BASF-Bericht 2021

Wirtschaftliche Rahmenbedingungen1

Die Weltwirtschaft erholte sich im Jahr 2021 schneller vom schweren Einbruch der wirtschaftlichen Aktivität im Vorjahr als zu Jahresanfang von uns erwartet. Die Hilfsprogramme vieler Regierungen und steigende Impfquoten trugen entscheidend dazu bei. Dennoch wurde die wirtschaft­liche Belebung immer wieder durch Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie und Störungen der Lieferketten beeinträchtigt.

2021 Auf einen Blick

+5,8 %

Wachstum des globalen BIP

>6 %

Steigerung der globalen Industrie- und Chemieproduktion

  • Wirtschaftliche Erholung in Europa und in den USA, nachlassende Dynamik in Asien
  • Dynamisches Wachstum in der globalen Industrieproduktion trotz fragiler Lieferketten und stagnierender Automobilindustrie
  • Starkes Wachstum in der globalen Chemieindustrie
  • Preise für Rohöl und Naphtha stark gestiegen, drastische Steigerung der Gaspreise

Im Jahr 2021 stieg das globale Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 5,8 % gegenüber dem Vorjahr (2020: –3,4 %). Die Industrieproduktion nahm um 6,5 % zu (2020: –3,0 %). Die globale Chemieproduktion wuchs um 6,1 % (2020: –0,1 %). Der durchschnittliche Preis der Referenzrohölsorte Brent stieg auf 71 US$/Barrel (2020: 42 US$/Barrel).

Weltwirtschaftliche Entwicklung 2021

Die Erholung der Weltwirtschaft verlief 2021 regional unterschiedlich. Starke Einschränkungen des öffentlichen Lebens gab es in der ersten Jahreshälfte insbesondere in Europa. Im zweiten und dritten Quartal hatten viele asiatische Länder mit Corona-Ausbrüchen zu kämpfen und ergriffen entsprechende Gegenmaßnahmen. China behielt seine Null-Covid-Strategie über das ganze Jahr bei und reagierte auf das Auftreten jeglicher Infektionsfälle mit strikten Abschottungsmaßnahmen. In den USA wurden die Restriktionen nach dem ersten Quartal trotz im Jahresverlauf stark steigender Infektionszahlen weitgehend gelockert. Die fortschreitende Öffnung der Volkswirtschaften wurde durch zunehmende Impfquoten erleichtert. Im Laufe des Jahres stiegen die Impfquoten in West­europa und den USA deutlich an, die fortgeschrittenen Länder Asiens und China folgten mit einiger Verzögerung. Auch andere fortgeschrittene Schwellenländer, zum Beispiel in Südamerika, weisen mittlerweile hohe Impfquoten auf. In großen Teilen der ärmeren Länder Afrikas und Asiens, aber auch in Russland, sind die Impfquoten dagegen noch niedrig.

Die Wachstumsraten des Bruttoinlandsprodukts waren im Jahr 2021 stark von Basiseffekten geprägt. Im Vergleich mit dem Vorjahr wuchs das BIP in China im ersten Quartal zweistellig. Im zweiten Quartal verzeichneten dann die USA und die Europäische Union sehr hohe Wachstumsraten. In der zweiten Jahreshälfte schwächte sich das globale Wachstum jedoch ab. Engpässe in den globalen Lieferketten begrenzten zunehmend das Wachstum in der Industrie. Hinzu kamen die dämpfenden Effekte sehr hoher Energiepreise und wieder stark steigende Infektionszahlen in einzelnen Ländern.

1 Sämtliche Angaben in diesem Kapitel, die sich auf zurückliegende Jahre beziehen, können aufgrund von statistischen Revisionen vom Vorjahresbericht abweichen. Soweit verfügbar, werden gesamtwirtschaftliche Wachstumsraten kalenderbereinigt angegeben. Für das Jahr 2021 noch nicht vollständig vorliegende Werte wurden geschätzt.

Bruttoinlandsprodukt (reale Veränderung gegenüber Vorjahr)

 

2021

2020

Welt

5,8 %

–3,4 %

EU 1

5,2 %

–6,1 %

USA

5,7 %

–3,4 %

Schwellenländer Asiens 2

7,3 %

0,0 %

Japan

1,7 %

–4,5 %

Südamerika

6,8 %

–6,2 %

1

In diesem Kapitel bezieht sich EU auf EU 27.

2

Zu den Schwellenländern Asiens zählen wir Greater China, die ASEAN-Staaten (Brunei, Indonesien, Malaysia, Myanmar, Kambodscha, Laos, die Philippinen, Singapur, Thailand, Vietnam), Indien, Pakistan und Bangladesch.

