Biodiversität
Biodiversität beschreibt die Vielfalt von Lebensformen auf der Erde. Bei einer geringen Vielfalt von Flora und Fauna ist die Widerstandsfähigkeit von Ökosystemen gegenüber Veränderungen wie etwa dem Klimawandel geschwächt. Als Chemieunternehmen sind wir auf Ökosystemleistungen wie die Verfügbarkeit von nachwachsenden Rohstoffen oder die hohe Qualität von Luft, Wasser und Boden angewiesen und nehmen gleichzeitig Einfluss darauf. Der Schutz von Biodiversität ist ein wichtiger Teil unseres Nachhaltigkeitsengagements.
Auf einen Blick
- Strategische Ausrichtung unserer Biodiversitätsmaßnahmen anhand einer Bewertung unserer Auswirkungen
- Engagement für den Erhalt der Artenvielfalt entlang der gesamten Wertschöpfungskette und mit strategischen Partnerschaften
Strategie
BASF sieht das Übereinkommen über die biologische Vielfalt der Vereinten Nationen (Convention on Biological Diversity) und die Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs), darunter die Ziele „Leben unter Wasser“ (SDG 14) und „Leben an Land“ (SDG 15), als wichtige Orientierungs- und Bezugsrahmen. Mit unseren Maßnahmen stärken wir den Erhalt der Biodiversität und kommen unserer Verantwortung für das Wohlergehen von Umwelt und Gesellschaft nach. Unsere nachhaltigkeitsbezogenen Unternehmensziele zu Klimaschutz, Produktportfolio, Kreislaufwirtschaft, Wassermanagement und verantwortungsvollem Einkauf tragen auch zum Schutz der Biodiversität bei.
Unsere Biodiversitäts-Maßnahmen richten wir entsprechend den Auswirkungen unserer unternehmerischen Aktivitäten entlang der Wertschöpfungskette aus. Unser Augenmerk liegt dabei auf den drei Wirkungsbereichen „Lieferketten“, „Standorte und Produktion“ sowie „Produktauswirkungen“. Diese haben wir im Rahmen eines internen Workshops mit Blick auf die fünf vom Weltbiodiversitätsrat (Intergovernmental Science Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services) definierten Treiber des Biodiversitätsverlusts analysiert. Diese sind „Landnutzungswandel“, „Klimawandel“, „invasive Arten“, „Übernutzung“ und „Umweltverschmutzung“. Die Auswirkungen entlang unserer Wertschöpfungsketten betreffen der Analyse zufolge insbesondere die Treiber „Klimawandel“, „Landnutzungswandel“ und „Umweltverschmutzung“. Dem Biodiversitätsverlust-Treiber „Klimawandel“ wirken wir mit unseren Maßnahmen zum Klimaschutz als Bestandteil aller unserer Wirkungsbereiche entgegen und zahlen damit auf den Erhalt der Biodiversität ein.
Wir verwenden verschiedene Methoden zur Messung unserer Nachhaltigkeitsleistung, die relevante Risiken und Chancen für Biodiversität implizit und explizit berücksichtigen. Beispiele sind die Ökoeffizienz-Analyse, SEEbalance®, Sustainable Solution Steering, Value-to-Society sowie AgBalance® und der dazugehörige Biodiversitätsrechner. Im Rahmen von Value-to-Society bewerten wir unter anderem die Landnutzung entlang von Wertschöpfungsketten. Neu entwickelte Bewertungsmethoden helfen uns, weitere Einflüsse auf Biodiversität zu verstehen. Auf Basis dieses Verständnisses treten wir mit Partnern in Austausch und gehen strategische Kooperationen ein, mit denen wir weltweit Maßnahmen zum Schutz der Biodiversität vorantreiben.
Verantwortung für unsere Lieferketten
Die Geschäftstätigkeiten unserer Rohstofflieferanten sind teils mit Landnutzungen verbunden, welche die Biodiversität beeinflussen können (Treiber „Landnutzungswandel“). Unsere Erwartungen an Lieferanten hinsichtlich Umwelt-, Arbeits- und Sozialstandards in der Lieferkette haben wir im Verhaltenskodex für Lieferanten festgeschrieben.
