Die BASF-Kläranlage am Standort Ludwigshafen ist eine der größten in Europa. Hier werden jährlich rund 86 Millionen Kubikmeter Produktionsabwässer gereinigt, hinzu kommen rund 18 Millionen Kubikmeter Abwässer aus umliegenden Gemeinden. In den vergangenen Jahren haben wir die Energieeffizienz und Effektivität der Anlage kontinuierlich erhöht.
Wasser ist von elementarer Bedeutung für die chemische Produktion. Wir verwenden es als Kühl-, Löse- und Reinigungsmittel, zur Herstellung von Produkten und nutzen Wasserwege zum Transport von Waren. Gleichzeitig ist Wasser in immer mehr Regionen ein knappes Gut. Deshalb tragen wir mit einem nachhaltigen Wassermanagement zum verantwortungsvollen Umgang mit dieser Ressource bei.
Auf einen Blick
1.590 Millionen
Kubikmeter Gesamtwasserbezug
79 %
des benötigten Wassers durch Mehrfachnutzung gedeckt
- Verantwortungsvoller Umgang ist wesentlicher Teil der Strategie
- Nachhaltiges Wassermanagement an 61,6 % der relevanten Standorte eingeführt
- Bestnote A in der jährlichen CDP-Bewertung
Strategie und Governance
Der verantwortungsvolle Umgang mit der Ressource Wasser ist ein wesentliches Element unseres Responsible-Care-Management-Systems und unseres Risikomanagements sowie wichtiger Bestandteil unseres Bekenntnisses zu den Zielen für eine nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen (SDGs). Dies kommt auch in unserem Positionspapier zum Wasserschutz zum Ausdruck, das wir im Jahr 2021 veröffentlicht haben.
Unsere globalen Standards und Vorgaben im Themenfeld Wasser sind in gruppenweit gültigen Richtlinien definiert. Diese schreiben unter anderem vor, dass an allen Produktionsstandorten Wasserschutzkonzepte umgesetzt werden müssen. Darüber hinaus umfassen die Richtlinien beispielsweise auch die Aspekte Anlagen- und Transportsicherheit, um produktions- und transportbezogene Produktaustritte in Gewässer bestmöglich zu vermeiden. Umsetzung und Einhaltung der internen Richtlinien und gesetzlichen Vorgaben liegen in der Verantwortung unserer Standorte und Gruppengesellschaften. Die Corporate-Center-Einheit „Environmental Protection, Health, Safety and Quality“ überprüft dies regelmäßig im Rahmen von Audits. Informationen, Erfahrungen und gelungene Praxisbeispiele zum verantwortungsvollen Umgang mit Wasser tauschen wir kontinuierlich im globalen BASF-Expertennetzwerk aus.
Zentraler Baustein unserer Strategie ist seit vielen Jahren die Einführung und Umsetzung eines nachhaltigen Wassermanagements. Dabei konzentrieren wir uns auf unsere Verbundstandorte sowie auf Produktionsstandorte in Wasserstressgebieten 1. Ziel ist es, die Ressource Wasser zu schützen, durch Kreislaufführung möglichst effizient zu nutzen sowie Abwassermengen und Emissionen stetig zu verringern. Hierbei betrachten wir die quantitativen, qualitativen und sozialen Aspekte der Wassernutzung.
Wir verfolgen unser Ziel durch die Anwendung des European-Water-Stewardship-Standards, der sich auf vier Prinzipien stützt: eine nachhaltige Wasserentnahme, Erhaltung einer guten Wasserqualität, Bewahrung von Schutzgebieten im Wassereinzugsgebiet und Sicherstellung eines ständigen Verbesserungsprozesses.
