BASF-Bericht 2023

Wesentliche Themen im Fokus: Produktverantwortung für Pflanzenschutz und Saatgut

Mit Drohnen lässt sich die Sicherheit und Produktivität in der Landwirtschaft erhöhen. Die größten Vorteile im Vergleich zur traditionellen Rückenspritze sind ein optimierter Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, ein verringertes Kontaktrisiko während des Sprühens sowie eine hohe Effizienz bei der Anwendung und der Erfassung von Informationen. BASF unterstützt die Schulung von Drohnenpiloten mit verschiedenen Programmen.

Landwirte stehen weltweit vor enormen Herausforderungen: Unter veränderten klimatischen Bedingungen sollen sie eine wachsende Weltbevölkerung ernähren und gleichzeitig ihren ökologischen Fußabdruck verringern. Unsere Produkte und Technologien helfen ihnen, diese komplexe Aufgabe zu meistern. Dabei verpflichten wir uns zu einem verantwortlichen und ethischen Umgang mit unseren Produkten über den gesamten Lebenszyklus hinweg.

   

Mit der weltweit steigenden Nachfrage nach Agrarprodukten und -lösungen wächst auch der Druck auf die Landwirte. Sie sollen mehr gesunde und bezahlbare Lebensmittel produzieren und gleichzeitig CO2-Emissionen reduzieren, den Landverbrauch verringern und die Biodiversität bewahren. Mit unseren integrierten und lösungsorientierten Angeboten unterstützen wir Landwirte dabei, eine Balance zwischen ökonomischen, ökologischen und gesellschaftlichen Anforderungen zu finden. Leistungsfähiges Saatgut von BASF trägt dazu bei, Erträge zu steigern und die Qualität der Ernte zu verbessern. Unsere innovativen Pflanzenschutzmittel verringern Ernteverluste durch Schadinsekten, Unkräuter oder Pilzbefall. Durch unsere digitalen Lösungen ermöglichen wir unter anderem ein besseres Bodenmanagement oder einen gezielteren Einsatz von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln, indem wichtige Parameter wie Pflanzen­gesundheit, Unkrautdichte oder Wetterdaten unmittelbar bei der Ausbringung berücksichtigt werden.

Im Jahr 2023 haben wir im Segment Agricultural Solutions 900 Millionen € in Forschung und Entwicklung investiert, was rund 9 % des Segmentumsatzes entspricht. Unsere Innovations­pipeline hat ein Spitzenumsatzpotenzial von mehr als 7,5 Milliarden € für Produkte, die bis 2033 auf den Markt kommen. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf dem Thema Nachhaltigkeit mit vier Schwerpunkten: klimafreundlichere Landwirtschaft, nachhaltigere Lösungen, digitalisierte Landwirtschaft und Smart Stewardship.

Im Rahmen unserer Smart-Stewardship-Aktivitäten setzen wir insbesondere auf digitale und technologische Lösungen.

Dr. Volker Laabs
Global Product Stewardship Crop Protection

Strategie

Die unsachgemäße Anwendung unserer Produkte aus Pflanzenschutz und Saatgut kann sich negativ auf die menschliche Gesundheit und die Umwelt auswirken. Daher setzen wir mit unseren Smart-Stewardship-Aktivitäten gezielt auf Aufklärung und verbessern kontinuierlich unsere Lösungen für Landwirte. Neben Aspekten wie Wirksamkeit und Produktivität umfasst dies auch die sichere Anwendung durch unsere Kunden sowie Auswirkungen auf die Umwelt. Dabei betrachten wir den gesamten Lebenszyklus unserer Produkte – von deren Erforschung und Entwicklung über den sachgemäßen Einsatz bis hin zur Entsorgung.

Die Bereiche Pflanzenschutz und Saatgut sind international und national stark reguliert, was hohe Anforderungen bei der Neu- und Wiederzulassung von Wirkstoffen und Anbausystemen mit sich bringt. Eine behördliche Zulassung wird nur erteilt, wenn der umfangreiche Nachweis erbracht ist, dass unsere Produkte bei sachgerechter Anwendung unbedenklich für Mensch, Tier und Umwelt sind.

Als Mitglied des Branchenverbands „Crop Life International“ haben wir uns dazu verpflichtet, die Standards des International Code of Conduct on Pesticide Management der Welternährungs­organisation (FAO) zu Forschung, Registrierung und Vertrieb von Pflanzenschutzmitteln einzuhalten. Zudem bekennen wir uns zu den Prinzipien des integrierten Pflanzenschutzes (Integrated Pest Management, IPM) – einem wirtschaftlich sinnvollen, umweltverträglichen und sozial akzeptablen Ansatz für den Pflanzenschutz, bei dem chemische Maßnahmen nur dann in Betracht gezogen werden, wenn sie notwendig sind und keine anderen wirksamen Optionen zur Verfügung stehen. Bei der Nutzung biotechnologischer Verfahren richten wir uns nach dem Verhaltenskodex von CropLife International für Biotechnologie und befolgen die für die Produktion und Vermarktung relevanten Standards und gesetzlichen Regelungen.

