Energie und Klimaschutz
Als energieintensives Unternehmen übernehmen wir Verantwortung für den effizienten Umgang mit Energie und den globalen Klimaschutz. Wir bekennen uns zum Pariser Klimaschutzabkommen. Unsere innovativen Produkte ermöglichen in vielen Bereichen eine Minderung von Treibhausgasemissionen. Gleichzeitig arbeiten wir im Rahmen unseres Carbon-Management-Programms daran, unseren eigenen CO2-Fußabdruck deutlich zu reduzieren.
Auf einen Blick
20,2 Mio. Tonnen
Treibhausgasemissionen im Jahr 2021
2,4 TWh
Strom aus erneuerbaren Energien
- Noch ambitioniertere Ziele zur Emissionsreduktion
- Neue Einheit „Net Zero Accelerator“ bündelt und forciert Maßnahmen zur Zielerreichung
- Transparenz durch CO2-Bilanz und Product Carbon Footprint
- „Supplier-CO2-Management-Program“ für Lieferanten
Strategie
Klimaschutz ist uns ein zentrales Anliegen und wichtiger Bestandteil unserer Unternehmensstrategie. Unsere Klimaschutzziele haben wir im Jahr 2021 deutlich verschärft: Als führendes Chemieunternehmen wollen wir die Gesamtemissionen der Treibhausgase 1 unserer Produktionsstandorte und unseres Energieeinkaufs, ausgehend vom Jahr 2018, bis 2030 um 25 % verringern – trotz angestrebtem Wachstum und der Errichtung eines großen Verbundstandorts in Südchina. 2 Bis 2050 streben wir Netto-Null-Emissionen hinsichtlich der Treibhausgase unserer Produktionsstandorte und unseres Energieeinkaufs an.
Unsere globalen Aktivitäten zur Senkung der Treibhausgasemissionen haben wir in unserem Carbon-Management-Programm gebündelt (siehe Abschnitt „Globale Ziele und Maßnahmen“). Externe Kompensationsmaßnahmen ziehen wir nur zur vorübergehenden Überbrückung in Betracht, falls unsere Aktivitäten nicht den gewünschten Beitrag zur Emissionsreduktion leisten. Bis 2025 planen wir Investitionen von bis zu 1 Milliarde € zur Erreichung unserer Klimaschutzziele. Bis 2030 sollen bis zu weitere 3 Milliarden € folgen.
Mit einer neuen organisatorischen Struktur wollen wir unsere Klimaschutzziele und Maßnahmen zum Carbon Management noch fokussierter und zügiger vorantreiben: Während die Corporate-Center-Einheit „Corporate Strategy & Sustainability“ weiterhin Ziele entwickelt und die globale Zielerreichung nachverfolgt, liegt der Fokus der zu Jahresbeginn 2022 gestarteten Einheit „Net Zero Accelerator“ auf der beschleunigten Umsetzung bereits laufender und neuer unternehmensübergreifender Projekte zur Emissionsreduktion. Im Zentrum stehen dabei CO2-arme Produktionstechnologien, Kreislaufwirtschaft und erneuerbare Energien. Beide Einheiten berichten direkt an den Vorstandsvorsitzenden. Hierdurch wird die Integration von klimaschutzrelevanten Aspekten in strategische Entscheidungsprozesse sowie in die Kerngeschäftstätigkeiten gewährleistet. Parallel arbeiten unsere Unternehmensbereiche an bereichsspezifischen Projekten zur Emissionsreduktion und werden dabei von den globalen Serviceeinheiten unterstützt.
Basierend auf einer umfassenden Analyse unserer Emissionen, richten wir unser Handeln konsequent an unseren Klimaschutzzielen aus. Die gruppenweiten CO2-Emissionen haben wir als bedeutsamsten nichtfinanziellen Leistungsindikator in den Steuerungs- und Vergütungssystemen der BASF-Gruppe verankert und ihnen damit noch mehr Gewicht gegeben. Investitionen und Akquisitionen beurteilen wir hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf unsere Klimaschutzziele.
