BASF-Bericht 2021

Aussichten für wichtige Abnehmerbranchen

Wir rechnen insgesamt mit einem Wachstum der globalen Industrieproduktion um 3,8 % (2021: 6,5 %). Das Wachstum wird in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften (2022: 3,4 %, 2021: 5,3 %) voraussichtlich schwächer ausfallen als in den Schwellenländern (2022: 4,1 %, 2021: 7,4 %).

Für die Transportindustrie 1 prognostizieren wir für 2022 ein im Gegensatz zum Durchschnitt unserer anderen Kundenindustrien höheres Wachstum. Wir erwarten, dass die Produktion in der Automobilindustrie, ausgehend vom aktuell außerordentlich niedrigen Niveau, wieder deutlich zunimmt. Insgesamt wird das Produktionsvolumen aber noch erheblich hinter dem Niveau vor Ausbruch der Corona-Pandemie zurückbleiben. Insbesondere in Europa sollte das Wachstum wieder anziehen, nach einem Rückgang der Autoproduktion um insgesamt 26 % in den Jahren 2020 und 2021. Großer Aufholbedarf besteht auch in Nordamerika. Hier ist die Autoproduktion in den vergangenen beiden Jahren insgesamt um rund ein Fünftel gesunken, während der Rückgang in Asien bei etwa 7 % lag. Dementsprechend erwarten wir die stärksten Aufholeffekte in Europa, gefolgt von Nordamerika und Asien. Allerdings wird die Versorgung mit Vorprodukten, insbesondere mit Halbleitern, ein Problem bleiben, welches das Wachstum weiterhin begrenzt.

Im Sektor Energie und Rohstoffe erwarten wir aufgrund der hohen Nachfrage und der gestiegenen Rohstoffpreise ein etwas höheres Produktionswachstum als 2021. Wir gehen davon aus, dass die OPEC+-Länder ihre Ölförderung weiterhin sukzessive steigern und die Öl- und Gasförderung auch in den USA wachsen wird.

Das Wachstum in der Bauindustrie dürfte sich etwas abschwächen und in stärkerem Maße als im Jahr 2021 vom gewerblichen Bau und von Infrastrukturinvestitionen als vom Wohnungsneubau getragen werden. Insbesondere in China kühlt sich die Wohnungsbau­konjunktur voraussichtlich stark ab. Das Infrastruktur­programm in den USA, Projekte im Rahmen der europäischen Aufbau- und Resilienzfazilität, weitere staatliche Förderprogramme zur energetischen Sanierung des Gebäudebestands und das nach wie vor niedrige Zinsniveau stützen aber weiterhin das Wachstum in der Bauindustrie.

Die Konsumgüterproduktion wird voraussichtlich etwas stärker als das globale BIP wachsen. Wir gehen davon aus, dass sich das Wachstum bei Textilien und dauerhaften Konsumgütern abschwächt. Die Produktion von Pflegeprodukten wird voraussichtlich ebenfalls etwas schwächer als im Vorjahr wachsen.

In der Elektronikindustrie wird die Nachfrage vermutlich hoch bleiben und vom anhaltenden Trend zur Digitalisierung und Automatisierung in vielen Anwendungsbereichen sowohl in der Industrie als auch in privaten Haushalten profitieren. Wir gehen gleichwohl davon aus, dass sich das Wachstum gegenüber dem außerordentlich starken Vorjahr abschwächt.

Im Sektor Gesundheit und Ernährung erwarten wir ein niedrigeres Wachstum als im Jahr 2021, da sich das außerordentlich starke Wachstum in der Pharmaindustrie voraussichtlich verringert. Auch in der Nahrungsmittelindustrie wird das Wachstum vermutlich auf seinen langfristigen Wachstumspfad zurückkehren, nachdem die allmähliche Öffnung der Gastronomie nach den Lockdowns im Vorjahr für ein überdurchschnittliches Wachstum im Jahr 2021 gesorgt hat.

Die Landwirtschaft sollte 2022 bei normalen Witterungsbe­dingungen ähnlich stark wachsen wie im langfristigen Durchschnitt. Während die Produktion in den Industrieländern nur schwach wachsen wird, erwarten wir in Schwellenländern wie Argentinien, China, Indien und Ukraine ein solides Produktionswachstum.

1 Die Transportindustrie umfasst die Produktion von Kraftfahrwagen, Kraftwagenteilen und den sonstigen Fahrzeugbau (vor allem Schiffe und Boote, Eisenbahnen, Luft- und Raumfahrzeuge sowie Zweiräder).