BASF-Bericht 2022

Aussichten für wichtige Abnehmerbranchen

Wir rechnen insgesamt mit einem Wachstum der globalen Industrie­produktion um 1,8 % (2022: +2,5 %). In den fortgeschrittenen Volkswirtschaften wird sie voraussichtlich abnehmen (2023: –0,3 %, 2022: +0,9 %). In den Schwellenländern wird das Wachstum vermutlich auf ähnlichem Niveau wie im Vorjahr bleiben (2023: +3,5 %, 2022: +3,8 %).

Für die Transportindustrie 1 prognostizieren wir mit 2,8 % ein geringeres Wachstum im Jahr 2023 als im Vorjahr (+5,7 %). Einerseits werden sich die Angebotsengpässe in der Automobilindustrie, insbesondere die Halbleiterknappheit, voraussichtlich weiter abschwächen, andererseits kühlt die Kraftfahrzeugnachfrage aufgrund sinkender Kaufkraft und steigender Zinsen ab. Wir erwarten, dass das weltweite Produktionsvolumen von Personenkraftwagen und leichten Nutzfahrzeugen im kommenden Jahr auf rund 84 Millionen Einheiten steigt (2022: 82 Millionen Einheiten). Damit befindet sich die Gesamtzahl produzierter Fahrzeuge immer noch fast 9 % unter dem Vorpandemie­niveau (rund 92 Millionen jährlich produzierte Fahr­zeuge im Durchschnitt der Jahre 2015 bis 2019). Wir erwarten, dass der Ausbau der Elektromobilität schnell fortschreiten und der Anteil rein batterieelektrischer Fahrzeuge am gesamten Produk­tions­volumen deutlich von 10 % im Jahr 2022 auf fast 14 % im Jahr 2023 steigen wird.

Im europäischen und nordamerikanischen Automobilmarkt werden die Aufholeffekte nach den pandemiebedingten Störungen der Lieferketten voraussichtlich langsam auslaufen. Für beide Märkte unterstellen wir weiteres, aber geringeres Wachstum als im Jahr 2022. Nach dem deutlichen Produktionsanstieg im Vorjahr erwarten wir auch in China ein schwächeres Wachstum des Marktes. Auch in den anderen asiatischen Schwellenländern gehen wir insgesamt von rückläufigen Wachstumsraten aus. Für Japan prognostizieren wir dagegen eine Erholung des Wachstums von niedrigem Ausgangsniveau.

Im Sektor Energie und Rohstoffe erwarten wir aufgrund der gesamt­wirtschaftlichen Abschwächung insgesamt ein geringeres Wachstum der Produktion, das vor allem auf eine schwächer wachs­ende Öl- und Gasnachfrage zurückgeht. Die regionalen Wachstumsraten unterscheiden sich dabei erheblich. Während die Öl- und Gasförderung in den USA voraussichtlich weiter stark wachsen wird, geht sie in Asien zurück. In Europa wird sie voraussichtlich stagnieren. Die Produktion von sonstigen nicht-agrarischen Rohstoffen wird dagegen in Asien stabil mit hohen Raten wachsen, während sie in den USA stagnieren und in Europa abnehmen wird.

Das Wachstum in der Bauindustrie wird sich voraussichtlich weiter abschwächen. Der Wohnungsbau wird wegen der gestiegenen Hypothekenzinsen in Europa und den USA sowie der weiteren Abkühlung des Wohnungsmarktes in China vermutlich schrumpfen. Für den sonstigen Hochbau erwarten wir ein schwaches Wachstum etwa in der Höhe des Vorjahres. Ein höheres Wachstum als im Vorjahr prognostizieren wir dagegen für das Infrastruktursegment, das sowohl in der EU als auch in den USA von steigenden öffentlichen Ausgaben profitieren sollte.

Die Konsumgüterproduktion wird voraussichtlich nur geringfügig stärker als das globale BIP wachsen. Die sinkende Kaufkraft der privaten Haushalte wird insbesondere die Nachfrage nach dauer­haften Konsumgütern, zum Beispiel aus der Möbelindustrie, belasten. Für die Textilindustrie erwarten wir nach einem Rückgang der Produktion im Jahr 2022 lediglich ein leichtes Wachstum, das ausschließlich aus den Schwellenländern kommt. Das Wachstum in der Verbrauchsgüter­produktion, insbesondere bei den Pflegeprodukten, wird sich vermutlich in ähnlichem Maße wie das BIP-Wachstum abschwächen.

Auch die Elektronikindustrie wird 2023 voraussichtlich geringer wachsen als im Vorjahr, weil die private Nachfrage nach PCs und privater Kommunikations- und Unterhaltungs­elektronik durch die hohen Inflationsraten bei den Konsumentenpreisen gedämpft wird und im Rahmen der Corona-Lockdowns viele größere Anschaf­fungen mit mehrjähriger Nutzungsdauer vorgezogen wurden. Der fortschreitende Trend zur Digitalisierung stützt das Wachstum aber, so dass weiterhin Wachstumsraten deutlich oberhalb des globalen BIP zu erwarten sind.

Im Sektor Gesundheit und Ernährung erwarten wir ein geringfügig höheres und über dem BIP liegendes Wachstum. Die Pharma­industrie wird nach dem geringen Wachstum im Jahr 2022, das auf den Impfstoffboom des Vorjahres zurückzuführen war, voraussichtlich wieder etwas stärker wachsen. Auch die Nahrungsmittelproduktion wird insgesamt etwas stärker als im Vorjahr zunehmen, allerdings sind die regionalen Unterschiede groß. Während wir für die ent­wickelten Volkswirtschaften einen Wachstumsrückgang erwarten, gehen wir für die Schwellenländer aufgrund der allmäh­lichen Erholung in China von einem etwas stärkeren Zuwachs als im Vorjahr aus.

Die Produktion in der Landwirtschaft wird im Jahr 2023 voraussichtlich ähnlich stark wachsen wie im Durchschnitt der Vorjahre. Rund 80 % des Wachstums werden aus Asien kommen, das für zwei Drittel der weltweiten Agrarproduktion verantwortlich ist. Die Agrarproduktion in Asien und Südamerika wird stärker als die Weltproduktion wachsen. Für Nordamerika und Europa gehen wir von nur geringem Wachstum aus.

1 Die Transportindustrie umfasst die Produktion von Kraftfahrwagen, Kraftwagenteilen und den sonstigen Fahrzeugbau (vor allem Schiffe und Boote, Eisenbahnen, Luft- und Raumfahrzeuge sowie Zweiräder).

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