Wir setzen uns entlang der gesamten Wertschöpfungskette für den verantwortungsvollen Umgang mit der Ressource Wasser ein. Die Einhaltung von Umweltstandards bei Lieferanten überprüfen wir im Zuge unserer regelmäßigen Lieferantenbewertung. Bei Verbesserungsbedarf unterstützen wir Lieferanten, entsprechende Maßnahmen zu entwickeln und umzusetzen, etwa zum korrekten Umgang mit Abwässern. Zudem engagieren wir uns in zahlreichen Initiativen für mehr Nachhaltigkeit in der Lieferkette. So ist beispielsweise der effiziente Wassereinsatz wesentlicher Bestandteil des Projekts „Pragati“ zum nachhaltigeren Anbau von Rizinusbohnen.
Unseren Kunden bieten wir Lösungen, die helfen, Wasser zu reinigen, es effizienter einzusetzen und Verschmutzungen zu verringern. Hierzu zählen zum Beispiel Hochleistungskunststoffe zur Herstellung von Membranen für die Ultrafiltration, Vorprodukte zur Herstellung von Flockungsmitteln für die Wasseraufbereitung oder Saatgut mit einer erhöhten Toleranz gegenüber Trockenheit und Hitze.
Wir arbeiten mit zahlreichen Partnern entlang der Wertschöpfungskette und aus der Zivilgesellschaft zusammen, um die Ressource Wasser zu schützen. So ist BASF Mitglied der „Alliance for Water Stewardship“, einer globalen Multi-Stakeholder-Organisation zur Förderung des verantwortungsvollen Umgangs mit Wasser. Darüber hinaus engagieren wir uns in Netzwerken, um den Eintrag von Kunststoffen in Gewässer effektiv zu vermeiden.
Wir berichten transparent und umfassend zum Thema Wasser. So haben wir auch im Jahr 2022 die Fragen der Non-Profit-Organisation CDP zum Thema Wasser ausführlich beantwortet. In der abschließenden Bewertung erreichte BASF die Bestnote A und somit erneut Leadership-Status. CDP beurteilt, wie transparent Unternehmen über ihre Aktivitäten im Wassermanagement berichten und wie sie Risiken, zum Beispiel Wasserknappheit, reduzieren. Zudem fließt in die Bewertung ein, inwieweit Produktentwicklungen auch bei Kunden der bewerteten Unternehmen zu einem nachhaltigen Wassermanagement beitragen können.
1 Als Wasserstressgebiete definieren wir Gebiete, in denen mehr als 40 % des verfügbaren Wassers von Industrie, Haushalten und Landwirtschaft genutzt werden. Unsere Abgrenzung basiert auf dem vom World Resources Institute veröffentlichten Wasserrisiko-Atlas (Aqueduct 3.0). Mehr unter www.wri.org/aqueduct
Globales Ziel und Maßnahmen
Bis 2030 wollen wir ein nachhaltiges Wassermanagement an unseren Verbundstandorten sowie an allen Produktionsstandorten in Wasserstressgebieten einführen. Damit erfassen wir 89 % des Gesamtwasserbezugs von BASF. Unser Ziel haben wir im Jahr 2022 zu 61,6 % erreicht (2021: 53,5 %) 1. Im Jahr 2022 wurde an sieben weiteren Standorten ein nachhaltiges Wassermanagement eingeführt (2021: 7).
Im Zuge des nachhaltigen Wassermanagements bewerten unsere Standorte regelmäßig die Wassersituation im Einzugsgebiet. Dies schärft das Bewusstsein für mögliche Risiken und potenzielle Auswirkungen wie zum Beispiel Wasserknappheit für die Bevölkerung. Auf Basis der bis Ende 2022 durchgeführten Bewertungen konnten wir an keinem Standort wesentliche Auswirkungen unserer Aktivitäten auf die Wasserverfügbarkeit und -qualität feststellen.