BASF bezieht eine Reihe von nachwachsenden Rohstoffen. Besonders beim Bezug von Palm- und Palmkernöl besteht ein hohes Risiko, dass Waldgebiete gerodet werden, um Anbauflächen zu schaffen. Für mehr Nachhaltigkeit bei der Beschaffung haben wir im Jahr 2011 unsere Palm-Selbstverpflichtung (BASF Palm Commitment) etabliert, die 2015 erneuert wurde und durch unsere Palm Sourcing Policy umgesetzt wird. Die Zertifizierung durch Dritte mit Standards wie dem des Roundtable on Sustainable Palm Oil (RSPO) ermöglicht es uns, Biodiversitätskriterien beim Einkauf von Rohstoffen zu berücksichtigen. Mit eigenen Initiativen setzen wir uns auch für die Umweltverträglichkeit weiterer Lieferketten ein, wie etwa bei unserem Rambutan-Programm. Es wurde 2014 gestartet, um in enger Zusammenarbeit mit Partnern in Vietnam pflanzliche Inhaltsstoffe für Kosmetikprodukte aus biologisch zertifizierten Rambutan-Gärten zu beziehen. In Kooperation mit lokalen Landwirten und NGOs fördert BASF mit dem Programm neben dem Erhalt von Lebensräumen mit biologischer Vielfalt auch gute landwirtschaftliche Praktiken, Geschlechtergerechtigkeit und gerechte Arbeitsbedingungen.
In unserer Position zum Schutz der Wälder bekennen wir uns beim Einkauf nachwachsender Rohstoffe dazu, Gebiete mit hoher Bedeutung für die Biodiversität zu erhalten, etwa Waldgebiete mit kohlenstoffreichem Bestand und Torfgebiete. Im Jahr 2021 beteiligte sich BASF zum zweiten Mal an der Bewertung „Wälder“ durch die internationale Organisation CDP und erreichte die Note A- und damit erneut Leadership-Status. CDP ist eine Non-Profit-Organisation, die Unternehmen unter anderem hinsichtlich ihres Umgangs mit Umweltrisiken und Chancen in Bezug auf Wälder bewertet. Diese Bewertung findet anhand detaillierter Einblicke in die Palmwertschöpfungskette sowie in Aktivitäten mit Auswirkungen auf Ökosysteme und Lebensräume statt.
Verantwortung für unsere Standorte und Produktion
Beim Management unserer Standorte und Anlagen achten wir auf den Erhalt der Biodiversität. Wir betreiben unsere Einrichtungen auf verantwortungsvolle Weise und minimieren negative Auswirkungen auf die Umwelt (Biodiversitätsverlust-Treiber „Umweltverschmutzung“), indem wir die Emissionen in Luft, Wasser und Boden möglichst gering halten sowie Abfälle vermeiden und verringern.
Bei Maßnahmen unseres Standort-Managements berücksichtigen wir unsere Auswirkungen auf den Treiber „Landnutzungswandel“. Aufgrund der Relevanz von Schutzgebieten für den Erhalt der Biodiversität überprüfen wir etwa unsere Produktionsstandorte auf ihre Nähe zu international anerkannten Schutzgebieten. 2021 haben wir diesen Indikator in unsere Umweltdatenbank aufgenommen. Damit können wir auf lokaler Ebene für Biodiversität sensibilisieren und auf mögliche Auswirkungen auf diese Gebiete durch unsere Standorte aufmerksam machen. Es grenzen 4 % unserer Produktionsstätten an ein Ramsar-Gebiet und 1 % an ein Schutzgebiet der Kategorie I, II oder III der Weltnaturschutzunion (International Union for Conservation of Nature) 1. Keine unserer Produktionsstätten grenzt an ein UNESCO-Schutzgebiet.
In Entscheidungsprozessen haben wir Biodiversität als Kriterium aufgenommen, und auch bei Investitionsentscheidungen zum Bau neuer Standorte oder zur Erweiterung bestehender Standorte führen wir systematische Bewertungen von Nachhaltigkeitsaspekten durch. Unter anderem werden dabei die potenziellen Auswirkungen auf Wälder und Biodiversität bewertet.
An einigen Standorten implementieren wir lokale Maßnahmen zum Schutz von Biodiversität. In Clermont/Frankreich wurden etwa Grünflächen in biodiversitätsfreundliche Flächen umgewandelt, Nistkästen für Schwalben und andere Vogelarten angelegt und ihre Populationsgrößen überprüft und dokumentiert. Außerdem wurden Mitarbeitende durch Schulungen für das Thema Biodiversität sensibilisiert.
Auch in unserer Produktion berücksichtigen wir den Erhalt der Biodiversität. Wir setzen uns dafür ein, Bestimmungen internationaler Umweltabkommen wie des Nagoya-Protokolls einzuhalten. Das Zusatzabkommen der UN zum Übereinkommen über die biologische Vielfalt regelt den Zugang zu genetischen Ressourcen und den gerechten Vorteilsausgleich (Access and Benefit Sharing). Es schreibt den Nutzern genetischer Ressourcen, etwa in Form von pflanzlichen Rohstoffen, Verpflichtungen wie Ausgleichszahlungen vor. Mit internen Kontrollmechanismen überprüfen wir, ob die Vorgaben eingehalten werden.
