Nicht-integrales Öl-und-Gas-Geschäft
BASF hält 72,7 % der Stammaktien an Wintershall Dea AG, während 27,3 % im Besitz von LetterOne sind.
Makroökonomisches Umfeld
Der Preis für ein Barrel der Referenzrohölsorte Brent betrug im Jahr 2023 durchschnittlich 82 US$ (2022: 101 US$/Barrel). Die Gaspreise an den europäischen Spotmärkten betrugen im Jahresdurchschnitt 40,52 €/MWh (12,83 US$/mmBtu) und lagen damit deutlich unter den hohen Gaspreisen im Vorjahr (124,16 €/MWh beziehungsweise 38,01 US$/mmBtu), die durch die sehr angespannte Lage am europäischen Gasmarkt aufgrund der signifikant reduzierten Gaslieferungen von Russland an die EU geprägt waren.
At-Equity-Ergebnis des Öl-und-Gas-Geschäfts
Der Beitrag der Wintershall Dea AG zum Beteiligungsergebnis im Jahr 2023 betrug –130 Millionen € (2022: –4.853 Millionen €). Darin enthalten waren Sondereinflüsse in Höhe von –164 Millionen €, die insbesondere mit der geplanten Anpassung der Unternehmensstruktur im Zusammenhang stehen. Wertminderungen und -aufholungen seitens Wintershall Dea glichen sich im Jahr 2023 nahezu aus.
Im Jahr 2022 enthielt das Beteiligungsergebnis Sondereinflüsse in Höhe von insgesamt rund –6,3 Milliarden €. Diese resultierten im Wesentlichen aus Wertberichtigungen auf die Vermögenswerte von Wintershall Dea in Russland sowie im Gastransportgeschäft.
Im Jahr 2023 hat BASF Dividendenzahlungen in Höhe von 291 Millionen € von Wintershall Dea erhalten. Im Vorjahr betrugen die Dividendenzahlungen von Wintershall Dea an BASF rund 1 Milliarde €.
Wintershall Dea hat Produktions-, Entwicklungs1- und Explorationsaktivitäten in den folgenden Ländern:
- Ägypten (Produktion, Entwicklung, Exploration)
- Algerien (Produktion)
- Argentinien (Produktion, Entwicklung)
- Dänemark (Produktion, Exploration)
- Deutschland (Produktion, Entwicklung, Exploration)
- Libyen (Produktion)
- Mexiko (Produktion, Entwicklung, Exploration)
- Niederlande (Produktion, Entwicklung, Exploration)
- Norwegen (Produktion, Entwicklung, Exploration)
- Vereinigte Arabische Emirate (Entwicklung)
- Vereinigtes Königreich (Produktion, Entwicklung, Exploration)
Darüber hinaus ist Wintershall Dea im Gastransport aktiv. Dies schließt die über die WIGA Transport Beteiligungs-GmbH & Co. KG gehaltenen Anteile an der GASCADE Gastransport GmbH, der OPAL Gastransport GmbH & Co. KG sowie den direkt von Wintershall Dea AG gehaltenen Anteil an der Nord Stream AG ein.
Rückzug aus Russland
Am 17. Januar 2023 hat Wintershall Dea ihren vollständigen Rückzug aus Russland unter Beachtung aller gesetzlichen Regulierungen angekündigt. In diesem Zusammenhang setzt Wintershall Dea eine rechtliche Trennung des Geschäfts mit Russland-Bezug um. Dieses umfasst Anteile an den Gemeinschaftsunternehmen in Russland, die Beteiligungen an der Wintershall AG (51 %-Anteil) in Libyen und der Wintershall Noordzee BV (50 %-Anteil) in den Niederlanden sowie die Anteile an der Nord Stream AG (15,5 %-Anteil).