Entwicklung der Wirtschaft nach Regionen

In der Europäischen Union (EU) stieg das BIP 2021 um 5,2 % (2020: –6,1 %). Zu Jahresbeginn beeinträchtigten Einschränkungen im stationären Einzelhandel, im Gastgewerbe, im Tourismus sowie im Kultur- und Unterhaltungssektor die wirtschaftliche Erholung. Im Laufe des zweiten Quartals wurden die Restriktionen infolge sinkender Infektionszahlen sukzessive gelockert. Zugleich nahm die aufgrund von Impfstoffmangel zögerlich verlaufene Impfkampagne an Fahrt auf. Aufgrund von Basiseffekten war das Wachstum des BIP im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorjahr zweistellig. Aber auch gegenüber dem Anfangsquartal war im zweiten und dritten Quartal 2021 eine deutliche Belebung zu verzeichnen, vor allem in den europäischen Tourismusdestinationen. In Frankreich (+7,0 %), Italien (+6,4 %) und Spanien (+5,0 %) wuchs das BIP 2021 besonders dynamisch. Deutschland war dagegen stärker von Engpässen bei Vorleistungen für die Investitionsgüter- und Automobilindustrie betroffen. Mit 2,8 % wuchs die deutsche Wirtschaft im Jahr 2021 daher nur unterdurchschnittlich. In den osteuropäischen EU-Ländern (+5,3 %) lag das Wachstum trotz niedrigerer Impf- und höherer Infektionsquoten auf ähnlichem Niveau wie das der west­europäischen EU-Länder (+5,2 %).

Die Wirtschaft im Vereinigten Königreich (2021: +7,5 %) erholte sich trotz der am Jahresanfang endenden Übergangsphase zum Brexit zu einem erheblichen Teil von ihrem starken Einbruch im Vorjahr (2020: –9,4 %). Schnell steigende Impfquoten, aber auch die vollständige Öffnung der britischen Wirtschaft ab Mitte Juli trugen dazu bei. Allerdings waren die Folgen des Brexits im Jahresverlauf zu spüren, insbesondere aufgrund des Mangels an Arbeitskräften in den Logistikketten und im Handwerk.

In Russland nahm das BIP um 4,3 % zu (2020: –2,9 %). Gestiegene Öl- und Gaspreise sorgten für zunehmende Außenhandels­überschüsse und stützten das Wachstum, während hohe Infektions­zahlen und Lockdowns die Konjunktur belasteten.

In den USA verlief die Konjunkturentwicklung volatil. Staatliche Stimulusprogramme stützten die Nachfrage der privaten Haushalte zu Jahresbeginn in erheblichem Maße, so dass das BIP in den ersten beiden Quartalen stark wuchs. Mit dem Auslaufen von Unterstützungszahlungen, wieder steigenden Infektionszahlen sowie wegen zunehmender Lieferschwierigkeiten aufgrund von Staus in den wichtigsten Importhäfen nahm der private Konsum in der zweiten Jahreshälfte aber langsamer zu. Insgesamt wuchs das Brutto­inlandsprodukt in den USA im Jahr 2021 um 5,7 % (2020: –3,4 %).

In den Schwellenländern Asiens schwächte sich das Wachstum im Jahresverlauf deutlich ab. In China setzte sich die im Vorjahr begonnene dynamische Erholung zunächst fort. Allerdings beeinträchtigten Mobilitätseinschränkungen und selektive Lockdowns, selbst bei nur vereinzeltem Auftreten von Corona-Infektionen, sowie restriktivere Finanzierungskonditionen im Bausektor das Wachstum der Inlandsnachfrage. Hinzu kamen Rationierungen bei der Energie­versorgung. Die Exportnachfrage wuchs dagegen stark. Insgesamt expandierte die chinesische Wirtschaft um 8,1 % (2020: 2,2 %). Viele andere Schwellenländer in Asien, unter anderem Indien, Malaysia und Thailand, waren gezwungen, zeitweise restriktive Maßnahmen zur Eindämmung von Infektionswellen zu ergreifen. Insgesamt wuchs die Region 2021 um 7,3 %.

Die Konjunktur in Japan und Südkorea wurde ebenfalls erheblich von der Pandemie beeinträchtigt. In Japan wurde zeitweise der Notstand ausgerufen. Der private Verbrauch konnte so nur wenig zulegen. Die Exporte wuchsen zwar stark, wurden durch den Wachstumsrückgang in China und Lieferengpässe in der Automobil­industrie jedoch beeinträchtigt. Insgesamt nahm das BIP in Japan nur um 1,7 % zu (2020: –4,5 %). In Südkorea war das Wachstum mit 4,0 % (2020: –0,9 %) deutlich höher.

Die Region Südamerika verzeichnete eine schnelle konjunkturelle Erholung, die durch die steigenden Preise für Agrargüter und Industrierohstoffe gestützt wurde. Allerdings wurde die Inlandsnachfrage in einigen Ländern durch Währungsabwertungen und steigende Inflationsraten gedämpft. In Brasilien konnte das BIP um 4,7 % zulegen (2020: –4,2 %), gestützt durch deutlich steigende Exporte und Investitionen sowie eine moderate Expansion des privaten Konsums. In Argentinien wuchs die Wirtschaftsleistung sogar um 9 %, allerdings war der Einbruch im Vorjahr mit fast –10 % auch deutlich stärker. Insgesamt stieg das BIP in der Region 2021 um 6,8 % nach einem Rückgang in ähnlicher Größenordnung im Vorjahr.