Mögliche Risiken unserer Produkte untersuchen und minimieren wir sowohl im gesamten Forschungs-, Entwicklungs- und Registrierungsprozess als auch kontinuierlich nach erfolgter Marktzulassung. Wir führen regelmäßig wissenschaftliche Studien und Tests durch, unter anderem zu Wirkungsweisen, (öko-)toxikologischen Eigenschaften und möglichen Rückständen. Hierdurch gewährleisten wir, dass unsere Registrierungsdossiers möglichst alle Fragen zu potenziellen Umwelt- und Gesundheitsauswirkungen adressieren.

Da sich Kundenanforderungen, Kulturpflanzen, Böden, klimatische Voraussetzungen, Pflanzenkrankheiten und Anbaupraktiken weltweit unterscheiden, passen wir unser Portfolio an die spezifischen Anforderungen der regionalen Märkte an. Dies führt dazu, dass sich die Zulassungen für Produkte in verschiedenen Ländern unter­scheiden. Voraussetzung für den Vertrieb ist grundsätzlich eine Registrierung und Zulassung unserer Produkte nach den jeweiligen nationalen Vorschriften.

Pflanzenschutz

BASF folgt beim Vertrieb von Pflanzenschutzmitteln dem Internationalen Verhaltenskodex der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der Welternährungsorganisation (FAO). Der Vertrieb erfolgt nur nach vorheriger Genehmigung durch die zuständigen Behörden. Produkte, die zu den WHO-Klassen 1A oder 1B (hohe akute orale und dermale Toxizität) gehören, verkaufen wir auch bei bestehender formaler Zulassung nicht mehr. Unseren Kunden bieten wir – je nach Verfügbarkeit – Alternativen an.

Wir bekennen uns dazu, chemische Maßnahmen zum Pflanzenschutz nur dann in Betracht zu ziehen, wenn sie notwendig sind und keine anderen wirksamen Optionen zur Verfügung stehen.

Dr. Volker Laabs

Alle Pflanzenschutzprodukte von BASF können unter den vor Ort gegebenen landwirtschaftlichen Bedingungen sicher verwendet werden, wenn die Angaben und Nutzungshinweise auf dem Etikett beachtet werden. Bei Rückfragen, Reklamationen oder Vorfällen können unsere Kunden über verschiedene Kanäle Kontakt mit uns aufnehmen. Hierzu zählen beispielsweise Telefon-Hotlines, die auf allen Produktbehältern aufgeführt sind, Kontaktformulare auf unseren Webseiten oder die direkte Ansprache unserer Mitarbeitenden im Vertrieb.

Wir erfassen alle uns bekannten Vorfälle mit Produkten im Bereich Gesundheit oder Umwelt zentral in einer globalen Datenbank. Wenn notwendig, ergreifen wir auf Basis dieser Informationen geeignete Maßnahmen, um vermeidbare Vorfälle zu minimieren. Hierzu zählen unter anderem Anpassungen von Anwendungsvorschriften auf Produktbehältern. Diese Anpassungen und generelle Empfehlungen zum sicheren Umgang mit unseren Produkten kommunizieren wir unter anderem im Zuge unserer weltweiten Trainings- und Schulungsaktivitäten.

Um unserer Verpflichtung zur Produktverantwortung nachzukommen, bieten wir unter anderem eine Vielzahl von Ausbildungen und Schulungen zur sicheren Lagerung, Handhabung, Anwendung und Entsorgung unserer Produkte an. Das Spektrum reicht von Vor-Ort-Trainings über Informationsmaterialien bis hin zu digitalen Angeboten und richtet sich an Landwirte, Händler, Beratende und sonstige Anwendende. In Indien hat BASF zum Beispiel das Programm „Suraksha Hamesha“ ins Leben gerufen. „Suraksha Hamesha“ bedeutet „Sicherheit zu jeder Zeit“. Das Programm schafft eine Plattform, auf der Landwirte und weitere Anwendende von Pflanzenschutzprodukten über die neun Schritte des verantwortungsbewussten Umgangs mit Pflanzenschutzprodukten und den persönlichen Schutz unterrichtet werden. Durch „Suraksha Hamesha“ hat BASF im Jahr 2023 in Indien über 36.000 in der Landwirtschaft Beschäftigte intensiv geschult. Dabei bezieht BASF auch staatliche Stellen und die landwirtschaftlichen Beratungsteams der Zentralverwaltung mit ein, um die Sicherheit landwirtschaftlicher Betriebe zu unterstützen und zu fördern. Mit digitalen Informations- und Schulungsangeboten wurden zudem über 10 Millionen Menschen erreicht und über das Thema „Sicherheit in der Landwirtschaft“ informiert.