Vereinbarung mit Harbour Energy zum Zusammenschluss von Geschäften
Am 21. Dezember 2023 haben BASF, LetterOne und Harbour Energy plc (Harbour) eine Vereinbarung zum Zusammenschluss der Geschäfte von Wintershall Dea und Harbour unterzeichnet. Danach soll das E&P-Geschäft von Wintershall Dea an Harbour übertragen werden; es umfasst Produktions- und Entwicklungs-Assets sowie Explorationsrechte in Norwegen, Argentinien, Deutschland, Mexiko, Algerien, Libyen (ohne Wintershall AG), Ägypten und Dänemark (ohne Ravn) sowie Lizenzen von Wintershall Dea zur Speicherung von Kohlendioxid (CCS). Im Gegenzug werden die Anteilseigner von Wintershall Dea beim Abschluss der Transaktion eine Barzahlung von insgesamt 2,15 Milliarden US$ (BASF-Anteil: 1,56 Milliarden US$) erhalten sowie neue, von Harbour auszugebende Aktien, die einer Beteiligung von insgesamt 54,5 % an der erweiterten Harbour entsprechen (BASF-Anteil: 39,6 %). Der vereinbarte Unternehmenswert für die Vermögenswerte von Wintershall Dea beträgt 11,2 Milliarden US$. Bei Abschluss der Transaktion werden die ausstehenden Anleihen von Wintershall Dea mit einem Nominalwert von rund 4,9 Milliarden US$ an Harbour übertragen.
Im Jahr 2022 hatte das kombinierte Geschäft einen Pro-forma-Umsatz in Höhe von 13,5 Milliarden US$ und ein EBITDAX 2 von 10,3 Milliarden US$. Insgesamt beliefen sich die Produktionsmengen von Harbour und Wintershall Dea im Jahr 2022 auf 526 Tausend boe (barrel of oil equivalent) pro Tag. Zum Jahresende 2022 betrugen die kombinierten 2P Reserven 1,5 Milliarden boe.
Bis zum Abschluss der Transaktion werden Wintershall Dea und Harbour weiterhin als voneinander unabhängige Unternehmen geführt. Die Transaktion steht unter anderem unter dem Vorbehalt kartellrechtlicher Genehmigungen und behördlicher Genehmigungen für Auslandsinvestitionen in verschiedenen Ländern. Vorbehaltlich dieser behördlichen Genehmigungen wird ein Abschluss der Transaktion im vierten Quartal 2024 angestrebt.
Mit dieser Vereinbarung macht BASF einen wichtigen Schritt, um ihr angekündigtes strategisches Ziel einer Trennung vom Öl-und-Gas-Geschäft zu erreichen. Mit Abschluss der Transaktion ergeben sich Möglichkeiten für BASF, ihren Anteil an dem kombinierten Unternehmen ohne Weiteres zu monetarisieren, da Harbour an der London Stock Exchange gelistet ist.
Darüber hinaus arbeitet Wintershall Dea an der separaten Veräußerung ihres Anteils an WIGA Transport Beteiligungs-GmbH & Co KG (WIGA), die nicht Teil der Transaktion ist.
Restrukturierung
Die Hauptverwaltungssitze von Wintershall Dea und deren Mitarbeitende sind nicht Teil der Transaktion mit Harbour. Somit werden über die im September 2023 initiierten Restrukturierungsmaßnahmen hinaus weitere Umstrukturierungen und letztlich die Schließung der Headquarter-Einheiten in Kassel und Hamburg erforderlich sein, die derzeit rund 850 Mitarbeitende beschäftigen. Harbour beabsichtigt, Mitarbeitende dieser Einheiten in das kombinierte Unternehmen zu übernehmen. Weitere Einzelheiten zur Übernahme der Mitarbeitenden erarbeiten die Parteien mit Wintershall Dea seit Unterzeichnung der Transaktion in einem gemeinsamen Integrationskomitee. Im Jahr 2023 hat Wintershall Dea ihren Vorstand bereits von fünf auf drei Mitglieder reduziert. Für die Umsetzung der anstehenden Restrukturierungen hat Wintershall Dea im Jahr 2023 die erforderlichen Rückstellungen gebildet.
Aktivitäten der Wintershall Dea im Jahr 2023
Die Produktion von Wintershall Dea betrug im Jahr 2023 118 (2022: 117 exklusive Russland) Millionen boe (barrel of oil equivalent), davon rund 77 (2022: 77 exklusive Russland) Millionen boe Gas. Das entsprach einer täglichen Produktion von 323 (2022: 321 exklusive Russland) Tausend boe.
Im Jahr 2023 wurden mehrere norwegische Entwicklungsprojekte erfolgreich in Betrieb genommen. Hyme und Bauge haben im April 2023 die Produktion aufgenommen; Dvalin hat im Juli 2023 begonnen zu produzieren.
