“ und befolgen die für die Produktion und Vermarktung relevanten Standards und gesetzlichen Regelungen.

Mögliche Risiken unserer Produkte untersuchen und minimieren wir sowohl im gesamten Forschungs-, Entwicklungs- und Registrierungsprozess als auch kontinuierlich nach erfolgter Marktzulassung. Wir führen regelmäßig wissenschaftliche Studien und Tests durch, unter anderem zu Wirkungsweisen, (öko-)toxikologischen Eigenschaften und möglichen Rückständen. Hierdurch gewährleisten wir, dass unsere Registrierungsdossiers möglichst alle Fragen zu potenziellen Umwelt- und Gesundheitsauswirkungen adressieren.

Da sich Kundenanforderungen, Kulturpflanzen, Böden, klimatische Voraussetzungen, Pflanzenkrankheiten und Anbaupraktiken weltweit unterscheiden, passen wir unser Portfolio an die spezifischen Anforderungen der regionalen Märkte an. Dies führt dazu, dass sich die Zulassungen für Produkte in verschiedenen Ländern unterscheiden. Voraussetzung für den Vertrieb ist grundsätzlich eine Registrierung und Zulassung unserer Produkte nach den jeweiligen nationalen Vorschriften.

Pflanzenschutz

BASF folgt beim Vertrieb von Pflanzenschutzmitteln dem Internationalen Verhaltenskodex der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der Welternährungsorganisation (FAO). Der Vertrieb erfolgt nur nach vorheriger Genehmigung durch die zuständigen Behörden. Produkte, die zu den WHO-Klassen 1A oder 1B (hohe akute orale und dermale Toxizität) gehören, verkaufen wir auch bei bestehender formaler Zulassung nicht mehr. Unseren Kunden bieten wir – je nach Verfügbarkeit – Alternativen an.

Alle Pflanzenschutzprodukte von BASF können unter den vor Ort gegebenen landwirtschaftlichen Bedingungen sicher verwendet werden, wenn die Angaben und Nutzungshinweise auf dem Etikett beachtet werden. Bei Rückfragen, Reklamationen oder Vorfällen können unsere Kunden über verschiedene Kanäle Kontakt mit uns aufnehmen. Hierzu zählen beispielsweise Telefon-Hotlines, die auf allen Produktbehältern aufgeführt sind, Kontaktformulare auf unseren Webseiten oder die direkte Ansprache unserer Mitarbeitenden im Vertrieb. Wir erfassen alle uns bekannten Vorfälle mit Produkten im Bereich Gesundheit oder Umwelt zentral in einer globalen Datenbank. Wenn notwendig, ergreifen wir auf Basis dieser Informationen geeignete Maßnahmen, um vermeidbare Vorfälle zu minimieren. Hierzu zählen unter anderem Anpassungen von Anwendungsvorschriften auf Produktbehältern. Diese Anpassungen und generelle Empfehlungen zum sicheren Umgang mit unseren Produkten kommunizieren wir unter anderem im Zuge unserer „Farmer Field School“-Initiativen in Asien sowie bei unseren Weiterbildungsprogrammen wie der „On Target Application Academy“ in den USA.

Um unserer Verpflichtung zur Produktverantwortung nachzukommen, bieten wir unter anderem eine Vielzahl von Ausbildungen und Schulungen zur sicheren Lagerung, Handhabung, Anwendung und Entsorgung unserer Produkte an. Das Spektrum reicht von Vor-Ort-Veranstaltungen über Handreichungen bis hin zu digitalen Angeboten und richtet sich an Landwirte, Händler, Beratende und sonstige Anwendende. In Indien hat BASF zum Beispiel das Programm „Suraksha Hamesha“ ins Leben gerufen. „Suraksha Hamesha“ bedeutet „Sicherheit zu jeder Zeit“. Das Programm schafft eine Plattform, auf der Landwirte und weitere Anwendende von Pflanzenschutzprodukten über die neun Schritte des verantwortungsbewussten Umgangs mit Pflanzenschutzprodukten und den persönlichen Schutz unterrichtet werden. Durch „Suraksha Hamesha“ hat BASF seit 2016 über 189.000 in der Landwirtschaft Beschäftigte und rund 39.000 Anwendende in ganz Indien geschult. Bei den Treffen bezieht BASF auch staatliche Stellen und die landwirtschaftlichen Beratungsteams der Zentralverwaltung mit ein, um die Sicherheit landwirtschaftlicher Betriebe zu unterstützen und zu fördern. Des Weiteren wurden in Indien durch digitale Initiativen rund 17 Millionen Landwirte erreicht und über das Thema „Sicherheit in der Landwirtschaft“ informiert.