Unsere Lieferanten binden wir schrittweise in die Steuerung der Treibhausgasemissionen entlang der Wertschöpfungskette ein. Im Jahr 2021 haben wir hierzu unser „Supplier-CO2-Management Program“ gestartet.
Unseren Kunden bieten wir Lösungen an, die zur Vermeidung von Treibhausgasemissionen sowie zur Steigerung von Energie- und Ressourceneffizienz beitragen. Mehr als 60 % der jährlichen Forschungs- und Entwicklungskosten 3 entfallen auf die Entwicklung dieser Produkte, auf die Optimierung unserer Prozesse sowie auf Forschungsprojekte, die unsere Prozesse energie- und ressourceneffizienter machen und Treibhausgasemissionen vermeiden.
Mögliche Risiken, die sich aus den Themen Energie und Klimaschutz für unsere Geschäftstätigkeit ergeben, analysieren wir kontinuierlich und leiten entsprechende Maßnahmen ab. Wir unterstützten die Empfehlungen der Task Force on Climate-related Financial Disclosures (TCFD). Im jährlich veröffentlichten BASF-Bericht stellen wir seit dem Berichtsjahr 2019 mit einer Indextabelle dar, welche Kapitel und Unterkapitel TCFD-relevante Themen enthalten. Bereits seit 2004 nehmen wir zudem am Programm zur Berichterstattung klimaschutzrelevanter Daten der internationalen Non-Profit-Organisation CDP teil. In der CDP-Bewertung zum Klimaschutz erreichte BASF im Jahr 2021 die Note A- und somit erneut Leadership-Status. Unternehmen auf Leadership-Niveau zeichnen sich unter anderem durch Vollständigkeit und Transparenz in der Berichterstattung aus. Zudem liegen umfassende Ansätze zum Management der mit dem Klimawandel verbundenen Chancen und Risiken sowie Strategien zur Erreichung unternehmensweiter Emissionsreduktionsziele vor.
Wir berichten Treibhausgasemissionen nach dem Greenhouse-Gas-Protocol-Standard sowie dem sektorenspezifischen Standard für die Chemieindustrie.
Klimaschutz ist eine Gemeinschaftsaufgabe. Daher unterstützen wir auf nationaler und internationaler Ebene zahlreiche Initiativen und bringen uns in Partnerschaften ein. Zum Beispiel haben wir im Jahr 2021 an der Harmonisierung der methodischen Ansätze zur Berechnung der Scope -3-Emissionen im Rahmen von „Together for Sustainability“ (TfS), des „World Business Council for Sustainable Development“ (WBCSD) und der „Low-Carbon Emitting Technologies Initiative“ (LCET) des Weltwirtschaftsforums mitgewirkt. Die Arbeiten tragen zur Erhöhung der Transparenz der Treibhausgasemissionen entlang der Lieferkette bei und sollen die Basis für eine Methodik zur Scope-3-Zielsetzung für den Chemiesektor schaffen.
1 Das Ziel umfasst Treibhausgase gemäß Greenhouse Gas Protocol, die in CO2-Äquivalente (CO2e) umgerechnet werden.
2 Unser bisheriges Ziel, bis 2030 CO2-neutral zu wachsen (Basisjahr 2018: 21,9 Mio. t CO2e), haben wir im März 2021 in ein neues, ambitionierteres Klimaschutzziel zur Reduktion der absoluten CO2-Emissionen um 25 % im Vergleich zum Jahr 2018 überführt (neue Zielgröße: 16,4 Mio. t CO2e).
3 Nicht relevant für die Bewertung des Anteils sind zum Beispiel Kosten von Forschungsaktivitäten in frühen Innovationsstufen des PhaseGate-Prozesses, für Patente und für unterstützende Leistungen.
