BASF-Bericht 2021

Brief des Vorstandsvorsitzenden

Martin Brudermüller, Vorstandsvorsitzender der BASF SE (Foto)

Sehr geehrte Aktionärin, sehr geehrter Aktionär,

2021 war für BASF ein sehr erfolgreiches Geschäftsjahr. Trotz der anhaltenden Corona-Pandemie, vielen Lieferengpässen sowie immer höheren Energie- und Rohstoffpreisen erzielten wir bei Umsatz und Ergebnis Spitzenwerte. Unser EBIT vor Sondereinflüssen erreichte 7,8 Milliarden €. Unser Absatz lag 5 %-Punkte über dem globalen Chemiewachstum von 6 %. Die Preise konnten wir um 25 % erhöhen. Damit erwirtschafteten wir 2021 wieder eine Prämie auf unsere Kapitalkosten. Unsere wirtschaftliche Entwicklung bestätigt, dass wir mit unserer strategischen Ausrichtung, angepassten organisatorischen Aufstellung und fortwährenden Kostendisziplin richtig liegen.

BASF steht für eine anspruchsvolle Dividendenpolitik. Unser Free Cashflow von 3,7 Milliarden € reflektiert unsere finanzielle Stärke. Wir schlagen der Hauptversammlung daher eine Dividende von 3,40 € je Aktie vor. Gegenüber dem Vorjahr ist das eine Erhöhung um 10 Cent. Für Sie, sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre, wollen wir ein attraktives Investment sein und verlässlich Wert schaffen.

Die Entwicklung unseres Aktienkurses blieb 2021 trotz unserer sehr guten operativen Performance und zielgerichteten strategischen Weiterentwicklung deutlich hinter unseren Erwartungen zurück. Vor dem Hintergrund der aus unserer Sicht deutlichen Unterbewertung von BASF am Kapitalmarkt haben wir uns am 4. Januar 2022 dazu entschlossen, eigene Aktien im Wert von bis zu 3 Milliarden € zurückzukaufen.

BASF steht für eine anspruchsvolle Dividendenpolitik.

Was macht uns so zuversichtlich, was den Wert von BASF angeht? Was sind unsere Schwerpunkte für die Transformation in Richtung Klima­neutralität und die Weiterentwicklung des Unternehmens?

Als größtes Chemieunternehmen der Welt gehen wir in unserer Branche voran. Wir sind ambitioniert. Das gilt insbesondere für die Transformation hin zur Klimaneutralität. Wir wollen zeigen, dass diese Transformation einerseits und unsere Wettbewerbsfähigkeit andererseits keine Gegensätze sein müssen. Unsere globale Verantwortung für eine nachhaltige Entwicklung leiten wir aus unserem Unternehmenszweck ab: „We create chemistry for a sustainable future“.

Effektiver Klimaschutz und knappe Ressourcen sind die zentralen Herausforderungen unserer Zeit. Bis zum Jahr 2030 wollen wir unsere globalen CO2-Emissionen im Vergleich zu 2018 um 25 % senken. Bis 2050 lautet unser Ziel: Netto-Null-Emissionen. Das sind sehr ehrgeizige Ziele. Es ist die größte Transformation in der Geschichte der chemischen Industrie und für BASF. Denn unsere Produktion ist energieintensiv, und wir wollen gleichzeitig weiterhin wachsen. Die Energietransformation wird uns viel abverlangen. Aber wir trauen uns zu, dass uns das gelingt!

