Entwicklung wichtiger Abnehmerbranchen
Im Jahr 2023 wuchs die globale Güternachfrage nur schwach. Die hohen Inflationsraten in vielen Ländern verringerten die private Kaufkraft und dämpften das Konsumwachstum insgesamt. Die Nachfrage nach dauerhaften Konsumgütern ging weiter zurück, da die Verbraucher während der Corona-Lockdowns Käufe vorgezogen hatten. Die steigenden Zinsen und die hohe wirtschaftliche Unsicherheit verringerten auch die Investitionsneigung der Unternehmen. Aufholeffekte führten allerdings in der Automobilindustrie zu hohen Wachstumsraten.
Die globale Industrieproduktion nahm 2023 insgesamt um 1,4 % zu (2022: +2,9 %). In den fortgeschrittenen Volkswirtschaften ging die Industrieproduktion um 0,4 % zurück (2022: +1,6 %), in den Schwellenländern konnte die Industrieproduktion dagegen um 2,8 % zulegen (2022: +3,9 %). In der EU nahm die Industrieproduktion um 1,7 % ab, in Nordamerika stieg sie um lediglich 0,9 % und in Asien wuchs sie um insgesamt 2,9 %. Trotz der schwachen Konjunktur in China kam der Zuwachs in der globalen Industriewertschöpfung nahezu ausschließlich von dort (globaler Wachstumsbeitrag Asien insgesamt +1,4 Prozentpunkte, 1,3 Prozentpunkte davon aus China). Der globale Beitrag der EU war mit rund –0,2 Prozentpunkten negativ. Alle anderen Regionen steuerten insgesamt nur wenig zum globalen Industriewachstum bei.
Die weltweite Automobilproduktion wuchs 2023 dynamisch um 9,4 % beziehungsweise 7,7 Millionen Einheiten auf eine Gesamtproduktion von 90,1 Millionen Personenwagen und leichte Nutzfahrzeuge (2022: +6,7 %, 82,3 Millionen Einheiten). Damit wurde das vor der Corona-Pandemie bestehende Niveau wieder erreicht. In allen Regionen wurden hohe Zuwächse erzielt. Mit 12,5 % war das Wachstum in der EU am höchsten, in Nordamerika (+9,5 %) und Asien (+9,0 %) lagen die Wachstumsraten etwas niedriger. In Stückzahlen gerechnet war der Zuwachs in Asien, dem mit 51 Millionen Einheiten weltweit größten Fahrzeugmarkt, am höchsten: Insgesamt wurden dort 4,3 Millionen Fahrzeuge mehr produziert, davon knapp 2,5 Millionen in China und 1,1 Millionen in Japan. Aber auch in der EU und in Nordamerika war das absolute Wachstum mit rund 1,6 Millionen beziehungsweise 1,4 Millionen Fahrzeugen sehr hoch.
Das Wachstum der Produktion batterieelektrischer Fahrzeuge (BEV) war erheblich höher als das des Gesamtmarktes: Insgesamt wurden 2,3 Millionen BEV mehr produziert; dies entspricht einem Wachstum dieses Segments von rund 28 % im Vergleich zum Vorjahr. Der Anteil dieser Fahrzeuge an allen produzierten Fahrzeugen stieg damit von rund 10 % im Jahr 2022 auf rund 12 % im Jahr 2023.
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2023 |
2022 |
---|---|---|
Industrie gesamt |
1,4 % |
2,9 % |
Transport |
9,5 % |
7,7 % |
darunter: Automobilindustrie |
9,4 % |
6,7 % |
Energie und Rohstoffe |
0,9 % |
3,6 % |
Bauindustrie |
1,8 % |
2,6 % |
Konsumgüter |
–0,1 % |
2,9 % |
Elektronik |
0,8 % |
4,9 % |
Gesundheit und Ernährung |
0,7 % |
2,7 % |
Landwirtschaft |
3,1 % |
1,9 % |
Die Produktion in der Bauindustrie wurde durch die in vielen Ländern weiter steigenden Zinsen und die nach wie vor hohen Baukosten belastet. Einen starken Einfluss auf das globale Wachstum des Wohnungsbaus hatte die Immobilienkrise in China, da der chinesische Wohnungsbau rund ein Viertel des globalen Wohnungsbaumarktes umfasst. Während der Wohnungsbau in allen großen Wirtschaftsräumen auf der Basis teilweise geschätzter Zahlen um insgesamt rund 3,5 % schrumpfte, war im Bau von anderen Gebäuden weiterhin ein moderates Wachstum zu verzeichnen (+2,9 %). Besonders hoch war das Wachstum im Industriebau in den USA, das von Förderprogrammen für die Halbleiterindustrie profitierte. Der Infrastrukturbau expandierte weltweit weiterhin dynamisch (+6,8 %). Insgesamt konnte die globale Bauindustrie 2023 allerdings nur um 1,8 % wachsen (2022: +2,6 %).
In der Konsumgüterindustrie stagnierte die Produktion im Jahr 2023 (–0,1 %), nachdem sie im Vorjahr noch mit 2,9 % gewachsen war. In der Möbelindustrie ging sie um mehr als 6 % und in der Textilindustrie um knapp 3 % zurück. Die Produktion von Chemikalien zur Herstellung von Pflegeprodukten wuchs dagegen moderat um rund 2 %.
Die Elektronikindustrie wuchs nur leicht (2023: +0,8 %, 2022: +4,9 %). Die Produktion sank in der Kommunikationselektronik, während sie bei elektronischen Komponenten, Computern und Peripheriegeräten insgesamt stagnierte und bei klassischer Unterhaltungs- und anderer Konsumelektronik moderat zunahm.
Der Sektor Energie und Rohstoffe wuchs 2023 um 0,9 % (2022: +3,6 %). Die Öl- und Gasförderung stagnierte insgesamt. Förderkürzungen in der Ölproduktion seitens der OPEC+-Länder wurden durch eine stärkere Produktion in Nordamerika überkompensiert, so dass das Ölangebot insgesamt leicht zunahm. Die Produktion von Flüssiggas nahm weltweit ebenfalls leicht zu, während die russischen Gasexporte via Pipeline erheblich sanken. Das geringe Produktionswachstum in der Industrie und die warme Witterung verringerten die Gasnachfrage. Die weltweit schwache Industriekonjunktur machte sich darüber hinaus in einem nur geringen Produktionszuwachs anderer industrieller nicht-energetischer Rohstoffe bemerkbar.
Im Bereich Gesundheit und Ernährung stagnierte die Produktion nahezu (2023: +0,7 %, 2022: +2,7 %). In der Pharmaindustrie stagnierte die Produktion ebenfalls: Hier standen Zuwächse in der EU und Nordamerika einem Rückgang in Asien gegenüber. Die Produktion in der Nahrungsmittelindustrie ging in der EU und in Nordamerika vor dem Hintergrund der hohen Inflationsraten bei Nahrungsmitteln zurück. In Asien stieg die Produktion dagegen moderat.
In der Landwirtschaft war das Wachstum mit 3,1 % etwas stärker als im Vorjahr (+1,9 %). Während die Produktion in Asien um 3,5 % zunahm, beschleunigte sich das Wachstum nach den langen Dürrephasen des Jahres 2022 in Nord- und Südamerika von –1,6 % im Jahr 2022 auf 2,8 % im Jahr 2023. Auch in Osteuropa konnte die Agrarproduktion nach dem kriegsbedingten Rückgang um 1,2 % im Vorjahr nun wieder um knapp 4 % wachsen.