BASF-Geschäft |
2021 |
2020 |
2018 (Basisjahr) |
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Scope 1 b |
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CO2 (Kohlendioxid) |
17,234 |
16,860 |
17,025 |
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N2O (Lachgas) |
0,418 |
0,609 |
0,677 |
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CH4 (Methan) |
0,034 |
0,023 f |
0,027 |
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HFC (Fluorkohlenwasserstoffe) |
0,034 |
0,031 f |
0,091 |
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SF6 (Schwefelhexafluorid) |
0,001 |
0 |
0 |
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Scope 2 c |
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CO2 |
2,464 |
3,279 |
4,067 |
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Summe |
20,185 |
20,802 f |
21,887 |
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Kompensation |
0 |
0 |
0 |
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Summe nach Kompensation |
20,185 |
20,802 f |
21,887 |
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Verkauf von Energie an Dritte (Scope 1) d |
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CO2 |
0,947 |
0,845 f |
0,773 |
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Summe |
21,132 |
21,647 f |
22,660 |
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Einsatz von Biomasse e |
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CO2 |
0,091 |
0,024 |
n.a. |
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Globale Ziele und Maßnahmen
Ausgehend vom Basisjahr 2018 wollen wir die Treibhausgasemissionen unserer Produktionsstandorte (ohne Emissionen aus dem Verkauf von Energie an Dritte) und unseres Energieeinkaufs bis 2030 um 25 % senken, das heißt von 21,9 Millionen Tonnen auf 16,4 Millionen Tonnen. Verglichen mit dem Jahr 1990 entspricht dies einer Reduktion von rund 60 %. Unser langfristiges Ziel sind Netto-Null-Treibhausgasemissionen bis 2050 (Scope 1 und 2).
Ziele 2030 und 2050
–25 %
Reduktion unserer absoluten Treibhausgasemissionen bis 2030 gegenüber 2018 a (Scope 1 und 2)
Netto-Null
Treibhausgasemissionen bis 2050 a (Scope 1 und 2)
a BASF-Geschäft ohne Verkauf von Energie an Dritte, inklusive Kompensation
a Angepasste Methode zur Bilanzierung von Import/Export von Strom und Dampf
a Angepasste Methode zur Bilanzierung von Import/Export von Strom und Dampf
b Umrechnungsfaktor: 0,75 MWh/t Dampf
In den zentralen Strom- und Dampferzeugungsanlagen der BASF-Gruppe eingesetzte fossile Brennstoffe und Restbrennstoffe
80,3%
Erdgas
30,9 Mio. MWh
0,2 %
Heizöl
0,1 Mio. MWh
2,1 %
Kohle
0,8 Mio. MWh
17,4 %
Ersatzbrennstoffe
6,7 Mio. MWh
Insgesamt:
38,5 Mio. MWh
Im Jahr 2021 betrugen die im Rahmen dieser Zielsetzung betrachteten Emissionen der BASF-Gruppe 20,2 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente (2020: 20,8 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente). Durch den verstärkten Einsatz von Strom aus erneuerbaren Quellen sowie Maßnahmen zur Erhöhung der Energieeffizienz und zur Prozessoptimierung konnten wir die Emissionen trotz signifikant gestiegener Produktionsmengen um rund 3 % im Vergleich zum Vorjahr senken. Zudem wirkte sich eine Reduktion der Ammoniakproduktion, bedingt durch den hohen Erdgaspreis, emissionsmindernd aus.
Um unsere ambitionierten Klimaschutzziele zu erreichen, haben wir ein umfangreiches Carbon Management aufgesetzt. Es umfasst fünf Hebel zur Senkung der Treibhausgasemissionen: Einsatz erneuerbarer Energien sowohl für die Strom- als auch für die Dampfversorgung (Hebel „Grey-to-green“ und „Power-to-steam“), Entwicklung und Anwendung neuer CO2-freier und CO2-armer Produktionsverfahren (Hebel „New technologies“), Einsatz von alternativen Rohstoffen (Hebel „Bio-based feedstocks“) sowie fortlaufende Maßnahmen zur weiteren Steigerung der Energie- und Ressourceneffizienz unserer Produktion (Hebel „Continuous opex“).