Klimaneutralität erreichen wir nur, wenn wir unsere Produktion komplett umstellen und die bisherigen fossilen Energieträger durch Strom aus erneuerbaren Quellen ersetzen. Dafür brauchen wir völlig neue Prozesse und Technologien sowie den Mut, neu zu denken. Dazu gehört, die großen Steamcracker künftig von fossiler auf elektrische Beheizung umzustellen. In diesen Anlagen am Anfang der Wertschöpfungsketten wird Rohbenzin mithilfe von Dampf bei rund 850 Grad in Basischemikalien aufgespalten. Andere Beispiele sind die CO2-freie Erzeugung von Wasserstoff durch Wasser­elektrolyse und Methanpyrolyse. Und die Ablösung konventioneller Dampferzeugung in gasbetriebenen Kraftwerken durch Nutzung der Abwärme mittels Wärmepumpen. Rund 4 Milliarden € werden wir investieren, um unsere Ziele zur Emissionsreduktion 2030 zu erreichen.

Mit Innovationskraft, Kreativität und unternehmerischem Mut blicken wir optimistisch in die Zukunft.

Zusätzlich definieren wir Rohstoffkreisläufe neu durch Recycling. Gute Beispiele sind der chemische Recycling-Prozess, in dem aus Kunststoffabfällen der neue Rohstoff Pyrolyseöl gewonnen wird; das Recycling von Matratzen durch Rück­spaltung in Polyurethan-Vorprodukte; und auch die Verwendung von biobasierten Rohstoffen. Im BASF-Team herrscht Aufbruchstimmung! Mit unserer Innovationkraft, Kreativität und unserem unternehmerischen Mut blicken wir optimistisch in die Zukunft.

Strom aus erneuerbaren Quellen in großen Mengen und zu günstigen Preisen wird uns eine klimaneutrale Zukunft ermöglichen. Dies gelingt durch die Elektrifizierung ganzer Wertschöpfungsketten. Weltweit müssen dafür die erneuerbaren Energien massiv ausgebaut werden. Das geht aber derzeit viel zu langsam. Deshalb gehen wir auch hier voran und sichern uns den Zugang zu grünem Strom. Gleich mehrere Projekte haben wir 2021 bekannt gegeben, um unsere „Make & Buy“-Strategie umzusetzen: Wir haben uns die Hälfte an einem Offshore-Windpark von Vattenfall mit einer Leistung von 1,5 Gigawatt in der Nordsee vor den Niederlanden gesichert. Im Jahr 2023 soll er ans Netz gehen. Dies wird dann der größte Offshore-Windpark der Welt – und das ohne öffentliche Subventionen. Einen anderen Ansatz verfolgen wir mit Ørsted und Engie. Mit beiden Energieunternehmen haben wir attraktive Stromlieferverträge über eine Laufzeit von 25 Jahren abgeschlossen. Auch in anderen Regionen verschaffen wir uns Zugang zu grünem Strom, wie zum Beispiel in den USA und in China. So planen wir vorausschauend und legen den Grundstein für unsere langfristige Energieversorgung mit Strom aus erneuerbaren Quellen.

CO2-freien Chemieprodukten gehört die Zukunft. Und BASF will ganz vorn mit dabei sein. Alles beginnt mit Transparenz. Deshalb geben wir unseren Kunden für alle unsere 45.000 Verkaufsprodukte den Product Carbon Footprint an: den mit der Herstellung verbundenen CO2-Fußabdruck pro Kilogramm Verkaufsprodukt. Zudem helfen wir unseren Kunden, Strategien zu entwickeln, ihren CO2-Fußabdruck zu verringern, Ressourcen effizienter zu nutzen und Produkte umweltverträglicher herzustellen. Wir erwarten, dass die Nachfrage mittelfristig das Angebot für solche emissionsfreien oder emissionsreduzierten Produkte übersteigt und deren Marktwert die höheren Herstellkosten mehr als kompensieren wird. Es lohnt sich also auch wirtschaftlich, hier eine führende Rolle zu übernehmen. Daher wollen wir zu den ersten Anbietern gehören, die am Ende der Dekade möglichst viele Produkte ihres Sortiments mit reduziertem CO2-Fußabdruck in großen Mengen bereitstellen. Das differenziert uns, erhöht unsere Wettbewerbsfähigkeit und ermöglicht Wachstum über dem Markt.