In Argentinien schreitet die Entwicklung des Fénix-Projekts nach Plan voran, die Unterwasserpipeline ist verlegt und der Bau der Förderplattform abgeschlossen. Die Aufnahme der ersten Gasproduktion wird für das Jahr 2025 erwartet.
Im Jahr 2023 hat Wintershall Dea neun Explorationsbohrungen abgeschlossen, von denen fünf fündig waren. Das Ergebnis einer Bohrung steht noch aus.
Im Februar 2023 hat Wintershall Dea zusammen mit INEOS und dem staatlichen Unternehmen Nordsøfonden die CO2-Speicherlizenz C2023/01 (IRIS) in der dänischen Nordsee erhalten. Bis 2026 sollen in der Lizenz bis zu 1,5 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr unterirdisch gespeichert werden.
Im März 2023 hat Wintershall Dea die zweite eigenoperierte CO2-Speicherlizenz in der norwegischen Nordsee („Havstjerne“) erhalten. Der Speicher soll von Wintershall Dea betrieben werden, die 60 % der Anteile hält. Die restlichen Anteile von 40 % werden von Stella Maris AS gehalten. Das jährliche Speicherpotenzial wird auf bis zu 7 Millionen Tonnen CO2 geschätzt.
Im März 2023 hat Wintershall Dea zusammen mit ihren Partnern den Entwicklungsplan für das Zama-Feld im Golf von Mexiko eingereicht, und das Projekt wurde im Juni von den Behörden genehmigt. Das Feld soll in der Spitze bis zu 180.000 Barrel Öl pro Tag produzieren, was ungefähr 10 % der aktuellen gesamten Ölproduktion Mexikos entspricht.
Ende März 2023 hat Wintershall Dea die Übernahme des Anteils von 37 % an dem Hokchi-Produktionsblock vor der Küste Mexikos abgeschlossen. Die Produktion im Hokchi-Block, der von Hokchi Energy, einer Tochtergesellschaft von Pan American Energy, operiert wird, beträgt derzeit etwa 24.000 boe pro Tag.
Im April 2023 sind Betriebsführer Wintershall Dea und ihre Partner Harbour Energy und Sapura OMV im Kan-Prospekt im Block 30 vor der Küste Mexikos auf ein bedeutendes Ölvorkommen gestoßen. Ersten Schätzungen zufolge handelt es sich um eine Lagerstätte in einer Größenordnung von 200 bis 300 Millionen boe.
Im August 2023 hat Wintershall Dea die erste CCS-Lizenz im Vereinigten Königreich erhalten. Das erwartete jährliche Speicherpotenzial in der Camelot-Lizenz liegt bei bis zu 6 Millionen Tonnen CO2. Des Weiteren hat Wintershall Dea im November 2023 eine 10 %-Beteiligung an der Poseidon-Lizenz, ebenfalls im Vereinigten Königreich, akquiriert.
Im Oktober 2023 hat Wintershall Dea den Erwerb von Anteilen am algerischen Gasprojekt Reggane Nord vom bisherigen Projektpartner Edison abgeschlossen. Damit erhöht Wintershall Dea ihre Beteiligung auf 24 %.
Wintershall Dea hat zusammen mit ihren Partnern, ebenfalls im Oktober 2023, nach einem Explorationserfolg im Vorjahr mit der Gasförderung im ägyptischen Onshore-Block East Damanhur begonnen. Die Gasproduktion liegt bei rund 35 MMscf/d.
Wintershall Dea wurde im ESG-Risiko-Rating von Morningstar Sustainalytics erneut als eines der besten Unternehmen der Branche bestätigt (ESG-Risiko-Rating 2023: 25,6 – mittleres Risiko). Dabei wird das ESG-Risikomanagement von Wintershall Dea als stark eingestuft.
1 Entwicklungsaktivitäten beinhalten Projekte vor und nach Final Investment Decision.
2 EBITDAX definiert sich aus Umsatzerlösen und sonstigen Erträgen abzüglich Produktions- und operativer Aufwendungen, abzüglich produktionsbezogener Steuern und abzüglich allgemeiner Verwaltungskosten, bereinigt um Sondereffekte.