- Mehr zum Thema Klimaschutz
- Eine Prognose zu Treibhausgasemissionen im Jahr 2022 findet sich im Prognosebericht
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2021 |
2020 |
2018 (Basisjahr) |
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Spezifische Treibhausgasemissionen a (Tonnen |
0,564 |
0,639 |
0,577 |
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Primärenergiebedarf c (Millionen MWh) |
57,627 |
60,256 |
60,586 |
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Energieeffizienz (Kilogramm Verkaufsprodukt b/MWh) |
621 |
540 |
626 |
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Energieversorgung
Unser Gesamtenergieverbrauch, bestehend aus dem Brennstoffbedarf in eigenen zentralen Strom- und Dampferzeugungsanlagen, dem Primärenergiebedarf in unseren Prozessanlagen sowie dem Netto-Strom- und Dampfimport, betrug 2021 58,8 Millionen MWh.
Zur Eigenerzeugung von Strom und Dampf nutzen wir überwiegend Erdgas (80,3 %) und Ersatzbrennstoffe (17,4 %). Hierbei handelt es sich um Rückstände aus chemischen Produktionsanlagen, die nicht stofflich im BASF-Verbund genutzt werden können. Mit Gas- und Dampfturbinen in eigenen hocheffizienten Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen decken wir 58 % unseres Strombedarfs. Für eine möglichst hohe Energieausbeute bei möglichst geringen Treibhausgasemissionen investieren wir kontinuierlich in unsere Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen. Ein Beispiel ist unser Gas- und-Dampf-Kraftwerk am Standort Schwarzheide, das wir für 73 Millionen € modernisieren. Nach Inbetriebnahme im Jahr 2022 wird es eine um 10 % gesteigerte elektrische Leistung erreichen und durch einen höheren Brennstoffnutzungsgrad einen um rund 10 % reduzierten CO2-Emissionsfaktor für den erzeugten Strom aufweisen.
Im Jahr 2021 haben wir gegenüber der separaten Strom- und Dampferzeugung 15,0 Millionen MWh an fossilen Brennstoffen eingespart und 3,0 Millionen Tonnen CO2-Emissionen vermieden. Der eigenerzeugte Strom in der BASF-Gruppe wies 2021 einen CO2-Fußabdruck von rund 0,24 Tonnen CO2/MWh Strom auf und lag an den meisten BASF-Gruppenstandorten unterhalb des jeweiligen nationalen Netzfaktors.
Ein wichtiger Baustein für die CO2-optimierte Energieversorgung unserer Standorte ist zudem das Verbundsystem. Es hilft uns, Synergien zu realisieren und Wertschöpfungsketten ressourceneffizient zu steuern. So dient etwa die bei der Produktion entstehende Wärme eines Betriebs anderen Betrieben als Energie. 2021 haben wir durch den Verbund rund 21,4 Millionen MWh eingespart. Dies entspricht einer Umweltentlastung von 4,3 Millionen Tonnen CO2. Durch die Kombination von Strom- und Dampferzeugung sowie den kontinuierlich optimierten Energieverbund konnten wir 2021 somit in Summe 7,3 Millionen Tonnen CO2-Emissionen vermeiden. Daher werden wir weiterhin in den Aufbau und die Weiterentwicklung von Verbundstrukturen investieren und die Konsolidierung der Produktion an hocheffizienten Standorten vorantreiben.
