BASF-Bericht 2021

Entwicklung wichtiger Abnehmerbranchen

Das Wachstum der Industrieproduktion wurde im Jahr 2021 durch Lieferschwierigkeiten belastet. In vielen Bereichen konnten vorhandene Aufträge nicht abgearbeitet werden, weil Vorleistungsgüter fehlten. Die Transportkapazitäten, insbe­sondere die Schiffs- und Containerkapazitäten im Überseehandel, reichten nicht aus, um der stark gestiegenen Nachfrage nach Industriegütern gerecht zu werden. Hinzu kamen Unterbrechungen der Fertigung in Asien aufgrund von regionalen Lockdowns.

Die globale Industrieproduktion nahm 2021 um 6,5 % zu (2020: –3,0 %). In den fortgeschrittenen Volkswirtschaften war das Wachstum mit 5,3 % insgesamt etwas geringer als in den Schwellen­ländern mit einem Zuwachs von 7,4 %. Der größte Beitrag zum globalen Wachstum der Industrieproduktion kam aus China (2021: +8,4 %, 2020: +3,7 %). Rund 30 % der globalen industriellen Wertschöpfung und fast 40 % ihres Wachstums wurden dort erwirtschaftet. Insgesamt kamen über 50 % des globalen Wachstums der Industrie aus Asien. Die Produktion in der Region wuchs 2021 um 7,5 % (2020: –0,1 %).

Auch in der EU stieg die Industrieproduktion deutlich um 6,6 % (2020: –7,1 %). Im Vereinigten Königreich konnte sie nach dem starken Rückgang im Vorjahr um 8,3 % gesteigert werden (2020: –10,4 %). In Nordamerika war das Industriewachstum mit 5,0 % (2020: –4,8 %) dagegen unterdurchschnittlich. Südamerika verzeichnete einen Zuwachs etwas oberhalb des globalen Durchschnitts (2021: 7,0 %, 2020: –6,5 %).

Wachstum wichtiger Abnehmerbranchen (reale Veränderung gegenüber Vorjahr)

 

2021

2020

Industrie gesamt

6,5 %

–3,0 %

Transport

2,5 %

–16,6 %

darunter: Automobilindustrie

2,5 %

–15,9 %

Energie und Rohstoffe

3,3 %

–3,5 %

Bauindustrie

3,9 %

–1,1 %

Konsumgüter

9,0 %

–2,7 %

Elektronik

12,0 %

3,2 %

Gesundheit und Ernährung

6,4 %

0,2 %

Landwirtschaft

3,2 %

2,0 %

Die globale Automobilproduktion war in besonderem Maße von Lieferproblemen für Halbleiter betroffen. Basiseffekte sorgten zwar für ein starkes Wachstum zu Jahresbeginn, die Knappheit an Halbleitern verschärfte sich aber in der zweiten Jahreshälfte so erheblich, dass viele Automobilhersteller mit Produktionskürzungen oder sogar der vorübergehenden Stilllegung ganzer Werke reagieren mussten. Insgesamt wuchs die Automobilproduktion im Jahr 2021 daher nur geringfügig um 2,5 %, nachdem sie im Vorjahr um 15,9 % gesunken war. Das Produktionsniveau war mit insgesamt rund 76 Millionen weltweit produzierter Fahrzeuge weiterhin außerordentlich gering. Ähnlich niedrige Stückzahlen wurden zuletzt Anfang der 2010er Jahre produziert. Ein moderates Wachstum konnte in Asien (+5,1 %) erzielt werden. In Nordamerika stagnierte der Markt (+0,1 %). In der EU ging die Fertigung dagegen im Jahr 2021 abermals um 6,2 % zurück, nach einem Rückgang im Jahr 2020 um fast ein Viertel. Die höchste Wachstumsrate unter den Regionen erzielte Südamerika, allerdings wurde hier im Vorjahr auch der stärkste Rückgang verzeichnet (2021: +16,1 %, 2020: –31,1 %).

Die Bauindustrie ist trotz drastisch gestiegener Preise für knappe Baumaterialien um rund 4 % gewachsen (2020: –1,1 %). Am stärksten war das Wachstum im Wohnungsbau mit beinahe 6 %. Hier spielte die steigende Nachfrage nach Wohnraum in der Pandemie eine wichtige Rolle, darüber hinaus stärkten staatliche Transfers und anhaltend niedrige Zinsen die Kaufkraft der privaten Haushalte. Insbesondere in den USA war das Wachstum im Wohnungsbau hoch. In Europa wuchs der Wohnungsbau nur etwas über dem Durchschnitt des Gesamtmarktes. In China kühlte sich der Wohnungsbau dagegen im Zuge der Bestrebungen der Regierung, die Immobilienpreise und die Verschuldung zu begrenzen, deutlich ab. Die gewerblichen Bauinvestitionen blieben mit einem globalen Wachstum von unter 3 % schwach. Das weniger volatile Infra­struktursegment wuchs mit knapp 3 % ebenfalls unterdurch­schnittlich.

Die Produktion von Konsumgütern ist nach einem Rückgang um 2,7 % im Vorjahr insgesamt um 9,0 % gewachsen. Hohe Wachstumsraten zwischen rund 9 % und 13 % wiesen insbesondere die Möbel- und die Bekleidungsindustrie sowie die Herstellung elektrischer Geräte auf. Verhaltener war dagegen der Zuwachs im Bereich der Pflegeprodukte mit 4,3 %. Diese Industrie war im Vorjahr nicht geschrumpft und konnte daher weniger stark von Basiseffekten profitieren.

Die Elektronikindustrie wuchs mit 12 % überdurchschnittlich stark. Sie profitierte vom allgemeinen Trend zur Digitalisierung und Vernetzung sowie von der Nachfrage nach Unterhaltungs­elektronik und elektronischer Steuerung von Haushaltsgeräten und Kraftfahrzeugen. Gebremst wurde das Wachstum durch Kapazitätseng­pässe in der Produktion von Computerchips.

Die globale Nachfrage nach Energie und Industrierohstoffen stieg 2021 stark an. Allerdings nahm die Produktion im Sektor Energie und Rohstoffe nur um 3,3 % zu (2020: –3,5 %), was zu deut­lichen Preissteigerungen führte. Der Bereich Gesundheit und Ernährung konnte mit 6,4 % eine höhere Wachstumsrate als im Durchschnitt der Vorjahre verbuchen, weil die Produktion in der Pharmaindustrie bedingt durch die Impfstoffproduktion um rund 15 % wuchs. Die Produktion in der Nahrungsmittelindustrie legte mit 3,7 % dagegen nur wenig stärker als im langfristigen Durchschnitt zu.

Die landwirtschaftliche Produktion wuchs mit 3,2 % ebenfalls überdurchschnittlich, da im Vergleich zu den Vorjahren die Erträge insgesamt in geringerem Maße durch extreme Wetterereignisse beeinträchtigt wurden und die globale Nachfrage nach Agrargütern durch die wirtschaftliche Erholung dynamisch zunahm. Getragen wurde das Wachstum vor allem von Asien (+5,3 %), während die Produktion in Südamerika nur schwach wuchs (+1,2 %) und in Nordamerika sowie Europa sogar leicht sank.