Umgang mit den Auswirkungen unserer Produkte
BASF bietet Produkte und Lösungen für eine Vielzahl von Branchen an. Wir wollen sicherstellen, dass unsere Produkte den Qualitätsanforderungen unserer Kunden gerecht werden und bei sachgerechter Anwendung keine Gefahr für Mensch, Tier und Umwelt darstellen. Mit unserem Bekenntnis zu den Zielen der Responsible Care®-Initiative des International Council of Chemical Associations verpflichten wir uns, negative Auswirkungen unserer Produkte auf Sicherheit, Gesundheit und Umwelt kontinuierlich zu verringern und unsere Produkte stetig weiterzuentwickeln. Dabei ist es wichtig, die möglichen Auswirkungen des Produkteinsatzes auf Biodiversität zu berücksichtigen, etwa hinsichtlich des Treibers „Umweltverschmutzung“.
So prüfen wir zum Beispiel unsere Produkte und Lösungen in den Bereichen Pflanzenschutz und Saatgut im gesamten Forschungs-, Entwicklungs- und Registrierungsprozess wie auch fortlaufend nach erfolgter Marktzulassung auf mögliche Risiken und Auswirkungen auf Ökosysteme, in denen sie angewendet werden. Um einer unsachgemäßen Anwendung vorzubeugen, haben wir unter anderem verschiedene Projekte ins Leben gerufen und bieten Weiterbildungen an.
Gut zu wissen
Initiative zum Erhalt des Lebensraums des Monarchfalters
Die Kooperation „Alas para el Campo“ zwischen der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), BASF und Partnern aus Politik, Wissenschaft, Distributoren und lokalen Gemeinschaften wurde 2019 in Mexiko ins Leben gerufen. Ziel ist es, den Lebensraum des Monarchfalters auf seiner Migrationsroute wiederherzustellen und damit auch andere Bestäuber zu schützen. Der Fokus der Initiative liegt auf der Einführung von Maßnahmen für eine nachhaltige Landwirtschaft, guter landwirtschaftlicher Praxis und Strategien zur Erhaltung von Ökosystemen zum Schutz von Bestäubern und anderen Nützlingen. So stellen Landwirte in Mexiko, Mittelamerika und in der Karibik Lebensräume für die biologische Vielfalt wieder her und schaffen gleichzeitig die Grundlage für nachhaltige Erträge und Wohlstand für ihre Gemeinschaften.
Jede Art von ländlicher Bewirtschaftung, zum Beispiel Land- und Forstwirtschaft, trägt zu Veränderungen in der biologischen Vielfalt bei (Biodiversitätsverlust-Treiber „Landnutzungswandel“). Tätigkeiten wie die Bodenbearbeitung, Entwässerung, Düngung und der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln können Auswirkungen auf Flora und Fauna haben, indem sie etwa Nahrungsquellen beeinflussen. Diese Auswirkungen zu minimieren und dabei die notwendige Produktivität zu gewährleisten, ist eine der größten Herausforderungen für Landwirte. Unser Unternehmensbereich Agricultural Solutions konzentriert sich auf vier Bereiche, um Landwirte zu unterstützen, die richtige Balance zu finden: klimaschonendere Landwirtschaft, nachhaltige Lösungen, digitale Landwirtschaft und intelligente Produktverantwortung. In diesem Zusammenhang arbeiten wir mit Landwirten zusammen, um ausgewogene Agrarsysteme zu schaffen, die einen produktiven und effizienten Anbau hochwertiger Lebensmittel ermöglichen und gleichzeitig die Biodiversität auf dem Feld fördern. Hierzu beraten wir etwa bei der Bodenbearbeitung oder ermitteln geeignete Maßnahmen zur Verbesserung der biologischen Vielfalt in Agrarlandschaften. Dabei kommt unsere langjährige Erfahrung bei der Messung und Bewertung von Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft zum Tragen.
Mit unserer AgBalance®-Methode und dem seit 2020 verfügbaren Biodiversitätsrechner können die Auswirkungen der landwirtschaftlichen Praxis auf die biologische Vielfalt wissenschaftlich fundiert bestimmt werden. Entsprechend dieser Bewertung empfehlen wir Maßnahmen, wie etwa das Anlegen von Blühstreifen oder Nistmöglichkeiten, die Bestäubern wie Wildbienen oder Ackerlandvögeln zugutekommen. Unsere modernen Saatgutlösungen ermöglichen zudem bessere Erträge auf bestehendem Ackerland und leisten somit einen Beitrag, natürlichen Lebensraum zu erhalten.