Ein zentraler Baustein zur Reduktion der Treibhausgasemissionen im Rahmen unseres Carbon Managements ist die schrittweise Umstellung unseres Energiebezugs auf erneuerbare Energien. Dies betrifft zum einen unsere Strom- und Dampfversorgung und zum anderen unsere Produktionsprozesse, bei denen wir fossile Energieträger verstärkt durch Strom aus erneuerbaren Quellen ersetzen werden. Durch diese zunehmende Elektrifizierung unserer Prozesse wird sich der Grünstrom-Bedarf der BASF-Gruppe in den kommenden Jahren signifikant erhöhen.
Um den Zugang zu Strom aus erneuerbaren Energien sicherzustellen, verfolgen wir einen Make & Buy-Ansatz. Zum einen investiert BASF in eigene Erzeugungsanlagen für Grünstrom, insbesondere Offshore-Windkraftanlagen. Zum anderen setzt BASF auf den Zukauf von Grünstrom am Markt. Je nach Region und Marktregulierung werden hierfür langfristige Lieferverträge mit Anlagenbetreibern, Grünstromverträge oder Grünstromzertifikate genutzt. Ein zentrales Einkaufskriterium ist die „Zusätzlichkeit“ des bezogenen Stroms. Das heißt, es erfolgt primär ein Strombezug aus neuen Erzeugungsanlagen basierend auf Wind- und Sonnenenergie.
Im Jahr 2021 haben wir zur Transformation unserer Energieversorgung wegweisende Kooperationen geschlossen. So beteiligen wir uns derzeit mit 49,5 % an Vattenfalls Offshore-Windpark Hollandse Kust Zuid (HKZ). Vorbehaltlich fusionskontrollrechtlicher Genehmigungen planen wir im ersten Quartal 2022 den Verkauf von HKZ-Anteilen an Allianz Capital Partners, wodurch sich unser Anteil auf 24,3 % reduziert. Die ursprünglich vereinbarte Stromabnahmemenge bleibt auf Basis eines langfristigen Festpreis-Stromabnahmevertrags von der Transaktion unberührt. Nach vollständiger Inbetriebnahme voraussichtlich im Jahr 2023 wird HKZ über eine Gesamtleistung von 1,5 Gigawatt verfügen. Einen Teil des dort erzeugten Stroms werden wir am Verbundstandort Antwerpen sowie an weiteren europäischen Produktionsstandorten einsetzen. Im Rahmen einer Absichtserklärung entwickeln wir mit RWE die Projektidee für einen Offshore-Windpark in der deutschen Nordsee mit einer Kapazität von 2 Gigawatt. Die Anpassung der regulatorischen Rahmenbedingungen durch die Behörden vorausgesetzt, könnte dieser Windpark den Verbundstandort Ludwigshafen noch vor 2030 mit grünem Strom versorgen. Gemeinsam mit enviaM planen wir zudem den Bau und Betrieb eines Solarparks mit einer installierten Gesamtleistung von 24 Megawatt peak (MWp) zur Versorgung des Standorts Schwarzheide.
Über diese Kooperationen hinaus haben wir im Jahr 2021 weitere langfristige Energielieferverträge für Strom aus erneuerbaren Quellen abgeschlossen. In Europa handelt es sich hierbei um einen Energieliefervertrag mit der Engie-Gruppe basierend auf Windenergie (Volumen: bis zu 20,7 TWh/Laufzeit: 25 Jahre) und einen Energieliefervertrag mit Ørsted basierend auf Offshore-Windkraftanlagen (installierte Leistung: 186 MW/Laufzeit: 25 Jahre). Für unseren neuen Verbundstandort Zhanjiang in China werden wir Strom aus einem Anlagenpark (Wind, Solar) mit einer Kapazität von 400 Megawatt beziehen. Weitere langfristige Lieferverträge für Strom basierend auf Windkraft und Solaranlagen wurden in den USA für die Standorte Freeport und Pasadena (beide Texas) abgeschlossen.