CO2-freien Produkten gehört die Zukunft. Und BASF will ganz vorn mit dabei sein.

Profitables Wachstum bildet die Grundlage für eine erfolgreiche Transformation. Deshalb richten wir unser Portfolio und unsere Geschäftsaktivitäten weiterhin auf organisches Wachstum aus. Und der Gedanke gilt auch umgekehrt: Die Transformation bildet die Grundlage für vielfältige Wachstumschancen! Denn ohne eine wettbewerbsfähige Chemieindustrie und ohne innovative Chemieprodukte ist weder künftiger Wohlstand möglich noch Klimaneutralität. Zwar sind die umfangreichen Regulierungen, getrieben durch Politik und Gesellschaft, eine große Herausforderung für die Industrie im Allgemeinen und die chemische Industrie im Besonderen. Es entstehen dadurch aber auch neue Geschäftsmöglichkeiten. Die dynamische Entwicklung vom Verbrennungsmotor hin zur Elektromobilität ist ein gutes Beispiel. Als global führender Chemielieferant der Automobilindustrie und Hersteller von innovativen Kathodenmaterialien für Batterien für Elektrofahrzeug profitieren wir von dieser Entwicklung. Wachstum und Klimaschutz gehen dabei Hand in Hand: Unsere Materialien unterstützen nicht nur den dynamischen Markthochlauf, sondern ermöglichen auch durch ihren niedrigen CO2-Fußabdruck den Weg in die klimaneutrale Mobilität.

China ist bereits der größte Chemiemarkt der Welt und hat langfristig ein hohes Wachstumspotenzial. Mit dem Bau unseres neuen Verbundstandorts im südchinesischen Zhanjiang in der Provinz Guangdong wollen wir unser profitables Wachstum in der Region weiter beschleunigen. Auch dort setzen wir neue Maßstäbe in der Energietransformation. So haben wir in China einen neuen Regulierungsrahmen genutzt und im Juni 2021 einen Abnahmevertrag für erneuerbaren Strom mit China Resources Power unterzeichnet. Dies ermöglicht es uns, die ersten Anlagen am neuen BASF-Verbundstandort in Zhanjiang vollständig mit erneuerbarem Strom zu betreiben. Mit nachhaltigen Lösungen und innovativen Produkten über das gesamte Portfolio bleiben wir insgesamt auf dem Wachstumspfad und treiben die Transformation zu mehr Nachhaltigkeit konsequent voran.

Ohne eine leistungsfähige Chemieindustrie sind Klimaneutralität und der schonende Umgang mit Ressourcen nicht möglich.

Wir handeln schnell und konsequent bei der Umsetzung unserer langfristigen Strategie für profitables Wachstum. Ich bin fest davon überzeugt: Ohne eine leistungsfähige Chemieindustrie sind Klimaneutralität und der schonende Umgang mit Ressourcen nicht möglich. Unser Unternehmen ist sehr gut positioniert. Wir leisten unseren Beitrag für die Gesellschaft und sichern gleichzeitig unsere langfristige Wettbewerbsfähigkeit. Ich freue mich, dass Sie uns auf diesem Weg hin zu einer nachhaltigen Zukunft unterstützen. Herzlichen Dank für Ihr Vertrauen.

Ihr

Martin Brudermüller

Steamcracker
Steamcracker sind Anlagen, in denen unter Zuhilfenahme von Dampf (englisch: steam) Naphtha (Rohbenzin) oder Erdgas aufgespaltet (englisch: to crack) wird. Die entstehenden Petrochemikalien sind Ausgangsprodukte für die Herstellung eines Großteils der Erzeugnisse von BASF.
Wertschöpfungskette
Als Wertschöpfungskette wird die Aufeinanderfolge von Veredlungsschritten im Produktionsprozess bezeichnet, angefangen bei den Rohstoffen über verschiedene Zwischenstufen wie Transport und Produktion bis zum fertigen Endprodukt.