Auch im Bereich neuer Anwendungstechnologien ist BASF engagiert: In China wurden zum Beispiel im Jahr 2022 über 1.000 Drohnenpiloten im Rahmen des Programms „Fly with BASF“ in der sicheren Anwendung von Pflanzenschutzmitteln geschult.

Zudem arbeiten wir sehr eng mit Verbänden wie „CropLife International“ und „CropLife Europe“ zusammen, um die sichere und sachgerechte Nutzung von Pflanzenschutzmitteln zu fördern. So bringen wir uns zum Beispiel in die Stewardship-Initiativen der beiden Verbände ein oder unterstützen verschiedene Programme zur sachgerechten Entsorgung und zum Recycling von Produktbehältern. Auch technologische Innovationen, die wir gemeinsam mit Industriepartnern entwickeln, tragen dazu bei, den Umgang mit Pflanzenschutzmitteln einfacher und sicherer zu gestalten. Beispiele sind das geschlossene Transfersystem „easyconnect“ in Europa oder das „Wisdom“-System in Südamerika.

Saatgut

Unsere Aktivitäten im Bereich Biotechnologie sowie unsere Möglichkeiten in der Forschung und Entwicklung umfassen fortschrittliche Züchtungsverfahren, Analytik, Technologieplattformen und Trait-Validierung. Um maßgeschneiderte nachhaltigere Lösungen für Pflanzen anbieten zu können, konzentrieren wir uns bei der Identifizierung von Genen auf jene Merkmale und Pflanzeneigenschaften, die höheren Ertrag und bessere Qualität, Krankheitsresistenz sowie Toleranz gegen Umwelteinflüsse wie zum Beispiel Trockenheit ermöglichen. Dazu nutzen wir hochmoderne wissenschaftliche Ansätze wie die Gentechnik und Methoden der gezielten Genom-Editierung.

BASF engagiert sich im Bereich Saatgut in der globalen Industrie­initiative „Excellence Through Stewardship“ (ETS). Diese Initiative fördert die Einführung von Qualitätsmanagementsystemen für Saatgut sowie von Programmen zur Produktverantwortung entlang des gesamten Lebenszyklus. Darüber hinaus lässt sie die Einhaltung ihrer Leitlinien von unabhängigen Auditoren überprüfen. 2022 hat BASF ETS-Audits in den Bereichen Laborbetrieb, geschlossene gentechnische Anlagen, General Stewardship, Incident Response Management und Produktabwicklung an den Standorten Research Triangle Park und Pikeville in den USA, Trindade und Primavera do Leste in Brasilien sowie Bogotá/Kolumbien erfolgreich durchlaufen.

Genom-Editierung
Der Begriff Gen- oder Genom-Editierung bezieht sich auf eine Reihe neuer molekularbiologischer Techniken zur gezielten Veränderung von Genen. Mithilfe natürlich vorkommender Prozesse werden geringfügige Änderungen an den Genen eines Organismus vorgenommen, um die Ausprägung eines bestimmten Merkmals zu bearbeiten. Solche Techniken bieten ein großes Potenzial für innovative Lösungen beispielsweise im medizinischen Bereich, in der Landwirtschaft und bei industriellen Anwendungen.
Spitzenumsatzpotenzial
Das Spitzenumsatzpotenzial der Agricultural-Solutions-Pipeline beschreibt die Summe der erwarteten Spitzenumsätze einzelner Produkte in der Forschungs- und Entwicklungspipeline. Der Spitzen­umsatz entspricht dem höchsten zu erwartenden Umsatzwert eines Jahres. Die Pipeline beinhaltet innovative Produkte, die sich seit 2022 auf dem Markt befinden oder bis zum Jahr 2032 in den Markt eingeführt werden sollen.
Traits
Traits sind kommerzielle Pflanzeneigenschaften, wie zum Beispiel die gezielt eingebaute Resistenz gegenüber bestimmten Herbiziden oder die eingebaute Abwehr von bestimmten Insekten.

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