Zudem haben wir bestehende Verträge auf Grünstromverträge umgestellt und Grünstromzertifikate in einigen Regionen erworben. Diese temporären Maßnahmen sollen schrittweise durch eigene Erzeugungsanlagen beziehungsweise langfristige Lieferverträge abgelöst werden.
Insgesamt wurden Ende 2021 weltweit über 88 Standorte (2020: 19) bereits anteilig oder vollständig mit emissionsfreiem Strom versorgt. Der CO2-Fußabdruck für zugekauften Strom lag 2021 bei rund 0,21 Tonnen CO2/MWh (marktbasierter Ansatz) und hat sich im Vergleich zum Vorjahr (0,41 Tonnen CO2/MWh) signifikant reduziert.
Spezifische Treibhausgasemissionen und Energieeffizienz
Der Energieeinsatz und die Höhe der Treibhausgasemissionen sind eng verknüpft mit der Auslastung und Produktionsmenge unserer Anlagen. Im Jahr 2021 betrugen die spezifischen Treibhausgasemissionen 0,564 Tonnen CO2-Äquivalente je Tonne Verkaufsprodukt 4 und sind im Vorjahresvergleich um 11,7 % gesunken (2020: 0,639 Tonnen CO2-Äquivalente je Tonne Verkaufsprodukt). Dies ist im Wesentlichen auf eine im Vergleich zum Vorjahr höhere Nachfrage und damit bessere und gleichmäßigere Auslastung unserer Anlagen zurückzuführen. Zudem wirkte sich der verstärkte Einsatz von Strom aus erneuerbaren Quellen positiv auf die spezifischen Treibhausgasemissionen aus. Insgesamt konnten wir unsere Treibhausgasemissionen im BASF-Geschäft seit 1990 um 49,7 % und spezifisch sogar um 75,4 % reduzieren.
Im Rahmen unseres Carbon Managements wollen wir unsere Anlagen noch effizienter betreiben und unsere Prozesse noch ressourcenschonender gestalten. Ein wichtiger Baustein ist hierbei die Einführung und die dauerhafte Aufrechterhaltung von zertifizierten Energiemanagementsystemen nach DIN EN ISO 50001 an allen relevanten Produktionsstandorten 5. Sie helfen uns, weitere Verbesserungsmöglichkeiten bei der Energieeffizienz zu identifizieren und umzusetzen. Dies reduziert nicht nur die Treibhausgasemissionen und spart wertvolle Energieressourcen ein, sondern erhöht zugleich unsere Wettbewerbsfähigkeit. Im Jahr 2021 verfügten weltweit 76 Produktionsstandorte über zertifizierte Energiemanagementsysteme. Damit decken wir 90 % unseres Primärenergiebedarfs ab.
Eine globale Arbeitsgruppe unterstützt die Standorte und Gruppengesellschaften bei der dauerhaften Umsetzung der zertifizierten Energiemanagementsysteme. Alle Energieeffizienzmaßnahmen werden in einer globalen Datenbank erfasst, analysiert und den BASF-Standorten als Erfolgsbeispiele zugänglich gemacht.
Derzeit verfolgen wir mehr als 250 technische und organisatorische Maßnahmen zur Reduzierung des Energieverbrauchs und zur Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit. Eine wichtige Quelle für Optimierungen sind hierbei unsere Mitarbeitenden. So konnten wir durch Verbesserungsideen, die unsere Mitarbeitenden im Jahr 2021 eingereicht haben, allein am Standort Ludwigshafen rund 12.000 Tonnen CO2 vermeiden.