Ziel 2030
Einführung eines nachhaltigen Wassermanagements an unseren Produktionsstandorten in Wasserstressgebieten und an unseren Verbundstandorten
Wichtiger Bestandteil unseres nachhaltigen Wassermanagements sind zudem die kontinuierliche Analyse und Umsetzung von Verbesserungsmaßnahmen. Zum Beispiel reduzieren Änderungen im Produktionsprozess (Transesterifikationsprozess) am Standort Caojing/China den Bedarf an Einsatzstoffen, Dampf und Wasser. Hierdurch können jährlich 25 % des Abwassers aus diesem Prozessschritt eingespart werden. Am Standort Camaçari/Brasilien führen eine Verbesserung der Kreislaufführung des Kühlwassers und die Wiederverwendung von Kondensat zur Einsparung von circa 49.000 Kubikmetern Wasser pro Jahr. Für sein erfolgreiches Wassermanagement wurde das Team mit dem Bahia Sustainable Industries Award ausgezeichnet. Abhängig von der Situation vor Ort setzen wir Maßnahmen auch gemeinsam mit weiteren Interessengruppen um. Ein Beispiel ist das im Jahr 2022 gestartete „Lake Winnipeg Basin Water Stewardship Project“ in der kanadischen Provinz Manitoba.
1Für unser Wasserziel berücksichtigen wir zusätzlich weiterhin diejenigen Standorte, die wir vor 2019 als Wasserstressstandorte gemäß Pfister et al. (2009) identifiziert hatten.
Wasserbilanz
Unser Wasserbezug lag im Jahr 2022 bei 1.590 Millionen Kubikmetern (2021: 1.695). Zum größten Teil wurde dieser Bedarf aus Süßwasser, etwa aus Flüssen oder Seen, gedeckt (86 % des Gesamtwasserbezugs). An einzelnen Standorten verwenden wir alternative Quellen, wie aufbereitetes städtisches Abwasser, Brackwasser oder Meerwasser. Ein kleiner Teil des benötigten Wassers gelangt auch als Bestandteil von Rohstoffen und als Dampf an unsere Standorte oder wird in unseren Produktionsprozessen freigesetzt. Wir entnehmen das für Kühl- und Produktionszwecke benötigte Wasser größtenteils selbst. Im Jahr 2022 wurden 5 % unseres Gesamtwasserbezugs durch Dritte gedeckt (2021: 5 %).
Die Wassernutzung summierte sich im Jahr 2022 auf 6.917 Millionen Kubikmeter (2021: 7.110). Setzt man den Gesamtwasserbezug in Relation, bedeutet dies, dass wir jeden entnommenen Liter rund vier Mal verwenden beziehungsweise 79 % unseres Wasserbedarfs durch Mehrfachnutzung decken. Wir verwenden Wasser überwiegend zur Kühlung (88 % des Gesamtwasserbezugs) und geben es anschließend ohne Produktkontakt in die Gewässer zurück. Unseren Wasserbezug für Kühlzwecke reduzieren wir hauptsächlich durch den Einsatz von Rückkühlwerken. Rund 12 % des gesamten Wasserbezugs werden in unseren Produktionsanlagen genutzt, zum Beispiel für Extraktions- und Lösungsprozesse oder zur Reinigung. Auch hier reduzieren wir unseren Wasserbedarf, indem wir Abwässer wiederverwerten. Der größte Teil des für Produktionszwecke genutzten Wassers wird nach Aufbereitung in unseren eigenen Kläranlagen oder Kläranlagen Dritter wieder in die Gewässer zurückgeleitet.
Der Wasserverbrauch der BASF-Gruppe beschreibt die Menge an Wasser, die nicht mehr in ein Gewässer zurückgeleitet wird und somit anderen Nutzern nicht mehr zur Verfügung steht. Im Wesentlichen beruht der Verbrauch auf der Verdunstung von Wasser bei der Kreislaufführung von Kühlwasser. Zum kleineren Teil geht er auf Wasser zurück, das in unseren Produkten enthalten ist. Der Wasserverbrauch lag im Jahr 2022 bei rund 69 Millionen Kubikmetern (2021: 72).