BASF startete 2021 die globale Registrierung eines neuen, umweltschonenderen Insektizid-Wirkstoffs. Der Wirkstoff Axalion™ ermöglicht die Kontrolle eines breiten Spektrums stechender und saugender Schädlinge, die Kulturpflanzen angreifen, ist gleichzeitig aber besonders kompatibel mit nützlichen Insekten wie Bestäubern. Damit unterstützt er Landwirte bei ihrem Ziel, Produktivität, Umweltschutz und gesellschaftliche Anforderungen in Einklang zu bringen.
Die Haltung von Nutztieren ist von grundlegender Bedeutung, um die weltweit wachsende Nachfrage nach Produkten tierischen Ursprungs wie Fleisch, Eiern und Milch zu decken. Die industrialisierte Tierproduktion hat ebenfalls einen hohen Bedarf an landwirtschaftlichen Nutzflächen für den Anbau von Futtermitteln, was Auswirkungen auf den Anteil von Waldflächen und die biologische Vielfalt hat. BASF bietet eine Reihe von Futtermittelzusatzstoffen wie Enzyme, Vitamine, Glycinate oder organische Säuren an, die die Nährstoffverwertung aus dem Futter verbessern. Die bessere Futterverwertung und eine mehr auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Tierproduktion führen dazu, dass weniger Land benötigt wird, so dass natürliche Ökosysteme geschont werden können.
Strategische Partnerschaften für Biodiversität
Der stetige Dialog mit verschiedenen Interessengruppen ist BASF wichtig. Aus diesem Grund suchen wir die Zusammenarbeit mit relevanten Interessengruppen und Organisationen weltweit, um das Bewusstsein für Biodiversität zu stärken und notwendige Maßnahmen voranzutreiben, welche die Lebensräume erhalten. So können wir einerseits unser Wissen aus dem Engagement für Biodiversität teilen und andererseits von anderen lernen, um unsere eigenen Praktiken zu verbessern.
Wir kooperieren hierzu mit einer Vielzahl von Organisationen, unter anderem mit dem Roundtable on Sustainable Palm Oil (RSPO), dem Forum Nachhaltiges Palmöl, der Brazilian Coalition on Climate, Forests and Agriculture und der High Carbon Stock Approach Steering Group. Die Arbeitsgruppe Taskforce on Nature-related Financial Disclosures (TNFD) arbeitet daran, einen Rahmen für die Berichterstattung über naturbezogene Risiken und diesbezügliche Aktivitäten bereitzustellen. 2021 ist BASF dem neu etablierten Beratungsnetzwerk TNFD-Forum beigetreten, um diese Entwicklung zu unterstützen. Mit unserem Engagement in Organisationen wie der Alliance to End Plastic Waste und Alliance for Water Stewardship tragen wir zum Erhalt der Biodiversität in Gewässern bei.
Gemeinsam mit internationalen Partnern und auf Grundlage des Dialogs mit Akteuren der Lebensmittelwertschöpfungskette treiben wir die Weiterentwicklung von Maßnahmen für eine nachhaltige Landwirtschaft voran. In den USA ist BASF etwa Mitglied der Honey Bee Health Coalition, die sich zum Ziel gesetzt hat, eine gesunde Honigbienenpopulation zu erreichen und gesunde Populationen einheimischer und bewirtschafteter Bestäuber im Rahmen produktiver landwirtschaftlicher Systeme und florierender Ökosysteme zu unterstützen. BASF France ist Teil des Netzwerks Entreprises pour l’environnement (EpE), das die Kampagne „Act4nature“ mit dem Hauptziel des Schutzes und der Verbesserung von Biodiversität ins Leben gerufen hat.
Bereits seit 2013 arbeiten wir zudem mit verschiedenen Landwirten und Fachleuten des BASF FarmNetzwerks Nachhaltigkeit, einem Zusammenschluss aus Landwirtschaftsbetrieben in Europa, daran, mehr vernetzte Biodiversitätsflächen in die landwirtschaftliche Produktion zu integrieren. Aus den in der Zusammenarbeit gewonnenen Erkenntnissen hat ein Beirat aus Fachleuten aus Landwirtschaft, Natur- und Umweltschutz eine „Checkliste Biodiversität“ erarbeitet und 2021 veröffentlicht. Sie fasst zehn ökologisch wirksame Maßnahmen zur Biodiversitätsförderung zusammen. Im „#wirzahlenBiodiversität“-Programm fördert BASF seit 2021 die teilnehmenden Landwirte neben der fachlichen Beratung auch finanziell. Unsere Initiativen zum Erhalt der Artenvielfalt unterstützen Landwirte beim Erreichen der richtigen Balance zwischen Ökonomie und Ökologie und helfen ihnen, einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag zum Erhalt von Ökosystemen zu leisten.
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