In zahlreichen Projekten weltweit haben wir im Jahr 2021 den Energieverbrauch und Rohstoffeinsatz unserer Produktion weiter verbessert. Am Standort Ludwigshafen können zum Beispiel in einer Anlage durch Aufbau einer mehrstufigen Verdampfung über 60.000 Tonnen Dampf pro Jahr eingespart werden. In einer anderen Anlage konnte durch eine zusätzliche Wärmeintegration Dampf auf einem höheren Druckniveau anderen Verbrauchern zur Verfügung gestellt und damit auf Kraftwerksseite der Brennstoffeinsatz reduziert werden. Am Standort Schanghai-Caojing/China konnten durch ein modernisiertes Regelungskonzept bei einer Wärmerückgewinnungsanlage der Brennstoffbedarf sowie in einer anderen Anlage durch eine zusätzliche Wärmeintegration mittels eines Kühlers der Dampfbedarf reduziert werden. Am Verbundstandort Geismar/Louisiana führte der Einsatz optimierter Kondensatabscheider zu einem verringerten Dampfbedarf. In Summe können allein durch die genannten Maßnahmen jährlich mehr als 23.000 Tonnen CO2 vermieden werden. Darüber hinaus haben wir durch Prozessverbesserungen an vielen weiteren Standorten Dampf-, Strom- und Brennstoffeinsparungen erzielt.
CO2-Bilanz, CO2-Fußabdruck unserer Produkte und Klimaschutzprodukte
BASF veröffentlicht bereits seit 2008 jährlich eine umfassende CO2-Bilanz. Darin berichten wir alle Emissionen entlang der Wertschöpfungskette – von der Rohstoffgewinnung über die Produktion bis hin zur Entsorgung.
Für die Scope-3-Treibhausgasemissionen, die gemäß der Definition des Greenhouse-Gas-Protocol-Standards vor und nach unserer Geschäftstätigkeit in der BASF-Wertschöpfungskette entstehen, haben wir für das Jahr 2021 einen Wert von rund 101 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten ermittelt (2020: 92 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente). 6 Wir arbeiten in unserer eigenen Produktion und entlang der Wertschöpfungskette mit unseren Partnern kontinuierlich daran, die Treibhausgasemissionen aus unseren Geschäftsaktivitäten zu reduzieren.
In der Scope-3-Kategorie „Kunden“ konnte BASF die Emissionen im Jahr 2021 vor allem durch die Verwendung neuer Treibmittel in Polyurethan(PU)-Schäumen um 2 Millionen Tonnen reduzieren. Bisher kamen vorwiegend Fluorkohlenwasserstoffe als Treibmittel zum Einsatz. Diese werden in der Herstellung von PU-Dämmstoffen verwendet, um einen Schaum mit exzellenter Dämmleistung zu erhalten. Der Einsatz dieser Fluorkohlenwasserstoffe in PU-Produkten ist aufgrund ihrer hohen Klimawirkung ab 2023 in der Europäischen Union untersagt. Wir ersetzen sie daher schrittweise durch Hydrofluorolefine mit einer um ein Vielfaches geringeren Klimawirkung (gemessen am Global Warming Potential, GWP). In Europa hat BASF bereits im Jahr 2017 mit der Markteinführung von PU-Spritzschäumen basierend auf dieser neuen Treibmittel-Generation begonnen. Bis Ende 2021 haben wir unsere europäische PU-Spritzschaumproduktion fast vollständig umgestellt und werden dies konsequent auch in anderen Regionen weiterführen.
Mit unseren Klimaschutzprodukten bieten wir unseren Kunden Lösungen an, die gegenüber Vergleichsprodukten, über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg betrachtet, Treibhausgasemissionen vermeiden. In der systematischen Bewertung unseres Produktportfolios, dem Sustainable Solution Steering, schneiden diese Accelerator-Lösungen in ihrer Anwendung hinsichtlich Klimaschutz und Energie besonders gut ab.
Um die CO2-Transparenz für unsere Kunden zu erhöhen, haben wir für rund 45.000 Verkaufsprodukte den CO2-Fußabdruck ermittelt (siehe Kasten unten). Dieser sogenannte Product Carbon Footprint (PCF) umfasst sämtliche produktbezogenen Treibhausgasemissionen, die entstehen, bis ein BASF-Produkt die Werkstore verlässt („cradle-to-gate“).