Im Jahr 2022 lagen rund 25 % unserer Produktionsstandorte in Wasserstressgebieten (2021: 25 %). Auf diese Standorte entfiel 1 % des gesamten Wasserbezugs von BASF (2021: 1 %) 1. Wir beziehen das Wasser in Wasserstressgebieten größtenteils von Dritten (81 %) und decken unseren Bedarf dabei hauptsächlich aus Süßwasser. Der Anteil des Wasserverbrauchs in Wasserstressgebieten am BASF-Gesamtwasserverbrauch lag im Jahr 2022 bei 17 % (2021: 16 %) und resultierte maßgeblich aus der Verdunstung in Kühlprozessen. Der Anteil des Abwassers in Wasserstressgebieten an der BASF-Gesamtabwassermenge lag bei weniger als 1 %. Hier ist der Anteil des Abwassers aus Kühlprozessen geringer als in der gesamten BASF-Gruppe. Kühlwasser wird dort kaum als Durchlaufkühlung, sondern überwiegend in Kreisläufen genutzt, um den Wasserbedarf zu senken. Produktionsabwässer in Wasserstressgebieten werden vorwiegend in Anlagen Dritter aufbereitet.
Das Gewinnen, Aufbereiten, Transportieren und Rückkühlen von Wasser ist mit einem hohen Energiebedarf verbunden. Wir arbeiten kontinuierlich daran, den Energieverbrauch und die Menge des genutzten Wassers zu optimieren und an Betriebs- und Umweltanforderungen anzupassen.
1Für die Bestimmung des anteiligen Wasserbezugs beziehungsweise Wasserverbrauchs wurden die Standorte in Wasserstressgebieten mit Aqueduct 3.0 ermittelt.
Emissionen in das Wasser
Unsere Abwässer unterliegen strengen Kontrollen und wir bewerten die Auswirkung der Abwasserableitung sorgfältig unter Einhaltung geltender Gesetze und Vorschriften. Sowohl durch interne Audits als auch durch lokal zuständige Behörden wird regelmäßig überprüft, ob die Analysen und Sicherheitsvorkehrungen an unseren Standorten den internen Richtlinien und rechtlichen Vorgaben entsprechen. An BASF-Produktionsstandorten leiteten wir im Jahr 2022 insgesamt 1.400 Millionen Kubikmeter Wasser ab (2021: 1.503). Davon kamen 163 Millionen Kubikmeter Abwasser aus der Produktion. Im Jahr 2022 betrugen die Stickstoffemissionen in das Wasser 2.600 Tonnen (2021: 3.000). Über Abwässer wurden rund 10.600 Tonnen organische Stoffe emittiert (2021: 12.500). Unsere Abwässer enthielten 16 Tonnen Schwermetalle (2021: 17). Die Phosphoremissionen betrugen 240 Tonnen (2021: 340).
Bereits im Produktionsprozess folgen wir dem Grundsatz, das Abwasservolumen und die Schadstofffracht zu verringern, sowie Abwasser und Stoffströme intern möglichst wiederzuverwenden. Bei der Behandlung unserer Abwässer setzen wir sowohl auf zentrale Maßnahmen in Kläranlagen wie auch auf die selektive Vorbehandlung einzelner Abwasserteilströme bereits vor der Kläranlage. Je nach Art und Grad der Verschmutzung nutzen wir dabei verschiedene Methoden, wie biologische Verfahren, chemische Oxidation, Membrantechnologien, Fällung oder Adsorption. Um unvorhergesehene Emissionen sowie die Verschmutzung von Oberflächenwasser oder Grundwasser zu vermeiden, erstellen wir für unsere Produktionsanlagen Wasserschutzkonzepte. Dies ist im Rahmen unseres Responsible-Care-Management-Systems für alle Produktionsanlagen verpflichtend. In den Abwasserschutzkonzepten werden Abwässer hinsichtlich ihrer Risiken bewertet und geeignete Überwachungsmaßnahmen abgeleitet. Die Einhaltung und Umsetzung überprüfen wir im Rahmen von Audits.