Im Rahmen unserer Smart-Stewardship-Aktivitäten nutzen wir insbesondere die Möglichkeiten digitaler und technologischer Lösungen, um unseren Kunden einen verantwortungsvollen Umgang mit unseren Produkten zu ermöglichen. Beispielsweise wurden in Thailand im Rahmen des Programms „We make it fly“ seit 2021 143 Drohnenpiloten ausgebildet. Rund 20.000 Landwirte haben im Jahr 2023 von der Rückenspritze auf die sicherere Drohnenapplikation umgestellt.

Zudem arbeiten wir sehr eng mit Verbänden wie CropLife International und CropLife Europe zusammen, um die sichere und sachgerechte Nutzung von Pflanzenschutzmitteln zu fördern. So bringen wir uns zum Beispiel in die Stewardship-Initiativen der beiden Verbände ein oder unterstützen verschiedene Programme zur sach­gerechten Entsorgung und zum Recycling von Produkt­behältern. Auch technologische Innovationen, die wir gemeinsam mit Industriepartnern entwickeln, tragen dazu bei, den Umgang mit Pflanzenschutzmitteln einfacher und sicherer zu gestalten. Beispiele sind das geschlossene Transfersystem „easyconnect“ in Europa oder das „Wisdom“-System in Südamerika.

Saatgut

Unsere Aktivitäten im Bereich Biotechnologie sowie unsere Möglichkeiten in der Forschung und Entwicklung umfassen fortschrittliche Züchtungsverfahren, Analytik, Technologieplattformen und Trait-Validierung. Um maßgeschneiderte nachhaltigere Lösungen für Pflanzen anbieten zu können, konzentrieren wir uns bei der Identifizierung von Genen auf jene Merkmale und Pflanzeneigenschaften, die höheren Ertrag und bessere Qualität, Krankheitsresistenz sowie Toleranz gegen Umwelteinflüsse wie zum Beispiel Trockenheit ermöglichen. Dazu nutzen wir hochmoderne wissenschaftliche Ansätze wie die Gentechnik und Methoden der gezielten Genom-Editierung. Techniken zur Genom-Editierung wie CRISPR/Cas und andere stellen zukunftsweisende Werkzeuge der modernen Bio­wissenschaften dar und bieten zahlreiche Möglichkeiten für innovative Lösungen, etwa in den Bereichen Gesundheit, Landwirtschaft, aber auch in industriellen Anwendungen.

Mit diesen Werkzeugen und unserer Expertise in der Pflanzen­züchtung lassen sich gezielt und schnell gewünschte Pflanzeneigenschaften verändern und neue Sorten einführen. Wir wollen diese Technologie nutzen, um neue Kenntnisse zu gewinnen und damit landwirtschaftliche Anwendungen zu verbessern, und unterstützen daher Transparenz durch Dialog und Informationsaustausch.

BASF engagiert sich im Bereich Saatgut in der globalen Industrie­initiative „Excellence Through Stewardship“ (ETS). Diese Initiative fördert die Einführung von Qualitätsmanagementsystemen für Saatgut sowie von Programmen zur Produktverantwortung entlang des gesamten Lebenszyklus. Darüber hinaus lässt sie die Einhaltung ihrer Leitlinien von unabhängigen Auditoren in einem mehrjährigen Auditzyklus überprüfen. BASF hat vor 2023 alle erforderlichen Audits für den Dreijahreszyklus abgeschlossen. Die nächsten ETS-Audits durch Dritte wird BASF im Jahr 2024 im Rahmen des nächsten Turnus durch­laufen.

Genom-Editierung
Der Begriff Gen- oder Genom-Editierung bezieht sich auf molekularbiologische Techniken zur gezielten Veränderung von Genen. Mithilfe natürlich vorkommender Prozesse werden geringfügige Änderungen an den Genen eines Organismus vorgenommen, um die Ausprägung eines bestimmten Merkmals zu bearbeiten. Solche Techniken bieten Potenzial für innovative Lösungen etwa im medizinischen Bereich, in der Landwirtschaft und bei industriellen Anwendungen.
Spitzenumsatzpotenzial
Das Spitzenumsatzpotenzial der Agricultural-Solutions-Pipeline beschreibt die Summe der erwarteten Spitzenumsätze einzelner Produkte in der Forschungs- und Entwicklungspipeline. Der Spitzenumsatz entspricht dem höchsten zu erwartenden Umsatzwert eines Jahres. Die Pipeline beinhaltet innovative Produkte, die sich seit 2023 auf dem Markt befinden oder bis zum Jahr 2033 in den Markt eingeführt werden sollen.
Traits
Traits sind kommerzielle Pflanzeneigenschaften, wie zum Beispiel die gezielt eingebaute Resistenz gegenüber bestimmten Herbiziden oder die eingebaute Abwehr von bestimmten Insekten.

Wie wir Wert schaffen

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