Die Erschließung der von uns benötigten Rohstoffe und die Erzeugung der beschafften Vorprodukte machen den größten Anteil am PCF aus. Als Grundlage für die Berechnung dieser vorgelagerten Emissionen verwenden wir derzeit industrielle Durchschnittswerte und Werte aus kommerziellen Datenbanken. Um Transparenz zu schaffen und die vorgelagerten Emissionen besser steuern und langfristig reduzieren zu können, haben wir im Jahr 2021 ein globales Lieferanten-CO2-Management-Programm („Supplier-CO2-Management-Program“) aufgesetzt. Im ersten Schritt erfragen wir die PCFs unserer Rohstoffe bei unseren Lieferanten. Wir unterstützen sie dabei, indem wir unser Wissen über Bewertungs- und Berechnungsmethoden teilen. Damit leisten wir auch einen Beitrag zur Standardisierung der PCF-Berechnung. Im zweiten Schritt wollen wir zusammen mit unseren Lieferanten an Lösungen arbeiten, um produktbezogene Emissionen zu senken, und den PCF als Kriterium für unsere Einkaufsentscheidungen festlegen.
4 Die Verkaufsproduktmenge beinhaltet Verkäufe zwischen BASF-Gruppengesellschaften, Handelsprodukte werden nicht berücksichtigt.
5 Die Auswahl der relevanten Standorte ist bestimmt durch die Höhe des Primärenergiebedarfs und der lokalen Energiepreise.
6 Die Berechnung folgt international anerkannten Regeln, die die Verwendung von allgemeinen Datenbankwerten oder Industriedurchschnittsdaten beinhalten.
a Nach Greenhouse-Gas-Protocol-Standard; Scope 1, 2 und 3; Angaben in Klammern zeigen berichtete Kategorien innerhalb Scope 3 auf. Scope-3-Emissionen der Kategorie 10 („Processing of sold products“) werden nach Chemiesektorstandard nicht berichtet. In der Kategorie Kunden (Scope 3.11) werden nur die „direct use phase emissions“ berichtet. Mehr zur Scope-3-Emissionsberichterstattung unter basf.com/CO2-bilanz.
Gut zu wissen
Product Carbon Footprint
Für die Berechnung des CO2-Fußabdrucks unserer Produkte (Product Carbon Footprint, PCF) nutzen wir eine selbst entwickelte digitale Lösung, die im Jahr 2021 unter anderem vom Verband der Chemischen Industrie (VCI) im Rahmen des Responsible-Care-Wettbewerbs mit dem Digitalisierungspreis ausgezeichnet wurde. Die Methode folgt allgemeinen Standards für Lebenszyklus-Analysen wie ISO 14044 und ISO 14067 sowie dem Greenhouse-Gas-Protocol-Product-Standard und wurde vom TÜV Rheinland zertifiziert.
Im Jahr 2021 haben wir mithilfe der neuen Methode die PCFs für rund 45.000 Verkaufsprodukte abgeleitet. Die hierdurch gewonnene Transparenz ermöglicht es uns, CO2-Minderungsmaßnahmen fokussiert dort umzusetzen, wo unsere Kunden später den höchsten Mehrwert durch einen verringerten CO2-Ausstoß in der Wertschöpfungskette erzielen. Im Jahr 2021 konnten wir bereits erste Produkte anbieten, die einen zertifizierten reduzierten CO2-Fußabdruck durch den Einsatz von Strom aus erneuerbaren Energien aufweisen.
Zudem haben wir begonnen, den automatisierten PCF-Berechnungsansatz interessierten Industrieakteuren über Partnerschaften verfügbar zu machen. In einem ersten Schritt können IT-Unternehmen die Methodik und die interne Lösung von BASF über Lizenzvereinbarungen in eine marktfähige Software übersetzen.